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Duden: Rechtschreibung der deutschen Sprache, 20. auflage, 1991, s. 37–46

Komma (Beistrich)

Das Komma zwischen Satzteilen R 90 bis 104

Das Komma bei Partizipial- und Infinitivgruppen R 105–108

Das Komma zwischen Sätzen R 109–115

Das Komma vor „und“ oder „oder“ (Zusammenfassung) R 116–124

Das Komma beim Zusammentreffen einer Konjunktion (eines Bindewortes) mit einem Adverb, Partizip u. a. R 125–127

Das Komma zwischen Satzteilen

Das Komma steht innerhalb eines Satzes vor allem bei Aufzählungen, heraus­gehobenen Satzteilen sowie Ein­schüben und Zusätzen aller Art. Es steht jedoch nicht zwischen Satz­gliedern, auch wenn diese durch Bei­fügungen sehr umfangreich sind.

R 90

Das Komma steht bei Aufzählungen zwischen Wörtern gleicher Wortart und zwischen gleich­artigen Wort­gruppen, wenn sie nicht durch „und“ oder „oder“ verbunden sind.

Am Schluß einer Aufzählung steht kein Komma, wenn der Satz weitergeht.

Feuer, Wasser, Luft und Erde. Er sägte, hobelte, hämmerte die ganze Nacht. Es war ein süßes, klebriges, kaum genießbares Getränk. Sie ist viel, viel schöner.

Das Komma steht aber nicht vor dem letzten der auf­gezählten Attribute eines Substantivs, wenn dieses mit dem Substantiv einen Gesamt­begriff bildet.

ein Glas dunkles bayrisches Bier
Sehr geehrte gnädige Frau!
Er machte bedeutende, lehrreiche physikalische Versuche.

 

Gelegentlich hängt es vom Sinn des Satzes ab, ob ein Gesamt­begriff vorliegt oder nicht.

die höher liegenden unbewaldeten Hänge (ohne Komma, weil es auch tiefer liegende unbewaldete Hänge gibt)
die höher liegenden, unbewaldeten Hänge (mit Komma, weil die tiefer liegenden bewaldet sind)

R 91

Mehrteilige Wohnungsangaben werden durch Komma gegliedert.

Renate Meier, Dresden, Wilhelmstr. 24, I. Stock, links
Peter Schmidt, Landgraf-Georg-Straße 4, Darmstadt

 

Wird die Wohnungs­angabe mit einer Präposition (einem Verhältnis­wort) an den Namen an­geschlossen oder auf andere Weise in den Satz einbezogen, dann steht nach dem letzten Bestand­teil kein Komma.

Frau Anke Meyer in Heidelberg, Hauptstraße 15 hat den ersten Preis gewonnen. Herr Schmitt ist von Bonn, Königstraße 20 nach Mannheim-Feudenheim, Eberbacher Platz 14 umgezogen.

 

Folgt aber die Wohnungs­angabe unmittelbar auf den Namen, dann ist sie eine nach­gestellte genauere Bestimmung, die nach R 98 in Kommas eingeschlossen wird.

Frau Anke Meyer, Heidelberg, Hauptstraße 15, hat den ersten Preis gewonnen. Die Firma Voß, Köln, Hansaring 12, hat mitgeteilt …

R 92

Mehrteilige Angaben von Stellen aus Büchern, Zeitschriften o. ä. werden gewöhnlich durch Komma gegliedert.

Man findet diese Regel im Duden, Recht­schreibung, S. 38, R 92. Der Artikel erschien im „Spiegel“, Heft 48, 1990, S. 25 f.

 

Bei Hinweisen auf Gesetze, Ver­ordnungen usw. wird gewöhnlich kein Komma gesetzt.

§ 6 Abs. 2 Satz 2 der Personal­verordnung

R 93

Mehrere vor­angestellte Namen und Titel werden nicht durch Komma getrennt.

Hans Albert Schulze (aber: Schulze, Hans Albert)
Direktor Professor Dr. Max Müller
Seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II.

 

In der Regel steht auch kein Komma bei „geb.“, „verh.“, „verw.“ usw.

Martha Schneider geb. Kühn

 

Der Geburtsname o. ä. kann aber auch als nach­getragener Zusatz aufgefaßt werden und wird dann in Kommas ein­geschlossen.

Dr. Karl Schneider und Frau Martha[,] geb. Kühn[,] geben sich die Ehre …

R 94

Das Komma steht nach heraus­gehobenen Satz­teilen, die durch ein Pronomen (Fürwort) oder Adverb erneut auf­genommen werden.

Deinen Vater, den habe ich gut gekannt. In diesem Kranken­haus, da haben sie mir die Mandeln heraus­genommen.

R 95

Das Komma trennt die Anrede vom übrigen Satz.

Kinder, hört doch mal zu! Haben Sie meinen Brief bekommen, Herr Müller? Das, mein Lieber, kannst du nicht von mir ver­langen. Hallo, Tina, wie geht es dir?

 

Nach der Anrede am Anfang eines Briefes wird heute gewöhnlich ein Komma gesetzt (vgl. R 30). Das erste Wort des Brief­textes wird dann klein geschrieben, wenn es kein Substantiv oder Anrede­pronomen ist.

Sehr geehrter Herr Schmidt, gestern erhielt ich …

R 96

Das Komma trennt die Inter­jektion (das Ausrufe-, Empfindungs­wort) vom Satz, wenn sie mit besonderem Nachdruck gesprochen wird.

Ach, das ist schade! Au, du tust mir weh!

 

Dies gilt auch für die bekräftigende Bejahung und Verneinung.

Ja, daran ist nicht zu zweifeln. Nein, das sollte er nicht sagen.

 

Kein Komma steht, wenn sich die Interjektion o. ä. eng an den folgenden Text anschließt.

Ach laß mich doch in Ruhe! Ja wenn er nur käme! Seine ach so große Vergeßlichkeit …

R 97

Das Komma trennt den nach­gestellten Beisatz (die Apposition) ab.

Johannes Gutenberg, der Erfinder der Buchdrucker­kunst, wurde in Mainz geboren. Das Auto, Massen­verkehrsmittel und Status­symbol zugleich, bestimmt immer mehr das Gesicht unserer Städte.

Kein Komma steht dagegen, wenn der Beisatz zum Namen gehört.

Heinrich der Löwe wurde im Dom zu Braunschweig begraben. Das ist ein Gemälde von Hans Holbein dem Jüngeren.

 

Gelegentlich entscheidet allein das Komma, ob eine Aufzählung oder ein Beisatz vorliegt. In diesen Fällen kann also das Komma den Sinn eines Satzes verändern.

Gertrud, meine Schwester, und ich wohnen im selben Haus (2 Personen).

Gertrud, meine Schwester und ich wohnen im selben Haus (3 Personen).

R 98

Nachgestellte genauere Bestimmungen werden durch das Komma abgetrennt oder, wenn der Satz weitergeführt wird, in Kommas eingeschlossen.

Das Schiff verkehrt wöchentlich einmal, und zwar sonntags. Wir müssen etwas unter­nehmen, und das bald. Bei unserer nächsten Sitzung, das ist am Donners­tag, werde ich diese An­gelegenheit zur Sprache bringen. Mit einem Scheck über 2 000, DM, in Worten: zweitausend Deutsche Mark, hat er die Rechnung bezahlt. Es gibt vier Jahres­zeiten, nämlich Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

 

Das gilt vor allem für Bestimmungen, die durch „und zwar“, „und das», „nämlich“, „d. h.“, „d. i.“, „z. B.“ u. ä. eingeleitet werden.

 

Wird eine adjektivische Beifügung (ein Attribut) durch eine zweite Beifügung näher bestimmt, dann setzt man kein schließendes Komma, um den Zusammenhang der Fügung nicht zu stören.

Ausländische, insbesondere holländische Firmen traten als Bewerber auf. Das Buch enthält viele farbige, und zwar mit der Hand kolorierte Holzschnitte.

 

Das schließende Komma steht auch dann nicht, wenn ein Teil des Prädikats (der Satz­aussage) näher bestimmt und die zugehörige Personal­form des Verbs nur einmal gesetzt wird.

Er wurde erst wieder ruhiger, als er sein Herz aus­geschüttet, d. h. alles erzählt hatte.

Gelegentlich werden nachgestellte Beisätze oder nachgestellte genauere Bestimmungen nicht als Einschübe gewertet, die den Satz unterbrechen, sondern wie ein Satzglied behandelt und nicht durch Komma abgetrennt. Die Entscheidung liegt in diesen Fällen beim Schreibenden.

Die Kranke hatte entgegen ärztlichem Verbot das Bett verlassen.
Oder: Die Kranke hatte, entgegen ärztlichem Verbot, das Bett verlassen.
Alle bis auf Hannelore wollen mitfahren.

Oder: Alle, bis auf Hannelore, wollen mitfahren.
Der Angeklagte Max Müller erschien nicht zur Ver­handlung.
Oder: Der Angeklagte, Max Müller, erschien nicht zur Ver­handlung.

Kein Komma steht bei genaueren Bestimmungen, die zwischen einem Artikel, Pronomen oder Zahl­wort und dem zugehörigen Substantiv stehen.

eine wenn auch noch so bescheidene Forderung; diese den Betrieb stark belastenden Ausgaben; zwei mit allen Wassern gewaschene Betrüger

R 99

Nachgestellte Adjektive und Partizipien werden durch das Komma abgetrennt oder, wenn der Satz weitergeführt wird, in Kommas ein­geschlossen.

Er schaut zum Fenster hinaus, müde und gelangweilt. Sie erzählte allerlei Geschichten, erlebte und erfundene. Der November, kalt und naß, löste eine heftige Grippe­welle aus. Dein Winter­mantel, der blaue, muß in die Reinigung.
Kabeljau, gedünstet

 

Das Komma steht aber nicht, wenn in bestimmten festen Fügungen oder dichterischen Wendungen ein alleinstehendes Adjektiv nachgestellt ist.

Aal blau
Karl Meyer junior
Bei einem Wirte wundermild …

R 100

Das Datum wird von Orts-, Wochentags- und Uhrzeitangaben durch Komma getrennt.

Berlin, den 26. 12. 1990
Mannheim, im Januar 1991
Mittwoch, den 25. Juli, [um] 20 Uhr findet die Sitzung statt.

 

Folgt der Monatstag auf den Wochentag, so muß man beachten, ob eine Aufzählung vorliegt oder ob dem Wochentag ein erklärender Beisatz nachgestellt ist. (Vgl. R 44 f.)

Er kommt am Montag, dem 5. September, an. (Wochen- und Monatstag stehen im Dativ; Beisatz.) Er kommt am Montag, den 5. September an. (Der Wochentag steht im Dativ, der Monatstag im Akkusativ; Aufzählung.)
Er kommt Montag, den 5. September, an. Oder: Er kommt Montag, den 5. September an. (Wochen- und Monatstag stehen im Akkusativ; Beisatz oder Aufzählung.)

R 101

Das Komma steht zwischen Satzteilen, die durch anreihende Konjunktionen (Bindewörter)1 in der Art einer Aufzählung verbunden sind.

 
 

Dies gilt vor allem bei:
bald – bald
einerseits – and[e]rerseits
einesteils – ander[e]nteils
je – desto
ob – ob
teils – teils
nicht nur – sondern auch
halb – halb

Die Kinder spielen teils auf der Straße, teils im Garten. Er ist nicht nur ein guter Schüler, sondern auch ein guter Sportler. Halb zog sie ihn, halb sank er hin.

 

1 Als Konjunktionen werden hier der Einfachheit halber auch die einem Satzteil vorangestellten Adverbien (z. B. teils – teils) bezeichnet.

Kein Komma steht vor den anreihenden Kon­junktionen, die eng zusammen­gehörige Satz­teile ver­binden (vgl. aber R 109). Hierzu gehören:

 

 

und
sowie
wie
sowohl – als auch
weder – noch

Der prunkvolle Becher war innen wie außen vergoldet. Ich weiß weder seinen Nachnamen noch seinen Vornamen. Der Vorfall war sowohl ihm als auch seiner Frau sehr peinlich.

 

Vor „und“ steht bei Aufzählungen auch dann kein Komma, wenn eine Infinitivgruppe oder ein Neben­satz folgt.

Die Mutter kaufte der Tochter einen Koffer, einen Mantel, ein Kleid und was sie sonst noch für die Reise brauchte.

 

Wird der übergeordnete Satz nach der Infinitiv­gruppe oder nach dem Nebensatz weiter­geführt, dann ist es dem Schreibenden frei­gestellt, ein Komma zu setzen oder nicht.

Bei Regen oder wenn es kalt ist[,] ziehe ich den Mantel an.

R 102

Kein Komma steht vor den ausschließenden Konjunktionen (Bindewörtern), wenn sie nur Satzteile verbinden.

 
 

Hierzu gehören:
oder
beziehungsweise (bzw.)
respektive (resp.)
entweder – oder

Heute oder morgen will sie dich besuchen. Du mußt dich entweder für das eine oder für das andere entscheiden.

 

Vgl. aber R 109.

 
R 103

Das Komma steht vor den entgegen­setzenden Konjunktionen (Binde­wörtern).

 
 

Hierzu gehören vor allem:
aber
allein
[je]doch
vielmehr
sondern

arm, aber glücklich; nicht schön, doch sehr nützlich. Das war kein Pkw, sondern ein größerer Liefer­wagen.

R 104

Kein Komma steht vor den ver­gleichenden Kon­junktionen (Binde­wörtern) „als“, „wie“ und „denn“, wenn sie nur Satz­teile verbinden.

Es ging besser als erwartet. Die neuen Geräte gingen weg wie warme Semmeln. Mehr denn je kommt es heute darauf an, gediegenes Fach­wissen zu besitzen.

Das Komma steht dagegen bei Vergleichs­sätzen und bei dem Infinitiv (der Grund­form) mit „zu“.

Es ging besser, als wir erwartet hatten. Komm so schnell, wie du kannst (aber: Komm, so schnell du kannst). Für ihn gibt es nichts Schöneres, als weiterzuschlafen, wenn der Wecker geklingelt hat.

 

Das Komma kann auch gesetzt werden, wenn der Vergleichssatz nur durch sein Prädikat mit nachgestellter Personalform erkennbar wird.

Wir haben mehr Stühle[,] als nötig sind.

 

Bei den mit „wie“ angeschlossenen Fügungen ist es dem Schreibenden gelegentlich freigestellt, ob er die Fügung als eng zum Bezugswort gehörend oder als nachgetragen ansehen will.

Die Auslagen[,] wie Post- und Fernsprech­gebühren, Eintritts­gelder, Fahr­kosten u. dgl.[,] ersetzen wir Ihnen.

Das Komma bei Partizipial- und Infinitivgruppen (Mittelwort- und Grundformgruppen)

Partizipien und Infinitive bilden mit einer näheren Bestimmung Partizipial- bzw. Infinitiv­gruppen, die zwischen Satzglied und Satz stehen. Infinitive mit „zu“ ohne eine nähere Bestimmung sind dem­gegenüber einfache Satzglieder. Sie werden der Über­sichtlichkeit wegen in diesem Abschnitt mit­behandelt.

R 105

Partizipien ohne nähere Bestimmung oder mit nur einem Wort als näherer Bestimmung stehen ohne Komma.

Lachend kam sie auf mich zu. Gelangweilt sah er zum Fenster hinaus. Schreiend und johlend durch­streiften sie die Straßen. Verschmitzt lächelnd schaute er zu.

 

Vgl. hierzu aber R 99.

 

Bestimmte Fügungen können durch ein Komma abgetrennt werden, wenn man sie als Vertretung eines voll­ständigen Neben­satzes auffaßt.

Das sind[,] grob gerechnet[,] 20 % der Einnahmen. Das ist[,] logisch betrachtet[,] nicht in Ordnung.

R 106

Die Partizipial­gruppe wird gewöhnlich durch Komma ab­getrennt.

Aus vollem Halse lachend, kam er auf mich zu. Er sank, zu Tode getroffen, zu Boden.

 

Bei den mit „betreffend“ und „ent­sprechend“ ge­bildeten Gruppen ist das Komma frei­gestellt, weil diese Wörter auch wie Präpositio­nen gebraucht werden.

Seinem Vorschlag ent­sprechend[,] ist das Haus verkauft worden. Ihre Wohnung betreffend[,] möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen.

 

Ist die voran­gestellte Partizipial­gruppe Subjekt des Satzes (Satz­gegenstand), steht kein Komma.

Schlecht gefahren ist besser als gut gegangen.

Einige Wortgruppen sind den Partizipial­gruppen gleich­zustellen, weil man sie durch „habend“, „seiend“, „werdend“, „geworden“ ergänzen kann. Sie werden durch Komma abgetrennt.

Neben ihm saß seine Freundin, den Kopf im Nacken. und hörte der Unter­haltung zu. Seit mehreren Jahren kränklich, hatte er sich in ein Sanatorium zurück­gezogen.

R 107

Der erweiterte Infinitiv mit „zu“ (die Infinitiv­gruppe, Grundform­gruppe) wird gewöhnlich durch Komma abgetrennt.

Sie ging in die Stadt, um einzukaufen. Du brauchst nichts zu tun, als ruhig abzuwarten. Er hatte keine Gelegenheit, sich zu waschen. Wir hoffen, hiermit Ihre Fragen be­antwortet zu haben, und grüßen Sie … Die Ursache des Unglücks fest­zustellen, hat die Polizei als sehr schwierig bezeichnet.

 

Ein Infinitiv ist bereits erweitert, wenn „ohne zu“, „um zu“, „als zu“, „[an]statt zu“ an Stelle des bloßen „zu“ stehen.

 

Als erweitert gelten auch die mehr­gliedrigen Infinitive des Aktivs im Perfekt (der Tatform in der 2. Vergangen­heit) und des Passivs (der Leideform).

Ich erinnere mich, wider­sprochen zu haben. Er war der Überzeugung, verraten worden zu sein. Er wünschte sich, eingeladen zu werden.

 

Es steht aber kein Komma:

 

wenn der erweiterte Infinitiv mit dem Hauptsatz verschränkt ist oder wenn er innerhalb der verbalen Klammer steht;

Diesen Vorgang wollen wir zu erklären versuchen. (Hauptsatz: Wir wollen versuchen.)
Wir hatten den Betrag zu überweisen beschlossen. (Hauptsatz: Wir hatten beschlossen.)

wenn ein Glied des erweiterten Infinitivs an den Anfang des Satz­gefüges tritt und der Haupt­satz dadurch von dem erweiterten Infinitiv ein­geschlossen wird;

Diesen Betrag bitten wir auf unser Konto zu überweisen. (Hauptsatz: Wir bitten.)

wenn der voran­stehende erweiterte Infinitiv das Subjekt (den Satz­gegenstand) vertritt (es sei denn, ein hin­weisendes Wort wie „das“ oder „dies“ weist auf den Infinitiv zurück);

Sich selbst zu besiegen ist der schönste Sieg.
Aber: Sich selbst zu besiegen, das ist der schönste Sieg.

wenn der erweiterte Infinitiv auf Hilfs­verben oder als Hilfs­verben gebrauchte Verben folgt.

Nur als Hilfs­verben werden gebraucht: sein, haben, brauchen, pflegen, scheinen.

Die Spur war deutlich zu sehen. Sie haben nichts zu verlieren. Sie pflegt abends ein Glas Wein zu trinken. Du scheinst heute schlecht gelaunt zu sein.

 

Als Hilfsverben oder als selbständige Verben können die Wörter „drohen“ und „versprechen“ gebraucht werden.

 
 

Als Hilfsverben:

Der Kranke drohte (= lief Gefahr) bei dem Anfall zu ersticken.
Er verspricht ein tüchtiger Kaufmann zu werden (= allem Anschein nach wird er ein tüchtiger Kaufmann).

 

Als selbständige Verben:

Der Kranke drohte (= sprach die Drohung aus), sich umzubringen.
Er hat versprochen
(= gab das Versprechen), mir das Buch zu bringen.

Bei einigen Verben kann zwischen dem Gebrauch als Hilfs­verb und der Verwendung als selb­ständiges Verb nicht eindeutig unter­schieden werden. Hier ist das Komma freigestellt.

 
 

Zu diesen Verben gehören: anfangen, aufhören, beginnen, bitten, denken, fürchten, gedenken, glauben, helfen, hoffen, meinen, verdienen, verlangen, versuchen, wagen, wünschen u. a.

Er glaubt[,] mir damit imponieren zu können. Wir bitten[,] diesen Auftrag möglichst schnell zu erledigen. Sie verlangte[,] ihren Bruder zu sprechen. Das verdient[,] an dieser Stelle erwähnt zu werden. Er half[,] den Schrank in die Wohnung zu tragen.

 

Tritt aber eine Umstands­angabe oder eine Ergän­zung zu einem dieser Verben, dann ist es ein selb­ständiges Verb. Folglich muß in diesen Fällen ein Komma gesetzt werden.

Die Ärztin glaubte fest, den Kranken durch eine Opera­tion retten zu können. Er bat mich, bald wieder­zukommen. Er half ihm, den Schrank in die Wohnung zu tragen.

R 108

Der reine Infinitiv mit „zu“ wird in den meisten Fällen nicht durch Komma ab­getrennt.

Die Abgeordnete beginnt zu sprechen. Seine Be­reitschaft zu helfen muß man an­erkennen. Zu klagen wagte sie nicht.

 

Ein Komma steht jedoch:

 

wenn ein hin­weisendes Wort wie „das“ oder „dies“ auf den voran­gestellten reinen Infinitiv mit „zu“ hin­deutet;

Zu tanzen, das ist ihre größte Freude.

wenn mehrere reine Infinitive mit „zu“ dem Haupt­satz folgen oder in ihn ein­geschoben sind oder wenn ein reiner und ein erweiterter Infinitiv zusammen­stehen;

Er war immer bereit, zu raten und zu helfen. Ohne den Willen, zu lernen und zu arbeiten, wirst du es zu nichts bringen. Es ist sein Wunsch, zu arbeiten und in Ruhe zu leben.

wenn der reine Infinitiv mit „zu“ als Subjekt (Satz­gegenstand) dem Prädikat (der Satz­aussage) folgt;

Seine Absicht war, zu gewinnen.

wenn das „zu“ des reinen Infinitivs in der Bedeutung von „um zu“ verwendet wird;

Ich komme, [um] zu helfen.

wenn Mißverständnisse vermieden werden sollen.

Wir rieten ihm, zu folgen.
Aber: Wir rieten, ihm zu folgen.

Wird ein reiner Infinitiv durch einen nach­folgenden Neben­satz näher bestimmt, dann ist das Komma frei­gestellt.

Er hatte keinen Grund zu glauben, daß er übervorteilt wurde.
Oder: Er hatte keinen Grund, zu glauben, daß er übervorteilt wurde.

 

Wenn aber dem reinen Infinitiv ein als Hilfsverb gebrauchtes Verb vorausgeht, darf vor dem Infinitiv kein Komma stehen.

Wir bitten zu entschuldigen, daß …

Das Komma zwischen Sätzen

Das Komma zwischen Sätzen hat in erster Linie die Aufgabe, den Nebensatz von seinem Haupt­satz und von anderen Neben­sätzen zu trennen. Darüber hinaus trennt das Komma aber auch selb­ständige Sätze an Stelle des Punktes oder des Semikolons, wenn diese Sätze in enger gedanklicher Verbindung aneinander­gereiht sind.

R 109

Das Komma trennt neben­geordnete selb­ständige Sätze.

Die Musik wird leiser, der Vorhang hebt sich, das Spiel beginnt.

 

Dies gilt auch dann, wenn sie durch Kon­junktionen (Binde­wörter) wie
und
oder
beziehungs­weise
weder – noch
ent­weder – oder ver­bunden sind.

Sie machten es sich bequem, die Kerzen wurden an­gezündet, und der Gast­geber versorgte sie mit Ge­tränken. Er hat ihm weder beruflich geholfen, noch hat er seine künstleri­schen Anlagen gefördert. Willst du mit­kommen, oder hast du etwas anderes vor? Setzen Sie sich dort drüben hin, und verhalten Sie sich ganz ruhig!

 

Kein Komma steht aber:

 

bei durch „und“ oder „oder“ verbundenen selb­ständigen Sätzen, wenn sie kurz sind und eng zusammen­gehören;

Er grübelte und er grübelte. Er lief oder er fuhr. Tue recht und scheue niemand!
(Aber bei verschiedenen Subjekten: Er ruderte, und sie steuerte.)

nach formel­haften Auf­forderungs­sätzen wie „Sei so gut“, „Seien Sie bitte so freund­lich“, wenn der folgende Satz mit „und“ an­geschlossen ist;

Seien Sie bitte so nett und geben Sie mir das Buch.

bei durch „und“ oder „oder“ ver­bundenen Sätzen, die einen Satz­teil gemein­sam haben. Dies gilt auch, wenn zwei Haupt­sätze einen voran­gestellten gemeinsamen Neben­satz haben.

Sie stiegen ins Auto und fuhren nach Hause. Er wohnt in Mannheim und ich in Darmstadt. Samstags wäscht er den Wagen oder mäht den Rasen. Bitte tanken Sie den Wagen auf und fahren Sie ihn dann in die Waschanlage. Als der Mann in den Hof trat, bellte der Hund und schnatterten die Gänse.
(Aber bei anderer Wortstellung: Als der Mann in den Hof trat, bellte der Hund, und die Gänse schnatterten.)

R 110

Das Komma steht vor und nach dem ein­geschobenen Satz.

Eines Tages, es war mitten im Winter, stand ein Reh in unserem Garten.

 

Vgl. auch R 55 u. R 85.

 
R 111

Das Komma steht zwischen Haupt- und Neben­satz (Glied­satz).

Wenn es möglich ist, erledigen wir den Auftrag sofort. Was er sagt, stimmt nicht. „Ich kenne Sie nicht“, antwortete er. Hunde, die bellen, beißen nicht. Es freut mich sehr, daß du wieder gesund bist. Ich weiß, er ist unschuldig. Er fragt, mit welchem Zug du kommst. Sie rief: „Du hast mir gerade noch gefehlt!“, als ich hereinkam.

 

Der Nebensatz kann Vorder­satz, Zwischen­satz oder Nach­satz sein. Der Zwischen­satz wird von Kommas ein­geschlossen.

Nach der wörtlichen Rede steht kein Komma, wenn sie durch ein Frage- oder Ausrufe­zeichen ab­geschlossen ist und der Hauptsatz un­mittelbar anschließt.

„Was ist das für ein Käfer?“ fragte er. „Du sollst mich in Ruhe lassen!“ rief sie.

 

Bei hinweisendem „so“, „das“ o. ä. wird dagegen ein Komma gesetzt.

„Diese Betrüger, diese Schufte!“, so jammerte er immer wieder.

R 112

Das Komma trennt Neben­sätze (Glied­sätze) gleichen Grades, die nicht durch „und“ oder „oder“ ver­bunden sind.

Wenn das wahr ist, wenn du ihn wirklich nicht gesehen hast, dann brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Er kannte niemanden, der ihm geholfen hätte, an den er sich hätte wenden können.
Aber: Sie sagte, sie wisse Bescheid und der Vorgang sei ihr völlig klar.

R 113

Das Komma trennt Neben­sätze (Glied­sätze) ver­schiedenen Grades.

Er war zu klug, als daß er in die Falle gegangen wäre, die man ihm gestellt hatte.

R 114

Für das Komma in Auslassungs­sätzen gelten dieselben Richt­linien wie bei voll­ständigen Sätzen.

Vielleicht, daß er noch eintrifft. (Vielleicht geschieht es, daß …)
Ich weiß nicht, was anfangen. (…, was ich anfangen soll.) Ehre verloren, alles verloren. (Wenn die Ehre verloren ist, ist alles verloren.)

 

Unvollständige Nebensätze, die mit „wie“ oder „wenn“ u. a. eingeleitet sind, stehen oft ohne Komma; sie sind formelhaft geworden und wirken wie eine einfache Umstands­angabe.

Er ging wie immer (= gewohntermaßen) nach dem Essen spazieren.
Wir wollen die Angelegenheit wenn möglich
(= möglichst) heute noch erledigen.
Ihre Darlegungen endeten wie folgt
(= folgendermaßen): …

R 115

Das Wort „bitte“ wird meist als bloße Höflichkeits­formel verwendet und steht dann ohne Komma im Satz.

Bitte gehen Sie voran. Geben Sie mir bitte das Buch.

 

Bei besonderer Betonung kann es aber auch durch Komma ab­getrennt bzw. in Kommas ein­geschlossen werden.

Bitte, kommen Sie einmal zu mir! Geben Sie mir, bitte, noch etwas Zeit.

Das Komma vor „und“ oder „oder“ (Zusammenfassung)

R 116

Das Komma steht, wenn „und“ oder „oder“ selb­ständige Sätze verbindet.

Es wurde immer kälter, und der Südwind türmte Wolken um die Gipfel.

 

Dies gilt auch für selbständige Sätze mit Aus­lassungen.

Nur noch wenige Minuten, und wir können beginnen.

R 117

Das Komma steht, wenn ein Zwischen­satz voraus­geht.

Wir glauben, daß wir richtig gehandelt haben, und werden diesen Weg weiter­gehen.

 

Als Zwischensatz gilt auch ein eingeschobener erweiterter Infinitiv (eine ein­geschobene erweiterte Grund­form).

Wir hoffen, Ihre Bedenken hiermit zerstreut zu haben, und grüßen Sie …

R 118

Das Komma steht, wenn „und“ oder „oder“ ein Satz­gefüge anschließt, das mit einem Neben­satz oder einem er­weiterten Infinitiv beginnt.

Ich habe ihn oft besucht, und wenn er in guter Stimmung war, dann saßen wir bis spät in die Nacht zusammen. Es waren schlechte Zeiten, und um zu über­leben, nahm man es mit vielen Dingen nicht so genau.

R 119

Das Komma steht, wenn ein Beisatz (eine Appo­sition) voraus­geht.

Mein Onkel, ein großer Tier­freund, und seine vier­zehn Katzen leben jetzt in einer alten Mühle.

R 120

Das Komma steht, wenn „und zwar“ oder „und das“ nach­gestellte genauere Be­stimmungen einleitet.

Ich werde kommen, und zwar bald. Er gab nicht nach, und das mit Recht.

R 121

Es steht kein Komma, wenn „und“ oder „oder“ kurze und eng zusammen­gehörende selb­ständige Sätze verbindet.

Seid vernünftig und geht nach Hause! Er schrie und er tobte.

Bei verschiedenen Subjekten dagegen muß das Komma stehen.

Er ruderte, und sie steuerte.

R 122

Es steht kein Komma, wenn „und“ oder „oder“ selbständige Sätze mit einem gemeinsamen Satzteil verbindet.

Sie öffnete die Tür und ging in den Garten. Er spielt Geige und sie Klarinette.

R 123

Es steht kein Komma, wenn „und“ oder „oder“ Neben­sätze (Glied­sätze) gleichen Grades verbindet.

Weil sie die Schwäche ihres Sohnes für den Alkohol kannte und damit er nicht wieder ent­gleisen sollte, schickte sie ihn schon früh nach Hause.

R 124

Es steht kein Komma vor „und“ oder „oder“ in Auf­zählungen, auch wenn in einer Auf­zählung ein er­weiterter Infinitiv oder ein Neben­satz folgt.

Sie zogen Tomaten. Gurken. Weißkohl und Wirsing in ihrem Klein­garten. Wir bewegten uns auf Zehen­spitzen und ohne ein Wort zu sprechen. Sie lachte über ihn wegen seiner großen Füße und well er vor Aufregung stotterte.

Das Komma beim Zusammen­treffen einer Konjunktion (eines Binde­wortes) mit einem Adverb, Partizip u. a.

Bei bestimmten Fügungen, in denen eine Kon­junktion mit einem Adverb, Partizip u. a. zusammen­trifft (z. B. „voraus­gesetzt, daß“, „auch wenn“), sind besondere Richt­linien für die Komma­setzung inner­halb der Fügung zu beachten.

R 125

Werden die Teile der Fügung nicht als Einheit angesehen, dann steht das Komma gewöhnlich zwischen den Teilen, d. h. vor der eigentlichen Konjunktion.

 
 

Hierzu gehören Fügungen wie:
abgesehen davon, daß
angenommen, daß
ausgenommen, daß/wenn
es sei denn, daß
gesetzt [den Fall], daß
vorausgesetzt, daß

Angenommen, daß morgen gutes Wetter ist, wohin wollen wir fahren? Ich komme, es sei denn, daß ich im Büro auf­gehalten werde. Ich mag ihn gern, aus­genommen, wenn er schlechter Laune ist.

R 126

Wird die Fügung als Einheit angesehen, dann steht vor der eigentli­chen Kon­junktion gewöhnlich kein Komma.

 
 

Hierzu gehören Fügungen wie:
als daß
[an]statt daß
auch wenn
außer daß/wenn/wo
ohne daß
selbst wenn

Sie hat uns geholfen, ohne daß sie es weiß. Du mußt dich zusammen­nehmen, auch wenn es dir schwer­fällt. Der Plan ist viel zu um­ständlich, als daß wir ihn ausführen könnten. Anstatt daß der Direktor kam, erschien nur sein Stell­vertreter. Selbst wenn er mir das Doppelte bietet, werde ich ihm die Uhr nicht verkaufen.

R 127

In einigen Fügungen ist der Gebrauch des Kommas freigestellt.

 
 

Wird das vor der Konjunktion stehende Adverb u. ä. besonders betont und hervor­gehoben, dann wird meist ein Komma gesetzt.

Hierzu gehören Fügungen wie:
besonders[,] wenn
geschweige[,] daß (aber: geschweige denn, daß)
im Fall[,] daß/im Falle[,] daß
insofern/insoweit[,] als
je nachdem[,] ob/wie
namentlich[,] wenn
um so eher/mehr/weniger[,] als
ungeachtet[,] daß (aber: ungeachtet dessen, daß)
vor allem[,] wenn/weil

Ich habe ihn nicht gesehen, geschweige, daß ich ihn sprechen konnte.
Neben: Ich glaube nicht einmal, daß er anruft, geschweige daß er vorbeikommt.

Je nachdem, wie geschickt er ist, kann er hier oder im Garten arbeiten.
Neben: Je nachdem wie geschickt er ist, kann er hier oder im Garten arbeiten.

Weitere Hinweise: ↑ Anführungszeichen (R 14), ↑ Fragezeichen (R 51), ↑ Gedankenstrich (R 57 f.), ↑ Klammern (R 85), ↑ Zahlen (R 200 ff.).