Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Komma (Beistrich)
Das Komma zwischen Satzteilen R 90 bis 104
Das Komma bei Partizipial- und Infinitivgruppen R 105–108
Das Komma zwischen Sätzen R 109–115
Das Komma vor „und“ oder „oder“ (Zusammenfassung) R 116–124
Das Komma beim Zusammentreffen einer Konjunktion (eines Bindewortes) mit einem Adverb, Partizip u. a. R 125–127
Das Komma zwischen Satzteilen
Das Komma steht innerhalb eines Satzes vor allem bei Aufzählungen, herausgehobenen Satzteilen sowie Einschüben und Zusätzen aller Art. Es steht jedoch nicht zwischen Satzgliedern, auch wenn diese durch Beifügungen sehr umfangreich sind.
R 90 |
Das Komma steht bei Aufzählungen zwischen Wörtern gleicher Wortart und zwischen gleichartigen Wortgruppen, wenn sie nicht durch „und“ oder „oder“ verbunden sind. Am Schluß einer Aufzählung steht kein Komma, wenn der Satz weitergeht. |
Feuer, Wasser, Luft und Erde. Er sägte, hobelte, hämmerte die ganze Nacht. Es war ein süßes, klebriges, kaum genießbares Getränk. Sie ist viel, viel schöner. |
• |
Das Komma steht aber nicht vor dem letzten der aufgezählten Attribute eines Substantivs, wenn dieses mit dem Substantiv einen Gesamtbegriff bildet. |
ein Glas dunkles bayrisches Bier |
Gelegentlich hängt es vom Sinn des Satzes ab, ob ein Gesamtbegriff vorliegt oder nicht. |
die höher liegenden unbewaldeten Hänge (ohne Komma, weil es auch tiefer liegende unbewaldete Hänge gibt) |
|
R 91 |
Mehrteilige Wohnungsangaben werden durch Komma gegliedert. |
Renate Meier, Dresden, Wilhelmstr. 24, I. Stock, links |
Wird die Wohnungsangabe mit einer Präposition (einem Verhältniswort) an den Namen angeschlossen oder auf andere Weise in den Satz einbezogen, dann steht nach dem letzten Bestandteil kein Komma. |
Frau Anke Meyer in Heidelberg, Hauptstraße 15 hat den ersten Preis gewonnen. Herr Schmitt ist von Bonn, Königstraße 20 nach Mannheim-Feudenheim, Eberbacher Platz 14 umgezogen. |
|
Folgt aber die Wohnungsangabe unmittelbar auf den Namen, dann ist sie eine nachgestellte genauere Bestimmung, die nach R 98 in Kommas eingeschlossen wird. |
Frau Anke Meyer, Heidelberg, Hauptstraße 15, hat den ersten Preis gewonnen. Die Firma Voß, Köln, Hansaring 12, hat mitgeteilt … |
|
R 92 |
Mehrteilige Angaben von Stellen aus Büchern, Zeitschriften o. ä. werden gewöhnlich durch Komma gegliedert. |
Man findet diese Regel im Duden, Rechtschreibung, S. 38, R 92. Der Artikel erschien im „Spiegel“, Heft 48, 1990, S. 25 f. |
Bei Hinweisen auf Gesetze, Verordnungen usw. wird gewöhnlich kein Komma gesetzt. |
§ 6 Abs. 2 Satz 2 der Personalverordnung |
|
R 93 |
Mehrere vorangestellte Namen und Titel werden nicht durch Komma getrennt. |
Hans Albert Schulze (aber: Schulze, Hans Albert) |
In der Regel steht auch kein Komma bei „geb.“, „verh.“, „verw.“ usw. |
Martha Schneider geb. Kühn |
|
Der Geburtsname o. ä. kann aber auch als nachgetragener Zusatz aufgefaßt werden und wird dann in Kommas eingeschlossen. |
Dr. Karl Schneider und Frau Martha[,] geb. Kühn[,] geben sich die Ehre … |
|
R 94 |
Das Komma steht nach herausgehobenen Satzteilen, die durch ein Pronomen (Fürwort) oder Adverb erneut aufgenommen werden. |
Deinen Vater, den habe ich gut gekannt. In diesem Krankenhaus, da haben sie mir die Mandeln herausgenommen. |
R 95 |
Das Komma trennt die Anrede vom übrigen Satz. |
Kinder, hört doch mal zu! Haben Sie meinen Brief bekommen, Herr Müller? Das, mein Lieber, kannst du nicht von mir verlangen. Hallo, Tina, wie geht es dir? |
Nach der Anrede am Anfang eines Briefes wird heute gewöhnlich ein Komma gesetzt (vgl. R 30). Das erste Wort des Brieftextes wird dann klein geschrieben, wenn es kein Substantiv oder Anredepronomen ist. |
Sehr geehrter Herr Schmidt, gestern erhielt ich … |
|
R 96 |
Das Komma trennt die Interjektion (das Ausrufe-, Empfindungswort) vom Satz, wenn sie mit besonderem Nachdruck gesprochen wird. |
Ach, das ist schade! Au, du tust mir weh! |
Dies gilt auch für die bekräftigende Bejahung und Verneinung. |
Ja, daran ist nicht zu zweifeln. Nein, das sollte er nicht sagen. |
|
Kein Komma steht, wenn sich die Interjektion o. ä. eng an den folgenden Text anschließt. |
Ach laß mich doch in Ruhe! Ja wenn er nur käme! Seine ach so große Vergeßlichkeit … |
|
R 97 |
Das Komma trennt den nachgestellten Beisatz (die Apposition) ab. |
Johannes Gutenberg, der Erfinder der Buchdruckerkunst, wurde in Mainz geboren. Das Auto, Massenverkehrsmittel und Statussymbol zugleich, bestimmt immer mehr das Gesicht unserer Städte. |
• |
Kein Komma steht dagegen, wenn der Beisatz zum Namen gehört. |
Heinrich der Löwe wurde im Dom zu Braunschweig begraben. Das ist ein Gemälde von Hans Holbein dem Jüngeren. |
Gelegentlich entscheidet allein das Komma, ob eine Aufzählung oder ein Beisatz vorliegt. In diesen Fällen kann also das Komma den Sinn eines Satzes verändern. |
Gertrud, meine Schwester, und ich wohnen im selben Haus (2 Personen). Gertrud, meine Schwester und ich wohnen im selben Haus (3 Personen). |
|
R 98 |
Nachgestellte genauere Bestimmungen werden durch das Komma abgetrennt oder, wenn der Satz weitergeführt wird, in Kommas eingeschlossen. |
Das Schiff verkehrt wöchentlich einmal, und zwar sonntags. Wir müssen etwas unternehmen, und das bald. Bei unserer nächsten Sitzung, das ist am Donnerstag, werde ich diese Angelegenheit zur Sprache bringen. Mit einem Scheck über 2 000, DM, in Worten: zweitausend Deutsche Mark, hat er die Rechnung bezahlt. Es gibt vier Jahreszeiten, nämlich Frühling, Sommer, Herbst und Winter. |
Das gilt vor allem für Bestimmungen, die durch „und zwar“, „und das», „nämlich“, „d. h.“, „d. i.“, „z. B.“ u. ä. eingeleitet werden. |
||
Wird eine adjektivische Beifügung (ein Attribut) durch eine zweite Beifügung näher bestimmt, dann setzt man kein schließendes Komma, um den Zusammenhang der Fügung nicht zu stören. |
Ausländische, insbesondere holländische Firmen traten als Bewerber auf. Das Buch enthält viele farbige, und zwar mit der Hand kolorierte Holzschnitte. |
|
Das schließende Komma steht auch dann nicht, wenn ein Teil des Prädikats (der Satzaussage) näher bestimmt und die zugehörige Personalform des Verbs nur einmal gesetzt wird. |
Er wurde erst wieder ruhiger, als er sein Herz ausgeschüttet, d. h. alles erzählt hatte. |
|
• |
Gelegentlich werden nachgestellte Beisätze oder nachgestellte genauere Bestimmungen nicht als Einschübe gewertet, die den Satz unterbrechen, sondern wie ein Satzglied behandelt und nicht durch Komma abgetrennt. Die Entscheidung liegt in diesen Fällen beim Schreibenden. |
Die Kranke hatte entgegen ärztlichem Verbot das Bett verlassen. |
• |
Kein Komma steht bei genaueren Bestimmungen, die zwischen einem Artikel, Pronomen oder Zahlwort und dem zugehörigen Substantiv stehen. |
eine wenn auch noch so bescheidene Forderung; diese den Betrieb stark belastenden Ausgaben; zwei mit allen Wassern gewaschene Betrüger |
R 99 |
Nachgestellte Adjektive und Partizipien werden durch das Komma abgetrennt oder, wenn der Satz weitergeführt wird, in Kommas eingeschlossen. |
Er schaut zum Fenster hinaus, müde und gelangweilt. Sie erzählte allerlei Geschichten, erlebte und erfundene. Der November, kalt und naß, löste eine heftige Grippewelle aus. Dein Wintermantel, der blaue, muß in die Reinigung. |
Das Komma steht aber nicht, wenn in bestimmten festen Fügungen oder dichterischen Wendungen ein alleinstehendes Adjektiv nachgestellt ist. |
Aal blau |
|
R 100 |
Das Datum wird von Orts-, Wochentags- und Uhrzeitangaben durch Komma getrennt. |
Berlin, den 26. 12. 1990 |
Folgt der Monatstag auf den Wochentag, so muß man beachten, ob eine Aufzählung vorliegt oder ob dem Wochentag ein erklärender Beisatz nachgestellt ist. (Vgl. R 44 f.) |
Er kommt am Montag, dem 5. September, an. (Wochen- und Monatstag stehen im Dativ; Beisatz.) Er kommt am Montag, den 5. September an. (Der Wochentag steht im Dativ, der Monatstag im Akkusativ; Aufzählung.) |
|
R 101 |
Das Komma steht zwischen Satzteilen, die durch anreihende Konjunktionen (Bindewörter)1 in der Art einer Aufzählung verbunden sind. |
|
Dies gilt vor allem bei: |
Die Kinder spielen teils auf der Straße, teils im Garten. Er ist nicht nur ein guter Schüler, sondern auch ein guter Sportler. Halb zog sie ihn, halb sank er hin. |
|
1 Als Konjunktionen werden hier der Einfachheit halber auch die einem Satzteil vorangestellten Adverbien (z. B. teils – teils) bezeichnet. |
||
• |
Kein Komma steht vor den anreihenden Konjunktionen, die eng zusammengehörige Satzteile verbinden (vgl. aber R 109). Hierzu gehören: |
|
und |
Der prunkvolle Becher war innen wie außen vergoldet. Ich weiß weder seinen Nachnamen noch seinen Vornamen. Der Vorfall war sowohl ihm als auch seiner Frau sehr peinlich. |
|
Vor „und“ steht bei Aufzählungen auch dann kein Komma, wenn eine Infinitivgruppe oder ein Nebensatz folgt. |
Die Mutter kaufte der Tochter einen Koffer, einen Mantel, ein Kleid und was sie sonst noch für die Reise brauchte. |
|
Wird der übergeordnete Satz nach der Infinitivgruppe oder nach dem Nebensatz weitergeführt, dann ist es dem Schreibenden freigestellt, ein Komma zu setzen oder nicht. |
Bei Regen oder wenn es kalt ist[,] ziehe ich den Mantel an. |
|
R 102 |
Kein Komma steht vor den ausschließenden Konjunktionen (Bindewörtern), wenn sie nur Satzteile verbinden. |
|
Hierzu gehören: |
Heute oder morgen will sie dich besuchen. Du mußt dich entweder für das eine oder für das andere entscheiden. |
|
Vgl. aber R 109. |
||
R 103 |
Das Komma steht vor den entgegensetzenden Konjunktionen (Bindewörtern). |
|
Hierzu gehören vor allem: |
arm, aber glücklich; nicht schön, doch sehr nützlich. Das war kein Pkw, sondern ein größerer Lieferwagen. |
|
R 104 |
Kein Komma steht vor den vergleichenden Konjunktionen (Bindewörtern) „als“, „wie“ und „denn“, wenn sie nur Satzteile verbinden. |
Es ging besser als erwartet. Die neuen Geräte gingen weg wie warme Semmeln. Mehr denn je kommt es heute darauf an, gediegenes Fachwissen zu besitzen. |
• |
Das Komma steht dagegen bei Vergleichssätzen und bei dem Infinitiv (der Grundform) mit „zu“. |
Es ging besser, als wir erwartet hatten. Komm so schnell, wie du kannst (aber: Komm, so schnell du kannst). Für ihn gibt es nichts Schöneres, als weiterzuschlafen, wenn der Wecker geklingelt hat. |
Das Komma kann auch gesetzt werden, wenn der Vergleichssatz nur durch sein Prädikat mit nachgestellter Personalform erkennbar wird. |
Wir haben mehr Stühle[,] als nötig sind. |
|
Bei den mit „wie“ angeschlossenen Fügungen ist es dem Schreibenden gelegentlich freigestellt, ob er die Fügung als eng zum Bezugswort gehörend oder als nachgetragen ansehen will. |
Die Auslagen[,] wie Post- und Fernsprechgebühren, Eintrittsgelder, Fahrkosten u. dgl.[,] ersetzen wir Ihnen. |
Das Komma bei Partizipial- und Infinitivgruppen (Mittelwort- und Grundformgruppen)
Partizipien und Infinitive bilden mit einer näheren Bestimmung Partizipial- bzw. Infinitivgruppen, die zwischen Satzglied und Satz stehen. Infinitive mit „zu“ ohne eine nähere Bestimmung sind demgegenüber einfache Satzglieder. Sie werden der Übersichtlichkeit wegen in diesem Abschnitt mitbehandelt.
R 105 |
Partizipien ohne nähere Bestimmung oder mit nur einem Wort als näherer Bestimmung stehen ohne Komma. |
Lachend kam sie auf mich zu. Gelangweilt sah er zum Fenster hinaus. Schreiend und johlend durchstreiften sie die Straßen. Verschmitzt lächelnd schaute er zu. |
Vgl. hierzu aber R 99. |
||
• |
Bestimmte Fügungen können durch ein Komma abgetrennt werden, wenn man sie als Vertretung eines vollständigen Nebensatzes auffaßt. |
Das sind[,] grob gerechnet[,] 20 % der Einnahmen. Das ist[,] logisch betrachtet[,] nicht in Ordnung. |
R 106 |
Die Partizipialgruppe wird gewöhnlich durch Komma abgetrennt. |
Aus vollem Halse lachend, kam er auf mich zu. Er sank, zu Tode getroffen, zu Boden. |
Bei den mit „betreffend“ und „entsprechend“ gebildeten Gruppen ist das Komma freigestellt, weil diese Wörter auch wie Präpositionen gebraucht werden. |
Seinem Vorschlag entsprechend[,] ist das Haus verkauft worden. Ihre Wohnung betreffend[,] möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen. |
|
Ist die vorangestellte Partizipialgruppe Subjekt des Satzes (Satzgegenstand), steht kein Komma. |
Schlecht gefahren ist besser als gut gegangen. |
|
• |
Einige Wortgruppen sind den Partizipialgruppen gleichzustellen, weil man sie durch „habend“, „seiend“, „werdend“, „geworden“ ergänzen kann. Sie werden durch Komma abgetrennt. |
Neben ihm saß seine Freundin, den Kopf im Nacken. und hörte der Unterhaltung zu. Seit mehreren Jahren kränklich, hatte er sich in ein Sanatorium zurückgezogen. |
R 107 |
Der erweiterte Infinitiv mit „zu“ (die Infinitivgruppe, Grundformgruppe) wird gewöhnlich durch Komma abgetrennt. |
Sie ging in die Stadt, um einzukaufen. Du brauchst nichts zu tun, als ruhig abzuwarten. Er hatte keine Gelegenheit, sich zu waschen. Wir hoffen, hiermit Ihre Fragen beantwortet zu haben, und grüßen Sie … Die Ursache des Unglücks festzustellen, hat die Polizei als sehr schwierig bezeichnet. |
Ein Infinitiv ist bereits erweitert, wenn „ohne zu“, „um zu“, „als zu“, „[an]statt zu“ an Stelle des bloßen „zu“ stehen. |
||
Als erweitert gelten auch die mehrgliedrigen Infinitive des Aktivs im Perfekt (der Tatform in der 2. Vergangenheit) und des Passivs (der Leideform). |
Ich erinnere mich, widersprochen zu haben. Er war der Überzeugung, verraten worden zu sein. Er wünschte sich, eingeladen zu werden. |
|
Es steht aber kein Komma: |
||
• |
wenn der erweiterte Infinitiv mit dem Hauptsatz verschränkt ist oder wenn er innerhalb der verbalen Klammer steht; |
Diesen Vorgang wollen wir zu erklären versuchen. (Hauptsatz: Wir wollen versuchen.) |
• |
wenn ein Glied des erweiterten Infinitivs an den Anfang des Satzgefüges tritt und der Hauptsatz dadurch von dem erweiterten Infinitiv eingeschlossen wird; |
Diesen Betrag bitten wir auf unser Konto zu überweisen. (Hauptsatz: Wir bitten.) |
• |
wenn der voranstehende erweiterte Infinitiv das Subjekt (den Satzgegenstand) vertritt (es sei denn, ein hinweisendes Wort wie „das“ oder „dies“ weist auf den Infinitiv zurück); |
Sich selbst zu besiegen ist der schönste Sieg. |
• |
wenn der erweiterte Infinitiv auf Hilfsverben oder als Hilfsverben gebrauchte Verben folgt. Nur als Hilfsverben werden gebraucht: sein, haben, brauchen, pflegen, scheinen. |
Die Spur war deutlich zu sehen. Sie haben nichts zu verlieren. Sie pflegt abends ein Glas Wein zu trinken. Du scheinst heute schlecht gelaunt zu sein. |
Als Hilfsverben oder als selbständige Verben können die Wörter „drohen“ und „versprechen“ gebraucht werden. |
||
Als Hilfsverben: |
Der Kranke drohte (= lief Gefahr) bei dem Anfall zu ersticken. |
|
Als selbständige Verben: |
Der Kranke drohte (= sprach die Drohung aus), sich umzubringen. |
|
• |
Bei einigen Verben kann zwischen dem Gebrauch als Hilfsverb und der Verwendung als selbständiges Verb nicht eindeutig unterschieden werden. Hier ist das Komma freigestellt. |
|
Zu diesen Verben gehören: anfangen, aufhören, beginnen, bitten, denken, fürchten, gedenken, glauben, helfen, hoffen, meinen, verdienen, verlangen, versuchen, wagen, wünschen u. a. |
Er glaubt[,] mir damit imponieren zu können. Wir bitten[,] diesen Auftrag möglichst schnell zu erledigen. Sie verlangte[,] ihren Bruder zu sprechen. Das verdient[,] an dieser Stelle erwähnt zu werden. Er half[,] den Schrank in die Wohnung zu tragen. |
|
Tritt aber eine Umstandsangabe oder eine Ergänzung zu einem dieser Verben, dann ist es ein selbständiges Verb. Folglich muß in diesen Fällen ein Komma gesetzt werden. |
Die Ärztin glaubte fest, den Kranken durch eine Operation retten zu können. Er bat mich, bald wiederzukommen. Er half ihm, den Schrank in die Wohnung zu tragen. |
|
R 108 |
Der reine Infinitiv mit „zu“ wird in den meisten Fällen nicht durch Komma abgetrennt. |
Die Abgeordnete beginnt zu sprechen. Seine Bereitschaft zu helfen muß man anerkennen. Zu klagen wagte sie nicht. |
Ein Komma steht jedoch: |
||
• |
wenn ein hinweisendes Wort wie „das“ oder „dies“ auf den vorangestellten reinen Infinitiv mit „zu“ hindeutet; |
Zu tanzen, das ist ihre größte Freude. |
• |
wenn mehrere reine Infinitive mit „zu“ dem Hauptsatz folgen oder in ihn eingeschoben sind oder wenn ein reiner und ein erweiterter Infinitiv zusammenstehen; |
Er war immer bereit, zu raten und zu helfen. Ohne den Willen, zu lernen und zu arbeiten, wirst du es zu nichts bringen. Es ist sein Wunsch, zu arbeiten und in Ruhe zu leben. |
• |
wenn der reine Infinitiv mit „zu“ als Subjekt (Satzgegenstand) dem Prädikat (der Satzaussage) folgt; |
Seine Absicht war, zu gewinnen. |
• |
wenn das „zu“ des reinen Infinitivs in der Bedeutung von „um zu“ verwendet wird; |
Ich komme, [um] zu helfen. |
• |
wenn Mißverständnisse vermieden werden sollen. |
Wir rieten ihm, zu folgen. |
• |
Wird ein reiner Infinitiv durch einen nachfolgenden Nebensatz näher bestimmt, dann ist das Komma freigestellt. |
Er hatte keinen Grund zu glauben, daß er übervorteilt wurde. |
Wenn aber dem reinen Infinitiv ein als Hilfsverb gebrauchtes Verb vorausgeht, darf vor dem Infinitiv kein Komma stehen. |
Wir bitten zu entschuldigen, daß … |
Das Komma zwischen Sätzen
Das Komma zwischen Sätzen hat in erster Linie die Aufgabe, den Nebensatz von seinem Hauptsatz und von anderen Nebensätzen zu trennen. Darüber hinaus trennt das Komma aber auch selbständige Sätze an Stelle des Punktes oder des Semikolons, wenn diese Sätze in enger gedanklicher Verbindung aneinandergereiht sind.
R 109 |
Das Komma trennt nebengeordnete selbständige Sätze. |
Die Musik wird leiser, der Vorhang hebt sich, das Spiel beginnt. |
Dies gilt auch dann, wenn sie durch Konjunktionen (Bindewörter) wie |
Sie machten es sich bequem, die Kerzen wurden angezündet, und der Gastgeber versorgte sie mit Getränken. Er hat ihm weder beruflich geholfen, noch hat er seine künstlerischen Anlagen gefördert. Willst du mitkommen, oder hast du etwas anderes vor? Setzen Sie sich dort drüben hin, und verhalten Sie sich ganz ruhig! |
|
Kein Komma steht aber: |
||
• |
bei durch „und“ oder „oder“ verbundenen selbständigen Sätzen, wenn sie kurz sind und eng zusammengehören; |
Er grübelte und er grübelte. Er lief oder er fuhr. Tue recht und scheue niemand! |
• |
nach formelhaften Aufforderungssätzen wie „Sei so gut“, „Seien Sie bitte so freundlich“, wenn der folgende Satz mit „und“ angeschlossen ist; |
Seien Sie bitte so nett und geben Sie mir das Buch. |
• |
bei durch „und“ oder „oder“ verbundenen Sätzen, die einen Satzteil gemeinsam haben. Dies gilt auch, wenn zwei Hauptsätze einen vorangestellten gemeinsamen Nebensatz haben. |
Sie stiegen ins Auto und fuhren nach Hause. Er wohnt in Mannheim und ich in Darmstadt. Samstags wäscht er den Wagen oder mäht den Rasen. Bitte tanken Sie den Wagen auf und fahren Sie ihn dann in die Waschanlage. Als der Mann in den Hof trat, bellte der Hund und schnatterten die Gänse. |
R 110 |
Das Komma steht vor und nach dem eingeschobenen Satz. |
Eines Tages, es war mitten im Winter, stand ein Reh in unserem Garten. |
Vgl. auch R 55 u. R 85. |
||
R 111 |
Das Komma steht zwischen Haupt- und Nebensatz (Gliedsatz). |
Wenn es möglich ist, erledigen wir den Auftrag sofort. Was er sagt, stimmt nicht. „Ich kenne Sie nicht“, antwortete er. Hunde, die bellen, beißen nicht. Es freut mich sehr, daß du wieder gesund bist. Ich weiß, er ist unschuldig. Er fragt, mit welchem Zug du kommst. Sie rief: „Du hast mir gerade noch gefehlt!“, als ich hereinkam. |
Der Nebensatz kann Vordersatz, Zwischensatz oder Nachsatz sein. Der Zwischensatz wird von Kommas eingeschlossen. |
||
• |
Nach der wörtlichen Rede steht kein Komma, wenn sie durch ein Frage- oder Ausrufezeichen abgeschlossen ist und der Hauptsatz unmittelbar anschließt. |
„Was ist das für ein Käfer?“ fragte er. „Du sollst mich in Ruhe lassen!“ rief sie. |
Bei hinweisendem „so“, „das“ o. ä. wird dagegen ein Komma gesetzt. |
„Diese Betrüger, diese Schufte!“, so jammerte er immer wieder. |
|
R 112 |
Das Komma trennt Nebensätze (Gliedsätze) gleichen Grades, die nicht durch „und“ oder „oder“ verbunden sind. |
Wenn das wahr ist, wenn du ihn wirklich nicht gesehen hast, dann brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Er kannte niemanden, der ihm geholfen hätte, an den er sich hätte wenden können. |
R 113 |
Das Komma trennt Nebensätze (Gliedsätze) verschiedenen Grades. |
Er war zu klug, als daß er in die Falle gegangen wäre, die man ihm gestellt hatte. |
R 114 |
Für das Komma in Auslassungssätzen gelten dieselben Richtlinien wie bei vollständigen Sätzen. |
Vielleicht, daß er noch eintrifft. (Vielleicht geschieht es, daß …) |
Unvollständige Nebensätze, die mit „wie“ oder „wenn“ u. a. eingeleitet sind, stehen oft ohne Komma; sie sind formelhaft geworden und wirken wie eine einfache Umstandsangabe. |
Er ging wie immer (= gewohntermaßen) nach dem Essen spazieren. |
|
R 115 |
Das Wort „bitte“ wird meist als bloße Höflichkeitsformel verwendet und steht dann ohne Komma im Satz. |
Bitte gehen Sie voran. Geben Sie mir bitte das Buch. |
Bei besonderer Betonung kann es aber auch durch Komma abgetrennt bzw. in Kommas eingeschlossen werden. |
Bitte, kommen Sie einmal zu mir! Geben Sie mir, bitte, noch etwas Zeit. |
Das Komma vor „und“ oder „oder“ (Zusammenfassung)
R 116 |
Das Komma steht, wenn „und“ oder „oder“ selbständige Sätze verbindet. |
Es wurde immer kälter, und der Südwind türmte Wolken um die Gipfel. |
Dies gilt auch für selbständige Sätze mit Auslassungen. |
Nur noch wenige Minuten, und wir können beginnen. |
|
R 117 |
Das Komma steht, wenn ein Zwischensatz vorausgeht. |
Wir glauben, daß wir richtig gehandelt haben, und werden diesen Weg weitergehen. |
Als Zwischensatz gilt auch ein eingeschobener erweiterter Infinitiv (eine eingeschobene erweiterte Grundform). |
Wir hoffen, Ihre Bedenken hiermit zerstreut zu haben, und grüßen Sie … |
|
R 118 |
Das Komma steht, wenn „und“ oder „oder“ ein Satzgefüge anschließt, das mit einem Nebensatz oder einem erweiterten Infinitiv beginnt. |
Ich habe ihn oft besucht, und wenn er in guter Stimmung war, dann saßen wir bis spät in die Nacht zusammen. Es waren schlechte Zeiten, und um zu überleben, nahm man es mit vielen Dingen nicht so genau. |
R 119 |
Das Komma steht, wenn ein Beisatz (eine Apposition) vorausgeht. |
Mein Onkel, ein großer Tierfreund, und seine vierzehn Katzen leben jetzt in einer alten Mühle. |
R 120 |
Das Komma steht, wenn „und zwar“ oder „und das“ nachgestellte genauere Bestimmungen einleitet. |
Ich werde kommen, und zwar bald. Er gab nicht nach, und das mit Recht. |
R 121 |
Es steht kein Komma, wenn „und“ oder „oder“ kurze und eng zusammengehörende selbständige Sätze verbindet. |
Seid vernünftig und geht nach Hause! Er schrie und er tobte. |
• |
Bei verschiedenen Subjekten dagegen muß das Komma stehen. |
Er ruderte, und sie steuerte. |
R 122 |
Es steht kein Komma, wenn „und“ oder „oder“ selbständige Sätze mit einem gemeinsamen Satzteil verbindet. |
Sie öffnete die Tür und ging in den Garten. Er spielt Geige und sie Klarinette. |
R 123 |
Es steht kein Komma, wenn „und“ oder „oder“ Nebensätze (Gliedsätze) gleichen Grades verbindet. |
Weil sie die Schwäche ihres Sohnes für den Alkohol kannte und damit er nicht wieder entgleisen sollte, schickte sie ihn schon früh nach Hause. |
R 124 |
Es steht kein Komma vor „und“ oder „oder“ in Aufzählungen, auch wenn in einer Aufzählung ein erweiterter Infinitiv oder ein Nebensatz folgt. |
Sie zogen Tomaten. Gurken. Weißkohl und Wirsing in ihrem Kleingarten. Wir bewegten uns auf Zehenspitzen und ohne ein Wort zu sprechen. Sie lachte über ihn wegen seiner großen Füße und well er vor Aufregung stotterte. |
Das Komma beim Zusammentreffen einer Konjunktion (eines Bindewortes) mit einem Adverb, Partizip u. a.
Bei bestimmten Fügungen, in denen eine Konjunktion mit einem Adverb, Partizip u. a. zusammentrifft (z. B. „vorausgesetzt, daß“, „auch wenn“), sind besondere Richtlinien für die Kommasetzung innerhalb der Fügung zu beachten.
R 125 |
Werden die Teile der Fügung nicht als Einheit angesehen, dann steht das Komma gewöhnlich zwischen den Teilen, d. h. vor der eigentlichen Konjunktion. |
|
Hierzu gehören Fügungen wie: |
Angenommen, daß morgen gutes Wetter ist, wohin wollen wir fahren? Ich komme, es sei denn, daß ich im Büro aufgehalten werde. Ich mag ihn gern, ausgenommen, wenn er schlechter Laune ist. |
|
R 126 |
Wird die Fügung als Einheit angesehen, dann steht vor der eigentlichen Konjunktion gewöhnlich kein Komma. |
|
Hierzu gehören Fügungen wie: |
Sie hat uns geholfen, ohne daß sie es weiß. Du mußt dich zusammennehmen, auch wenn es dir schwerfällt. Der Plan ist viel zu umständlich, als daß wir ihn ausführen könnten. Anstatt daß der Direktor kam, erschien nur sein Stellvertreter. Selbst wenn er mir das Doppelte bietet, werde ich ihm die Uhr nicht verkaufen. |
|
R 127 |
In einigen Fügungen ist der Gebrauch des Kommas freigestellt. |
|
Wird das vor der Konjunktion stehende Adverb u. ä. besonders betont und hervorgehoben, dann wird meist ein Komma gesetzt. Hierzu gehören Fügungen wie: |
Ich habe ihn nicht gesehen, geschweige, daß ich ihn sprechen konnte. Je nachdem, wie geschickt er ist, kann er hier oder im Garten arbeiten. |
Weitere Hinweise: ↑ Anführungszeichen (R 14), ↑ Fragezeichen (R 51), ↑ Gedankenstrich (R 57 f.), ↑ Klammern (R 85), ↑ Zahlen (R 200 ff.).