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Anleitung zu einer erleichterten, verbesserten Rechtschreibung der deutschen Sprache

autor

titel

Anleitung zu einer erleichterten, verbeſſerten Rechtſchreibung der deutſchen Sprache.

untertitel

ſowie zur Erlernung fremder Sprachen; nebſt Bemerkungen über den Nuzen des Sprachſtudiums, über die beſte Ausſprache, und einer Vergleichung der deutſchen und lateiniſchen Buchſtaben

verlag

E. Leuchs u. Comp.

ort

Nürnberg

datum

auflage

2

umfang

VIII, 184 s.

schrift, ortografie

fraktur

titel

titel

Inhaltsverzeichnis

Vorbericht zur erſten Auflage.

III

Vorbericht zur zweiten Auflage.

V

Einleitung.

1

Erſte Abtheilung.

7

Bemerkungen über die Rechtſchreibung.

 

Von dem y.

 

Von dem ck.

11

Von dem tz.

14

Von dem ß.

23

Von dem ff.

30

Von dem pf.

33

Von dem v und f.

37

Von dem th.

40

Fon dem chs, x, gs, cks, dt, und qu.

48

Ueber das ſch for Konſonanten

50

Fon dem s zwiſchen zwei ferbundenen Wörtern.

53

Fon den Dehnungs- und Fergrößerungsbuchſtaben

56

Fon der Unterſcheidung gleichlautender Wörter.

71

Fon den fremden Wörtern.

81

Fon dem Nuzen der vorgeſlagenen Neuerungen.

87

Zweite Abteilung.

95

Fon dem Nuzen der Sprachen.

 

Fon dem Gange, welchem die Ausſprache in Europa gefolgt iſt und folgen wird.

123

Italieniſche oder neulateiniſche Sprache.

124

Spaniſche Sprache.

125

Franzöſiſche Sprache.

126

Engliſche Sprache.

126

Swediſche Sprache.

127

Däniſche Sprache.

128

Deutſche Sprache.

129

Ferſchidene Sprachbemerkungen.

136

Ueber di deutſchen und lateiniſchen Lettern.

138

Anhang und Nachträge.

168

Ueber das y (zu Seite 7.).

 

Feränderungen der franzöſiſchen Sprache (zu S. 126).

169

Nachtrag über die Vorzüge der deutſchen Buchſtaben (zu S. 138).

170

Gibt es eine follkommene Sprache und varum iſt eine follkommener als di andere?

174

Velche Vörter ſind deutſch?

178

Vi können fremde Sprachen am leichteſten gelernt verden?

179

Velche Sprachen ſollten die Deutſchen vorzüglich lernen?

181

Vorbericht zur erſten Auflage.

Vielfältige Vergleichungen der Rechtſchreibung der deutſchen Sprache und der mit ihr verwandten Sprachen, und Abwägen der Gründe, die ſich für das Hergebrachte vorbringen laſſen, haben den Verfaſſer auf die Meinung geleitet, daß die Rechtſchreibung, für ſo feſt begründet man ſie auch hält, ſeitdem manche unpraktiſche Neuerungen an dem althergebrachten Gebrauche ſcheiterten, noch weſentlicher Verbeſſerungen fähig ſei, um ſie mit ihrem Zwecke ſelbſt, und der Orthographie der deutſchen Tochterſprachen in Einklang zu ſezen. Dieſe Anſichten auszuſprechen, iſt Zweck dieſer Schrift.

Dem Gebrauch und der Abſtammung wurde ſtets gehuldigt, wo es ohne Nachtheil geſchehen konnte.

Die Einfachheit und der Nuzen der gemachten Vorſchläge werden jedem einleuchten, auch ſind ſie eben nicht auffallend, noch ſchwer einzuführen; faſt alle wurden von verſchiedenen Schriftſtellern, und beſonders von öffentlichen Blättern, ſchon theilweiſe angenommen, oder ſind in der ſchwediſchen däniſchen, und holländiſchen Sprache gebräuchlich, und alſo wohl einem Theil, aber nicht dem großen Ganzen fremd.

Das Erlernen der Rechtſchreibung, das Leſen, Schreiben und Sezen wird dadurch ſehr erleichtert, und ich glaube kaum, daß man andere gewichtige Gründe dagegen anführen kann, als den, daß die Schriftſteller aus dieſem oder jenem Zeitalter anders ſchrieben, und ſie alſo Neuerungen ſind.

Die allgemeine Einführung wird am beſten durch theilweiſe Annahme einzelner Neuerungen, und ſchwankende Orthographie (zwiſchen der alten und neuen) vorbereitet, damit ſich das Publikum gewöhnet, auf das, was blos Sache des Gebrauches iſt, nicht eine übertriebene Wichtigkeit zu legen, und endlich das Beſſere und Einfachſte von ſelbſt ergreift.

Nürnberg, den 31. Mai 1827.
- E. F. Leuchs.

Vorbericht zur zweiten Auflage.

Der Beifall, welcher der erſten 1827 erſchienenen Ausgabe dieſer Schrift zu Theil wurde, beſtimmte den Verfaſſer, eine zweite zu veranſtalten, bei der an den frühern Vorſchlägen (die auf S. 33 ausgenommen) nichts verändert worden iſt.

In dem gegenwärtigen Zeitalter, wo alle Völker Verbeſſerungen und Vereinfachungen zu treffen bemüht ſind, iſt es auch Pflicht für die Deutſchen „hinſichtlich ihrer Sprache“ nicht zurükzubleiben, welche, wie in dieſem Buche gezeigt wird, noch mancher Verbeſſerungen und Vereinfachungen bedarf, und glücklicher Weiſe mehr als jede andere dazu geeignet iſt, da bei ihr Ausſprache und Schreibart nicht zu ſehr abweichen.

Der Weg, den unſere gelehrten Sprachforſcher bisher meiſtens eingeſchlagen und mit großer Beharrlichkeit fortgeſezt haben, kann zu keinem günſtigen Erfolge führen, weil er ganz dem Zwecke entgegen iſt. Sie fragen nicht, welche Regeln der Ausſprache, des Schreibens, welche Buchſtaben, ſind nöthig, damit wir auf das Leichteſte und Einfachſte Sprechen und Schreiben lernen?

Mühſam forſchen ſie in allen alten Schriftſtellern nach, um die richtige Schreibart und Ausſprache jedes Wortes zu ergründen, als ob eine nicht mehr geltende Ausſprache und Schreibart die richtigere ſein könnte. Hier ſoll ä beſſer ſein, als das bereits gangbare e, weil das älteſte Wort ein a hatte, hier tz, wenn es ein t, tt, hat te; y, weil man früher y oder ij ſchrieb: und in lateiniſchen Wörtern ä, ph, tion etc. für e, f, zion etc., weil man natürlich auf die älteſte Schreibart, auf die altrömiſche, nicht auf die neurömiſche (italieniſche) zurükkommen muß. Die Richtigkeit der Regeln ſteht mit ihrem Alter in geradem Verhältniſſe. Auf dieſe Art könnte man dahin gelangen, zu ſchreiben, wie man nicht mehr ſpricht.

Einen merkwürdigen Beweis großer vergeblicher Mühe gibt der langgeführte, und beinahe noch nicht beendigte Streit, ob man deutſch oder teutſch ſchreiben und ſprechen müſſe! Und Jahrhunderte könnten in ähnlichen Streitigkeiten vergehen, ehe die richtige Schreibart aller Wörter ausgemittelt iſt. Jeder hat Recht und Unrecht, je nachdem er dieſe oder jene Urkunde, dieſe oder jene verwandte Sprache und den Sprachgebrauch zu Hülfe nimmt. Hunderte von Wörtern könnten z. B. am Anfang und Ende ihr t und d mit d und t vertauſchen, je nachdem man die eine oder andere Quelle zur Berichtigung der Schreibart benuzen will.

Anders verfuhren die Italiener und Franzoſen. Befolgten ſie etwa die Abſtammung, als die lezten die Endung ois der Zeitwörter durch ais erſezten, und die Italiener, indem ſie das h aus bei den von dem Lateiniſchen abſtammenden Wörter wegließen, ſtatt tion, zione, ſtatt ph f ſezten?

Mögen auch wir den andern Völkern nachahmen und uns mehr um Zweck und Abſicht des Schreibens und der Sprache, als um die ſtets ungewiſſe, und meiſtens nuzloſe Abſtammung bekümmern.

In den Rheingegenden und überhaupt in dem weſtlichen Deutſchland, das dem öſtlichen an Cultur vorangeht, ſind mehrere der hier vorgeſchlagenen Veränderungen bereits, wenn auch nicht in den Schulen, doch im practiſchen Leben angenommen, und in vielen Handelsbriefen findet man bereits kein y, kein ck, kein tz mehr.

Da in dieſem Buche die meiſten Regeln der Orthographie vorkommen, ſo hielt man es für angemeſſen, den vorigen Titel „Vorſchläge zu einer beſſern Rechtſchreibung der deutſchen Sprache, nebſt Bemerkungen über den Nuzen des Sprachſtudiums, über die beſte Ausſprache und einer Vergleichung der deutſchen und lateiniſchen Buchſtaben ec“ mit dem jezigen zu vertauſchen.

Einleitung.

Die Rechtſchreibung der deutſchen Sprache hat in den lezten Zeiten wenig Veränderungen erfahren; Urſache iſt die geringe Wichtigkeit, welche man auf dieſe Sache legte, dabey den raſchen Fortſchritten aller Wiſſenſchaften die Aufmerkſamkeit auf andere Angelegenheiten gerichtet wurde, ſo wie auch die Achtung, welche man vor dem Schreibegebrauch hegte, die alles blind nachahmen hieß. Eine andere Veranlaſſung waren die Neuerer ſelbſt, indem ſie oft, grammatikaliſch alterthümlich und ohne Rückſicht auf den Gebrauch, Abänderungen machten, die der Bequemlichkeit des Schreibenden und dem Auge wenig zuſagten.

Da jede Sprache nur in dem übereinſtimmenden Gebrauche der Redenden und Schreibenden beſteht, ſo kann man ſie nur im Geiſte des Beſtehenden abändern, aber nicht umgekehrt und auch die ſprachrichtigſte Neuerung iſt gewiſſermaſſen ſo lange ein Fehler, bis ſie allgemein angenommen wird, eben ſo eine feinere und gebildetere Ausſprache, ſo lange ſie nicht die Mehrheit für die beſſere anerkennt. Es entſcheidet alſo auch hier, wie in allen irdiſchen Dingen, die phyſiſch - geiſtige Uebermacht; ſie muß auch über dieſe Schrift entſcheiden. In der Sprache gibt ſich der Geiſt eines Volkes kund, und da der Geiſt ſteten Veränderungen unterliegt, muß auch die Sprache ſich ändern, und mit ihr entweder auch die Rechtſchreibung und der Styl, oder die Ausſprache, oder beyde zugleich. Dieſe Veränderungen waren bey den verſchiedenen Völkern, mehr oder minder bedeutend, je nach den Einflüſſen, die auf den Geiſt und ihre ſittlichen Einrichtungen im Laufe der Zeiten wirkten. Alle haben ihre Ausſprache verändert und eben ſo auch die Orthographie, manche machten jedoch in der Orthographie bey ganz veränderter Ausſprache wenig Aenderungen, damit die alten Schriften lesbar blieben. Zu dieſen letztern gehören die Franzoſen und Engländer. Die Italiener haben dagegen die Sprech- und Schreibart des Italieniſchen ganz nach den Anfoderungen des neuern Geiſtes der Zeit abgeändert. Weniger Veränderungen in der Orthographie und der Ausſprache hat die hoch deutſche Schrift-Sprache erlitten, weil ſie aus der oberdeutſchen und ſaſſiſchen entſtanden, für die Schriftſteller beider Stämme gewiſſermaßen als eine todte anzuſehen iſt, und in Deutſchland nicht von einer Hauptſtadt die gute Ausſprache oder die Mode in der Sprache ausging, auch keine Akademie die Macht hatte, die Regeln der Orthographie feſtzuſetzen.

Die Veränderungen in der deutſchen Sprache geſchahen deshalb nur langſam und theilweiſe. Ueber den Gebrauch des i ſtatt des y ſind ſchon weit über hundert Jahre vergangen, und noch iſt dieſe Neuerung nicht allgemein geworden. Man könnte ſich daher nicht wundern, wenn, im Fall einige der von mir vorgeſchlagenen Neuerungen Beifall finden ſollten, noch ein anderes Jahrhundert verfließen dürfte, ehe nur die eingänglichſten allgemein werden - obgleich ſie dem Geiſte, dem die Veränderungen in unſerer Sprache gefolgt ſind, nicht fremd ſind.

Ich ging von dem Grundſatze aus, daß man von der Abſtammung, wo ſie nur noch Reliquie iſt, und als ein Hinderniß erſcheint abgehen müſſe, wie dis bey den Buchſtaben y, z, pf, ck der Fall war, dagegen habe ich alle Regeln über Unterſcheidungs-, Dehnungs- und Vergrößerungsbuchſtaben beybehalten, mit der Ausnahme, daß ich ſie, dem Geiſte der Sprache gemäß, einigen Einſchränkungen unterwarf. Dieſe gingen meiſtens aus dem Zwecke, den man bey der erſten Einführung hatte, ſelbſt hervor.

Mehr Einwendungen werden beſonders gegen die Vorſchläge und Anſichten wegen der Ausſprache gemacht werden, weil ſie zum Theil von den bisherigen abweichen. Indeſſen ſind dieſe Vorſchläge mit dem Geiſte in Einklang, dem alle europäiſchen Sprachen folgten, und ſelbſt mit dem, welchen die deutſche Sprache bisher beobachtete, und es iſt wahrſcheinlich, daß künftig eher ſo, als anders geſprochen werden wird.

Um den allmähligen Fortſchritten, welche jede Sprache macht, zu folgen, und dem Auge des Leſers Anlaß zum Vergleiche zu geben, habe ich jede Neuerung erſt in dem Abſchnitte, der von ihr handelt, angefangen zu ſchreiben, und ſo aus der Schrift ſelbſt eine orthographiſche Muſterkarte zur beliebigen Auswahl gemacht. Auch ſind die die Meinungen bekannter Sprachforſcher ſtets zuerſt angeführt.

Nach dieſen kurzen Andeutungen gehen wir zu den Vorſchlägen ſelbſt über.