Nur selten, wie bei der Rechtschreibreform, geht der Verband mit seiner Meinung an die Öffentlichkeit. Die Motivation war in dem Fall wirtschaftlicher Natur: Ein Scheitern der Reform hätte hohe Verluste für einige Verbandsmitglieder bedeutet.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
29. 4. 2000
Erwin Sailer: Immobilien Fachwissen von A-Z, Das alphabetische Sach- und Fachwörterbuch für schnelle Antworten auf direkte Fragen. […] Früher, in der Zeit vor der Rechtschreibreform, hätte man als Buchtitel „Immobilien-Fachwissen" gewählt.
Oder gar Immobilienfachwissen, früher oder heute. Das mit der rechtschreibreform ist ein dummer spruch; vielmehr zeigt das beispiel (einschliesslich eines vom rezensenten nicht bemerkten typografischen fehlers), wie die verlage mit der von ihnen angeblich so hoch gehaltenen einheitlichen rechtschreibung umgehen.
Wegen der ortografie machen vile nicht-muttersprachis nich nur vile rechtshreibfelus, sondern auch jede menge aussprachefelus. Bis ins 16. jarhundert ging die englishe shriftsprache hand in hand mit der gesprochenen sprache. Dann wurde sie müde und rürte sich nich mer vom flek, so das ir die sprechsprache davon lif. Keine andre sprache hat so vile berühmte verfechtis einer rechtshreibreform: Benjamin Franklyn, Mark Twain, George Bernard Shaw sind nur die prominentesten namen.
Drei Bildungspolitiker hatten sich zu dem von den Schülern angeregten Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit bereit erklärt: Ulrike Hövelmann (SPD), Thomas vom Bruch und Klaus Bürger (beide CDU) setzten sich mit den Schülern und VertreterInnen der Initiativen an einen Tisch.
27. 4. 2000
Eine rege Diskussion entstand über die Frage, ob im "Oettinger Land" künftig die neue Rechtschreibung angewendet werden solle. Bei Zitaten aus historischen Werken wirke die neue Schreibweise unpassend, wurde kritisiert. Trotz mancher Bedenken beschloss man, die neue Rechtschreibung ab dem Jahre 2003 einzuführen.
Mit der mundartlichen Rechtschreibung ist es nicht ganz so, wie mit den verbindlichen Rechtschreiberegeln der deutschen Hochsprache, die in ihrer jetzigen Neufassung allerdings keine große Begeisterung ausgelöst hat. Die aber akzeptiert und praktiziert wird, um nicht "ungebildet" zu sein.
Mit der kommasetzung ist es auch nicht ganz so.
26. 4. 2000
Ein Angleichung der Straßenverkehrszeichen an die gültige neue Rechtschreibung haben die Jungen Liberalen (Juli) von Rheinland-Pfalz in Mainz gefordert.
Damit kommen sie mindestens 100 jahre zu spät; siehe stichwort stopp.
Der CDU-Politiker (der die Rechtschreibreform offenbar ablehnt) beruft sich dafür auf die Stimmung in der Bevölkerung: "Für die große Mehrheit der Bevölkerung steht doch außer Frage, daß Ausländer, die dauerhaft in Deutschland leben wollen, die deutsche Sprache beherrschen und die Grundwerte der deutschen Gesellschaftsordnung anerkennen müssen."
"Kinder Lieda" ist nicht das Ergebnis der Rechtschreibreform, sondern der Titel einer neuen CD des Castroper Tonstudios "klang:art".
25. 4. 2000
Wenn die KMK jetzt nach der Aussage ihres Vorsitzenden „die professionell Schreibenden nicht vergessen" will, so wird sie vor allem die Meinung und mehr noch die Praxis der Schriftsteller berücksichtigen müssen.
Die neue Pasewalker Drei-Felder-Sporthalle wird den Namen Uecker-Sport-Halle erhalten. […] Die Stadt will aber noch die richtige Schreibweise entsprechend der neuen Rechtschreibung klären lassen.
22. 4. 2000
Aber leider bietet der neue Große Duden keine endgültige Klarheit. Die durchgeführten Reformen werden nicht deutlich erklärt und fachlich begründet, sondern teilweise wieder zurückgenommen, so dass ein völliges Durcheinander entsteht.
19. 4. 2000
Einzelne Gräueltaten sorgen noch immer für Missstimmung, aber in Angst versetzt die neue Rechtschreibung niemand mehr. Gut eineinhalb Jahre nach Einführung des umstrittenen Reformwerks hat sich ein munteres Durcheinander in der deutschen Sprache etabliert […].
Und Alfred Metz, Schulleiter des Saarlouiser Robert-Schuman-Gymnasiums […], freut sich darüber, "dass die meisten Schüler die neue Schreibweise bewältigen, nur ein Mädchen zeigte Schwächen bei den S-Lauten". Die neue Rechtschreibung ist nach seinen Ausführungen "zwar generell vereinfacht, aber noch nicht der große Wurf". Der Deutschlehrer regt daher eine weitere Vereinfachung durch allgemeinen Kleinschreibung an.
Vielleicht ist der korrektor für die gedruckte ausgabe noch tätig geworden; jedenfalls freut uns die anregung.
15. 4. 2000
Künftigen Generationen von Historikern neue Arbeit zu beschaffen ist ein voluminöses wie rätselreiches Gutenberg-Buch erschienen, dessen Titel erst noch von der Forschung erschlossen werden muss. Auf dem Leinenrücken heißt es "Gutenberg-Jahrbuch Festschrift 2000", auf dem Schutzumschlag trägt es den Namen "Von den beweglichen Lettern zu Typography in Motion", und im Buchhandel kann es unter dem Titel "600 Jahre Gutenberg" bestellt werden. […] Hinweise zu neuen Schriftentwicklungen oder eine Stellungnahme zur Rechtschreibreform und erste Erfahrungen mit ihr findet der am papiernen Medium Interessierte nicht.
Bernd Gieseking belohnte die Besucher mit einem Kabarett der Extraklasse. […] Sein Repertoire reichte von Erinnerungen an die 68er, über Rechtschreibreform und Spendenaffäre der CDU bis hin zu Sparpolitik (köstlich: Hans Eichels angeblicher Brief an den Künstler, der aus Sparmaßnahmen auf das "z" verzichtete).
"Das ist ja schon nach der neuen Rechtschreibung." "Pfundskerl" Ottfried Fischer nach der Lektüre eines in Kietzinesisch abgefassten Drohbriefs.
14. 4. 2000
Spendenaffäre, Ossi-Wessi-Animositäten, Rechtschreibreform, Zwangsarbeiterentschädigung oder Mahnmaldebatte sind das Salz in der Cartoonistensuppe.
12. 4. 2000
Da solche Wortwitze selten geworden sind, fallen sie mehr auf als früher die Dutzendware aus Calau. Es ist übrigens anzunehmen, dass die angebliche […] etymologische Herkunft des Wortes aus jenem Ort in der Niederlausitz es war, die den Kalauer in den neunziger Jahren im Westen hatte aufblühen lassen. Bemerkenswert bleibt hingegen, dass diese Blüte in der Zeit der Orthographie-Debatte stattfand, als den Deutschen eingeredet wurde, sie seien so blöde, sich ein paar Dutzend Regeln zu merken, weshalb sie ein paar Tausend Doppelschreibungen pauken sollten.
Dort treiben höchstens die Alben ihr Unwesen, also die zum Beispiel für Albdrücke und sonstige Beklemmungen zuständigen Nachtmahre. Ihr finsteres Tun verstärkte sich spürbar, als der Duden ihnen Albdrücke mit p, also Alpdrücke, unterjubelte; doch das hat die neue Rechtschreibung ja nun wieder in Ordnung gebracht.
Mit der neuen Rechtschreibung haben Hamburgs Behörden offensichtliche Schwierigkeiten. Manche, etwa die Sozialbehörde, hätten wohl gern das "ß" ganz abgeschafft: In einer internen Stellungnahme an den Eingabenausschuss der Bürgerschaft schreiben die Sachbearbeiter konsequent alles mit "ss" […]. Rolf Polle findet das empörend. […] Mit einer Kleinen Anfrage hat er sich daher an den Senat gewandt.
11. 4. 2000
"Der Perlentaucher" Bernd Gieseking […] taucht ab in einen Fundus aus Texten, Szenen, Gedichten und Kuriositäten der vergangenen Jahre und holt echte Perlen an die Oberfläche - sei's die Rechtschreibreform, der Rinderwahnsinn oder ein Briefwechsel mit der AOK.
Am Schluß des Berichts wird nochmals etwas trotzig darauf hingewiesen, daß die von der Kommission vorgeschlagenen Korrekturen unberücksichtigt geblieben sind. Man werde also die Vorschläge erneut prüfen - natürlich "unter Einbeziehung der Erfahrungen, die sich aus der Umsetzung der Neuregelung ergeben".
10. 4. 2000
Mit klaren Worten warb Westerwelle dafür, dass die FDP bei der Landtagswahl die Grünen vom dritten Platz verdrängen muss […]. Nicht die Rechtschreibung, sondern die Bildungspolitik müsse reformiert werden und ganz oben auf der politischen Tagesordnung stehen.
Der fränkischen Sprache helfe, so der Kabarettist, keine Rechtschreibreform, sondern nur eine neue Rechtsprechung.
Die Blamage von Deutscher und Dresdner Bank, der Vatikan mit seiner doppelbödigen Moral, die Rechtschreibreform, Pannen bei der Deutschen Bahn, Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Generationen - die Stichlinge ließen kein Thema aus.
9. 4. 2000
Nicht nur mit Computern und Internet-Spezialisten scheint die CDU auf Kriegsfuß zu stehen, sondern auch mit der neuen Rechtschreibreform: Und "Tschüß" meint(e) die Union im Kreis Olpe auf den Plakaten zum Landtagswahlkampf und verabschiedete sich damit auch von den amtlichen Rechtschreibregeln.
8. 4. 2000
Die Initiative «Wir gegen die Rechtschreibreform» teilte gestern mit, der Fehler auf dem seit Januar verkauften Albert-Schweitzer-Block sei erst jetzt bemerkt worden.
Statt "Dass . . ." heißt es auf dem Block: "Das jeder in der Lage, in der er sich befindet, darum ringt, wahres Menschentum am Menschen zu bestätigen: davon hängt die Zukunft der Menschheit ab."
7. 4. 2000
Auch nach der Rechtschreibreform schreibt man Wandalismus nicht mit W, sondern mit V. Der Klientel, die mit der Kampagne angesprochen werden soll, wird auch keinerlei Orthographieschwäche unterstellt. Die Vertauschung des grossen Buchstabens bei «Wandalismus» soll einzig darauf hinweisen, dass es sich hierbei um Vandalenakte handelt, die an Wänden stattfinden, […]
In den Bundesländern, in denen Volksbegehren zugelassen sind, hat man dem Publikum erst vor Jahresfrist gezeigt: Gerichte, Parlamente und Regierungen können sie nach Belieben aushebeln oder bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. Schlagendes Beispiel dafür war die Rechtschreibreform.
6. 4. 2000
"Im weißen Rößl", so und nicht anders steht es auch noch in allen betagten Operettenführern. Doch welche der drei folgenden Schreibweisen, mal ganz entspannt in die Runde gefragt, mag wohl anno 2000 die korrekte sein? "Weißes Rößl", "Weisses Rössl" oder etwa "Weißes Rössl"? […] Die Marketing-Agentur AMC als Veranstalter des Fürther Singspiel-Musical-Unternehmens wirbt konsequent und allerorts mit dem Titel "Im weissen Rössl".
Landesweit wirbt dagegen die CDU mit einem riesigen, rot geschminkten Kussmund, der nach der neuen Rechtschreibung fehlerhaft "Tschüß" sagt und dem unsichtbaren Empfänger der Liebkosung bescheinigt: "30 Jahre SPD sind genug".
5. 4. 2000
Die Gruppe Bibliographisches Institut/Brockhaus, zu der auch der Duden-Verlag gehört, verzeichnete ein Umsatzplus von 18 Prozent (auf 146 Mio.), was sie immer noch der Rechtschreibreform verdankt.
Hoffentlich wird das Komma in einer weiteren Rechtschreibereform nicht wegrationalisiert. Ueli Zingg hat es getan.
4. 4. 2000
Andere, wie die 28-jährige Shonquis Moreno aus New York, die für eine Internetfirma arbeitet und jeden Tag rund 30 E-Mails beantwortet, lieben die Kleinbuchstaben. Das sei irgendwie intimer, nicht so verknöchert, sagt Moreno. Auch Tippfehler berichtigt sie kaum noch. "Ich glaube, man erkennt Tippfehler als Tippfehler und hält sie nicht für Rechtschreibfehler."
Unser vorschlag: Man hält sich an regeln, aber an bessere!
3. 4. 2000
Englisch ersetzt Deutsch als Unterrichtssprache in den Schulen. Darauf habe sich die Kultusministerkonferenz der Länder verständigt. Dadurch werde Deutsch zur ersten Fremdsprache, in der die Schüler wohl meist mit gut oder sehr gut abschneiden und so im internationalen Leistungsvergleich wieder im ersten Drittel landen, meldete die Initiative "Wir gegen Rechtschreibreform".
Noch ziehe das Lehrerkollegium nicht an einem Strang bei der Verwendung der neuen Schreibweisen. Ein Manko sei außerdem, dass die Mehrheit der verwendeten Bücher und Texte nach der alten Rechtschreibung gedruckt seien.
Als er ein Bonanza-Radl ergattern wollte, lernte er seinen mittlerweile besten Freund Stefan Lust kennen. […] Stefan ist der schlacksige und ein wenig "brainigere" Gegenpart zum immer agilen Erkan. […] Ihre Markenzeichen: feine Oberlippenbärtchen, Baseball-Caps und Sportanzüge mit drei Streifen . . . und neue Rechtschreibreform.
Letzteres ist auch ein markenzeichen der zeitung: schlacksig hat (noch) kein ck.
1. 4. 2000
Es geht um ein heikles, nicht zu sagen um ein pikantes Thema: Der Stadtteil Gailbach soll nach dem Willen des Rathauschefs vom 1. Mai an nicht mehr Gailbach, sondern Geilbach heißen. […] Dr. Willi Reiland folgt mit diesem kühnen und für einen Mann seines Alters geradezu anrüchigen Vorstoß nicht etwa einer Forderung der Dudenredaktion im Zuge der Rechtschreibreform.
4. 2000
Je konsequenter aufgrund rein formaler, auf das einzelne Wort bezogener Substantiv- bzw. Substantivierungskennzeichen grossgeschrieben wird, desto mehr kommt es zu ungrammatischen Grossschreibungen. […] Schon seit rund siebzig Jahren wird die Frage nach der angemessenen Reform der Gross- und Kleinschreibung in Fachkreisen mit grosser Mehrheit durch das Konzept der so genannten gemässigten Kleinschreibung (auch Substantivkleinschreibung) beantwortet.
30. 3. 2000
[…] werfen Sie uns eine hohe Fehlerquote vor. […] Doch die beiden Beispiele, die Sie anführen, sind wirklich keine Fehler. […] Das sieht die neue deutsche Rechtschreibung so vor.
Dass die ss-Schreibung für ß in der Schreibreform „übergeneralisiert" wird, kann ich nur bestätigen.
Die Schreibreform macht Schülern das Leben kaum leichter. Rechtschreiben ist sowieso Glückssache!
Das Geschrei nach einer „Reform der Reform" ist unbegründet.
28. 3. 2000
Trotz Rechtschreibreform sah Neubauer als Vorsitzender des Ausschusses keine Notwendigkeit, sofort Schulbücher zum Preis von 24 629,61 Mark zu beschaffen.
Die Rechtschreibreform geht ganz schön ins Geld. Neue Bücher und zahllose Kopien verschlingen Unsummen. Daher will der Förderverein der Grundschule Rüggeberg einen Teil der Kosten auffangen.
Gefordert wird von den Liberalen eine Aufstockung des Etats für die Anschaffung von Schulbüchern nach der Rechtschreibreform, […].
27. 3. 2000
Der Versuch, einen neuen ehrenamtlichen Leiter für die Bücherei zu finden, scheiterte. So winkte eine Kandidatin für den Posten mit folgender Begründung ab: Die Bücher seien alle veraltet und würden nicht der Rechtschreibreform entsprechen.
Vor der Reform schrieb man Kuß, nach ihr schreibt man Kuss, und dazwischen ist offenkundig viel Platz für Fehler. Das lehrt eine Studie des Erziehungswissenschaftlers Harald Marx (vormals Universität Bielefeld, jetzt Leipzig).
Zuvor hatten den ganzen Samstag über 12 000 Besucher das Maximilianeum gestürmt, wo sie in einem fein ausgeklügelten Rundkurs durch die Fraktionssäle, das Präsidentenbüro und den Plenarsaal geschleust wurden. […] Ständig umlagert waren auch die Abgeordneten in ihren Fraktionen. […] Wissenschaftsminister Hans Zehetmair wurde zur Rechtschreibreform gelöchert.
26. 3. 2000
Erstens sind wir bürstenmacher besondere leute, zweitens herrscht bei uns ein pioniergeist, der uns veranlasst, immer wieder ungewöhnliches auszuprobieren.
Erwähnung der kleinschreibung, praktiziert von Ernst Pfenniger Trisa ag, CH-6234 Triengen, www.trisa.ch.
25. 3. 2000
[…] neuerdings Gämsberg. Zumindest ist das dortige Strassenschild orthographisch entsprechend umgerüstet. […] Oder waren es Fasnächtler, die das Strassenschild umgeschrieben haben?
Es begann in der Pause damit, so viel hat uns Oliver Bierhoff bereits verraten, dass Olli Kahn das böse Wort geschrien habe, das mit Schei beginnt und — auch nach der Rechtschreibreform — mit ße endet.
24. 3. 2000
Otto ist wieder da: Der Komik-Titan meldet sich zurück mit seinem "Katastrofenfilm", Special-Effects und Anregungen für die nächste Rechtschreibreform.
[…] durchgehende Kleinschreibung als typographisches Konzept und die Entwicklung eigener Schriften ("Universal") kennzeichnen Bayers "Bauhausjahre".
23. 3. 2000
Grund für diese Spende ist die Rechtschreibreform, die einen Großteil der Bücher für das erste Lesealter "veralten" ließ.
Schuld an der ganzen Sprachverhunzung kann nur die neue Rechtschreibung sein mit ihren tausend irren und aberwitzigen Ausnahmen, dass es mir im Schädel summt und brummt wie in einem Bienenstock.
Ich bin sehr froh, dass endlich auch einmal ein moderat positiver Kommentar zur neuen Rechtschreibung von der Presse veröffentlicht wurde.
22. 3. 2000
Entgegen den Duden-Regeln schreibt Wolfgang Rohner-Radegast in seinen Büchern das erste Wort am Anfang eines Satz immer klein. So wird die Schreibgrenze, die der vorangehende Punkt markiert, schmaler, der Lesefluss eine Spur weniger aufgehalten.
Die Reformer wollten Ordnung in die deutsche Rechtschreibung bringen, die in Wirklichkeit ein Kinderspiel war und ist, verglichen mit der französischen — ganz zu schweigen von der englischen Rechtschreibung, die der Erlernbarkeit und Verbreitung der englischen Sprache offensichtlich nicht im Wege ist. Angesichts des Umfangs der deutschen Rechtschreibereform mag man den Widerstand dagegen unverhältnismässig finden, aber die Art und Weise, wie sie betrieben und durchgesetzt wurde, war es auch.
Wenn gewisse zeitungsschreiber wenigstens ihre eigene zeitung (9. 2. 2000) lesen würden! — Das ungünstige verhältnis von umfang und aufwand der reform beklagen wir auch, aber bezüglich der «art und weise» ist die sonst seriöse NZZ leider mehr an feuilletonistischem geschwätz (z. b. 8. 4. 1998) als an tatsachen und ernsthaften politischen erwägungen interessiert (damalige stellungnahme).
Er kritisierte, dass sich das Land sowohl aus der Schul-Sanierung als auch aus der Schulbuch-Neuanschaffung zurückziehe — gerade dann, wenn aufgrund der Rechtschreibreform verstärkt investiert werden müsse.
21. 3. 2000
Jirgl verwendet ein spezielles Zeichensystem für Konjunktionen, folgt eigenen Regeln bei Interpunktion und Orthografie. Tatsächlich aber ist das nur eine scheinbare Hürde. Nach wenigen schon findet man sich in dem System zurecht, erkennt die Unterschiede zwischen "u" und "&", "oder" und "od", versteht, warum Ausrufezeichen vor Wörtern kleben[,] und entziffert ohne Mühe manche den Lauten folgende Schreibung. Man gewöhnt sich daran wie an die Zeitung nach der Rechtschreibreform. Die Lautmalerei ist oft von einleuchtender Logik, so, wenn von der "Fiesiognomie" Berlins die Rede ist und "Rotstift-Mülljöh" die Senatspolitik charakterisiert.
Manchmal sind es Beiläufigkeiten wie etwa die Zankereien um die Rechtschreibreform in den deutschsprachigen Ländern. "Es heißt Rechtschreibung", erläutert Bichsel hintersinnig, "weil jene, die sie können, im Recht sind, und jene, die sie nicht können, im Unrecht."
"Wir haben die wichtigsten Änderungen in einem etwas umfangreicheren Rundschreiben an unsere Mitarbeiter gegeben in der Hoffnung, dass sie sich daran gewöhnen", sagte Manfred Letzelter, der Pressebeauftragte der Kreisverwaltung Bad Dürkheim. Manche Änderung hält er für sinnvoll, einige aber für "nicht nachvollziehbaren Unfug".
Die Rechtschreibreform macht ja selbst manchem Deutschen Probleme. Wurden denn jetzt erst mal die VHS-Dozenten einem schriftlichen Test unterzogen? Steinfelder: Natürlich nicht. In dem schriftlichen Test zur Einbürgerung wird auch nicht jeder Rechtschreibfehler bewertet.
Die Bemerkung in dem Artikel: "Im privaten Bereich ist niemand an die Regeln gebunden. " ist an Verlogenheit und Zynismus nicht zu überbieten.
20. 3. 2000
Eine Neuorientierung forderte Pfister in der Bildungspolitik: "Es ist typisch deutsch, fünf Jahre über Rechtschreibreform zu diskutieren und zugleich die Ausstattung unserer Schulen mit Computern zu verschlafen."
19. 3. 2000
Natürlich trifft es zu, daß Sprachen sich ständig verändern, was aber nichts mit dem Verfahren der Rechtschreibreformer zu tun hat, am grünen Linguistentisch eine in Jahrhunderten gewachsene Orthographie willkürlich zurechtzustutzen.
's wird wohl noch einige Zeit dauern bis die "Presse" auf die neue Rechtschreibung, die durchaus ihre Haken und Ösen hat, umsteigt.
17. 3. 2000
Das Elitäre der Wörter aus dem Lateinischen und Griechischen hat sich bis heute gehalten, so dass bei der Rechtschreibreform die Eindeutschung der Orthographie härtesten Widerstand hervorrief.
Lustigerweise kam der widerstand innerhalb der sprachwissenschafter vor allem aus der proletarischen DDR.
Das Regelwerk 1996 ist eine "sanfte" Reform geworden — zum Wohl aller Schreibenden. Die Schulen setzen sie seit 1998 ohne große Probleme um.
Sehr geehrter Herr Viktor Spechtler! Sie haben freilich recht, wenn Sie in Ihrem Beitrag in der Presse am 17. 3. schreiben, daß sich die Sprache ändert, aber es fragt sich, ob der Staat solche Änderungen gegen die natürliche Entwicklung erzwingen soll.
Was immer die Motive für die neue Rechtschreibung waren, in der Ideologie können wir nicht fündig werden.
16. 3. 2000
Das, was die eingesetzte Kommission für die neue deutsche Rechtschreibung herausbrachte, war am Schluss — entschuldigen Sie den Ausdruck — eine Missgeburt. Es musste ganz einfach ein Ergebnis gefunden werden, weil es einer Kommission schlecht ansteht, nach fast zehnjähriger Arbeit eingestehen zu müssen, man stehe mit leeren Händen da. Ehrlich, ich hätte «Zürich 2» gerne einmal in der Kleinschreibung herausgegeben, das wäre ein Genuss geworden.
Die überwiegende Mündlichkeit der Empfängersprache und das Fehlen fester Schriftnormen waren schon zu Zeiten des Mittelhochdeutschen Gründe für Übernahmen aus dem Mittellateinischen, wie der Erlanger Sprachwissenschaftler Horst-Haider Munske nachwies. Solche Übernahmegesetze könnten auch heute gelten, wo Schriftnormen wegen der Rechtschreibreform und der Dominanz des Visuellen an Gültigkeit verlieren.
Die annahme, dass schriftnormen an gültigkeit verlieren, erscheint uns so oder so gewagt — auch wenn man offen lässt, ob das gut oder schlecht wäre. Dass auch eine rechtschreibreform dazu beiträgt, kann natürlich kurzfristig sein, wenn man so darüber diskutiert, wie es in Deutschland zeitweise geschieht. Aber grundsätzlich dürfen wir wohl behaupten: Eine gute norm wird anerkannt, eine schlechte nicht, und deshalb streben wir eine gute an.
15. 3. 2000
Was haben wir doch für Probleme. Da ist in Moçambique ein Gebiet von der Grösse der Schweiz überschwemmt, und wir diskutieren über die korrekte Schreibweise von Strassennamen.
Ich meine, Kurt Guggenheim hat seinen Namen doch nie mit Bindestrich zwischen Vor- und Familiennamen geschrieben, weshalb sollte er denn nun auf Strassenschildern so geschrieben werden?
Sorgen scheinen die Zürcher zu haben.
Alles nach dem motto: Es interessiert mich nicht und ich verstehe nichts davon, aber ich schreibe auch mal was.
Humorvoll führte Kranz weiter aus: "Fotografen hießen sie von Anfang an oder so hießen sie sich. Phonetisch in die Nähe des Grafen gerückt, durch die Schreibweise aus dieser wieder verstoßen, indem man ihnen ein ph statt des f an das Wort hängte (vor der Rechtschreibreform), waren sie nicht tonangebend in der Gesellschaft, wohl aber bildschaffend."
[…] stellte Struwe die Wichtigkeit fachlicher Weiterbildung heraus. Und im Vorfeld sei "keine Rechtschreibreform gefragt, sondern eine Schulausbildung, bei der unser Nachwuchs wieder rechnen und schreiben lernen kann".
14. 3. 2000
Eine Initiativgruppe in Bremen sagte gestern ein bereits zugelassenes Volksbegehren ab.
Die Gegner der Rechtschreibreform in Bremen haben aufgegeben.
Die Initiative "Wir gegen die Rechtschreibreform in Bremen" hat ihr geplantes Volksbegehren gegen die neuen Schreibregeln am Montag endgültig abgesagt.
Nachdem der Bremer Staatsgerichtshof am 14. Februar das Volksbegehren für zulässig erklärt hatte, hätte die Initiative bis Juni Zeit gehabt, 50 000 Unterschriften zu sammeln.
Die "ss"-Schreibung widerstrebt mir derart, dass ich nur noch selten eine Zeitung erstehe, und wenn ich mal eine kaufe, dann lese ich die mit Widerwillen. Der Lesegenuss ist erstorben. Und darin sehe ich eine Verletzung der Grundrechte.
Sollte sie überhaupt je in betracht ziehen, eine schweizerische zeitung zu lesen, könnte sie etwas erfreuliches feststellen: Die "ss"-schreibung hat sich nicht geändert! Nur: Das ß gibt es da schon länger nicht mehr.
In den Redaktionen der Nachrichtenagenturen und der Zeitungen ist man dem Vernehmen über den jetzigen Zustand alles andere als glücklich, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, werden wir bald eine Reparatur der nur teilweise reformierten Presseorthografie erleben. Das wäre wenigstens ein Signal, dass auch die staatlichen Stellen die Dinge nicht weiter treiben lassen können.
Die Argumentation, Kinder könnten wegen der unvollkommenen Rechtschreibreform kein stimmiges Sprachgefühl mehr aufbauen, muss ich widersprechen.
Für die Abschaffung von Hunderten von zusammengesetzten Wörtern lassen sich leider auch bei der Lektüre der SZ betrübliche Beispiele finden.
Ich jeden Falls führe ein Gott wohl gefälliges Leben, obwohl ich im wohl verstandenen Interesse aller Recht Habenden und Rechtschaffenen keinerlei Wohltaten verteile.
Hans Krieger hat in seinem Titel versucht, die dritte Auflage des "Großen Wörterbuchs der deutschen Sprache" als Beleg für das von ihm so dringend gewünschte Scheitern der Rechtschreibreform darzustellen. Das ist sein gutes Recht, und ob es ihm gelungen ist, mag jeder, der sich für das Thema noch erwärmen kann, selbst beurteilen.
Jetzt treten die Aktivisten freiwillig den Rückzug an. Warum? Am 25. Februar hatte die Initiative mehrere Briefe an SPD, CDU und Grüne geschrieben. Ahrens und ihre Mitstreiter forderten eine "Demokratieerklärung" von den Parteichefs […]. Die Parteien sollten sich zu dem Verfassungsgrundsatz "Die Staatsgewalt geht vom Volk aus" bekennen. Zudem sollten die Parteien das Versprechen abgeben, "zukünftige Volksentscheide in Bremen zu respektieren und unangetastet zu lassen".
Wer in einem Brief die Entscheider ultimativ und mit Fristsetzung auffordert, Dinge zu versprechen, die ein Parlamentarier nicht versprechen kann (nämlich, seine Kritikfähigkeit gegenüber dem Volk in die Tasche zu stecken), der darf sich nicht wundern, wenn Politiker verschnupft reagieren. Wer dazu noch droht, wenn keine Antwort komme, werde das Volksbegehren zurückgezogen, darf sich über ausbleibende Antwort wirklich nicht wundern — einfacher konnten SPD und CDU der Initiative nicht den Garaus machen.
Die Gegner der Rechtschreibreform in Bremen sagten ihr geplantes Volksbegehren ab.
Nachdem Bremen das bereits zugelassene Volksbegehren gegen die Reform abgesagt hat, erklärte der Initiator des bayerischen Widerstands, der Weilheimer Gymnasiallehrer Friedrich Denk, der politische Kampf gegen die Reform sei "sinnlos" geworden.
11. 3. 2000
«Mit Widerwillen» habe er jetzt die Namensänderung beantragt, sagte Ludwig Feßler, der Chef der Chiemsee-Schifffahrt, die jetzt offiziell mit drei «f» firmiert.
In diesem Zusammenhang von "Lüge", "Fälschung" und "Betrug" zu sprechen, ist absurd.
10. 3. 2000
Wir Redakteure bevorzugen nach der Rechtschreibreform sogar den Samstag, weil sich Sonnabendabend wirklich furchtbar schreibt und liest.
Maria Schinnen spricht von zeitaufwendigen Fach- und Jahrgangskonferenzen, von der anspruchsvollen Referendarausbildung, von veraltetem Lehrmaterial, das — etwa in Sachen Rechtschreibreform — überarbeitet werden muss.
Originalton Duden: »Sie ist zurzeit krank, aber sie lebte zur Zeit Karls des Großen«.Was lernen wir daraus? Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass sie zurzeit krank ist — wenn sie schon zur Zeit Karls des Großen gelebt hat. Vermutlich leidet sie, bedingt durch wiederholte mittelhochdeutsche Lautverschiebungen und neuhochdeutsche Rechtschreibreformen, an einer orthographischen Immunschwäche.
9. 3. 2000
Eine Kurt-Guggenheim-Strasse wäre zwar korrekt gewesen, aber falsch, weil sie aus der Reihe tanzte. Die Kurt Guggenheim-Strasse ist zwar falsch, aber korrekt, weil sie sich in die einheitliche Schreibweise fügt.
Wenn die schreibweise wenigstens jetzt einheitlich wäre! Aber auch dann reicht die begründung «Ich mache es immer so» im allgemeinen nicht.
Die Behauptung, die sogenannte Rechtschreibreform erleichtere das Schreiben, wird zwar immer wieder vorgebracht, nach- und wiedergekäut, konnte allerdings bis heute nicht bewiesen werden.
Eine sachliche Berichterstattung über die Rechtschreibreform hat ja in Westdeutschland praktisch nicht stattgefunden […]. Verschwiegen wurden die gravierenden technischen Mängel, angefangen bei der SS-Regel, die eine Fehlerquelle ersten Ranges ist, die immensen volkswirtschaftlichen Kosten im Millardenbereich, die undurchsichtigen Entscheidungsfindungen, die Interessenskonflikte […].
Wackersdorf, Schneller Brüter, Transrapid — der Sieg der Vernunft kommt manchmal spät. Auch für die ungeliebte Rechtschreibreform sollte er möglich sein.
8. 3. 2000
Das krasse Duo mit den edlen Trainingsanzügen führt die Rechtschreibreform ins Absurde.
Hans Krieger war von Anfang an einer der schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform und hat dazu sogar ein Buch veröffentlicht. Ihn zu fragen, ob die Rechtschreibreform gescheitert sei ist ungefähr so, als ob man Karl Marx fragte, ob die freie Marktwirtschaft gescheitert sei.
7. 3. 2000
Einen Abbruch der Reform fordert eine prominente Stimme aus München: Das Unterfangen sei rettungslos gescheitert, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung".
4. 3. 2000
[…] gelogen wird auch im Duden. Jedenfalls im „Großen Duden", dem neuen zehnbändigen. Mit manipuliertem Quellenmaterial wird der Eindruck erweckt, deutsche Schriftsteller wie Thomas Mann, Stefan Heym oder Edgar Hilsenrath hätten schon vor Jahrzehnten so geschrieben, wie es jetzt die Reformwillkür befiehlt.
Viele schriftsteller schrieben in fraktur, einige sogar mit einer überzeugung, die der von Krieger nicht nachsteht. Warum werden ihre zitate in den wörterbüchern nicht originalgetreu wiedergegeben? Und warum hat Krieger diese «manipulation» bisher nicht gestört?
2. 3. 2000
Getreu dem Motto der Sitzung „Trotz Schreibreform ist Dialekt im Jahr 2000 noch perfekt" bot Engelbert Senn einen Streifzug speziell durch die „Hepprumer Sprooch".
1. 3. 2000
"Was ist eine Giebelin-Schrift?". So fragte ich mich beim Lesen der Kulturseite. […] Nun, die neue Rechtsch-Reibung erlaubt es in der Tat, zusammengesetzte Wörter durch einen Bind-Estrich lesbarer zu machen. So haben es die Kultusmi-Nister beschlossen und bestätigt — mit ihrer höchsteigenen Un-Terschrift.
In dem ersten Verfahren billigte der Verfassungsgerichtshof die Auffassung des Landeswahlausschusses, dass eine Gruppierung, die sich nicht allgemein an der politischen Willensbildung beteiligen will, sondern vornehmlich Ziele der Rechtschreibung und Sprachpflege verfolgt, nicht den Status einer politische Partei besitzt. Sie kann sich daher nicht mit einer Landesliste an den Wahlen beteiligen.
3. 2000
Im letzten Jahr vor der Jahrhundertwende erlebte die Entwicklung unsere Muttersprache durch das Inkrafttreten der Rechtschreibreform eine einschneidende Zäsur. Vieles, was sich in der natürlichen Sprachentwicklung über viele Jahrzehnte hinweg allmählich verändert hat, wurde festgeschrieben. Einige Entwicklungstendenzen wurden gestoppt, andere dagegen toleriert, sodaß es weiterhin einen gewissen Freiraum für eine individuelle Zeichensetzung und Sprachgestaltung gibt.
Als Vertreterin Österreichs hat Maria Hornung auch bei der Herausgabe der "Modifizierten Großschreibung" (Vorschläge zur Neuregelung der Groß- und Kleinschreibung) der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden 1982) mitgewirkt.
Das Gesamturteil über die Neuauflage fällt nicht schwer. In den traditionellen Bereichen der grammatischen und semantischen Darstellung hat die erfahrene Redaktion gute Arbeit geleistet […]. Die von den Kultusministern angeordnete Verwahrlosung der Orthographie hat jedoch zu einer bisher undenkbaren Verrohung der lexikographischen Sitten und des wissenschaftlichen Ethos geführt.