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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 3.–4. 2000
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Aus presse und internet

29. 4. 2000

: Der Deutsche Didacta Verband in Darmstadt. Interessensvertreter für Schulmöbelproduzenten, Malkasten- und Softwarehersteller. Darmstädter Echo, , Lokales
Nur selten, wie bei der Rechtschreib­reform, geht der Verband mit seiner Meinung an die Öffentlichkeit. Die Motivation war in dem Fall wirtschaftlicher Natur: Ein Scheitern der Reform hätte hohe Verluste für einige Verbandsmitglieder bedeutet.
: „Fachwissen von A-Z." Der Immobilien-Buchtipp. Süddeutsche Zeitung, , s. V2/17, Immobilien
Erwin Sailer: Immobilien Fachwissen von A-Z, Das alphabetische Sach- und Fachwörterbuch für schnelle Antworten auf direkte Fragen. […] Früher, in der Zeit vor der Rechtschreib­reform, hätte man als Buchtitel „Immobilien-Fachwissen" gewählt.

Oder gar Immobilienfachwissen, früher oder heute. Das mit der rechtschreibreform ist ein dummer spruch; vielmehr zeigt das beispiel (einschliesslich eines vom rezensenten nicht bemerkten typografischen fehlers), wie die verlage mit der von ihnen angeblich so hoch gehaltenen einheitlichen rechtschreibung umgehen.

: Ie’m Napoelien! Wunschdeutsche Vorschläge für eine Rechtschreib­reform der englischen Sprache. Süddeutsche Zeitung, , s. VII, Letzte Seite
Wegen der ortografie machen vile nicht-muttersprachis nich nur vile rechtshreibfelus, sondern auch jede menge aussprachefelus. Bis ins 16. jarhundert ging die englishe shriftsprache hand in hand mit der gesprochenen sprache. Dann wurde sie müde und rürte sich nich mer vom flek, so das ir die sprechsprache davon lif. Keine andre sprache hat so vile berühmte verfechtis einer rechtshreibreform: Benjamin Franklyn, Mark Twain, George Bernard Shaw sind nur die prominentesten namen.
: Schüler gegen Rechtschreib­reform. Schüler diskutierten mit drei Parlamentariern von SPD und CDU über Rechtschreib­reform — ohne sie zu überzeugen. taz Bremen, , nr. 6130, s. 24, Bremen Aktuell
Drei Bildungspolitiker hatten sich zu dem von den Schülern angeregten Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit bereit erklärt: Ulrike Hövelmann (SPD), Thomas vom Bruch und Klaus Bürger (beide CDU) setzten sich mit den Schülern und VertreterInnen der Initiativen an einen Tisch.

27. 4. 2000

: Im Jahr 2000 der 20. Band. Das "Oettinger Land" feiert ein Jubiläum. Passauer Neue Presse, , Lokalteil Altötting
Eine rege Diskussion entstand über die Frage, ob im "Oettinger Land" künftig die neue Recht­schreibung angewendet werden solle. Bei Zitaten aus historischen Werken wirke die neue Schreibweise unpassend, wurde kritisiert. Trotz mancher Bedenken beschloss man, die neue Rechtschreibung ab dem Jahre 2003 einzuführen.
: Eugen Motschs gesammelte Worte: "Mer schwäddse wie ons de Schnawwel gewaggs esch." Das "St. Ingberter Wörterbuch" des Rohrbacher Autors in rheinfränkischer Mundart ist nicht nur für "Dengmerder" interessant — Jetzt gibt es wieder eine Neuauflage. Saarbrücker Zeitung, , St. Ingbert
Mit der mundartlichen Rechtschreibung ist es nicht ganz so, wie mit den verbindlichen Rechtschreibe­regeln der deutschen Hochsprache, die in ihrer jetzigen Neufassung allerdings keine große Begeisterung ausgelöst hat. Die aber akzeptiert und praktiziert wird, um nicht "ungebildet" zu sein.

Mit der kommasetzung ist es auch nicht ganz so.

26. 4. 2000

: Jungliberale: "Stop" künftig mit zwei "p". Rheinpfalz Online,
Ein Angleichung der Straßenverkehrszeichen an die gültige neue Rechtschreibung haben die Jungen Liberalen (Juli) von Rheinland-Pfalz in Mainz gefordert.

Damit kommen sie mindestens 100 jahre zu spät; siehe stichwort stopp.

: CDU-CDA gegen "Green Card". taz Bremen, , nr. 6127, s. 21, Bremen Aktuell
Der CDU-Politiker (der die Rechtschreib­reform offenbar ablehnt) beruft sich dafür auf die Stimmung in der Bevölkerung: "Für die große Mehrheit der Bevölkerung steht doch außer Frage, daß Ausländer, die dauerhaft in Deutschland leben wollen, die deutsche Sprache beherrschen und die Grundwerte der deutschen Gesellschafts­ordnung anerkennen müssen."
"Kinder Lieda" aus Castrop. Westfälische Rundschau,
"Kinder Lieda" ist nicht das Ergebnis der Rechtschreib­reform, sondern der Titel einer neuen CD des Castroper Tonstudios "klang:art".

25. 4. 2000

: Goethes Orthographie ist plötzlich progressiv. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 96, s. 10, Briefe an die Herausgeber
Wenn die KMK jetzt nach der Aussage ihres Vorsitzenden „die professionell Schreibenden nicht vergessen" will, so wird sie vor allem die Meinung und mehr noch die Praxis der Schrift­steller berücksichtigen müssen.
: Sporthallenname ist beschlossen. Schreibweise wird geprüft. Nordkurier-Online, , Lokales Fenster Ueckermünde
Die neue Pasewalker Drei-Felder-Sporthalle wird den Namen Uecker-Sport-Halle erhalten. […] Die Stadt will aber noch die richtige Schreibweise entsprechend der neuen Rechtschreibung klären lassen.

22. 4. 2000

: Wo bleibt die Logik? Rechtschreib­reform und kein Ende. Dolomiten, , Kultur
Aber leider bietet der neue Große Duden keine endgültige Klarheit. Die durchgeführten Reformen werden nicht deutlich erklärt und fachlich begründet, sondern teilweise wieder zurück­genommen, so dass ein völliges Durcheinander entsteht.

19. 4. 2000

: Grummeln im Bauch. Deutsche Rechtschreibung: Ein munteres Durcheinander hat sich etabliert. Kölnische Rundschau, rundschau-online, , Kultur
Einzelne Gräueltaten sorgen noch immer für Missstimmung, aber in Angst versetzt die neue Rechtschreibung niemand mehr. Gut eineinhalb Jahre nach Einführung des umstrittenen Reformwerks hat sich ein munteres Durcheinander in der deutschen Sprache etabliert […].
: Keine Angst vor Gruß und Kuss. Saarländische Lehrer verteilen überwiegend gute Noten für Rechtsschreibreform. Saarbrücker Zeitung, , Saarlandseite
Und Alfred Metz, Schulleiter des Saarlouiser Robert-Schuman-Gymnasiums […], freut sich darüber, "dass die meisten Schüler die neue Schreibweise bewältigen, nur ein Mädchen zeigte Schwächen bei den S-Lauten". Die neue Rechtschreibung ist nach seinen Ausführungen "zwar generell vereinfacht, aber noch nicht der große Wurf". Der Deutschlehrer regt daher eine weitere Vereinfachung durch allgemeinen Kleinschreibung an.

Vielleicht ist der korrektor für die gedruckte ausgabe noch tätig geworden; jedenfalls freut uns die anregung.

15. 4. 2000

: Der Buchdruck und sein Herr, der Markt. Gutenbergs Erfindung brachte viel altes hervor. Ein Sammelband zum Jubeljahr. Berliner Zeitung, , s. M8, Magazin
Künftigen Generationen von Historikern neue Arbeit zu beschaffen ist ein voluminöses wie rätselreiches Gutenberg-Buch erschienen, dessen Titel erst noch von der Forschung erschlossen werden muss. Auf dem Leinen­rücken heißt es "Gutenberg-Jahrbuch Festschrift 2000", auf dem Schutz­umschlag trägt es den Namen "Von den beweglichen Lettern zu Typography in Motion", und im Buchhandel kann es unter dem Titel "600 Jahre Gutenberg" bestellt werden. […] Hinweise zu neuen Schrift­entwicklungen oder eine Stellungnahme zur Rechtschreib­reform und erste Erfahrungen mit ihr findet der am papiernen Medium Interessierte nicht.
: Schräge und spitzfindige Kabinettstückchen. Taunus-Zeitung (Frankfurter Neue Presse), , Lokales
Bernd Gieseking belohnte die Besucher mit einem Kabarett der Extraklasse. […] Sein Repertoire reichte von Erinnerungen an die 68er, über Rechtschreib­reform und Spendenaffäre der CDU bis hin zu Sparpolitik (köstlich: Hans Eichels angeblicher Brief an den Künstler, der aus Sparmaßnahmen auf das "z" verzichtete).
Sprüche. Salzburger Nachrichten,
"Das ist ja schon nach der neuen Rechtschreibung." "Pfundskerl" Ottfried Fischer nach der Lektüre eines in Kietzinesisch abgefassten Drohbriefs.

14. 4. 2000

: Kübelweise Häme. Messerscharfer Blick mit schnellem Strich, auch wenn die Realität an Satire manchmal schwer zu übertreffen ist: Die Cartoonfabrik zeigt «Gute Zeiten - Schlechte Zeiten: Cartoons zur Lage der Nation». Berliner Morgenpost, , Feuilleton
Spendenaffäre, Ossi-Wessi-Animositäten, Rechtschreib­reform, Zwangsarbeiter­entschädigung oder Mahnmal­debatte sind das Salz in der Cartoonisten­suppe.

12. 4. 2000

: Zur Sprache. Wer rächt sich an der Schreibreform? Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 87, s. 56, Stil
Da solche Wortwitze selten geworden sind, fallen sie mehr auf als früher die Dutzendware aus Calau. Es ist übrigens anzunehmen, dass die angebliche […] etymologische Herkunft des Wortes aus jenem Ort in der Niederlausitz es war, die den Kalauer in den neunziger Jahren im Westen hatte aufblühen lassen. Bemerkenswert bleibt hingegen, dass diese Blüte in der Zeit der Orthographie-Debatte stattfand, als den Deutschen eingeredet wurde, sie seien so blöde, sich ein paar Dutzend Regeln zu merken, weshalb sie ein paar Tausend Doppel­schreibungen pauken sollten.
: Die Alb unter Albdruck? Stuttgarter Nachrichten, , Stuttgart
Dort treiben höchstens die Alben ihr Unwesen, also die zum Beispiel für Albdrücke und sonstige Beklemmungen zuständigen Nachtmahre. Ihr finsteres Tun verstärkte sich spürbar, als der Duden ihnen Albdrücke mit p, also Alpdrücke, unterjubelte; doch das hat die neue Rechtschreibung ja nun wieder in Ordnung gebracht.
: In den Behörden muss noch gelernt werden. Die Welt, regionalausgabe Hamburg, , Hansestadt Hamburg
Mit der neuen Rechtschreibung haben Hamburgs Behörden offensichtliche Schwierigkeiten. Manche, etwa die Sozialbehörde, hätten wohl gern das "ß" ganz abgeschafft: In einer internen Stellungnahme an den Eingaben­ausschuss der Bürgerschaft schreiben die Sachbearbeiter konsequent alles mit "ss" […]. Rolf Polle findet das empörend. […] Mit einer Kleinen Anfrage hat er sich daher an den Senat gewandt.

11. 4. 2000

: Kabarett mit dem "Perlentaucher". Taunus-Zeitung, Frankfurter Neue Presse, , Lokales
"Der Perlentaucher" Bernd Gieseking […] taucht ab in einen Fundus aus Texten, Szenen, Gedichten und Kuriositäten der vergangenen Jahre und holt echte Perlen an die Oberfläche - sei's die Rechtschreib­reform, der Rinder­wahnsinn oder ein Briefwechsel mit der AOK.
: Nicht einmal der Duden hält sich an alle Regeln. Die Kommission für deutsche Rechtschreibung hat ihren zweiten Bericht vorgelegt. Die Presse, , Kultur
Am Schluß des Berichts wird nochmals etwas trotzig darauf hingewiesen, daß die von der Kommission vorgeschlagenen Korrekturen unberücksichtigt geblieben sind. Man werde also die Vorschläge erneut prüfen - natürlich "unter Einbeziehung der Erfahrungen, die sich aus der Umsetzung der Neuregelung ergeben".

10. 4. 2000

: westerwelle oerli. Lippische Landes-Zeitung,
Mit klaren Worten warb Westerwelle dafür, dass die FDP bei der Landtagswahl die Grünen vom dritten Platz verdrängen muss […]. Nicht die Rechtschreibung, sondern die Bildungspolitik müsse reformiert werden und ganz oben auf der politischen Tagesordnung stehen.
: Test mit Tupperware und Glühwürmchen. Mäc Härder im Show-Business. Volksblatt Würzburg, , Schweinfurt-Land
Der fränkischen Sprache helfe, so der Kabarettist, keine Rechtschreib­reform, sondern nur eine neue Rechtsprechung.
: Galerie-Theater / Die "Stichlinge": Kohl & Co als dankbares Thema. Wolfsburger Allgemeine,
Die Blamage von Deutscher und Dresdner Bank, der Vatikan mit seiner doppelbödigen Moral, die Rechtschreib­reform, Pannen bei der Deutschen Bahn, Verständigungs­schwierigkeiten zwischen den Generationen - die Stichlinge ließen kein Thema aus.

9. 4. 2000

CDU mit Rechtschreib-Reform auf Kriegsfuß: "Tschüß". Westfälische Rundschau,
Nicht nur mit Computern und Internet-Spezialisten scheint die CDU auf Kriegsfuß zu stehen, sondern auch mit der neuen Rechtschreib­reform: Und "Tschüß" meint(e) die Union im Kreis Olpe auf den Plakaten zum Landtags­wahlkampf und verabschiedete sich damit auch von den amtlichen Rechtschreibregeln.

8. 4. 2000

: Briefmarken-Block mit Schreibfehler. Berliner Morgenpost, , Aus aller Welt
Die Initiative «Wir gegen die Rechtschreib­reform» teilte gestern mit, der Fehler auf dem seit Januar verkauften Albert-Schweitzer-Block sei erst jetzt bemerkt worden.
: Briefmarken-Block mit Schreibfehler. Saarbrücker Zeitung, , Blick in die Welt
: Post kann nicht richtig schreiben. Süddeutsche Zeitung, , s. 16, Vermischtes
Statt "Dass . . ." heißt es auf dem Block: "Das jeder in der Lage, in der er sich befindet, darum ringt, wahres Menschentum am Menschen zu bestätigen: davon hängt die Zukunft der Menschheit ab."

7. 4. 2000

: «Wandalismus»-Kampagne gegen ärgerliche Tags. Basler Zeitung, , Baselland & Region
Auch nach der Rechtschreib­reform schreibt man Wandalismus nicht mit W, sondern mit V. Der Klientel, die mit der Kampagne angesprochen werden soll, wird auch keinerlei Orthographie­schwäche unterstellt. Die Vertauschung des grossen Buchstabens bei «Wandalismus» soll einzig darauf hinweisen, dass es sich hierbei um Vandalenakte handelt, die an Wänden stattfinden, […]
: Diese heuchlerischen Basisparteien. Die Welt, , nr. 83, s. 10, Forum, Kommentar
In den Bundesländern, in denen Volksbegehren zugelassen sind, hat man dem Publikum erst vor Jahresfrist gezeigt: Gerichte, Parlamente und Regierungen können sie nach Belieben aushebeln oder bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. Schlagendes Beispiel dafür war die Rechtschreib­reform.

6. 4. 2000

: Wo die Wolfgangsee-Wellen wogen. "Im weissen Rössl" oder: Gesammeltes Schweigen über die Sache mit der verflixten Rechtschreib­reform. Fürther Nachrichten, , Kultur
"Im weißen Rößl", so und nicht anders steht es auch noch in allen betagten Operettenführern. Doch welche der drei folgenden Schreibweisen, mal ganz entspannt in die Runde gefragt, mag wohl anno 2000 die korrekte sein? "Weißes Rößl", "Weisses Rössl" oder etwa "Weißes Rössl"? […] Die Marketing-Agentur AMC als Veranstalter des Fürther Singspiel-Musical-Unternehmens wirbt konsequent und allerorts mit dem Titel "Im weissen Rössl".
: Wahlkampf-Plakate in NRW: Nicht viele, aber dafür böse. Die Welt, , Deutschland
Landesweit wirbt dagegen die CDU mit einem riesigen, rot geschminkten Kussmund, der nach der neuen Rechtschreibung fehlerhaft "Tschüß" sagt und dem unsichtbaren Empfänger der Liebkosung bescheinigt: "30 Jahre SPD sind genug".

5. 4. 2000

: Vom Wachsen der Elefanten. Die 100 grössten Verlage. Basler Zeitung, , nr. 81, s. 41, Feuilleton
Die Gruppe Bibliographisches Institut/Brockhaus, zu der auch der Duden-Verlag gehört, verzeichnete ein Umsatzplus von 18 Prozent (auf 146 Mio.), was sie immer noch der Rechtschreib­reform verdankt.
: Ein ermüdender Tangotanz. Lesung und BT-Lesezeichen: Werk von Ueli Zingg. Bieler Tagblatt, , Kultur
Hoffentlich wird das Komma in einer weiteren Rechtschreibereform nicht wegrationalisiert. Ueli Zingg hat es getan.

4. 4. 2000

: In E-Mails gelten Rechtschreibung und Grammatik nichts. Salopper Umgangston verführt aber auch zu übergroßer Offenheit. Kölnische/Bonner Rundschau, rundschau-online, , Wirtschaft
Andere, wie die 28-jährige Shonquis Moreno aus New York, die für eine Internetfirma arbeitet und jeden Tag rund 30 E-Mails beantwortet, lieben die Kleinbuchstaben. Das sei irgendwie intimer, nicht so verknöchert, sagt Moreno. Auch Tippfehler berichtigt sie kaum noch. "Ich glaube, man erkennt Tippfehler als Tippfehler und hält sie nicht für Rechtschreibfehler."

Unser vorschlag: Man hält sich an regeln, aber an bessere!

3. 4. 2000

Sind Sie reingefallen? Die witzigsten, übelsten, glaubwürdigsten Aprilscherze in Berlin und dem Rest der Welt. B.Z. (Berlin), , Vermischtes
Englisch ersetzt Deutsch als Unterrichtssprache in den Schulen. Darauf habe sich die Kultusministerkonferenz der Länder verständigt. Dadurch werde Deutsch zur ersten Fremdsprache, in der die Schüler wohl meist mit gut oder sehr gut abschneiden und so im internationalen Leistungsvergleich wieder im ersten Drittel landen, meldete die Initiative "Wir gegen Rechtschreib­reform".
: "Man muss weniger anstreichen!" Ibbenbüren: Lehrer sehen Rechtschreibung gespalten. Westfälische Nachrichten, WN Online, , Ibbenbüren
Noch ziehe das Lehrerkollegium nicht an einem Strang bei der Verwendung der neuen Schreibweisen. Ein Manko sei außerdem, dass die Mehrheit der verwendeten Bücher und Texte nach der alten Rechtschreibung gedruckt seien.
: Brontale Sprachattacke droht uns nun vom Planet Döner. Heute erscheint die Single der "Superchecker" Erkan und Stefan. Zeitungsgruppe Lahn-Dill,
Als er ein Bonanza-Radl ergattern wollte, lernte er seinen mittlerweile besten Freund Stefan Lust kennen. […] Stefan ist der schlacksige und ein wenig "brainigere" Gegenpart zum immer agilen Erkan. […] Ihre Markenzeichen: feine Oberlippenbärtchen, Baseball-Caps und Sportanzüge mit drei Streifen . . . und neue Rechtschreib­reform.

Letzteres ist auch ein markenzeichen der zeitung: schlacksig hat (noch) kein ck.

1. 4. 2000

: Neue Tourismus-Idee: Gailbach bald Geilbach? OB Reiland fragt die Bürger der Stadt - Heute anrufen. Main-Echo, , Stadt Aschaffenburg
Es geht um ein heikles, nicht zu sagen um ein pikantes Thema: Der Stadtteil Gailbach soll nach dem Willen des Rathauschefs vom 1. Mai an nicht mehr Gailbach, sondern Geilbach heißen. […] Dr. Willi Reiland folgt mit diesem kühnen und für einen Mann seines Alters geradezu anrüchigen Vorstoß nicht etwa einer Forderung der Duden­redaktion im Zuge der Rechtschreib­reform.

4. 2000

: Die reformierte Gross- und Kleinschreibung - eine (Zwischen-)Bilanz. Teil 3: Fortsetzung der Bewertung und Schlusserwägungen. Sprachspiegel, , 56. jg., nr. 2, s. 50 bis 55
Je konsequenter aufgrund rein formaler, auf das einzelne Wort bezogener Substantiv- bzw. Substantivierungskennzeichen grossgeschrieben wird, desto mehr kommt es zu ungrammatischen Gross­schreibungen. […] Schon seit rund siebzig Jahren wird die Frage nach der angemessenen Reform der Gross- und Kleinschreibung in Fachkreisen mit grosser Mehrheit durch das Konzept der so genannten gemässigten Kleinschreibung (auch Substantivkleinschreibung) beantwortet.

30. 3. 2000

Redaktion. Frankfurter Neue Presse, Höchster Kreisblatt, , Lokales
[…] werfen Sie uns eine hohe Fehlerquote vor. […] Doch die beiden Beispiele, die Sie anführen, sind wirklich keine Fehler. […] Das sieht die neue deutsche Rechtschreibung so vor.
: In Massen schadet es nicht. Rechtschreib­reform: Doppel-s oder ß, das ist die Frage (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 14, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Dass die ss-Schreibung für ß in der Schreibreform „übergeneralisiert" wird, kann ich nur bestätigen.
: In Massen schadet es nicht. Rechtschreib­reform: Doppel-s oder ß, das ist die Frage (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 14, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Die Schreibreform macht Schülern das Leben kaum leichter. Rechtschreiben ist sowieso Glückssache!
: In Massen schadet es nicht. Rechtschreib­reform: Doppel-s oder ß, das ist die Frage (III). Süddeutsche Zeitung, , s. 14, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Das Geschrei nach einer „Reform der Reform" ist unbegründet.

28. 3. 2000

: Fehler, die Geld kosten. Rechnungsprüfungsausschuss durchforstete Zahlenwerk der Stadt. Der neue Tag (Oberpfalznetz), ()
Trotz Rechtschreib­reform sah Neubauer als Vorsitzender des Ausschusses keine Notwendigkeit, sofort Schulbücher zum Preis von 24 629,61 Mark zu beschaffen.
: Eltern spielen Theater. Westfälische Rundschau,
Die Rechtschreib­reform geht ganz schön ins Geld. Neue Bücher und zahllose Kopien verschlingen Unsummen. Daher will der Förderverein der Grundschule Rüggeberg einen Teil der Kosten auffangen.
Stiftskonzerte haben keine Akzeptanz mehr: FDP fordert neue Konzeption. Westfälische Rundschau,
Gefordert wird von den Liberalen eine Aufstockung des Etats für die Anschaffung von Schulbüchern nach der Rechtschreib­reform, […].

27. 3. 2000

: Keine Lösung in Sicht: Wahler Bücherei steht endgültig vor dem Aus. Newsclick, Braunschweiger Zeitungsverlag, , News: Peine
Der Versuch, einen neuen ehrenamtlichen Leiter für die Bücherei zu finden, scheiterte. So winkte eine Kandidatin für den Posten mit folgender Begründung ab: Die Bücher seien alle veraltet und würden nicht der Rechtschreib­reform entsprechen.
: Doppel-s oder ß, das ist die Frage. Studie: Schreibreform macht Schülern das Leben kaum leichter. Süddeutsche Zeitung, , s. 1, Nachrichten
Vor der Reform schrieb man Kuß, nach ihr schreibt man Kuss, und dazwischen ist offenkundig viel Platz für Fehler. Das lehrt eine Studie des Erziehungswissenschaftlers Harald Marx (vormals Universität Bielefeld, jetzt Leipzig).
: Aus dem Maximilianeum. Anmerkungen zur Landespolitik. Die Welt, , Bayern
Zuvor hatten den ganzen Samstag über 12 000 Besucher das Maximilianeum gestürmt, wo sie in einem fein ausgeklügelten Rundkurs durch die Fraktionssäle, das Präsidentenbüro und den Plenarsaal geschleust wurden. […] Ständig umlagert waren auch die Abgeordneten in ihren Fraktionen. […] Wissenschaftsminister Hans Zehetmair wurde zur Rechtschreib­reform gelöchert.

26. 3. 2000

: Persönlich. Christine Hubacher im gespräch mit gästen, heute aus dem kultur- und kongresszentrum in Luzern. Schweizer radio DRS 1 (),

Erstens sind wir bürstenmacher besondere leute, zweitens herrscht bei uns ein pioniergeist, der uns veranlasst, immer wieder ungewöhnliches auszuprobieren.

Erwähnung der kleinschreibung, praktiziert von Ernst Pfenniger Trisa ag, CH-6234 Triengen, www.trisa.ch.

25. 3. 2000

: Gämsberg. Basler Zeitung, , nr. 72, s. 35, Basel
[…] neuerdings Gämsberg. Zumindest ist das dortige Strassenschild orthographisch entsprechend umgerüstet. […] Oder waren es Fasnächtler, die das Strassenschild umgeschrieben haben?
: Wer hat beim "Kicker" gepetzt? Der Teamchef kennt den Maulwurf — und schweigt (Kommentar). Der Tagesspiegel, , Sport, Fußball
Es begann in der Pause damit, so viel hat uns Oliver Bierhoff bereits verraten, dass Olli Kahn das böse Wort geschrien habe, das mit Schei beginnt und — auch nach der Rechtschreib­reform — mit ße endet.

24. 3. 2000

Voller Kraft voraus. Lippische Landeszeitung, (), Lokales
Otto ist wieder da: Der Komik-Titan meldet sich zurück mit seinem "Katastrofenfilm", Special-Effects und Anregungen für die nächste Rechtschreib­reform.
: Der Universalgestalter. Zwei Linzer Gedenkausstellungen zum 100. Geburtstag von Herbert Bayer. Der Standard, , s. 17, Kultur
[…] durchgehende Kleinschreibung als typographisches Konzept und die Entwicklung eigener Schriften ("Universal") kennzeichnen Bayers "Bauhausjahre".

23. 3. 2000

: Rechtschreib­reform ließ Kinderbücher veralten. Frankfurter Neue Presse, , Landkreise Offenbach und Groß-Gerau
Grund für diese Spende ist die Rechtschreib­reform, die einen Großteil der Bücher für das erste Lesealter "veralten" ließ.
: Kommentar: Plütenbracht. Rheinpfalz Online, , Neustadt
Schuld an der ganzen Sprachverhunzung kann nur die neue Rechtschreibung sein mit ihren tausend irren und aberwitzigen Ausnahmen, dass es mir im Schädel summt und brummt wie in einem Bienenstock.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Ich bin sehr froh, dass endlich auch einmal ein moderat positiver Kommentar zur neuen Rechtschreibung von der Presse veröffentlicht wurde.

22. 3. 2000

: Wenn alles immer noch da ist — Worte, Bilder, zerstäubt. Basler Zeitung, , Bücher
Entgegen den Duden-Regeln schreibt Wolfgang Rohner-Radegast in seinen Büchern das erste Wort am Anfang eines Satz immer klein. So wird die Schreibgrenze, die der vorangehende Punkt markiert, schmaler, der Lesefluss eine Spur weniger aufgehalten.
: «Das allervornemste Kunststükk.» Nochmals: zur deutschen Rechtschreibereform. Neue Zürcher Zeitung, , nr.69, s. 68, Feuilleton
Die Reformer wollten Ordnung in die deutsche Rechtschreibung bringen, die in Wirklichkeit ein Kinderspiel war und ist, verglichen mit der französischen — ganz zu schweigen von der englischen Rechtschreibung, die der Erlernbarkeit und Verbreitung der englischen Sprache offensichtlich nicht im Wege ist. Angesichts des Umfangs der deutschen Rechtschreibereform mag man den Widerstand dagegen unverhältnismässig finden, aber die Art und Weise, wie sie betrieben und durchgesetzt wurde, war es auch.

Wenn gewisse zeitungsschreiber wenigstens ihre eigene zeitung (9. 2. 2000) lesen würden! — Das ungünstige verhältnis von umfang und aufwand der reform beklagen wir auch, aber bezüglich der «art und weise» ist die sonst seriöse NZZ leider mehr an feuilletonistischem geschwätz (z. b. 8. 4. 1998) als an tatsachen und ernsthaften politischen erwägungen interessiert (damalige stellungnahme).

: "Das Land spielt Ping­Pong." Torgelow: Diskussionsrunde lehnt Neustrukturierung der Orientierungsstufe ab. (Nordkurier-Online), , Lokales Fenster Ueckermünde
Er kritisierte, dass sich das Land sowohl aus der Schul-Sanierung als auch aus der Schulbuch-Neuanschaffung zurückziehe — gerade dann, wenn aufgrund der Rechtschreib­reform verstärkt investiert werden müsse.

21. 3. 2000

: Flucht aus Berlin. Reinhard Jirgl und das Scheitern an der "atlantischen Mauer". Berliner Zeitung, , Sonderbeilage
Jirgl verwendet ein spezielles Zeichensystem für Konjunktionen, folgt eigenen Regeln bei Interpunktion und Orthografie. Tatsächlich aber ist das nur eine scheinbare Hürde. Nach wenigen schon findet man sich in dem System zurecht, erkennt die Unterschiede zwischen "u" und "&", "oder" und "od", versteht, warum Ausrufezeichen vor Wörtern kleben[,] und entziffert ohne Mühe manche den Lauten folgende Schreibung. Man gewöhnt sich daran wie an die Zeitung nach der Rechtschreib­reform. Die Lautmalerei ist oft von einleuchtender Logik, so, wenn von der "Fiesiognomie" Berlins die Rede ist und "Rotstift-Mülljöh" die Senatspolitik charakterisiert.
: Bratäpfel in der Zirkuskuppel. Gern besprochen und überall vermisst: Peter Bichsels Kolumnen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 68, s. L15, Literaturbeilage
Manchmal sind es Beiläufigkeiten wie etwa die Zankereien um die Rechtschreib­reform in den deutschsprachigen Ländern. "Es heißt Rechtschreibung", erläutert Bichsel hintersinnig, "weil jene, die sie können, im Recht sind, und jene, die sie nicht können, im Unrecht."
: Im Blickpunkt: Hambacher Schloß — wie Kalbfuß — weiter mit "ß". Bad Dürkheim/Freinsheim/Wachenheim: Umsetzung der Rechtschreib­reform bei den Behörden — Eine Umfrage. Rheinpfalz Online, , Pfalz-Nachrichten
"Wir haben die wichtigsten Änderungen in einem etwas umfangreicheren Rundschreiben an unsere Mitarbeiter gegeben in der Hoffnung, dass sie sich daran gewöhnen", sagte Manfred Letzelter, der Pressebeauftragte der Kreisverwaltung Bad Dürkheim. Manche Änderung hält er für sinnvoll, einige aber für "nicht nachvollziehbaren Unfug".
: Sprachtest: "Standards sind nicht einfach". Volkshochschul-Dozenten managen die neue Prüfung für Ausländer – NT-Interview mit Uschi Steinfelder. Der neue Tag,
Die Rechtschreib­reform macht ja selbst manchem Deutschen Probleme. Wurden denn jetzt erst mal die VHS-Dozenten einem schriftlichen Test unterzogen? Steinfelder: Natürlich nicht. In dem schriftlichen Test zur Einbürgerung wird auch nicht jeder Rechtschreibfehler bewertet.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Die Bemerkung in dem Artikel: "Im privaten Bereich ist niemand an die Regeln gebunden. " ist an Verlogenheit und Zynismus nicht zu überbieten.

20. 3. 2000

: "Wir sind klar im Aufwind." FDP-Fraktionschef Ernst Pfister sprach in Schriesheim. Mannheimer Morgen, , Rhein-Neckar
Eine Neuorientierung forderte Pfister in der Bildungspolitik: "Es ist typisch deutsch, fünf Jahre über Rechtschreib­reform zu diskutieren und zugleich die Ausstattung unserer Schulen mit Computern zu verschlafen."

19. 3. 2000

: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Natürlich trifft es zu, daß Sprachen sich ständig verändern, was aber nichts mit dem Verfahren der Rechtschreib­reformer zu tun hat, am grünen Linguistentisch eine in Jahrhunderten gewachsene Orthographie willkürlich zurechtzustutzen.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
's wird wohl noch einige Zeit dauern bis die "Presse" auf die neue Rechtschreibung, die durchaus ihre Haken und Ösen hat, umsteigt.

17. 3. 2000

: Vom "affizierten Konversieren mit dem City Call". Über "Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz" diskutierten die Wissenschaftler bei der Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim. Rheinpfalz online, , Kultur
Das Elitäre der Wörter aus dem Lateinischen und Griechischen hat sich bis heute gehalten, so dass bei der Rechtschreib­reform die Eindeutschung der Orthographie härtesten Widerstand hervorrief.

Lustigerweise kam der widerstand innerhalb der sprachwissenschafter vor allem aus der proletarischen DDR.

: Warum eine neue Rechtschreibung? Die Presse, , nr. 15.623, s. 2, Meinung, Gastkommentar
Das Regelwerk 1996 ist eine "sanfte" Reform geworden — zum Wohl aller Schreibenden. Die Schulen setzen sie seit 1998 ohne große Probleme um.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Sehr geehrter Herr Viktor Spechtler! Sie haben freilich recht, wenn Sie in Ihrem Beitrag in der Presse am 17. 3. schreiben, daß sich die Sprache ändert, aber es fragt sich, ob der Staat solche Änderungen gegen die natürliche Entwicklung erzwingen soll.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Was immer die Motive für die neue Rechtschreibung waren, in der Ideologie können wir nicht fündig werden.

16. 3. 2000

: Neue Rechtschreibung — und keiner merkts! Zürich 2, , nr. 11, s. 3
Das, was die eingesetzte Kommission für die neue deutsche Rechtschreibung herausbrachte, war am Schluss — entschuldigen Sie den Ausdruck — eine Missgeburt. Es musste ganz einfach ein Ergebnis gefunden werden, weil es einer Kommission schlecht ansteht, nach fast zehnjähriger Arbeit eingestehen zu müssen, man stehe mit leeren Händen da. Ehrlich, ich hätte «Zürich 2» gerne einmal in der Kleinschreibung herausgegeben, das wäre ein Genuss geworden.
: Nicht mehr cool, sondern fett. Die Jahrestagung des Instituts für deutsche Sprache zu Neuem und Fremdem. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 64, s. 15, Deutschland und die Welt
Die überwiegende Mündlichkeit der Empfängersprache und das Fehlen fester Schriftnormen waren schon zu Zeiten des Mittel­hochdeutschen Gründe für Übernahmen aus dem Mittel­lateinischen, wie der Erlanger Sprach­wissenschaftler Horst-Haider Munske nachwies. Solche Übernahme­gesetze könnten auch heute gelten, wo Schrift­normen wegen der Rechtschreib­reform und der Dominanz des Visuellen an Gültigkeit verlieren.

Die annahme, dass schriftnormen an gültigkeit verlieren, erscheint uns so oder so gewagt — auch wenn man offen lässt, ob das gut oder schlecht wäre. Dass auch eine rechtschreib­reform dazu beiträgt, kann natürlich kurzfristig sein, wenn man so darüber diskutiert, wie es in Deutschland zeitweise geschieht. Aber grundsätzlich dürfen wir wohl behaupten: Eine gute norm wird anerkannt, eine schlechte nicht, und deshalb streben wir eine gute an.

15. 3. 2000

: Bindestrich I. Tages-Anzeiger, , s. 31, Leserforum
Was haben wir doch für Probleme. Da ist in Moçambique ein Gebiet von der Grösse der Schweiz überschwemmt, und wir diskutieren über die korrekte Schreibweise von Strassennamen.
: Bindestrich II. Tages-Anzeiger, , s. 31, Leserforum
Ich meine, Kurt Guggenheim hat seinen Namen doch nie mit Bindestrich zwischen Vor- und Familiennamen geschrieben, weshalb sollte er denn nun auf Strassenschildern so geschrieben werden?
: Bindestrich III. Tages-Anzeiger, , s. 31, Leserforum
Sorgen scheinen die Zürcher zu haben.

Alles nach dem motto: Es interessiert mich nicht und ich verstehe nichts davon, aber ich schreibe auch mal was.

: Die ganze Vielfalt der Fotografie. Die Freie Fotogruppe feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Nordbayerischer Kurier, , Kultur
Humorvoll führte Kranz weiter aus: "Fotografen hießen sie von Anfang an oder so hießen sie sich. Phonetisch in die Nähe des Grafen gerückt, durch die Schreibweise aus dieser wieder verstoßen, indem man ihnen ein ph statt des f an das Wort hängte (vor der Rechtschreib­reform), waren sie nicht tonangebend in der Gesellschaft, wohl aber bildschaffend."
: Zukunft des Dachdeckerhandwerks: "Kein Grund zu großem Optimismus". Westfälische Rundschau,
[…] stellte Struwe die Wichtigkeit fachlicher Weiterbildung heraus. Und im Vorfeld sei "keine Rechtschreib­reform gefragt, sondern eine Schulausbildung, bei der unser Nachwuchs wieder rechnen und schreiben lernen kann".

14. 3. 2000

: Rechtschreib-Reform: Kein Widerstand mehr. Berner Zeitung,
Eine Initiativgruppe in Bremen sagte gestern ein bereits zugelassenes Volksbegehren ab.
Kurz. Aufgegeben. St. Galler Tagblatt, , nr. 62, s. 23, Kultur
Die Gegner der Rechtschreib­reform in Bremen haben aufgegeben.
: Bremen: Initiative gegen neue Rechtschreibung gibt auf. Frankfurter Rundschau, , 56. jg., nr. 62, s. 4, Aus dem Inland
Die Initiative "Wir gegen die Rechtschreib­reform in Bremen" hat ihr geplantes Volksbegehren gegen die neuen Schreibregeln am Montag endgültig abgesagt.
: Volksbegehren zur Schreibreform abgesagt. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 6, Nachrichten
Nachdem der Bremer Staatsgerichtshof am 14. Februar das Volksbegehren für zulässig erklärt hatte, hätte die Initiative bis Juni Zeit gehabt, 50 000 Unterschriften zu sammeln.
: Neue Rechtschreibung schränkt die freie Entfaltung ein; wohl verstanden I. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 19, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Die "ss"-Schreibung widerstrebt mir derart, dass ich nur noch selten eine Zeitung erstehe, und wenn ich mal eine kaufe, dann lese ich die mit Widerwillen. Der Lesegenuss ist erstorben. Und darin sehe ich eine Verletzung der Grundrechte.

Sollte sie überhaupt je in betracht ziehen, eine schweizerische zeitung zu lesen, könnte sie etwas erfreuliches feststellen: Die "ss"-schreibung hat sich nicht geändert! Nur: Das ß gibt es da schon länger nicht mehr.

: Neue Rechtschreibung schränkt die freie Entfaltung ein; wohl verstanden II. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 19, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
In den Redaktionen der Nachrichtenagenturen und der Zeitungen ist man dem Vernehmen über den jetzigen Zustand alles andere als glücklich, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, werden wir bald eine Reparatur der nur teilweise reformierten Presseorthografie erleben. Das wäre wenigstens ein Signal, dass auch die staatlichen Stellen die Dinge nicht weiter treiben lassen können.
: Neue Rechtschreibung schränkt die freie Entfaltung ein; wohl verstanden III. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 19, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Die Argumentation, Kinder könnten wegen der unvollkommenen Rechtschreib­reform kein stimmiges Sprachgefühl mehr aufbauen, muss ich widersprechen.
: Neue Rechtschreibung schränkt die freie Entfaltung ein; wohl verstanden IV. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 19, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Für die Abschaffung von Hunderten von zusammengesetzten Wörtern lassen sich leider auch bei der Lektüre der SZ betrübliche Beispiele finden.
: Neue Rechtschreibung schränkt die freie Entfaltung ein; wohl verstanden V. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 19, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Ich jeden Falls führe ein Gott wohl gefälliges Leben, obwohl ich im wohl verstandenen Interesse aller Recht Habenden und Rechtschaffenen keinerlei Wohltaten verteile.
: Neue Rechtschreibung schränkt die freie Entfaltung ein; wohl verstanden VI. Süddeutsche Zeitung, , 56. jg., nr. 61, s. 19, Briefe an die Süddeutsche Zeitung
Hans Krieger hat in seinem Titel versucht, die dritte Auflage des "Großen Wörterbuchs der deutschen Sprache" als Beleg für das von ihm so dringend gewünschte Scheitern der Rechtschreib­reform darzustellen. Das ist sein gutes Recht, und ob es ihm gelungen ist, mag jeder, der sich für das Thema noch erwärmen kann, selbst beurteilen.
: Rechtschreibgegner sind sitzen geblieben. taz Bremen, , nr. 6092, s. 21, Bremen Aktuell
Jetzt treten die Aktivisten freiwillig den Rückzug an. Warum? Am 25. Februar hatte die Initiative mehrere Briefe an SPD, CDU und Grüne geschrieben. Ahrens und ihre Mitstreiter forderten eine "Demokratieerklärung" von den Parteichefs […]. Die Parteien sollten sich zu dem Verfassungsgrundsatz "Die Staatsgewalt geht vom Volk aus" bekennen. Zudem sollten die Parteien das Versprechen abgeben, "zukünftige Volksentscheide in Bremen zu respektieren und unangetastet zu lassen".
: Rechtschreib­reform-Gegner am Boden. taz Bremen, , nr. 6092, s. 21, Bremen Aktuell, Kommentar
Wer in einem Brief die Entscheider ultimativ und mit Fristsetzung auffordert, Dinge zu versprechen, die ein Parlamentarier nicht versprechen kann (nämlich, seine Kritikfähigkeit gegenüber dem Volk in die Tasche zu stecken), der darf sich nicht wundern, wenn Politiker verschnupft reagieren. Wer dazu noch droht, wenn keine Antwort komme, werde das Volksbegehren zurückgezogen, darf sich über ausbleibende Antwort wirklich nicht wundern — einfacher konnten SPD und CDU der Initiative nicht den Garaus machen.
Kulturschau. Rechtschreibreform. Der Standard, , s. 18, Kultur
Die Gegner der Rechtschreib­reform in Bremen sagten ihr geplantes Volksbegehren ab.
: "Rechtschreibreform bekämpft sich inhaltlich selbst." Dolomiten, , Chronik
Nachdem Bremen das bereits zugelassene Volksbegehren gegen die Reform abgesagt hat, erklärte der Initiator des bayerischen Widerstands, der Weilheimer Gymnasiallehrer Friedrich Denk, der politische Kampf gegen die Reform sei "sinnlos" geworden.

11. 3. 2000

: Drittes «f» nur mit Widerwillen beantragt Oberbayerisches Volksblatt, , Lokales
«Mit Widerwillen» habe er jetzt die Namensänderung beantragt, sagte Ludwig Feßler, der Chef der Chiemsee-Schifffahrt, die jetzt offiziell mit drei «f» firmiert.
: Reaktion [zu Krieger, Hans: Wohl verstanden?]. Die Presse, , nr. 15.618, s. 38, Kultur
In diesem Zusammenhang von "Lüge", "Fälschung" und "Betrug" zu sprechen, ist absurd.

10. 3. 2000

Fragefälle: Samstag oder Sonnabend? — Ist unser Windfang ein Männerklo? — Brauchen wir Petrus für ein Wetterfoto? (Braunschweiger Zeitungsverlag), , News: Peine
Wir Redakteure bevorzugen nach der Rechtschreib­reform sogar den Samstag, weil sich Sonnabendabend wirklich furchtbar schreibt und liest.
: Protest gegen Bildungspolitik. Im Schnitt kommt bei den Lehrern eine 50-Stunden-Woche zusammen. Der Tagesspiegel, , Berlin, Politik/Wirtschaft
Maria Schinnen spricht von zeitaufwendigen Fach- und Jahrgangskonferenzen, von der anspruchsvollen Referendarausbildung, von veraltetem Lehrmaterial, das — etwa in Sachen Rechtschreib­reform — überarbeitet werden muss.
: Zurzeit ist zur Zeit doch verboten. Vor orthographischer Immunschwäche ist keiner gefeit. (Westfälische Nachrichten, WN online), , Münster
Originalton Duden: »Sie ist zurzeit krank, aber sie lebte zur Zeit Karls des Großen«.Was lernen wir daraus? Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass sie zurzeit krank ist — wenn sie schon zur Zeit Karls des Großen gelebt hat. Vermutlich leidet sie, bedingt durch wiederholte mittelhochdeutsche Lautverschiebungen und neuhochdeutsche Rechtschreib­reformen, an einer orthographischen Immunschwäche.

9. 3. 2000

: Strassennamen sind Wegweiser. Die Stadt der Schreibfehler, TA vom 19. 2. Tages-Anzeiger, , s. 21, Leserforum
Eine Kurt-Guggenheim-Strasse wäre zwar korrekt gewesen, aber falsch, weil sie aus der Reihe tanzte. Die Kurt Guggenheim-Strasse ist zwar falsch, aber korrekt, weil sie sich in die einheitliche Schreibweise fügt.

Wenn die schreibweise wenigstens jetzt einheitlich wäre! Aber auch dann reicht die begründung «Ich mache es immer so» im allgemeinen nicht.

: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Die Behauptung, die sogenannte Rechtschreib­reform erleichtere das Schreiben, wird zwar immer wieder vorgebracht, nach- und wiedergekäut, konnte allerdings bis heute nicht bewiesen werden.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Eine sachliche Berichterstattung über die Rechtschreib­reform hat ja in Westdeutschland praktisch nicht stattgefunden […]. Verschwiegen wurden die gravierenden technischen Mängel, angefangen bei der SS-Regel, die eine Fehlerquelle ersten Ranges ist, die immensen volkswirtschaftlichen Kosten im Millardenbereich, die undurchsichtigen Entscheidungsfindungen, die Interessenskonflikte […].
: Rechtschreibreform ist gescheitert. Dolomiten, , Politik, Streiflicht
Wackersdorf, Schneller Brüter, Transrapid — der Sieg der Vernunft kommt manchmal spät. Auch für die ungeliebte Rechtschreib­reform sollte er möglich sein.

8. 3. 2000

: Krasses Duo textet voll ab. Erkan & Stefan kommen in die Oberpfalzhalle Schwandorf. (Der neue Tag (Oberpfalznetz)),
Das krasse Duo mit den edlen Trainings­anzügen führt die Rechtschreib­reform ins Absurde.
: [Leserbrief zu:] Rechtschreib­reform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos" (07.03.00). (Die Presse), , Online-Leserforum
Hans Krieger war von Anfang an einer der schärfsten Kritiker der Rechtschreib­reform und hat dazu sogar ein Buch veröffentlicht. Ihn zu fragen, ob die Rechtschreib­reform gescheitert sei ist ungefähr so, als ob man Karl Marx fragte, ob die freie Marktwirtschaft gescheitert sei.

7. 3. 2000

Rechtschreibreform: "Neuer Großer Duden vermehrt das Chaos". Die Presse, , nr. 15.614, s. 28, Kultur
Einen Abbruch der Reform fordert eine prominente Stimme aus München: Das Unterfangen sei rettungslos gescheitert, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung".

4. 3. 2000

: Wohl verstanden? Auch der neuen Duden belegt: Die Rechtschreib­reform ist gescheitert. Süddeutsche Zeitung, , s. 18, Feuilleton
[…] gelogen wird auch im Duden. Jedenfalls im „Großen Duden", dem neuen zehnbändigen. Mit manipuliertem Quellenmaterial wird der Eindruck erweckt, deutsche Schriftsteller wie Thomas Mann, Stefan Heym oder Edgar Hilsenrath hätten schon vor Jahrzehnten so geschrieben, wie es jetzt die Reformwillkür befiehlt.

Viele schriftsteller schrieben in fraktur, einige sogar mit einer überzeugung, die der von Krieger nicht nachsteht. Warum werden ihre zitate in den wörterbüchern nicht originalgetreu wiedergegeben? Und warum hat Krieger diese «manipulation» bisher nicht gestört?

2. 3. 2000

: Großartiges Spektakel. „Närrisch Singstunn" des Heppenheimer Sängerbund dreimal ausverkauft. Wormser Zeitung (Main-Rheiner), , Nachrichten aus der Region
Getreu dem Motto der Sitzung „Trotz Schreibreform ist Dialekt im Jahr 2000 noch perfekt" bot Engelbert Senn einen Streifzug speziell durch die „Hepprumer Sprooch".

1. 3. 2000

: Heiters Raten. Heilbronner Stimme, , Regionale Nachrichten, Leserstimmen
"Was ist eine Giebelin-Schrift?". So fragte ich mich beim Lesen der Kulturseite. […] Nun, die neue Rechtsch-Reibung erlaubt es in der Tat, zusammengesetzte Wörter durch einen Bind-Estrich lesbarer zu machen. So haben es die Kultusmi-Nister beschlossen und bestätigt — mit ihrer höchsteigenen Un-Terschrift.
Verfassungsgericht weist Klagen ab. Abgeordnetenhauswahl vom 10. Oktober 1999 ist gültig. Der Tagesspiegel, , Berlin, Polizei/Gericht
In dem ersten Verfahren billigte der Verfassungs­gerichtshof die Auffassung des Landes­wahlausschusses, dass eine Gruppierung, die sich nicht allgemein an der politischen Willens­bildung beteiligen will, sondern vornehmlich Ziele der Rechtschreibung und Sprachpflege verfolgt, nicht den Status einer politische Partei besitzt. Sie kann sich daher nicht mit einer Landes­liste an den Wahlen beteiligen.

3. 2000

: Grußbotschaft des Bundespräsidenten der Republik Österreich zum fünfzigjährigen Bestand des Vereines „Muttersprache“. Wiener Sprachblätter, , 50. jg., nr. 1, s. 3
Im letzten Jahr vor der Jahrhundertwende erlebte die Entwicklung unsere Muttersprache durch das Inkrafttreten der Rechtschreib­reform eine einschneidende Zäsur. Vieles, was sich in der natür­li­chen Sprachentwicklung über viele Jahrzehnte hinweg allmählich verändert hat, wurde festgeschrie­ben. Einige Entwicklungstendenzen wur­den gestoppt, andere dagegen to­leriert, sodaß es weiterhin ei­nen gewissen Freiraum für eine individuelle Zeichensetzung und Sprachgestaltung gibt.
: Univ.-Prof. Dr. Maria Hornung 80 Jahre. Wiener Sprachblätter, , 50. jg., nr. 1, s. 47
Als Vertreterin Österreichs hat Maria Hornung auch bei der Herausgabe der "Modifizierten Großschreibung" (Vorschläge zur Neuregelung der Groß- und Kleinschreibung) der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden 1982) mitgewirkt.
: Fälscher Duden. Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden. 3. […] Auflage. […] Mannheim u. a. 1999. ,
Das Gesamt­urteil über die Neuauflage fällt nicht schwer. In den traditionellen Bereichen der grammatischen und semantischen Darstellung hat die erfahrene Redaktion gute Arbeit geleistet […]. Die von den Kultus­ministern angeordnete Ver­wahrlosung der Orthographie hat jedoch zu einer bisher undenkbaren Verrohung der lexiko­graphischen Sitten und des wissen­schaftlichen Ethos geführt.