Auch wenn jeder Tag im Amt neue Aufgaben brachte, so hat sich nach Ansicht Weinmüllers die Arbeit eines Bürgermeisters in den letzten zwölf Jahren doch wenig verändert. Sieht man einmal ab von der EDV, um die er aber einen großen Bogen machte: "Ich weigerte mich immer beharrlich, einen PC auf dem Schreibtisch stehen zu haben so wie ich mich auch nie auf die neue Rechtschreibung eingestellt habe", räumt der vierte Marktoberdorfer Bürgermeister seit 1945 und Ehrenbürger seit letzter Woche lachend ein.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
30. 4. 2002
29. 4. 2002
Die Rechtschreibreform sei in der Kurpfalz auch vorweggenommen worden, so schreibe man "Fleeesch" schon immer mit drei e.
Computeranimationen, Gentechnik an der sich selbst vermarktenden Banane, Tattoo-Mode, Schönheitsoperationen und Fettabsaugen (»Wohin damit?«) beschäftigten ihn ebenso wie die Rechtschreibreform und die Verunglimpfung der deutschen Sprache durch Anglizismen in Werbung und Medien.
27. 4. 2002
Heute wird das Bier ja vorwiegend von Männern hergestellt. Die neue Rechtschreibung hat am sächlichen Artikel dieses Getränks nichts geändert. Aber eigentlich ist das Bier weiblich. Im Mittelalter nämlich waren es häufig Frauen, welche die hehre Kunst des Bierbrauens (wie auch die des Backens) pflegten.
In ihrer tiefsinnigkeit fügt sich diese feststellung gut in die rechtschreibdiskussion ein.
26. 4. 2002
Wir trauern um das Wörtchen sogenannt, das lebendig begraben wurde. Es lebt in unserem Sprachschatz, wurde aber durch die Rechtschreibreform behördlich für tot erklärt […]. Viel Lärm um nichts? Ein Einzelfall, der sich beheben läßt? Mitnichten.
Die von Munske aufgelisteten belege aus anderen sprachen sind gewiss ein argument, aber die gekuppelten unter ihnen schwächen es eher wieder ab. Aber besteht wirklich ein anlass, um wörter zu trauern? «Die sprachl. Grundeinheit Wort läßt sich (ebensowenig wie Satz und Text) nicht allgemeingültig, sondern immer nur im Rahmen von lexikolog. Theorien definieren, wobei die Definitionen je nach Bestimmung des Gegenstandsbereichs, sprachtheoret. Annahmen und theoret. und/oder prakt. Zielsetzungen notwendig differieren.» (Metzler-Lexikon Sprache) Die prakt. zielsetzung der reformgegner ist bekannt.
24. 4. 2002
Über einen Ausflug in die Geburtsstadt Hamburg und einige zeitgenössische Einsprengsel wie die Diskussionen über die Rechtschreibreform und die Wehrmachtsausstellung (nicht einmal ein Fünftel der Handlung spielt in der Nachwendezeit) gelangen wir tief zurück in die sozialistische «Aufbauzeit».
Die typografische Gestaltung der Texte lässt durch ein äusserstes Mass an Reduktion die einzelnen lyrischen Bilder und Klänge umso deutlicher hervortreten: konsequente Kleinschreibung, Verzicht auf Überschriften und Interpunktion.
Im Hardenberg-Gymnasium gab er eine außergewöhnliche Lesung: eine Kostprobe seiner Lektionen in wunschdeutsch und ultradoitsh. […] Kommaregeln gibt's nicht mehr, Kommas setzt man nach Gefühl, ohne schlechtes Gewissen, sagt er. Groß- und Kleinschreibung weg! Silbentrennung weg! Wenigstens für die 90 Minuten, in denen der Autor mit dem elastischen Mundwerk im Musikraum des Hauses einen grillenhaften Floh nach dem anderen in zahlreiche Schülerohren setzt. […] Die Vorstellung sei vor dem Hintergrund der Rechtschreibreform eine geniale Verballhornung der deutschen Sprache gewesen, urteilt Fabian Christel (19).
Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege fordert nach diesen Umfragewerten umso lauter, das Regelwerk dem Reißwolf zu überlassen und Sprache wieder so festzuhalten, wie sie sich in der Gesellschaft entwickelt. Eine »staatliche Sprachlenkung«, wie bei Orwell beschrieben, lehnt der Verein ab.
Wieland Koch aus Wellendingen: "Die alte Rechtschreibung hätte man beibehalten sollen. Für junge Leute ist das einfacher, die wachsen mit der Neuen auf. […]"
. . . legte eine Kalenderreform nahe, wären da nicht die grausigen Folgen der Rechtschreibreform.
Seit die Franzosen dazu angesetzt haben, Österreich auf der nach oben und unten offenen Jörglskala zu übertrumpfen, werden Rufe laut: nach Sanktionen […]. Nur: Wie sanktionieren? Keine französischen Käse mehr essen? O nein, das wäre eine Sanktion wider den eigenen Gaumen […]. Nein, wir müssen sie bei dem packen, was ihnen am heiligsten ist bei ihrer Sprache. […] Nach dieser Blamasch, bei der Misjö Löpenn den Schospön durch die Mulö Rusch, die rote Mühle, gedreht hat, ist der Boykott der Rechtschreibung das Mindeste! Toiletten? Das schreibt sich jetzt Teulette, wir fahren Pischo und Zitroän […], trinken Buscholje oder Bordo.
22. 4. 2002
Die Schrift ist ein Artefakt, und das bedeutet, eine Schrift kann gut oder schlecht sein, was man von einer Sprache nicht so ohne weiteres würde sagen wollen. […] Bei einer Schrift fällt das leichter, ähnlich wie etwa bei einem Zahlennotationssystem. […] Tatsache ist freilich, dass sich die Menschen davon viel weniger leicht überzeugen lassen als im Falle von Zahlennotationssystemen oder dass sie weniger darum geben, dass eine Schrift besser ist als eine andere. Wenn man sich daran erinnert, wie viele durchaus vernunftbegabte (wenn auch nicht immer vernünftige) Menschen sich darüber ereifern konnten, ob man «Schifffahrt» mit zwei oder drei «f» schreiben soll, erkennt man sofort, dass hier technische, kulturelle und soziale Aspekte der Schriftlichkeit ineinander greifen und dass sich Schrift nicht so leicht auf eine reine Technik reduzieren lässt.
Sonja Wartig (31) aus Friedrichshain gehört zu den 30 Prozent (1997: 20 %), denen die Reform egal ist: "Ich schreibe einen Mix aus alt und neu", gibt die Sozialpädagogin zu.
Mehr als 56 Prozent der Befragten bezeichneten sich einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge als Gegner der Reform.
In der Schule werden zwar die abstraktesten Dinge vermittelt, doch wird keinem Schüler beigebracht, wie man eine Gewerbeanmeldung ausfüllt und wo man sie abgibt geschweige denn, wie man einen Betrieb führt. Stattdessen tobt in den Köpfen der Verantwortlichen der Kulturkampf um Rechtschreibreform und Pisa-Studie.
2002-04-20
Jeder zweite Deutsche würde nach einer Allensbach-Umfrage die Rechtschreibreform am liebsten rückgängig machen: 49 Prozent der Befragten möchten wieder so schreiben wie früher.
Das wiederum liegt in Tirol oder auch Tyrol, wie es hier manchmal noch heisst. Die Alpen sind eine verwinkelte Angelegenheit, und die Rechtschreibreformen kommen da nicht so schnell hin.
Völlig überflüssig seien Dehnungsbuchstaben. "im se sa si so suba aus" glasklar formuliert. Auch den Verzicht auf Groß- und Kleinschreibung fände er toll.
Nur, dass auch die Sprache eine Geschichte haben könnte das leugnet die Volksseele, wie nicht zuletzt der Streit um die neue Rechtschreibung beweist. Denn die Ablehnung derselben ist oft weniger den guten Argumenten der Reformgegner geschuldet als dem Köhlerglauben an die Präexistenz einer ewigen Duden-Sprache. […] Den Sinn für die Historizität des Wortschatzes sucht seit mehr als hundert Jahren das "Deutsche Wörterbuch" von Hermann Paul zu schärfen, das jetzt in zehnter Auflage von Germanisten in Braunschweig neu bearbeitet wurde. […] Das neue Wörterbuch hält sich an die alte Rechtschreibung. Das hat praktische Gründe: Als die Arbeit 1997 begann, waren die reformierten Schreibweisen noch nicht endgültig festgelegt. Und die neue Getrenntschreibung bei Wörtern wie "frisch gebacken" hätte zu Widersprüchen mit historischen Belegzitaten geführt. Die Lösung des Dilemmas will man unaufgeregteren Rechtschreibepochen überlassen.
Die Schreibweise mit drei Konsonanten bedeutet eine Änderung gegenüber der modernen Schreibweise. Brennnessel ist eine alte Schreibung und so z.B. in einem Wörterbuch von 1796 verbucht. […] Zwanzig Jahre später, immer noch lange vor Konrad Duden, steht in einem Regelwerk mit Wörterverzeichnis die moderne Form Brennessel. […] Man hat damals das Stammprinzip durch jenes der Ästhetik ersetzt (drei Konsonanten berühren das Auge unangenehm). […] Es ist bekannt, daß sich seither das Prinzip der Ästhetik durchgesetzt hat und die modernen, eleganten Schreibweisen wie Brennessel, Stilleben problemos geschrieben und gelesen werden.
Man glaubt es kaum, aber auch die dreikonsonantenregel hat ihre anhänger.
19. 4. 2002
Von den über 1000 befragten Personen zeigten sich die jüngeren aufgeschlossener als die älteren.
Jeder zweite Bundesbürger würde nach einer Allensbach-Umfrage die Rechtschreibreform am liebsten rückgängig machen.
Die Rechtschreibreform stößt nach einer Umfrage weiter auf heftigen Widerstand in Deutschland. Mehr als jeder zweite Bundesbürger sei noch immer gegen die 1996 beschlossene Reform, teilte das Allensbacher Institut für Demoskopie mit.
18. 4. 2002
Er diktiert Hirnmoser, der von Orthographie und Zeichensetzung keine Ahnung hat, einen Brief. Auf die Fehler in Brief und Anschrift angesprochen, sagt Hirnmoser: „Mir san a Freistaat, mir schreibe, wie mer spreche.“
Projektleiter und Schulpsychologe Heinrich Falb vom Saatlichen Schulamt in Fritzlar stellt fest, "dass die Kompetenz in Sachen Rechtschreibung immer weniger wird". […] Bisher sollen sich Kinder "Wortbilder" merken, die dann beim Diktat abgefragt werden. Doch laut Falb ist inzwischen bekannt, dass Kinder bereits mit einem gewissen Sprachgefühl in die Schule kommen, das ihnen dann aber im Unterricht regelrecht abgewöhnt wird. […] Bei dem Modellprojekt sollen sich die Kinder analog zum individuellen Lernen des Sprechens etappenweise dem richtigen Schreiben annähern. Sie dürfen dabei zunächst so schreiben, wie sie sprechen. In einem zweiten Schritt wird ihnen die Orthographie beigebracht.
Was ist ein Antrak auf Stumphsinn? fragt sich da der Laie. Ein behördlicher Vorgang in den Zeiten der Rechtschreibreform etwa? Keinesfalls, und den meisten dämmert es bereits, denn die Namen sind nicht unbekannt. Hinter dieser beinahe programmatischen Losung stehen die Dresdner Gunter Antrak, Detlef Rothe und Wolfgang Stumph.
Natürlich bot es mir auch allerlei zum Widersprechen. Das beginnt mit der neuen Rechtschreibung, die die Autorin so konsequent ihrem Text antat: Eine Hand voll Faustan ist etwas anderes als eine Handvoll.
17. 4. 2002
Drei Sprachen werden in Luxemburg offiziell gesprochen. Zeitungssprache ist Deutsch, Gerichtssprache Französisch, und der Luxemburger spricht „Letzebuergesch“, das 1984 in den Rang einer Sprache erhoben wurde. Eine Rechtschreibreform im Jahre 1946 sollte bewirken, dass zum Deutschen keine Verwandtschaft der Sprache bestehe.
Dass es ein netter Kabarettabend wurde, dafür sorgte das Duo Michael Schmucker und Frank Waschik schon, nur leider nicht in dem Maße, wie es der Titel erwarten ließ. […] Den größeren Teil des Programms bestritten sie mit Altbewährtem und -bekanntem: Beamte, Deutsche Bahn, Anstehen an Supermarktkassen, klingelnde Handys oder Rechtschreibreform.
15. 4. 2002
Bei seinem Ausflug in die Politik verteilte Matthias Brodowy Streicheleinheiten nach allen Seiten […]. Natürlich beschäftigte sich der niedersächsische Senkrechtstarter auch mit der neuen Rechtschreibung und dem zunehmenden "Denglish" in unserer Sprache […].
Zwischen einer Pleite und der Rechtschreibreform besteht übrigens ein innerer Zusammenhang, denn letztere hat nicht verstanden, dass erstere sowohl Substantiv (eine Pleite hinlegen) als auch Adjektiv ist (pleite gehen, sein). Deshalb sollen wir schreiben "er ist pleite", aber "er geht Pleite".
13. 4. 2002
Die Rechtschreibreform muss behutsam korrigiert werden. Das meint FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper, die auch Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 21. April ist. […] Frage: Die Kultusministerkonferenz galt als der Hauptmotor der Rechtschreibreform . . . Pieper: . . . die gescheitert ist und korrigiert werden muss. Die Sprache gehört dem Volk. Die Politik hätte sich heraushalten müssen.
Schon die «frage» ist unfug.
12. 4. 2002
Er propagierte nicht nur Einfachheit und Klarheit als neue Kriterien für den Schriftsatz, sondern forderte zudem die radikale Kleinschreibung und eine reformierte Rechtschreibung.
Manchmal hat die neue Rechtschreibung doch etwas Gutes, zumindest was pfälzische Wortschöpfungen betrifft. Fragte doch ein unsicherer Schreiber, ob man zurechtkommen in drei Worten, also auseinanderschreibe und Recht groß, oder wie oder was. Die Antwort des rechtschreibkundigen Neustadters lautete geradezu wortschöpferisch: "Zurechtkumme is ä kläänes zusammenes Wort."
11. 4. 2002
Nicht zum ersten Mal hat das Münchner Magazin Urteile vorab unters Volk gebracht. 1998 beschwerte sich der damalige Vizepräsident Hans-Jürgen Papier bei Focus wegen einer Vorabmeldung in Sachen Rechtschreibreform.
10. 4. 2002
De Candolle macht sich erstaunlich für einen Frankophonen für das Englische stark. […] De Candolles Vorbehalt ist der, daß die englische Orthographie "derart absurd ist, daß Kinder ein zusätzliches Jahr benötigen, um lesen zu lernen". Mit Charles Darwin, der Mitglied einer Kommission war, die eine Rechtsschreibreform hätte durchführen sollen, kam de Candolle bei einem Londoner Besuch 1880 auf dieses Problem zu sprechen. Während Darwin für eine Radikalreform Feuer und Flamme war, blieb hier de Candolle skeptisch. Er, der selbst versucht hatte, eine phonetische Schrift für das Englische zu entwickeln, war daran gescheitert. Der Grund: Die Engländer merkten selbst gar nicht, wie vage und undeutlich sie ihre Vokale aussprächen.
9. 4. 2002
Bekanntlich haben den Reformern diese von ihnen so genannten "Einzelfälle des Typs Substantiv + Verb" besonders große Sorgen bereitet. […] So sagen die Dänen "gå bankerot", und auch vor dem 1948 erfolgten Verzicht auf die Groß- und Kleinschreibung nach deutschem Muster schrieb sich das mit kleinem b. Noch deutlicher zeigt der englische Usus, wie abwegig die von den Reformern wohlgemerkt für eine obligatorische Neuschreibung ins Feld geführte "substantivische Auffassung" ist.
Jutta Limbach hat dem Bundesverfassungsgericht ihre persönliche Note verpasst […]. In ihre Amtszeit fallen zahlreiche strittige Entscheidungen: der billigende Richterspruch zum Tucholsky-Zitat "Soldaten sind Mörder", das so genannte Kruzifix-Urteil […]. Nicht zuletzt das Asylrechtsurteil […] und das Ja zu Rechtschreibreform und Euro-Einführung.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.04.2002 […]. Reinhard Markner findet selbst in der Kirch-Krise einen Anlass, auf die Rechtschreibreform zu schimpfen, denn es müsse "bankrott gehen" und nicht "Bankrott gehen" heißen (uns war schon immer klar, dass eine Rechtschreibreform, die nicht die gemäßigte Kleinschreibung einführt, ihres Namens ohnehin nicht würdig ist).
Sechs Musiker, unzählige Instrumente, […]: "Die Spielleut" gastierten im Stift St. Georgen. […] Ob Zigeunermusik auf Karibisch, die phonetische Interpunktion als Ergänzung zur Rechtschreibreform oder Bauchtanz zur Wiener Bundeshymne: Beim Publikum blieb manchmal vor Lachen kein Auge trocken.
7. 4. 2002
Zu "Rätsel Sommerzeit" von Florian Illies (31. März): Die F.A.Z. scheint vom Teufel geritten! Erst gegen die Rechtschreibreform, jetzt auch noch gegen die von uns so geliebte Sommerzeit!
6. 4. 2002
Im ewigen Hin und Her des ganz normalen Liebeswahnsinns unterscheidet sich das schmale Buch nicht sonderlich von anderen ersten schmalen Büchern junger Schriftstellerinnen. Was es indes unterscheidet, ist sein Stil. Nicht nur dass Sandra Hoffmann sich für eine konsequente Kleinschreibung entscheidet und sich mit dem Setzen von Kommata erst gar nicht weiter aufhält, sie versteht es auch, ihre klaren Worte zu einem atemlos modernen Stakkato zusammenzusetzen.
Eine beliebte Angriffstrategie gegen die um den spärlichen Platz ringenden Kollegen ist nämlich das Argument mit dem alten Hut. Das hatten wir schon, heißt es dann. Katholische Bischöfe, die gegen Jesus-Karikaturen klagen? Drohende Theaterschließungen wegen hauptstädtischer Sparmaßnahmen? Die Politisierung des deutschen Films? Die Reform der Rechtschreibreform? Alles schon dagewesen. Tausend Mal beschrieben, diskutiert und kommentiert, gibt's nicht ein originelleres Thema? […] Wenn wir Zeitungsmenschen ausschließlich waschechte Neuigkeiten verbreiten würden, wären Sie zeitungslos.
Leider hat es nie ein Leitgremium für die Auseinandersetzung mit der Rechtschreibreform gegeben. Nachdem alle anderen reformkritischen Germanisten sich von uns getrennt haben, ist Prof. Ickler unsere einzige Hoffnung.
4. 4. 2002
Seit Einführung der neuen Rechtschreibung weiß ohnehin niemand mehr, wie man welches Wort auf welche Weise schreibt. […] Heißt es nun Sankt Ägidienkirche oder Sankt Aegidienkirche? […] Für Hannoversch-Münden, Erfurt und das Land Thüringen ist völlig klar: Ägidienkirche muss es heißen. Lübeck, Braunschweig und das sächsische Oschatz halten dagegen: Aegidienkirche ist richtig.
Wohl eher seit einführung der alten rechtschreibung weiss man das eine und andere nicht: fundsachen.
Im Kontakt zwischen gebildeten Autoren und gebildeten Lesern ist so bereits Ende des 18. Jahrhunderts ein recht kompliziertes Regelsystem deutscher Schriftkultur entstanden, das 1901 weitestgehend staatlich abgesegnet wurde. Dies sind die Hintergründe für eine differenzierte Bewertung der Rechtschreibreform. Jetzt ist Halbzeit zwischen Beginn und Ende der Übergangsfrist. Da sollte man abwägen, was überwiegend Zustimmung und was weithin Ablehnung erfahren hat. Zum ersten gehört sicherlich die ss- statt ß-Schreibung, die ja 90 Prozent aller Änderungsfälle ausmacht. Auf der anderen Seite stehen die selteneren Neuregelungsfälle bei getrennt und zusammen sowie groß und klein. Hier haben sich die Rechtschreibkommissionen vergaloppiert.
Einige Reformgegner wie Horst H. Munske und Peter Eisenberg (und unter dessen Einfluß die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung) neigen dazu, den Kultusministern einen Kompromiß anzubieten. Das Erträgliche an der Reform soll angenommen, der Rest aufgegeben werden. […] Grundsätzlich muß man sich darüber im klaren sein, daß ein Kompromiß nichts anderes als schon wieder eine Reform bedeutet und damit die radikalste Lösung. Warum man den Reformern überhaupt entgegenkommen sollte, bleibt unklar.
Zwar tummelt sich in den diversen Vereinen immer wieder der eine oder andere deutschtümelnde Sprachhüter, rechtsextrem unterwandert ist die Reformgegnerschaft jedoch nicht.
3. 4. 2002
Was ist ein ANTRAK auf STUMPHsinn? Ein behördlicher Vorgang in den Zeiten der Rechtschreibreform? Keinesfalls ANTRAK auf STUMPHsinn sind die Dresdner Gunter Antrak, Detlef Rothe und Wolfgang Stumph.
Die Rechtschreibreform ist ein Dauerbrenner. Vor kurzem beschloss die Redaktionskonferenz dieser Zeitung unter anderem, das Wort "aufwändig" zu vermeiden und es stattdessen bei "aufwendig" zu belassen. Die Sache wäre nicht erwähnenswert, wenn nicht immer wieder Schreibweisen auftauchten, an die man sich partout nicht gewöhnen mag.