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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 3.–6. 2005
nachgeführt , 2023-10-24
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Aus presse und internet

2005-06-28

neu : Reform der Rechtschreib-Reform: Zurück zu etwas mehr Vernunft. Bildung Schweiz, , 150. jg., nr. 7/8, s. 27, Aktuell (708 wörter)
Die Lehrerschaft ist an Regelungen interessiert, die einfach anzuwenden sind, möglichst viel Eindeutigkeit generieren und langfristig Bestand haben können. Nichts davon ist gegeben. Dazu kommt, dass die Probleme in der Vermittlung von Deutschkompetenz im Unterricht von der Rechtschreibreform nur zum kleinsten Teil betroffen sind: Schülerinnen und Schüler machen vielleicht 98% ihrer Schreibfehler gar nicht in dem von der Regelung betroffenen Bereich.

23. 6. 2005

: Akademien der Künste wenden sich gegen Schreibreform. Appell an Ministerpräsidenten: Neue Regeln nicht zum 1. August verbindlich in Kraft setzen. Die Welt, , nr. 144, s. 4, Deutschland (143 wörter)
Der Appell trägt die Unterschriften der Akademiepräsidenten Adolf Muschg (Berlin), Dieter Borchmeyer (München) und Ingo Zimmermann (Dresden).

17. 6. 2005

: Der Sprachversöhner. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 138, s. 35, Feuilleton (529 wörter)
Der ehemalige bayerische Kultus­minister Hans Zehetmair ist, seit er als Vor­sitzender des Rats für Recht­schreibung amtiert, zur Schlüssel­figur in der Farce der Rechtschreib­reform geworden.
: Schneller lesen mit den neuen Regeln. Der Tagesspiegel, , Wissen & Forschen
Die Rechtschreib­reform ist ein voller Erfolg – zu­mindest, wenn es um das Lesen von Texten geht. Das besagt eine Studie von Psycho­logen der Berliner Freien Uni­versität. […] Bei fast allen unter­suchten Regeln kamen die Leser mit den neuen Schreib­weisen besser oder gleich gut zurecht – und zwar Kinder, die nur die neuen Regeln gelernt haben, ebenso wie Erwachsene, die mit der alten Recht­schreibung aufgewachsen sind.

16. 6. 2005

: Von Chaos nichts zu sehen. Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (404 wörter)
Gustav Seibt behauptet, dass man nach neuer Recht­schreibung „Nude-lauf-lauf“ trennen dürfe. Das ist falsch! […] Von Recht­schreibreform­gegnern wird gerne behauptet, dass an unseren Schulen ein Rechtschreib-Chaos herrsche. Ich bin Lehrer, habe aber bisher an keiner Schule ein derartiges Chaos feststellen können. Nach meiner Einschätzung wird es auch in Zukunft keines geben, und höchstens die fanatischsten Rechtschreibreformgegner werden sich ein solches Chaos wünschen.
: Überstürzte Eile (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (189 wörter)
Wenn nun aber Regeln neu formuliert werden, so sollte dies so weit wie möglich plausibel sein. […] Tatsächlich sind aber im Rat für deutsche Recht­schreibung die meisten der an­stehenden Fragen noch nicht genügend abgeklärt.
: Überstürzte Eile (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (120 wörter)
Die Schreibung einer Sprache kann doch nicht von der Schule her bestimmt werden.
: Überstürzte Eile (III). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (56 wörter)
Hat man überhaupt eine Ahnung, was die Un­klarheit bei Schul­kindern, die Probleme haben (Legastheni­ker) oder deren Mutter­sprache nicht Deutsch ist, anrichtet?
: Thema Rechtschreibung gestrichen (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (178 wörter)
Ärgerlich ist, dass die neue Recht­schreibung, eine natürlich nicht perfekte, aber im Grunde sinn­volle Sache, im letzten Sommer­loch von profilierungs­süchtigen Politikern mit wenig Sach­verstand, aber viel Populismus wieder in Frage gestellt wurde.
: Thema Rechtschreibung gestrichen (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (128 wörter)
Eine Verschiebung des Verbindlich­werdens der Reform würde das durch die verbissene Kritik von Puristen und Besser­wissern an­gerichtete Chaos in den Schulen nur verlängern.
: Thema Rechtschreibung gestrichen (III). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (127 wörter)
Eine Ausweitung plebiszitä­rer Elemente wie Volks­begehren und Volks­entscheid würde mit Sicher­heit in kürzester Zeit Ruhe in diese künstlich hoch­stilisierte und auf­geblähte Debatte bringen […].
: Blind und ratlos (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (100 wörter)
Der Wirbel, der von selbst erkorenen Experten um die neue Recht­schreibung gemacht wird, scheint mir von einer Blind­heit oder Rat­losigkeit gegenüber den wesentlichen Heraus­forderungen in Deutschland und auf der Welt befördert zu sein.
: Blind und ratlos (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (43 wörter)
Der Berg kreißt und gebiert ein – nein, kein Mäus­lein, sondern ein Monster, eine Miss­geburt […].
: Schüler als Geiseln. Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (362 wörter)
Wie lange noch lassen sich die Zeitungen von Ministern, die mit dem Kopf durch die Wand wollen (Steinfeld), zum Narren halten?
: Fehlerträchtige Sonderorthografie. Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (264 wörter)
Aber die Reform hat auch in ver­nünftigeren Köpfen Verwirrung gestiftet. […] Hermann Unter­stöger meint überdies, man hätte „früher“ nicht „Erdöl fördernd“ oder „allein erziehend“ schreiben dürfen. Regel 209 des alten Duden sagt es anders: Beides war frei­gestellt. Erst die Neu­regelung brachte die rigide Ein­schränkung auf das Getrennte. Jetzt ist der alte Zustand wieder­hergestellt.

11. 6. 2005

: Es gibt keinen länderfreien Bundesraum. Und auch keine Staatsästhetik: Christina Weiss über Befreiungsschläge, Europa, Offenheit und die Kooperation zwischen Bund und Ländern. Süddeutsche Zeitung, , s. 13, Feuilleton, Interview
SZ: Kürzlich haben Sie an den Orden „Pour le mérite“ appelliert, als eine Art Rat der Weisen zu wirken: Klang da nicht Sorge um die Kultur an, das Bewusstsein, es fehle ihr an geistiger Orientierung? Weiss: Dieser Orden versammelt die Geistesgrößen der deutschen Gesellschaft, zusammen mit internationalen Wissenschaftlern und Künstlern. Er trifft sich zweimal im Jahr, und man debattiert dort überaus interessante Fragen, was aber zu selten nach außen dringt. Schon seit meiner ersten Begegnung mit dem Orden ist es meine Hoffnung, dass er nicht ein interner Kreis der Erwählten bleibt, sondern eine sprechende, kommentierende Instanz wird. […] SZ: Was wäre Ihr Wunschthema für das Jahr 2005? Weiss: Niemand sollte dem Orden Themen vorgeben. Aber ich weiß, dass es 2004 ein Thema gab, über das der Orden diskutiert hat, ohne dies öffentlich zu machen: die Rechtschreibreform.

10. 6. 2005

: Was bedeutet das «es» in «es reicht»? Tages-Anzeiger, , s. 59, Kultur (855 wörter)
Andreas Thalmayr alias Hans Magnus Enzens­berger bietet sieben Rundgänge durch den Zauber­garten der Sprache an. Ganz ohne Polemik geht es dabei nicht ab. […] wenn er die Rechtschreib­reform attackiert, zittern ganze Kultus­ministerien (wenigstens ein bisschen). […] Die Duden-Redaktion in Mannheim bezeichnet er als «Kommission zur Betonierung der deutschen Sprache». Die Kultusminister­konferenz ist für ihn ein Haufen von Legasthenikern, denen er unterstellt, dereinst nicht einmal vor der Abschaffung des Genitivs zurück­zuschrecken. Das ist in der Heftigkeit, mit der ein Feindbild zum Popanz aufgeblasen wird, schon komisch.
: Josephine, die Klägerin. Eine Schülerin scheitert vor Gericht mit ihrer Beschwerde gegen die neue Rechtschreibung. Berliner Zeitung, , s. 27, Feuilleton (457 wörter)
Josephine Ahrens möchte nicht als Fehler angestrichen bekommen, was außerhalb der Schule weithin nicht als Fehler angesehen wird. Mit diesem Wunsch ist sie jedoch vor Gericht in Hannover nicht durchgedrungen.

6. 6. 2005

Der Eiertanz geht weiter. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 128, s. 2, Politik (199 wörter)
Die "Neue Osnabrücker Zeitung" befaßt sich mit dem Kultusminister-Beschluß, große Teile der Rechtschreibreform in Kraft treten zu lassen: "[…] Zwar ehrt es die Minister, daß sie Bedenken aufnehmen wollen. Stutzig macht jedoch, daß sie auf der anderen Seite große Teile der Rechtschreibung per Dekret regeln, obwohl diese keineswegs so unumstritten sind, wie behauptet wird."
: Viel Kritik an Beschluß zur Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 128, s. 2, Politik (155 wörter)
Der Schulbuchverleger Michael Klett nannte die nun für die Schüler entstandene Lage "desolat". Die Eltern schrüben anders als ihre Kinder, Lehrmaterialien kursierten in drei Rechtschreibungen.
: Die Marktführer. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 128, s. 29, Feuilleton (522 wörter)
Erstens: Die Einheit der Rechtschreibung wird auch nach dem 1. August nicht gegeben sein, nicht im Bereich der Schulen, geschweige denn in der Öffentlichkeit. Zweitens: Der Rat für Rechtschreibung hat bewiesen, daß er zu unabhängiger und konstruktiver Arbeit fähig ist. Drittens: Die Kultusministerkonferenz ist und bleibt eine Versammlung blindwütiger Flickschuster.

4. 6. 2005

: Minim zurückbuchstabiert. Thurgauer Zeitung, , 207. jg., nr. 128, s. 13, Kultur (274 wörter)
Neu sollen — wie vor dem 1. August 1998 — Verben wie «vollquatschen», «auseinan­dersetzen» […] zusammen geschrieben werden, da sie vom Sinn her eine Einheit bilden. Die Vorschläge müssen nun noch den politischen Behörden zur Genehmigung vorgelegt werden — in Deutsch­land der Kultusminister­konferenz (KMK), in der Schweiz der Erziehungsdirektoren­konferenz (EDK). Die KMK hatte bereits zuvor beschlossen, für die strittigen, vom Rat noch diskutierten Fälle die Toleranz über den 1. August 2005 hinaus zu verlängern. Auch das EDK sieht laut einer Mitteilung vom Freitag dieses Vorgehen als «sinnvoll» an. Beschlossen sei aber hoch nichts.
: Geben Sie Schreibfreiheit! Badische Zeitung, , 60. jg., nr. 126, s. 1, Tagesspiegel (200 wörter)
Natürlich können die Gegner der Reform das Einlenken der Kultusminister bei der Zusammen- und Getrenntschreibung als Teilerfolg feiern. Nur: Ist damit etwas gewonnen? Bei der größten Fehlerquelle Groß- und Kleinschreibung jedenfalls nichts. Es bleibt eigentlich nur ein Ausweg aus dem Chaos: Meine Damen und Herren, geben Sie Rechtschreibfreiheit!

Wem? Der Badischen Zeitung schreiben die kultusminister nichts vor.

: Rechtschreibreform tritt in weiten Teilen in Kraft. Kultusminister lassen "Toleranzklausel" zu; Rat hebt neue Regeln für Getrenntschreibung auf. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 1f, Politik (1080 wörter)
Der Beschluß der Kultusministerkonferenz, die unstrittigen Teile der Reform in Kraft treten zu lassen, hat im Rat Irritationen ausgelöst. Zehetmair zeigte Verständnis für das Vorgehen der KMK, ließ aber keinen Zweifel daran, daß der Rat auch künftig unbeirrt und unabhängig von Sachzwängen der Politik die einzelnen Bereiche der Reform bearbeiten wird. Zehetmair bekräftigte die Entschlossenheit des Rates, sich von keiner Seite unter Druck setzen zu lassen, auch nicht unter Zeitdruck. […] Der kulturpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Otto, bezeichnete die in Teilen verbindlich gemachte Rechtschreibreform als "Zumutung gegenüber den Lehrern und Schülern". Außerdem sei darin eine "unglaubliche Arroganz gegenüber dem Rat für deutsche Rechtschreibung zu sehen". […] Die bildungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Reiche, forderte die Ministerpräsidenten auf, die gesamte Reform außer Kraft zu setzen.
: Die Zeichen sind viel versprechend. Befürworter und Gegner der Rechtschreibreform arbeiten an einer gemeinsamen Lösung. Stuttgarter Zeitung, , 61. jg., nr. 126, s. 37, Kultur (399 wörter)
Seit Freitag arbeitet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung doch noch mit im Expertenrat für Rechtschreibung. Damit haben nun auch die beinahe schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform von 1996 ihre Bereitschaft bekundet, an einem Kompromiss in allen strittigen Fällen der neuen Rechtschreibung mitzuwirken - und diesen hinterher auch mitzutragen! Und noch besser: indirekt ist damit ja das Eingeständnis der Akademie verbunden, dass bestimmte Teile der Rechtschreibreform eigentlich unstrittig und vermutlich sogar ganz gut sind. Ja, wer sagt's denn!
: Schrift nach Vorschrift. Die Welt, , nr. 128, s. 1, Kommentar (198 wörter)
Das also soll Rechtschreibfrieden schaffen: Die Kultusministerkonferenz will alle "unstrittigen" neuen Regeln zum 1. August für verbindlich erklären. […] Nein, strittig sind alle Bereiche der neuen Rechtschreibung […]. Ein Rechtschreibfrieden ist so nicht zu erreichen.

2005-06-03

neu : Rechtschreibreform soll teilweise in Kraft treten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 126, s. 1, Politik (88 wörter)
Die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform sollen nach dem einstimmigen Beschluß der Länder-Kultus­minister wie geplant zum 1. August für Schulen und Behörden verbindlich werden.
neu : Namentlich. Vor der Entscheidung: Heute tagt der Rechtschreibrat. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 126, s. 33, Feuilleton (775 wörter)
Als im Herbst letzten Jahres die Zusammensetzung des Rates für deutsche Recht­schreibung diskutiert wurde, gab es heftige Auseinandersetzungen. Nach Jahren übelster Hinterzimmerdiplomatie der Kultus­minister und der von ihr eingesetzten Zwischen­staatlichen Kommission für deutsche Recht­schreibung war das Mißtrauen groß.
neu : Von früh bis spät werden wir an den Folgen leiden. Hier tut Erste Hilfe not: Zur Kritik an der reformierten Groß- und Kleinschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 126, s. 40, Feuilleton (1526 wörter)
Insgesamt sollte bei der Groß- und Kleinschreibung gar nichts neu geregelt werden, ausgenommen die manchmal zu dogmatische Darstellung im Wörterverzeichnis des Duden (im trüben fischen, sein Schäfchen ins trockene bringen).
neu "Wieder nichts Fertiges." , , Kultur (871 wörter)
Nach dem Beschluss der Kultusminister­konferenz, die Rechtschreibreform in großen Teilen zum 1. August in Kraft zu setzen, macht sich Unmut breit. Die Lehrer bemängeln fehlende Planungssicherheit, Reformgegner sehen in der Teillösung eine zusätzliche Verwirrung der Bürger.
neu : Obrigkeit und Orthographie. Bis zur aktuellen Reform wurde die deutsche Sprache über Jahrzehnte ohne staatliche Einmischung modernisiert. Süddeutsche Zeitung, , s. 2, Themen des Tages, Themenkasten (412 wörter)
In der langen Übergangszeit formierte sich immer stärkere Kritik. Hatte sich die Diskussion im Vorfeld noch an Schreibweisen wie aufwändig, Gämse und Stängel festgebissen, so erwiesen sich nun in der Praxis vor allem die Regeln zur Getrenntschreibung als Quell steten Ärgers. Einerseits war es nicht mehr möglich, durch Getrennt- oder Zusammenschreibung unter­schiedliche Sach­verhalte zum Ausdruck zu bringen.
neu : Rechtschreibrat wirft der KMK Mißachtung vor. Die Welt, , Deutschland (525 wörter)
In Quedlinburg einigten sich die Kultusminister darauf, neben der Laut-Buchstaben-Zuordnung und der Schreibung mit Bindestrich auch die Groß- und Kleinschreibung zu verabschieden. Nach Auffassung von Ickler muß aber gerade die Groß- und Kleinschreibung, die nach der Rechtschreibreform gegen grammatikalische Grundregeln verstoße, dringend korrigiert werden.

2005-06-02

: Den Lügen die Stirn bieten. Der Lyriker Reiner Kunze erweist sich als begnadeter Redner. Rheinischer Merkur, , 60. jg., nr. 22 (689 wörter)
Mit der Energie und Ver­bissenheit, mit der seine Berg­arbeiter­vorfahren im Erz­gebirge Kohle und Metall schürften, geht er den Silber­adern der Poesie in fremden Sprachen nach […]. Die Sorgfalt jedoch, die er dem Deutschen an­gedeihen lässt, ist nicht kleiner. Kein Wunder, dass er einer der schärfsten Kritiker der un­glückseligen Rechtschreib­reform wurde. Der Übermut der Ämter, der Kunze schon in der DDR zur Verzweiflung brachte, empört ihn – siehe den Oktroi der neuen Orto­grafie – im ver­einigten Deutschland nicht minder.

6. 2005

: Zur Geschichte der deutschen Rechtschreibung: von den Schreibvarianten zur Schreibregelung. Teil 2: Blick auf die Geschichte der deutschen Rechtschreibung. Sprachspiegel, , 61. jg., nr. 3, s. 68 bis 78 (3731 wörter)
[…] die 1901 erreichte Einheit der deutschen Rechtschreibung muss im ganzen deutschen Sprachraum gewahrt bleiben. […] Bis heute fehlt allerdings der Tatbeweis, dass die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung für die Schreibenden wirklich eine Erleichterung bedeutet. […] Die Reform muss weitergehen: früher oder später wird man unter anderem über jene beiden Probleme der Syntax, die unsere deutsche Sprache so schwierig machen, wieder diskutieren müssen: über die Grossschreibung der Nomen und über die äusserst komplexe, weil vorwiegend grammatischsyntaktisch begründete Kommaregelung, die kein Deutschsprachiger ganz beherrscht, selbst die Germanisten nicht.

21. 5. 2005

: Wer hier reingeht, kommt klüger raus. BZ Berlin, , s. 6
Sie ist ein Wunder aus Glas und Stahl - und für viele das schönste Haus am Pariser Platz: Die Akademie der Künste zwischen dem Hotel Adlon und der DG-Bank, die heute um 18 Uhr eröffnet wird. […] Welche Aufgabe hat sie? Mit Ausstellungen, Lesungen, Vorträgen u.a. informiert sie die Öffentlichkeit über Tendenzen in der Kunst. Sie pflegt ein umfangreiches Archiv sowie rund 800 Sammlungen und Nachlässe (u.a. von Heinrich Mann, Bertolt Brecht). Außerdem berät sie die Regierung in kulturellen Fragen, sprach sich u.a. gegen die Rechtschreibreform aus.

19. 5. 2005

: Wenig Selbstachtung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 114, s. 13, Briefe an die Herausgeber
Den Deutschen sind Kriminalfilme, Sport- und Lotterieergebnisse oder Schauspieler allemal wichtiger als der Kanzler der deutschen Einheit. […] Die fehlende Selbstachtung drückt sich auch in der zunehmenden Verhunzung der deutschen Sprache aus und in der sogenannten Rechtschreibreform, die die Verbindung zu unseren Vorfahren abschneidet.

2005-05-14

neu : Laut-Buchstaben-Zuordnungen: Was ist bei der Revision zu beachten? , , Theodor Icklers Sprachtagebuch (3988 wörter)
Fazit: Weder bei der Fremdwortschreibung noch im gesamten Bereich der „Laut-Buchstaben-Entsprechung“ gibt es einen Grund, von der bisher üblichen Regelung anzugehen. Eindeutschungen fanden immer statt, man braucht sie nicht zu forcieren.

9. 5. 2005

: Der Osten ist Spitze. Neue Länder beim "Deutschtest" vorn. Märkische Allgemeine,
Endlich. Der Aufschwung ist da. Zumindest geistig-kulturell. Der Osten ist Spitze. Beim zweiten Mitmach-"Deutschtest" von RTL zeigte sich, dass die Ossis die Rechtschreibung ihrer Muttersprache besser beherrschen als die Brüder und Schwestern im Westen. […] Dies beweist einmal mehr die Finesse der Menschen im Osten, die es nach der Rechtschreibreform geschafft haben, ihre Fehlerzahl Jahr für Jahr zu erhöhen und trotzdem nicht wie die Deppen dazustehen.

7. 5. 2005

: Der Hjalmar und die HJ. Vom Eindringen der NS-Sprache in den Duden. (Frankfurter Rundschau), , Politik
Und das ß im "über­betonten Volkstums- u. Staats­bewußtsein" schreibt man heute mit Doppel-s. Die Kritik aber an der Rechtschreib­reform verliert angesichts der Lektüre des Kriegs­dudens wegen in­haltlicher Irrelevanz stark an Fahrt.

6. 5. 2005

: Horst Haider Munske 70. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 104, s. 4, Politik (321 wörter)
"Die historisch gewachsene Ortho­graphie ist ihnen im Grunde ein Ärgernis", so kurz und treffend charak­terisierte der emeritierte Erlanger Sprach­wissenschaftler Horst Haider Munske die Motivation der Rechtschreib­reformer.

Ob da wohl ungute erinnerungen an seine schülerin Leiss mitspielen? Sie gibt uns anlass zu einer unterscheidung: Es ist aufgabe der wissenschaft, ständig das bestehende und scheinbar selbstverständliche zu hinterfragen und visionen zu entwickeln, und es ist im grunde aufgabe von (verzeihung!) gebrauchtwagenverkäufern, das «historisch gewachsene» zu rechtfertigen und eine beule als verbesserung des cw-werts zu preisen. Vgl. FAZ, 4. 10. 2004.

4. 5. 2005

: Dieser NDR ist unser NDR. Interview mit dem Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Christian Wulff. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 103, s. 45, Feuilleton
Wir müssen die leidige Diskussion, die ich gerne mit Vollendung der deutschen Einheit beendet gesehen hätte, abschließen. Der Moment ist leider verpennt worden. Jetzt, im Jahr 2005, sage ich: Die Kommission, die jetzt eingerichtet ist, sollte schnell möglichst stark über das Zusammenschreiben bestimmter Begriffe hinaus auf die Gegner der Rechtschreibreform zugehen. Und die Kultusministerkonferenz sollte dann das, was dabei herauskommt, eins zu eins beschließen. Und das sollten dann alle akzeptieren. Das schlimmste wäre eine fortdauernde Beliebigkeit.

3. 5. 2005

Kultusministeriell beschlossene Legasthenie? Der Städtebund und die Rechtschreibreform. Dinportal, Dinslaken, (154 wörter)
Für einiges Schmunzeln sorgte im Rathaus die Mitteilung, die der nordrhein-westfälische Städte- und Gemeindebund soeben zur Rechtschreibreform abgegeben hat. Ausgangspunkt war ein höchstrichterliches Urteil, in dem festgestellt wurde, dass die neuen Rechtschreibregeln nach der Übergangszeit bis zum 31. Juli eigentlich nur für den Bereich der Schulen verbindlich weiter gelten müssen. Den Stadtverwaltungen ist es danach selbst überlassen, ob sie sich dem anschließen wollen oder nicht.

28. 4. 2005

: Rechtschreibung läßt sich nicht verhandeln. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 98, s. 8, Briefe an die Herausgeber (296 wörter)
Da […] von der Konjunktion "daß" kaum noch die Rede ist, sei noch einmal darauf hingewiesen, daß es keinen sachlichen Grund gibt, diese Konjunktion mit ss zu schreiben. Niemand hat bisher auch nur versucht, der Bevölkerung zu erklären, warum das ß nun da gerade verschwinden muß […].
: Verquere Ideologien. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 98, s. 8, Briefe an die Herausgeber (374 wörter)
Böhr meint sehr richtig, "daß die deutsche Sprache der Ausdruck unserer geistigen Heimat" sei. Sie ist, wie ich meine, die wichtigste Identität unseres Volkes. Aber die Politiker, vor allem die Kultus­minister, treiben eine un­sägliche Zerstörung unserer Mutter­sprache weiter voran mit der zutiefst sprach­widrigen Rechtschreib­reform, gegen den in einem Volks­entscheid und in allen Umfragen erklärten Willen des Sprach­volkes.

26. 4. 2005

: „Das Abentheuer auf dem Katheder überstanden.“ (Frankfurter Rundschau), , Kultur, Literatur
Die umfassendste Auswahl aus Schillers Brief­wechsel mit über hundert Adressaten unterbreiten gegen­wärtig in einer handlichen, eleganten Form die beiden letzten Bände der Schiller'schen Werkausgabe im Deutschen Klassiker-Verlag, abgesehen von den zwischen 1956 und 1992 er­schienenen zehn Brief­bänden der National­ausgabe. […] Auch zeichnet sich der Abdruck der Briefe dadurch aus, dass sie, im Gegensatz zu anderen Ausgaben, ohne modernisie­rende Bearbeitung, also ohne Berücksichtigung der jüngsten Rechtschreib­reform, in der Original­schreibweise dar­geboten werden.

23. 4. 2005

: Ergebnisoffen. Rhetorikseminar. Süddeutsche Zeitung, , SZ Wochenende, Serie, s. II (392 wörter)
Wo es darum geht, nicht entscheidbare Probleme vom Tisch zu bekommen, schlägt die große Stunde der Ergebnisoffenheit. Dann schießen sie die Probleme in die Umlaufbahn der Gutachtenproduktion. Und so hört sich das im O-Ton an: „Wirklich ergebnisoffen bin eigentlich nur ich – Aber wir werden die Regierung nicht aus der Verantwortung lassen, eigene Gesetze vorzulegen, die wir ergebnisoffen diskutieren und keineswegs nur ablehnen – Schon vor zwei Jahren habe ich hier beschrieben, warum die Rechtschreibreform blödsinnig ist. Ich habe damals gefleht, die Landesregierung möge doch bitte ergebnisoffen in eine vorurteilsfreie Überprüfung eintreten.“

22. 4. 2005

: Koexistenz der beiden Rechtschreibungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 93, s. 10, Briefe an die Herausgeber (374 wörter)
Eines haben die in der Anonymität agierenden Durchsetzer der Rechtschreib­reform inzwischen gewiß erreicht: Sie haben Fakten geschaffen, die nicht von einem auf den anderen Tag vom Tisch zu wischen sind. […] Will man aber zusehen, wie mehrere große lexiko­graphische Verlage in Konkurs gehen, nur weil sie ihr gesamtes Programm in mehr­jähriger Arbeit auf die Neu­regelung umgestellt haben?

18. 4. 2005

: Bildung ist nicht für Begüterte da. Süddeutsche Zeitung, ausgabe Fürstenfeldbruck, , s. R2 (215 wörter)
Lehrpläne werden oft verändert. Die Folge: der gesamte Bücherbestand muss ausgetauscht werden. Dazu kommt die Rechtschreibreform mit der x-ten Reform der Reform (zur Zeit kostet ein Schulbuch etwa 30 Euro).

2005-04-14

: Lachende Enkel. Rheinischer Merkur, , 60. jg., nr. 15, Politik, Kommentar (279 wörter)
Die Reformer argumentier­ten zuletzt, nach der Erprobungs­phase des Regel­werks stehe nun die Einheit der Recht­schreibung auf dem Spiel; eine Rücknahme verursache nur Chaos und Kosten. Die Opfer ihrer schlampig ent­worfenen und arrogant durch­gesetzten Neu­regeln aber sind die Kinder: Sie stehen vor einem Chaos aus Varianten und Versionen; von Einheit ist keine Spur, Geld hat das Ganze sowieso ver­schlungen, und nur noch Spezialisten wissen, welcher Duden gerade noch oder schon wieder gilt.

11. 4. 2005

Schmoll, Heike: Auf den Sprachgebrauch kommt es an. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 83, s. 1 (809 wörter)
Im Unterschied zur Vorgehensweise der Reformer scheint für den Rat der Sprach­gebrauch wieder zur Leitlinie seines Handelns zu werden. Darin liegt die ent­scheidende Kehrt­wendung.
: Wieder zusammen. Rückkehr zur Wirklichkeit: Die Reform der Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 83, s. 31, Feuilleton (980 wörter)
Der Rat für deutsche Recht­schreibung hat in seiner Sitzung am Freitag letzter Woche deutlich ge­macht, daß er die Rücknahme ver­fehlter Teile der Rechtschreib­reform nicht länger aus­schließt. […] Die Sprache und die Sprach­gemeinschaft lassen sich nun einmal keine Vor­schriften machen. Das hätten die Politiker vorher wissen können.

«Keine Vor­schriften» – was hatten wir denn vorher?

9. 4. 2005

: Und sie bewegt sich doch! Bild am Sonntag, , 52. jg., nr. 15, s. 8, Politik, BamS-Kommentar (184 wörter)
Die Konferenz der Kultusminister sollte sich die Empfehlungen der Experten zu eigen machen. Sie hat die Schlechtschreibreform selbstherrlich und ohne jede parlamentarische Legitimation gegen die überwältigende Mehrheit der Bürger durchsetzen wollen.

8. 4. 2005

: Zurück in den Elfenbeinturm. Der Kompromiss bei der Rechtschreibung ist überflüssig – und nützt vor allem den Reformgegnern. Der Tagesspiegel, , Meinung (375 wörter)
Welche Reichweite der „Kompromissvorschlag“ der Arbeitsgruppe hat, geht schon aus der Befriedigung hervor, die Theodor Ickler, die Speerspitze der Reformfeinde, äußert. […] Das Papier der Arbeitsgruppe stelle einen „radikalen Neuansatz“ dar. […] Dabei waren sie es, die kampagnenartig jede moderate Regelanpassung durch die Zwischenstaatliche Kommission als Katastrophe dargestellt hatten […].

1. 4. 2005

: "Niemand wird dazu gezwungen." die tageszeitung, , nr. 7628, s. 4, Themen des Tages
Mit der Pflegeversicherung ist die Pflege dem Markt übergeben worden, sagt Claus Fussek. […] Die Gesellschaft regt sich über die Rechtschreibreform mehr auf als über Menschenrechtsverletzungen in Altenpflegeheimen.

4. 2005

: Zur Geschichte der deutschen Rechtschreibung: von den Schreibvarianten zur Schreibregelung (1. Teil). Sprachspiegel, , 61. jg., nr. 2, s. 34 bis 41 (2867 wörter)
Geht man von unserem Schichtenmodell der Sprache aus, so ist die Rechtschreibung zweifellos auf der untersten Ebene anzusiedeln. Das bedeutet ein Zweifaches: Zum einen stellt die Rechtschreibung eine Art vorgrammatische Disziplin dar, eine Disziplin also, die nicht zum Bereich des grammatischen Systems der Sprache gehört […]. Und zum andern leistet die Rechtschreibung im Hinblick auf die kommunikative Leistung der Sprache wenig bis nichts. […] wird die menschliche Kommunikation ganz wesentlich vom inner- und aussersprachlichen Kontext, in dem ein Wort steht, gesteuert. […] Die kommunikative Leistung der Rechtschreibung ist derart klein, dass wir sie fast vernachlässigen können. […] Ganz anders sieht es nun in Bezug auf die gesellschaftliche Wertung der Rechtschreibung aus. […] Ich kenne keine Sprache, in der die Orthografie einen derart hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat wie im Deutschen. Im Italienischen — das versichere ich Ihnen — jedenfalls nicht!
: Schiffahrt und Schifffahrt. Zur Entwicklung der Regelungen der deutschen Rechtschreibung seit deren Vereinheitlichung. Sprachspiegel, , 61. jg., nr. 2, s. 42 bis 43 (529 wörter)
Streng genommen stellte Duden jedoch nicht die alte Rechtschreibregelung dar. Diese bildete vielmehr die amtliche Regelung von 1902, die erste Regelung der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum überhaupt; und diese war weit weniger detailliert und rigide als neuere Auflagen des Dudens. […] Unter anderem lässt sich diese Entwicklung darauf zurückführen, dass 1915 das allgemeine Orthographische Wörterbuch des Dudens mit dem so genannten Buchdruckerduden, einem detaillierten Regelwerk für die grafische Branche, verschmolzen worden ist. Das hat zur Vermischung von Rechtschreibgrundwissen und Spezialistenkenntnissen geführt, eine Entwicklung, die einem guten Umgang mit der Rechtschreibung nicht unbedingt förderlich gewesen ist.
: Bücher. Sprachspiegel, , 61. jg., nr. 2, s. 54 bis 55 (502 wörter)
Hermann Scheuringer und Christian Stang: Die deutsche Rechtschreibung. Geschichte. Reformdiskussion. Neuregelung. Edition Praesens, Verlag für Literatur- und Sprachwissenschaft, Wien 2004. […] Zwar wird in dem Buch die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, die am 1. August dieses Jahres in Kraft treten wird, gut nachschlagbar dargestellt; das kann man jedoch andernorts ebenfalls finden. Interessanter erscheint mir deshalb der historische Teil. […] «Über Rechtschreibung zu diskutieren, ist also nicht nur eine Frage zwischen ‹ss› und ‹ß›, sondern Bildungsgeschichte, Schulgeschichte, Gesellschaftsgeschichte usw. – zusammengefasst: Kulturgeschichte.» Wer sich über diese Kulturgeschichte orientieren möchte, ist mit diesem Buch sehr gut bedient.

31. 3. 2005

: Staub und Polittheater. Die Welt, , Forum, Leitartikel
Es ist hierzulande ein merkwürdiges Phänomen, daß viele tiefgreifende Änderungen im Vorfeld so lange wie möglich ignoriert und erst kurz vor (oder nach) der Rechtwirksamkeit hitzig debattiert werden. Am Ende fügt man sich dann so oder so dem nicht mehr zu vermeidenden Schicksal. So war es seinerzeit bei der Einführung der Rechtschreibreform oder dem ab Freitag möglichen behördlichen Zugriff auf die Konten der Deutschen[,] und es dürfte sehr wahrscheinlich ähnliches geschehen, wenn es ab Herbst neue Reisepässe nur noch gegen Abgabe eines Fingerabdrucks erhältlich sein werden.

29. 3. 2005

: Barfuß. Ab 31. März im Kino. rtv online, , Entertainment, Kino
Zu allererst: Barfuß schreibt sich auch nach der neuen Rechtschreibung mit scharfem "ß" (wie stets nach langen Vokalen) — dies erwähnen wir nur, um die durch falsche Anwendung der Rechtschreib­reform produzierte Verwirrung ein wenig einzudämmen. An den Machern von Til Schweigers neuestem Film scheint diese Rechtschreib­regel jedenfalls auch vorbei gegangen zu sein, liest man doch überall offiziell von "barfuss".

22. 3. 2005

: Keine Umkehr. Neue Rechtschreibung für die Schweiz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 68, s. 33, Feuilleton (155 wörter)
Im Umfeld der neu entbrannten Auseinandersetzung um die deutsche Rechtschreibreform hatten über fünfzig Professoren eine Petition an die Parlamente in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingereicht. […]Sie forderten die Rückkehr zur früheren Orthographie. Dazu wird es nun in der Schweiz endgültig nicht kommen. Die große Kammer, der Nationalrat, hat jetzt die Petition behandelt.

21. 3. 2005

: Technisch unmöglich. Thüringer Allgemeine, , Thüringen (666 wörter)
Am 8. April wird der Rat für Deutsche Rechtschreibung erstmals Änderungen der Rechtschreibreform beraten. […] Zu dem 36-köpfigen Expertengremium gehört der aus der Schweiz stammende Germanistik-Professor der Universität Jena Peter Gallmann (52). […] Wird die rechte Rechtschreibung ein Dauerproblem? Wenigstens ein Dauerthema. Die Experten sind gut beraten, wenn sie die Entwicklung beobachten und die Orthografie-Regeln nach vier oder fünf Jahren wieder anpassen. Bei unseren Nachbarn im Norden, in Schweden, Dänemark, Norwegen ist das ganz normal. Davon kann man lernen.

19. 3. 2005

: Kein Zurück zu alter Rechtschreibung. Tages-Anzeiger, , s. 2, Inland (138 wörter)
Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des Nationalrats kam jedoch zum Schluss, dass eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung nicht in Frage komme. Auch diese weise zahlreiche Mängel auf.

18. 3. 2005

: Ein Imperialist unter den Ökonomen. Der Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar erhält den Auslandschweizer-Preis 2005. Basler Zeitung, , s. 2, heute
Ähnlich wie Borner nimmt Straubhaar kein Blatt vor den Mund und verbreitet in seinen Kolumnen in diversen Schweizer und deutschen Zeitungen ebenso liberale Thesen. […] So forderte er in der baz, in der er regelmässig als Gastautor schreibt, dass der Staat sich nicht um die Rechtschreibereform kümmern dürfe.
: Keine Rückkehr zur alten Rechtschreibung erwünscht. Basler Zeitung, (197 wörter)
Die Deutschschweiz wird nicht zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Der Nationalrat hat am Freitag stillschweigend von einer entsprechenden Petition von Rechts­professoren Kenntnis genommen, ohne ihr Folge zu geben.

15. 3. 2005

: Kritiker der Rechtschreibreform zeichnen Springer-Chef Döpfner aus. Frankenpost, , Bayern
Kritiker der Rechtschreib­reform haben den Vorstands­vorsitzenden der Axel-Springer AG, Mathias Döpfner, zum «Sprachwahrer des Jahres» gewählt. Die Leser der Sprachzeitung «Deutsche Sprachwelt» hätten sich mit großer Mehrheit für Döpfner ausgesprochen, teilte der Schrift­leiter des Blattes, Thomas Paulwitz, am Dienstag am Rande der Leipziger Buchmesse mit.

14. 3. 2005

: Bestes Globalesisch. Denglisch, Rechtschreibstreit, Wissenschafts-Anglisierung: Nicht nur Puristen sorgen sich um die Zukunft des Deutschen. Focus, , s. 62 bis 66, Kultur (2181 wörter)
Die umstrittene Rechtschreibreform mit all ihren Nachbesserungen und Sowohl-als-auch-Regelungen war der Sprachkultur bislang auch nicht eben dienlich. Speziell die Groß- und Getrenntschreibungsregeln haben dem geschriebenen Deutsch ästhetisch-grammatikalische Missgeburten beschert wie etwa "sehr Zeit raubend" oder "eine Hand voll Frauen" (selbst King-Kong hatte an einer genug). "Der Nobelpreis für Günter Grass war wohl verdient", stand in der "Süddeutschen Zeitung" zu lesen (der Kritiker Joachim Kaiser hatte gemeint: wohlverdient); in einem Geschichtsbuch des Cornelsen Verlags erfahren die Schüler, dass sich Menschenaffen und Menschenvorfahren "auseinander entwickelt" hätten (tatsächlich haben sie sich auseinander­entwickelt). Inzwischen sind die meisten Zusammenschreibungen allerdings wieder zulässig.
: "Täglicher Sprachdreck." Der Satiriker Eckhard Henscheid fände Spitzendeutsch — aber nur das! — auch auf Englisch allenfalls okay. Focus, , s. 68, Kultur, Interview
Sie registrieren also einen Verfallsprozess? Henscheid: Mir scheint, brennende Fragen um die allseits rasend interessierende Duden-Reform beziehungs­weise -Reformreform werden fast läppisch angesichts wirklich bedrohlicher Dinge, etwa des aktuell grassierenden Sprachdrecks der Art, wie er tagtäglich von der "Bild"-Zeitung ausgebrütet wird: orwellsches Neusprech als Doppelmoppel-Stummel der Pop-Art.

11. 3. 2005

: Kleine Meldungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 59, s. 4, Politik (144 wörter)
Um ein Jahr möchte der kulturpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Otto, die Einführung der Rechtschreibreform verschieben. Der Rat könne bis zum 1. August dieses Jahres "die unbestritten bestehenden Probleme der Rechtschreibreform" nicht lösen
: Über den Tellerrand blicken. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 59, s. 11, Briefe an die Herausgeber
Als ob mit der Rechtschreibreform nicht schon genug Schaden entstanden wäre, will nun der Bochumer Mathematikprofessor Gerritzen auch noch unsere Zahlen umgedreht wissen, damit es die lieben Kleinen nicht so schwer haben.
: Ho-Ruck-Gesetze zur Schule oder Überzeugungsarbeit? Die Presse, , Politik, Leitartikel
Die Parteien, Interessensgruppen und Verbände graben sich in ihre Positionen ein. Jede Seite will die Schulstruktur nach ihrer Fasson verändern. […] Was bedeutet es für das Österreichische Bildungssystem, wenn mit einfacher Mehrheit hurtig drauf los reformiert wird? […] Schon die (behutsame) Rechtschreibreform hat die Fragwürdigkeit einer derartigen Prozedur aufgezeigt: Mit der neuen Schreibung wurden die Schulbücher umgestellt. Würde man diese wieder ad acta legen, müssten die Schulmaterialien neuerlich umgeschrieben werden, dann vielleicht noch einmal und noch einmal.

7. 3. 2005

Die stille Reserve. Wie der einstige Biedermann Christian Wulff zum möglichen Kanzlerkandidaten der CDU aufstieg. Focus, , s. 54, Deutschland, Porträt
Neben dem unbedingten Sparwillen versucht sich Wulff mit sorgsam ausgewählten Themen gezielt als Modernisierer und Aufklärer zu profilieren. Mal gehts daneben, wie bei der gescheiterten Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Meistens landet er jedoch mediale Volltreffer.
: Vierunddreißig wird dreißigundvier. , , Skurriles
Deutsche Sprache schwere Sprache — das gilt nicht erst seit der umstrittenen Rechtschreib­reform. Der Mathematik-Professor Lothar Gerritzen fordert noch mehr Chaos. Statt "vierunddreißig" sollen wir endlich "dreißigundvier" sagen.

5. 3. 2005

: Zerrüttete Staatsfinanzen. Der Fiskus, das Recht und die ökonomische Vernunft. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 54, s. 13, Die Ordnung der Wirtschaft (2775 wörter)
Das Volk, dem immer mal wieder seine Ohnmacht vor Augen geführt wird (Euro-Einführung, Rechtschreibreform), ist auf individuelle Anpassung zurückgeworfen.

4. 3. 2005

: Kritiker vor. Ickler für den P.E.N. im Rechtschreib-Rat. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 53, s. 35, Feuilleton (221 wörter)
Einer der schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform, der Schriftstellerverband P.E.N., hat jetzt doch noch seine Mitarbeit im Rat für Deutsche Rechtschreibung angekündigt. […] Der P.E.N. entsendet mit dem Erlanger Sprachwissenschaftler Theodor Ickler einen der profiliertesten Kritker der Rechtschreibreform in das umstrittene Gremium.

3. 3. 2005

: Kulturnotizen. Rat für Rechtschreibung. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 52, s. 47, Feuilleton (83 wörter)
Bei seinem zweiten Treffen hat der an Überbesetzung leidende Rat für Rechtschreibung in Mannheim eine siebenköpfige Arbeitsgruppe eingesetzt […].

3. 2005

: Ewigmorgige Reformer. NZZ-Folio, , nr. 3, s. 64, Leserbriefe (122 wörter)
Mit der neuen Orthographie wurden gewachsene Rechtschreibenormen von einer Gruppe selbsternannter Reformer — unter gütiger Mithilfe ahnungsloser Politiker — aus den Angeln gehoben.