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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 6.–7. 2006
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Aus presse und internet

31. 7. 2006

: Die Variantensuppe ist angerichtet. Warum die Rechtschreibreform nun wirklich definitiv in Kraft tritt. Basler Zeitung, , s. 6, Schweiz (671 wörter)
Schüler und Lehrer müssen sich jetzt definitiv an die neue Rechtschreibung gewöhnen. Der Bund dagegen wartet mit seiner Hausorthografie noch Empfehlungen des Rats für Rechtschreibung ab. […] Bei der EDK betont man, dass die letzte Phase der Rechtschreibreform für die obligatorische Stufe kaum mehr relevant sei. Deshalb habe man auch die Reform schon vor einem Jahr für verbindlich erklären können. An die Schüler weitervermittelt wird nur die Änderung bei der Zeichensetzung: Infinitivgruppen werden in Zukunft wieder mit einem Komma abgetrennt.
: Feuer speiend, feuerspeiend? So schreibt die baz. Die Basler Zeitung hat sich im Wirrwarr um die Reform der Reform für den pragmatischen Weg entschieden. Basler Zeitung, , s. 6, Schweiz (499 wörter)
Ob sie einem nun mehr oder weniger oder ganz und gar nicht gefällt: Ab morgen gilt die neue amtliche Rechtschreibung. […] Die baz hat sich bei der Anwendung der neuen Rechtschreibung für den pragmatischen Weg entschieden. Die Redaktion wendet künftig die neue amtliche Rechtschreibung an und berücksichtigt dabei die Empfehlungen des neuen Dudens, Auflage 24 - allerdings nur so weit, als diese schlüssig sind. […] Die baz wird, wo immer möglich, zu den bewährten, sprachlich und inhaltlich sinnvollen Zusammen­schreibungen zurückkehren - also zum Beispiel dem Duden bei Empfehlungen wie «Feuer speiend» nicht folgen und «feuerspeiend» schreiben, weil der bestimmte Artikel eingespart wurde («das Feuer speiend»)
: Die Rolle der Nachrichtenagenturen. Bündner Tagblatt, , s. 2 (317 wörter)
Die Arbeitsgemeinschaft der deutsch­sprachigen Nachrichten­agenturen entwickelte nun eine gemeinsame Wörterliste für Varianten und strittige Fälle. Sie folgte der Reform namentlich bei der Kleinschreibung von fest­stehenden Begriffen (gelbe Karte) nicht und wählte bei Varianten meistens die herkömmliche […].

Genau so ist die reform der reform gelaufen: Man «folgt der Reform nicht» und fordert, dass man so schreiben soll wie vor 1996. Deshalb heisst es im neuen duden: «die gelbe Karte od. Gelbe Karte (bes. Fußball)». Und im duden von 1991? «die gelbe Karte (bes. Fußball)». Kompliziertere rechtschreibung dank ahnungslosen «fachleuten».

: Des Analphabeten Urinstinkt! heute, Zürich, , nr. 54, s. 16, Hintergrund (485 wörter)
Zehn Jahre lang Wirrwarr, zwei Jahre lang Arbeit des Rates für deutsche Rechtschreibung, jetzt der neue Duden. Das Resultat ist genauso chaotisch wie gehabt. […] Die gesamte Reform von 1996 bis 2004 fällt sang- und klanglos unter den Tisch. Was seit zehn Jahren als neue Rechtschreibung an den Schulen gelernt wird, ist also noch nicht mal verzeichnet. […] Nicht Ironie frei sind auch die Trennungs­regeln, die seit 1994 und auch jetzt noch, derart Poetisches wie Anal-phabet und Urin-stinkt zulassen. […] Unverständlich bleibt dabei nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch, wieso dieser Murks aus Wissenschaft, Politik und Profilierungsneurose einmal mehr in halbbackener Form Schülern und Lehrern hingeklatscht wird.

Wer die kommas richtig setzt, werfe den ersten stein.

(): "Streit um Bagatellen" heute, Zürich, , nr. 54, s. 16, Hintergrund, Interview (152 wörter)
heute sprach mit Johannes Kipfer, Vorsteher der Abteilung Volksschule des Erziehungs­departementes in Bern. […] 1902 (!) wurde bestimmt, dass sich auch die Schweiz der Duden-Orthographie anschliesst. Seither gilt der Duden als massgebendes Referenzwerk für Schulen und für die offizielle, amtliche deutsche Landessprache. Dieser Entscheid wurde nie revidiert.
: Die Reform der Reform ist nur ein Orthografie-Etappenziel. Die Südostschweiz, , s. 16 (474 wörter)
Die Behörden, die nach einem über­raschenden Eingeständnis der ehemaligen Vorsitzenden der deutschen Kultusminister­konferenz, Johanna Wanka, «längst wissen, dass die Rechtschreib­reform falsch war», sie sei aber «aus Gründen der Staatsräson nicht zurück­genommen worden» («Spiegel» vom Januar 2006), wollen vor allem eines: endlich Ruhe.

Für ruhebedürftige politiker gibt es eine einfache lösung: rücktritt.

: Wirrwarr. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 175, s. 32, Briefe an die Herausgeber (131 wörter)
Uneinheitliche und widersprüchliche Rechtschreibung auf der einen Seite, Anglizismenflut auf der anderen Seite zusammen mit kommerziellen Interessen lassen selbst liberale Bürger darüber nachdenken, ob wir noch ohne Gesetze auskommen, ob wir nicht dringend eine unabhängige Institution wie die Académie française in Frankreich brauchen, um Schaden von unserem Lande abzuwenden.

30. 7. 2006

: Was war. Was wird. (Ein zweiter Sommernachtsrätseltraum.) heise online, , news
Zum 1. August beginnt ein neues Kapitel der Rechtschreibreform. Brav habe ich mir den neuen Duden und den Wahrig angeschafft. Schließlich saßen Mitglieder beider Mannschaften in der Kommission, die die Reform der Reform der Reform besorgte. Beide Werke sind voller Seltsamkeiten und das nicht einmal bei den englischen Worten, die in unserer Branche nicht selten sind. […] Wie hieß es noch 1929 in den Typografischen Mitteilungen der deutschen Buchdrucker: "Die Rechtschreibung ist eine förmliche geistige Folter der Jugend, eine Folter wie die übermäßige Arbeitszeit, für deren Herabsetzung die besten Menschen jahrzehntelang gekämpft und gelitten haben. Die deutsche Rechtsschreibung, das ist noch der unverfälschte Geist des Militarismus, das ist noch Dressur zum gottbegnadeten Untertanenverstand und Kadavergehorsam, das ist noch die alte deutsche, autoritäre Erziehung in Reinkultur."
: Wie wir künftig schreiben. Welt am Sonntag, , Forum, Editorial (435 wörter)
Der Versuch, dem Volk die Macht über die Sprache zu nehmen und auf eine Kommission zu übertragen, darf als gescheitert angesehen werden. […] Was folgte, ist bekannt. Kommissionen machten sich ans Werk. Niemand nahm ihre Arbeit wahr oder ernst. Ein Aufschrei folgte erst, als alles längst beschlossen war. […] Mehrere Verlage, wie auch Axel Springer, in dem die "Welt am Sonntag" erscheint, entschieden sich, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren […].

Da definiert jemand, wer zum volk gehört und wer nicht. Hatten wir das nicht schon einmal?

29. 7. 2006

: Goldeselei. Die neuen Rechtschreib-Wörterbücher. Neue Zürcher Zeitung, , 227. jg., nr. 174, s. 42, Feuilleton (427 wörter)
Wer hätte je geglaubt, einem Goldesel könnte es gefallen, als Rechtschreib-Wörterbuch zu inkar­nieren? Und doch ist es so. Die nur auf den ersten Blick dürren Etats, welche der schreibende Teil der deutschsprachigen Menschheit zur Verbesserung seiner orthographischen Kompetenzen auf­zubringen bereit ist, bieten dem Grautier eine saftige Weide. […] Der Nachwuchs aus dem Geschlecht der Dudens zeichnet sich dadurch aus, dass er die Anweisungen seines Hirten, des Rats für deutsche Rechtschreibung, beharrlich unterläuft. Wo dieser Rat besondere Sorgfalt darauf verwandt hat, die durch die Reform zerstörte Zusammen­schreibung von Verben wieder­herzustellen, schreit der dudianische Esel unverändert: auseinander! Esel sind bekanntlich störrisch. Vielleicht sollte man sie in die allgemeine Schulpflicht einbeziehen, so dass ihnen der Unterschied zwischen «sitzenbleiben» und «sitzen bleiben» effektiv und damit auch für analoge Fälle ungleicher Bedeutung ein für alle Mal aufgeht.

Wir sind auch störrische esel; uns ist das mit dem «sitzen bleiben» auch noch nicht aufgegangen.

: Trügerischer Rechtschreibfrieden. Berliner Zeitung, , Tagesthema (504 wörter)
Die letzte Reformfassung, an der sich auch die Berliner Zeitung orientiert, macht es allen nicht einfach - vor allem Lehrern und Schülern nicht. Was gilt jetzt als richtig, was als falsch? Welche Zensur kriegt man wofür? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Denn im Ergebnis der reformierten Reform hat man nun viele verschiedene Wahlmöglichkeiten. Die etwa 3000 Varianten, die Silbentrennung nicht eingerechnet, die im neuen Duden zu finden sind, entstanden vor allem durch die vielen nachträglichen Korrekturen des Reformwerks seit 1996.
: Die neuen Regeln. Berliner Zeitung, , Tagesthema (731 wörter)
I. Neue Schreibung von Wörtern: Die Reform soll das Schreiben einfacher machen. […] II. Gross- und Kleinschreibung: Es wurde versucht, klare Kriterien zu gewinnen […]. III. Getrenntschreibung: Tendenz: Zusammenschreiben. […] IV. Worttrennungen: Die Abtrennung einzelner Vokale am Zeilenende soll vermieden werden […]. Ebenso soll es keine sinnwidrigen Trennungen mehr geben […]. V. Zeichensetzung: Bei mit "und" verbundenen Sätzen soll wieder das Komma auf selbstständige Sätze beschränkt werden […]. Bei Infinitivsätzen […] bleibt das Komma freigestellt.
: Geteilte Gefühle. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 174, s. 8, Die Gegenwart (3525 wörter)
Dem Rationalismus erscheint der Rausch der Masse als besondere Gefahr. […] Doch unser Dasein, sogar unsere so hochgeschätzte Individualität beruht auf Gefühlen, die wir miteinander teilen. […] Geteilte Gefühle wachsen unwillkürlich. Und sie wachsen in den Rahmen, in denen Probleme gelöst werden. So hat sich der Nationalismus der Deutschen, obwohl öffentlich verpönt und für nicht existent erklärt, längst auf unzähligen Baustellen vorgebildet, die sich selbst gar nicht als nationale verstehen, aber dennoch Problemlösungen im nationalen Rahmen ausprobieren: in den Sozialversicherungen, im Umweltschutz, in der Mitbestimmung, in der Asyl- und Integrationspolitik, in der Sprache und Rechtschreibreform, in der Bildungspolitik, im strittigen Verhältnis zu Amerika und natürlich in allen Fragen der Wiedervereinigung - um nur einiges zu nennen.
Chronologie: Der Streit um die Rechtschreibreform. handelsblatt.com,
Die Ministerpräsidenten der Länder haben im März die bereits von den Kultusministern akzeptierten neuen Schreibweisen gebilligt. Doch der Weg zur "Reform der Reform" war steinig: Wichtige Etappen im jahrelangen Streit um die deutsche Rechtschreibung […].

28. 7. 2006

: Der Mann, der 14 Sprachen kann. Hamburger Abendblatt,
Jan Henrik Holst untersucht, wie sich Menschen in aller Welt verständigen. In seinem neuesten Buch befaßt sich der 36jährige Uni-Dozent aus Ahrensburg als erster Forscher mit "Eskimo-Aleutisch". […] Heute ist Holst, der entschiedener Gegner der deutschen Rechtschreibreform ist, ein Weltreisender: Seine Doktorarbeit behandelt die Grammatik des Lettischen.

26. 7. 2006

: Typisch deutsche Untugend (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 31, Leserbriefe (145 wörter)
Ich danke der Redaktion sehr für ihre unverkrampfte, undogmatische Art, mit dem Thema Rechtschreibung umzugehen.
: Typisch deutsche Untugend (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 31, Leserbriefe (162 wörter)
Für mich als Leser und Anhänger der alten Rechtschreibung ist es erfreulich, dass die Süddeutsche Zeitung zu bewährten Regelungen zurückkehrt oder bei ihnen bleibt. Hans Werner Kilz meint damit vor allem die Getrennt- und Zusammenschreibung.
neu : Sprachreformerischer Taschenspielertrick. Süddeutsche Zeitung, , s. 31, Leserbriefe (233 wörter)
Da haben manche Autoren klar gestellt, wie ein Sachverhalt beschaffen sei. Hier wird das semantische Faktum, dass klar­stellen aus klar und stellen zusammen­gesetzt ist, für das sachliche Faktum, die Klarstellung, genommen und tritt an dessen Stelle. Eine naheliegende (die SZ würde sicher schreiben: nahe liegende) Sünde für einen Zeitungs­macher […]. Die Pointe liegt darin, dass auch nach neuer Recht­schreibung klar stellen gar nicht existiert noch in irgend­einem Stadium der Reform existiert hätte.

24. 7. 2006

: Der neue Duden 2006. Wie gut ist der neue Duden? Hamburger Abendblatt,
Umfangreicher als je zuvor, ist er zur Wiederherstellung des Rechtschreibfriedens nur bedingt geeignet. […] Der Grund, dass diese Auflage so schnell der 23. Auflage (August 2004) folgen konnte, waren wohl weniger die 3.000 neuen Begriffe, die aufgenommen worden sind (darunter Publikumsjoker, USB-Stick und Telenovela), sondern die Unzahl der erlaubten Varianten, die der Rat für deutsche Rechtschreibung noch vergrößert hat. […] Wer bisher glaubte, dass Fremdwörter aus lebenden Sprachen nicht eingedeutscht werden sollten, findet richtigerweise Polonaise oder Malaise im neuen Duden, aber Dränage mit ä.

Wer glaubte bisher so etwas?

: Zehetmair: Es bleibt bei Schreibvarianten. Süddeutsche Zeitung, , s. 6, Politik (94 wörter)
Zusammensetzungen wie „sitzen bleiben“ könnten zusammen oder auseinander geschrieben werden, je nach ihrem Sinn. Zehetmair bewertet deshalb die Empfehlung für jeweils nur eine Form im neuen Duden als wenig sinnvoll.

22. 7. 2006

: Deutschprofis am Ende des Lateins. Basler Zeitung, , s. 3, Heute, Zwischenruf (398 wörter)
Nicht nur wir Laien, sondern auch Deutschprofis sind am Ende des Lateins. So rät etwa «Wahrig. Die deutsche Rechtschreibung», «das Adjektiv erste in der Fügung Erste Hilfe grosszuschreiben». Heuers «Richtiges Deutsch» wiederum schlägt genau das Gegenteil vor - nämlich: «möglichst konsequent die Kleinschreibung anzuwenden […]. Wir sind erstaunt, denn auch verantwortliche Heuer- und Wahrig-Redaktoren gehören dem Rat für deutsche Rechtschreibung an, dessen Aufgabe es wäre, für Klarheit zu sorgen und uns das Schreiben zu erleichtern.

Wir sind nicht erstaunt, denn das mit den festen fügungen war noch nie eine gute idee.

21. 7. 2006

: Fehler wird es weniger geben. Zur Kompromissversion der Rechtschreibreform. Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 167, s. 9, Analyse (977 wörter)
Die grossen Blöcke der Reform bleiben unangetastet; sie sind bereits ins Sprach­bewusstsein von Millionen eingedrungen - Jüngere wissen gar nicht mehr, dass es einmal anders war - und haben keinerlei Protest­potenzial mehr. […] Fehler wird es künftig weniger geben, so viel darf prognostiziert werden. Nicht nur sind die neuen Regeln insgesamt logischer und leichter zu lernen als die alten, mit der Reform weht auch ein Wind der Toleranz durch die deutsche Orthografie. In sehr vielen um­strittenen Gebieten - und nicht nur in diesen - gibt es nämlich Varianten, das heisst mehrere Möglichkeiten, richtig zu schreiben.
: Rechtschreibung in der SZ. Übernahme der Duden-Regeln. Süddeutsche Zeitung, , s. 2, Themen des Tages, Themenkasten (310 wörter)
Der neue Duden präsentiert bei Einträgen, für die es mehrere mögliche Schreibweisen gibt, zwar alle Varianten, unterlegt aber die von der Duden-Redaktion favorisierte Variante mit gelber Farbe: etwa blind geboren (gelb), blindgeboren; oder Schwindel erregend, schwindelerregend (gelb). Die Redaktion der SZ ist der Meinung, dass dies ein Weg ist, um so nahe wie möglich an die allgemein ersehnte Einheitlichkeit der deutschen Recht­schreibung heran­zukommen. Sie wird sich deshalb die Duden-Empfehlungen zu Eigen machen, allerdings so weit, als diese in sich konsequent sind. Das betrifft insbesondere die Getrennt- und Zusammenschreibung, seit Beginn der Rechtschreib­reform deren leidigstes Kapitel. Die SZ gedenkt, wo immer möglich, zu bewährten, weil sprachlich sinnvollen Zusammen­schreibungen zurück­zukehren, wird also dem Duden bei Vorschlägen wie Feuer speiend nicht folgen, sondern feuerspeiend bevorzugen.

17. 7. 2006

: Die Grenzen des digitalen Rotstifts. Tages-Anzeiger, , s. 37, Digital
Korrekturprogramme sind eine hilfreiche Sache, doch leider weit davon entfernt, fehlerfreie Texte zu garantieren. […] Wer kann da noch zwischen alter, neuer und ganz neuer Rechtschreibung unterscheiden? Das Korrekturprogramm Duden Korrektor Plus, Version 3.51, kennt diese feinen Unterschiede. Es sind aber nicht die Rechtschreibreformen, die den softwarebasierten Korrekturhilfen unlösbare Probleme bereiten, sondern manche für uns Menschen scheinbar einfache Grammatikregeln.

14. 7. 2006

: Die Schlacht ist vollbracht. Basler Zeitung, , s. 9, Bücher, Auch das noch (261 wörter)
Am 22. Juli 1499 ging ein Jubel durch Basels Lande, dass nun endlich Schluss sei mit den Schwaben. Die Eidgenossen hatten in der Schlacht bei Dornach gesiegt; den Schwaben verging das arrogante Lachen, mit dem sie noch kurz zuvor am Bruderholz um sich geworfen hatten. Das Kampfgetümmel hatte monatelang hin- und hergewogt, aber dieses Gewoge war ein Kuraufenthalt im Vergleich zur Rechtschreibreform 500 Jahre später.

1. 7. 2006

: Reglementierung durch den Staat? St. Galler Tagblatt, , leserbriefe (123 wörter)
Im August 2004 stellte ich in diesem Organ fest, dass niemand mehr in der Stimmung zu sein schien, die Urfrage zu stellen, die ich damals in Form einer Bitte ausdrückte: «Man begründe mir logisch schlüssig die Notwendigkeit der Reglementierung der Rechtschreibung durch den Staat.» Ich […] harre der Weisheit weiterhin.

Hier ist eine weisheit.

: Simsen mit Martin Suter. Tages-Anzeiger, , s. 22, Bellevue
Am Donnerstagabend machte der Erfolgsautor kurz Halt im Kaufleuten und tat seinen Job, Lesen und Signieren. […] In seinem neuen Roman «Der Teufel von Mailand» stossen vor allem die in SMS-Form gehaltenen Dialoge zwischen der Hauptfigur Sonia und einer Freundin auf Begeisterung bei den Kritikern. […] Als Suter dazu erklärte, dass ihn seine Frau zuerst darauf hinweisen musste, dass man beim Simsen weder Gross- und Kleinschreibung noch Interpunktion benutzt, erntete er Lacher im Publikum.

29. 6. 2006

: Kommando zurück. Springer folgt dem neuen Duden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 148, s. 46, Medien (107 wörter)
Alle Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien würden künftig den Schreib­empfehlungen des neuen Dudens folgen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Berlin mit.

24. 6. 2006

: Für wen ist denn die Rechtschreibung da? St. Galler Tagblatt, (270 wörter)
Denn im Gegensatz zu den ver­harmlosenden Erklärungen des EDK-Vorsitzenden ist mit der neuen Rechtschreibung noch längst nicht alles auf gutem Wege: Die Reform der Reform hat seit 1996 keine Vereinfachung, sondern eine offizielle «Vervier­fachung» (Reformgegner Stirne­mann) oder doch eine laufende Zunahme der Varianten gebracht […]. Nicht zuletzt gilt es, der deutsch­sprachigen Bildungs­bürokratie wieder einmal in Erinnerung zu rufen, dass Recht­schreibung nicht zuerst für die Schreibenden, sondern für die Lesenden da ist (sonst könnte ja jeder schreiben, wie er mag). Und da das Kulturgut Sprache nicht allein den Bürokraten und Schul­meistern gehört, werden bei deren Schreibung Medien und Autoren auch künftig ein Wort mitreden.
: Abgeschaltet. Das Ende von "Christiansen" ist der Anfang der Politik. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 144, s. 45, Feuilleton
Jede Ausgabe von "Sabine Christiansen" hatte dasselbe Thema: Ist Deutschland noch zu retten? […] Man kann nicht ausschließen, daß die nächste Ausgabe von "Sabine Christiansen" die Frage behandeln wird: "Was wird aus Deutschland ohne ,Sabine Christiansen'?" […] Aber der Bann ist gebrochen. Es wird Schluß sein. Wir hätten gedacht, vor diesem Tag müßten wir erst die Verabschiedung der Föderalismusreform, die Einigung über die Gesundheitsreform und die Rücknahme der Rechtschreibreform erleben.

23. 6. 2006

: Die Reform der Reform ist durch. Erziehungsdirektoren üben Kritik an deutschem Alleingang bei der Rechtschreibreform. Basler Zeitung, , s. 3, Heute (430 wörter)
Auch die Schweizerische Depeschenagentur SDA übernimmt die nun noch einmal überarbeiteten Rechtschreibregeln. Auch in der baz wird ab dem 1. August nach diesen Regeln geschrieben werden.
: EDK für neuste Rechtschreibung. St. Galler Tagblatt, (69 wörter)
Die Erziehungsdirektoren haben an ihrer Plenarversammlung den Vorschlägen des Rates für Rechtschreibung zugestimmt.
: Längere Frist für neueste Rechtschreibung. St. Galler Tagblatt, , s. 25, Kultur (199 wörter)
Aus den Änderungsvorschlägen «ergeben sich für die Vermittlung der Rechtschreibung an der Volksschule nur marginale Veränderungen», schreibt die EDK nach dem gestrigen Entscheid. In Deutschland, Österreich und der Schweiz tritt die modifizierte Rechtschreibung am 1. August offiziell in Kraft. Es herrschen aber unterschiedliche Übergangsfristen: In Deutschlands Schulen werden noch ein Jahr lang alte Reformschreibweisen toleriert. In Österreich läuft die Übergangsfrist zwei Jahre, in der Schweiz drei Jahre bis Juli 2009.
: In Kürze. Korrekturen bei der Rechtschreibreform. Tages-Anzeiger, , s. 2, Inland (72 wörter)
Die Schweiz übernimmt die Korrekturen der Rechtschreibreform, wie sie der Rat für deutsche Rechtschreibung vorschlägt.
: Leicht pikiert. Rechtschreibreform in der Schweiz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 143, s. 47, Feuilleton (282 wörter)
Genauso deutlich hält die EDK fest, daß die neue Rechtschreibung in der Schweiz seit 1998 sehr wohl und sehr gut eingeführt worden sei. Bei den neuen Vorschlägen handele es sich nicht um die "neue Rechtschreibung insgesamt", sondern "nur um einzelne Regeln". Die EDK geht also offenbar davon aus, daß es sich nur um eine kleine Reform der Reform handele - mit "marginalen Auswirkungen" auf die Schule.
: Wie bitte? Südkurier, , Kommentare (172 wörter)
Als letztes der drei deutschsprachigen Länder schließt sich die Schweiz der Rechtschreib­reform an. […] Das Interesse an der Reform hält sich dort aber hart in Grenzen. Deutsch ist schließlich nur eine von vier anerkannten und gelehrten Sprachen. Wichtiger jedoch ist eine Verschiebung, die sich seit einigen Jahren abzeichnet: Das Schwyzer­deutsch koppelt sich zunehmend vom Hochdeutschen ab.
: Schweiz übernimmt korrigierte Rechtschreibreform. Die Welt, , nr. 144, s. 4, Deutschland (164 wörter)
Die Schweizer EDK übte noch einmal Kritik am Alleingang Deutschlands. Die Kultusminister­konferenz in Deutschland habe den Vorschlägen des Rates zugestimmt "ohne vorgängige Rück­sprache mit den deutschsprachigen Partnern in Österreich, in der Schweiz und in Liechtenstein".

22. 6. 2006

: Schweiz übernimmt korrigierte Rechtschreibreform. (Frankfurter Allgemeine Zeitung), , Feuilleton, Debatten
In Deutschlands Schulen werden dann noch ein Jahr lang alte Reformschreibweisen toleriert, ohne daß diese als Fehler gewertet werden. In Österreich läuft die Übergangsfrist zwei Jahre, in der Schweiz sogar drei Jahre bis zum 31. Juli 2009.
: Noch Hoffnung? (Frankfurter Allgemeine Zeitung), , Feuilleton, Debatten
Was bei uns im Lande im Verlauf der letzten zehn Jahre auf der politischen Bühne gelaufen ist, kann mit Fug und Recht als das größte und widerwärtigste Schmieren­theater seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet werden. Kein Volk auf der Welt ließe sich seine Sprache mit derart diktatorischen und gleichsam debilen Durchbox­maßnahmen zerstören.
: Korrektur der Reform? (Frankfurter Allgemeine Zeitung), , Feuilleton, Debatten
Die Sprache ist ein Naturprodukt, und es ist eine typisch deutsche Idee, sie in ein Regelwerk zwängen zu wollen.

18. 6. 2006

: Flagge zeigen. Schmalenbach und der Fußball. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 24, s. R4, Kultur
"Was willst du nicht mehr mitmachen?" fragte Schmalenbach den Freund in seiner verständnis­vollsten Tonlage. "Zum Beispiel, daß wir gezwungen werden, Fußball mit zwei ,s' zu schreiben!" Das brachte das Faß zum Überlaufen. Die Fans tobten. Sie steigerten sich in eine gerechte Wut hinein. Das war die Chance für Schmalenbach, der den gemäßigten Kultur-Patriotismus einem plumpen Nationalismus vorzog: "Ich geb's ja zu: Ich bin kein Freund von großer Flaggen­schwenkerei - aber gegen die Exzesse der Rechtschreib­reform habe ich immer gekämpft. Für die deutsche Schriftsprache." Das nahm Pfeifenberger, der wohl Gegenwehr erwartet hatte, den Wind aus den Segeln. […] Schmalenbach aber nutzte die Gelegenheit und setzte sich geschickt an die Spitze dieser neuen, kraftvollen Bewegung: "Auf mich könnt ihr zählen, Leute. Wenn ihr auf die Straße gehen wollt, bin ich dabei. Wenn ihr kämpferische Proteste an die Akademie für Sprache und Dichtung richten wollt - bitte schön, hier steht einer, der darauf brennt, sie zu formulieren. Fußball muß Fußball bleiben. Niemals mit zwei ,s'."
: Einigkeit und Recht, Freiheit und die GEW. Welt am Sonntag, , Politik
Was hat die Gewerkschaft gegen den Wunsch, Deutschland möge im Glück von Einigkeit und Recht und Freiheit erblühen? Geht ihr dieser Freiheitsdrang zu weit? Die GEW plädiert für die Einheitsschule. Sie ist für eine staatlich verordnete Rechtschreibung, verlangt höhere Steuern, lehnt Studiengebühren aber ab. In der Summe ist sie für mehr Staat und weniger Freiheit.

13. 6. 2006

: Rechtschreibreform und Österreich bescheren Brockhaus Verlust. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 135, s. 18, Unternehmen
Die Diskussion um die Rechtschreibreform sorgte 2005 für eine Kaufzurückhaltung beim Rechtschreib-Duden, sagte Brockhaus-Vorstandssprecher Alexander Bob bei der Bilanzvorlage. […] Für 2006 erwartet Bob, nach der Einigung über Rechtschreibregeln, eine "Auflösung des Anschaffungsstaus" mit einer anziehenden Nachfrage nach Rechtschreib-Duden. Im neuen Duden, der am 22. Juli auf den Markt kommt, sind bei mehreren möglichen Schreibvarianten Empfehlungen der Duden- Redaktion hervorgehoben.
: Fragebogen: Roger M. Buergel, Leiter der documenta 12. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 135, s. K6, Kunstmarkt extra
Welche Reform bewundern Sie am meisten? Die Rechtschreibreform (haha).

12. 6. 2006

: Verkoppler. Zwei Bände zum Werk des scheuen Lyrikers Thomas Kling. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 134, s. 38, Feuilleton
Thomas Klings Gedichte sind eine Heraus­forderung. Allein graphisch vereiteln sie durch ihre Loslösung von der herkömmlichen Orthographie eine rasche Lektüre, und auch inhaltlich legen sie der Rezeption manche Barriere in den Weg.
: Es muß ein wahrer Genuß sein. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 134, s. 44, Briefe an die Herausgeber
Zur Berichterstattung zum Steueränderungs­gesetz 2007 […]. Die Lachnummer "Rechtschreib­reform" hat mich bisher einige hundert Euro gekostet.

3. 6. 2006

: Alte Schreibweisen bevorzugen. St. Galler Tagblatt, , Kultur (128 wörter)
Die Befolgung des Grundsatzes, bei Varianten die herkömmliche Schreibung zu benutzen, sei die beste Vorausset­zung, um eine grössere Einheitlichkeit zu erreichen.

… soweit es die alten leute betrifft.

2. 6. 2006

: Mehr, nicht weniger Gesetze. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 9, Briefe an die Herausgeber
War schon die mißglückte Rechtschreib­reform ein sehr gutes Geschäft für die Wörterbuch­verlage, so werden sich auch die Herausgeber der Gesetzes­sammlungen und Kommentare auf steigende Umsätze freuen dürfen.