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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 4.–6. 2009
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Aus presse und internet

30. 6. 2009

: Durcheinander. Der Bund, , s. 10, leserbriefe
Solche Fehler, die ich praktisch täglich entdecke, zeigen, wie kon­traproduktiv und damit unsinnig ein Teil der neuen Rechtschreiberegeln sind. Vor der Reform kam nie­mandem in den Sinn, «zusammen­schreiben» getrennt zu schreiben.
: Gottlieb F. Höpli – Der Anchorman geht. St. Galler Tagblatt, , Ostschweiz
Nicht nur die Sprache war ihm ein grosses Anliegen, sondern ebenso die über Jahre ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Recht­schreibung. Als Mit­begründer der Schweizer Ortho­graphischen Konferenz hat er mitgeholfen, die zeitweise chaotischen Verhältnisse in der Rechtschreibe­reform wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen und für unsere Zeitung ein verbindliches Vademecum zu schaffen.

28. 6. 2009

: Wenn aus dem Bocksbeutel ein Boxbeutel wird. Von sprachlichen Irrläufern im Biergarten und in Zeitungen; Winzer lassen sich weiter kein x für ein ck vormachen. mainpost.de,
Jüngst bei einem Besuch in Regensburg zeigte sich, dass ein dortiger Gastronom einen ziemlichen Bock geschossen hat und in seinem Biergarten „Boxbeutel“ anbietet. […] Er hat nichts mit Boxen zu tun. Und Bocksbeutel bleibt Bocksbeutel trotz Rechtschreib­reform und obwohl ein sexy „x“ in unseren XXXXL-Zeiten mehr hermacht als ein hartes „ck“ im Wort.

27. 6. 2009

: Ab 1. August sind «Gemsen» verboten. Die Übergangsfrist für die Rechtschreibereform ist vorbei – ab kommendem Schuljahr ist die Neuordnung notenwirksam. Der Bund, , s. 11, Schweiz (702 wörter)
Ab dem 1. August ist die Schonzeit vorbei. Schüler, für die Gämse immer noch Gemse sind, die Schifffahrt bloss mit einem Doppel-F schreiben oder nicht kapieren wollen, dass man «hinaufgehen» zusammen schreibt, müssen bei der Bewertung eines Aufsatzes mit Abstrichen rechnen.
: Apropos. Was also will ich mir den Kopf zerbrechen. Die Südostschweiz, ausgabe Glarus, , s. 2, Region (407 wörter)
Doch ab 1. August gilt an den Schulen ganz genau das, was wirklich gilt, was auch immer das ist. […] Sechs Tage, nachdem wir dies meldeten, schlug am 19. Juni die Nationalrats­kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) Alarm. Sie wolle sich «des Themas annehmen», drohte sie per Medienbulletin. Denn: «Das Chaos in der deutschen Recht­schreibung beschäftigt das Parlament.» Ach, wirklich? Und seit wann? Letztes Jahr jedenfalls, als die Orthographische Konferenz, unterstützt von der Konferenz der Chefredaktoren, «eine konsequente Verbesserung der miss­glückten Reform» forderte, war die WBK noch am Schlummern – oder mit ihrem eigenen Chaos beschäftigt. Was sie jetzt noch will, ist unerfindlich.
: Neue Rechtschreibung: Gegner warnen vor Chaos an Schulen. Tages-Anzeiger, , s. 1 (147 wörter)
SVP-Nationalrat und SOK-Mitglied Oskar Freysinger hat das Anliegen in die nationalrätliche Bildungs­kommission eingebracht, die am 20. August eine Anhörung durchführt. Ziel sei es, dass der Bundesrat rückwirkend ein Moratorium verfüge, so Freysinger.
: Neue Rechtschreibung: Politik soll Notbremse ziehen. Tages-Anzeiger, , s. 3, Inland (851 wörter)
Nach den Sommerferien gilt alte Recht­schreibung in Aufsätzen als Fehler. Sprachpuristen wollen das um jeden Preis verhindern. Sie befürchten eine Klageflut gegen Schulen und Lehrer. […] Die SOK ruft deshalb Bund und Kantone auf, die Einführung der Notenwirksamkeit zu verschieben. Während des Moratoriums sollen alle herkömmlichen Schreibweisen wieder anerkannt und soll das Regelwerk nochmals überarbeitet werden. […] Doch bei den kantonalen Erziehungs­direktoren stösst der Aufruf auf Unverständnis. Die SOK-Experten bewegten sich offenbar in einem Umfeld, das wenig mit dem schulischen Alltag zu tun habe, sagt Bernhard Pulver, Berner Regierungsrat und EDK-Vorstandsmitglied. «Die neue Recht­schreibung gehört definitiv nicht zu den Sorgen der Schule. Sie ist schlicht kein Thema.»

24. 6. 2009

: Namen & Notizen. St. Galler Tagblatt, , Piazza
In der Buchhandlung und Papeterie Enderli in Altstätten beherrschen alle Mitarbeiter die deutsche Recht­schreibung perfekt. Das wird von Buchhändlern nun mal erwartet. Deshalb kann es sich bei dem Plakat auf dem Foto [«Alles rund um die Esotherik …»] nur um das beliebte Spiel Finde den Fehler handeln.

21. 6. 2009

neu : Wolfgang Mentrup. 2007. Stationen der jüngeren Geschichte der Orthographie und ihrer Reform seit 1933. Zeitschrift für Rezensionen zur germanistischen Sprachwissenschaft (), , band 1, heft 2, s. 208 bis 214 (2448 wörter)
Der Orthographie­reform­diskurs ist ein explosives Feld. Wissen­schaftlich­keit ist nur einer seiner Eckpunkte. Daneben bestimmen Ehrgeiz und Eitelkeit die Atmosphäre, ebenso wie Koalitionen und Lager­wechsel, die zu Enttäuschung und Feindschaft führen können, institutionelle Konkurrenz sowie naive, kurzsichtige oder absichtliche Falsch­darstellungen. Eine der in dieser Szene handelnden Figuren der jüngeren Ver­gangenheit ist Wolfgang Mentrup, der mit dem vorliegenden Buch eine wissenschafts­historische Einschätzung der Vorgänge eines Dreiviertel­jahrhunderts vorlegt. […] So bietet die vor­liegende Rezension die Möglichkeit, die wesentlichen Inhalte des Buchs knapp zusammen­zufassen, und das heißt in diesem Fall in erster Linie: (eine) Geschichte nach­zuerzählen. Eine Geschichte, die spannend und aufregend erzählt wird und die sich stellen­weise liest wie ein Krimi. Einer für Linguisten freilich. […] Insgesamt ist das Buch von Mentrup ein wichtiger Beitrag zur Auf­arbeitung der Geschehnisse im Umfeld der Orthographie­reformen des 20. Jahr­hunderts.

20. 6. 2009

: Binsenweisheiten von Sprachbürokraten. ,
Die Deutschen lieben ihre Sprache. Mit dieser bahnbrechenden Erkenntnis hat das Institut für deutsche Sprache in Mannheim (IDS) nicht gerechnet. […] Der Sprachschützer, der nicht gefragt wurde, kann sich wenigstens bestätigt fühlen. Außerdem kann er sich über offensichtliche Erfolge seiner Arbeit freuen: Während 1997/98 nur 13 Prozent der Deutschen großes Interesse an der Pflege der deutschen Sprache bekundeten, sind es heute 35 Prozent. Fielen damals noch 53 Prozent der Deutschen Veränderungen in der deutschen Sprache auf, so sind es heute 84. Das ist beileibe nicht das Verdienst des IDS, das mit dem Verbrechen der Rechtschreib­reform große Schuld auf sich geladen hat, sondern das der Sprachschützer, die […] für ein stärkeres Sprachbewußtsein kämpfen.

«Sprachschützer» gab es schon immer, die rechtschreibreform gibt es seit 1996 – worauf ist nun wohl ein wandel in der öffentlichen wahrnehmung in diesem zeitraum zurückzuführen?

17. 6. 2009

: Schüler sollen weiter «Gemse» schreiben können. NZZ am Sonntag, , s. 1 (166 wörter)
In der neuen Regelung wimmelt es jedoch von Widersprüchen und Fehlern, und die Lehrmittel sind alles andere als einheitlich. Deshalb fordert Professor Rudolf Wachter, Sprach­wissenschafter und Mitglied der Schweizer Orthographischen Konferenz, ein gesamt­schweizerisches Moratorium.

13. 6. 2009

Rechtschreibreform ab August wirksam. Die Südostschweiz, ausgabe Glarus, , s. 1 (66 wörter)
Glarner Lehrkräfte haben sich das Datum nicht besonders vermerkt. Mit den neuen Regeln gehen sie pragmatisch um.
: In der Kantonsschule sind Gemsen heute schon Gämsen. Die Südostschweiz, ausgabe Glarus, , s. 3, Region (649 wörter)
Ab August gilt die neue Recht­schreibung zwingend in allen Schweizer Schulen. Für Regula Keller, Vorsteherin der Fachschaft Deutsch an der Kantons­schule Glarus, ändert sich am 1. August aber wenig. Sie lebt die Rechtschreibe­reform längstens. […] Sabine Aebli, ebenfalls Deutsch­lehrerin an der Kantonsschule, hat Fehler nach Rechtschreibereform bisher angestrichen, aber noch nicht gewertet. […] Die Lehrerin hat kein Problem damit, dass in der Presse allenfalls andere Regeln gelten. Dies könne man mit den Schülern thematisieren. Sprache sei immer im Fluss.

10. 6. 2009

: Verwirrung um die Rechtschreibereform. Die Südostschweiz, ausgabe Gaster/See, , s. 1 (166 wörter)
Gilt sie nun, oder gilt sie nicht? Ab August ist die neue Recht­schreibung an unseren Schulen notenwirksam – in der Theorie.
: Orthografie im Kreuzfeuer. Die Südostschweiz, ausgabe Gaster/See, , s. 3, Region (467 wörter)
«Für mich ist die Reform schon seit Jahren in Kraft», sagt Ines Nisoli, die an der Uzner Realschule unterrichtet. «Die Schüler lernen schon in der Unterstufe die neuen Regeln, die alten kennen sie gar nicht», sagt Nisoli. Für sie sei der Widerstand gegen die Reform deshalb nicht nach­vollziehbar und er sorge für zusätzliche Verwirrung.
: Wie soll man benoten, was niemand versteht? Zum Moratorium-Appell der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK). Walliser Bote, , s. 13, Wallis (759 wörter)
Am vergangenen Donnerstag fand im Zunfthaus „Zur Waag“ die Frühjahrstagung der Schweizer Ortho­graphischen Konferenz (SOK) statt. […] Die SOK appelliert an die politisch Verantwortlichen des Bildungssektors, die katastrophalen Rechtschreib­regeln der Reformer nicht per 1. August 2009 noten­wirksam werden zu lassen. […] Alle waren sich darin einig, dass dieser uns aus Deutschland aufgezwungenen Sprach- und Schreib­verwirrung Einhalt geboten werden muss und dass die Schüler vor ihren Folgen zu schützen sind.
: Spaß statt Spass – so viel Zeit muss sein. Sedlaczek am Mittwoch. Wiener Zeitung, , Aktuelle Meinung
Wir sind also in der bemerkenswerten Situation, dass uns die Rechtschreib­reformer neben der Hauptform Spaß auch einen auf Österreich beschränkten Spass zubilligen – und das gilt für die ganze Wortfamilie. Jedoch machen nur wenige davon Gebrauch.

9. 6. 2009

: Maurer der Bundesrats­knorrli. «Zytlupe»-Gisela Widmer stellt Begebenheiten des Alltags in ein neues Licht; satirisch kommentierte sie im Chössi-Theater Begegnungen und Beobachtun­gen um Grundrechte, Ochsenschwanz­suppe und Recht­schreibe­reform St. Galler Tagblatt, , Neutoggenburg
Widmer ist Kolumnistin, Journalistin und war Radio-Auslands­korrespondentin. Ihre Ansichten unterbreitet sie wöchentlich in ihrer Satiresendung «Zytlupe» im Radio. Mit den Perlen dieser Satirekolumnen steht sie seit 2001 regelmässig auf Klein­kunstbühnen der Deutsch­schweiz […].

6. 6. 2009

: Rechtschreib-Schlamassel. St. Galler Tagblatt, , Kultur (323 wörter)
Diverse Medien (so auch unsere Zeitung) folgen den SOK-Regeln. Jetzt aber gehe es um die Schule. Und damit sei die Politik gefordert – wo sich allerdings zwischen Bund und Kantonen niemand zuständig fühle, wie Nationalrätin Kathy Ricklin sagte. Das heutige «Desaster» brachte Autorin Gisela Widmer auf den Punkt: Den Jungen sei die Orthographie schlicht egal. Ein Flur­schaden, an dem Mails und SMS ihren Anteil haben – aber auch die verunglückte Rechtschreib­reform.

Den alten ist die ortografie manchmal auch egal, wie der falsch geschriebene name der nationalrätin zeigt.

: Rechtschreibreform steht in der Kritik. Die Südostschweiz, , nr. 151, s. 18, Inland (74 wörter)
«Das amtliche Regelwerk von 2006 und die vorhandenen Lehrmittel sind wider­sprüchlich und mit Fehlern behaftet», heisst es in einer Resolution, die gestern an einer SOK-Tagung in Zürich einstimmig gefasst wurde.
: Aufruf wider das Chaos in der Recht­schreibung. Die SOK-Experten fordern Moratorium. Neue Zürcher Zeitung, , 230. jg., nr. 128, s. 16, Schweiz (261 wörter)
Wesentlich weniger erspriesslich ist die Situation im Bereich der Schulen und der Behörden, wo man aus verschiedenen Gründen vor einer Rückkehr zur Einfachheit und Klarheit der früheren Recht­schreibung zurückschreckt. Da am kommenden 31. Juli die dreijährige Übergangs­frist, während der die klassische Schreib­weise noch toleriert wurde, ausläuft und die Schulen sich an ein verwirrendes, nicht selten chaotisches amtliches Regelwerk halten müssen, tritt die SOK mit dem Appell an die Öffentlichkeit und die politischen Behörden, über den 1. August hinaus den bisherigen Zustand zu belassen.

Dass man in diesem bereich die frühere Recht­schreibung für nicht so einfach und klar hält, scheidet als möglicher grund aus – der journalist als agitator.

: Lynchen, Lichtmast, Liebe. Sprachlabor (17). Süddeutsche Zeitung, , s. 38, Forum
"Vom festen niederbayerischen Boden aus" schreibt uns Frau K., dass die Todesstrafe für Karl-Theodor zu Guttenberg unangebracht sei. Anlass dafür war ein Passus in der SZ, wonach "die Union schlecht beraten wäre, den Minister hängen zu lassen". Gemeint war natürlich, dass ihn die Union wegen seines Agierens in der Opel-Sache nicht im Stich lassen oder gar aufgeben solle, das hängen lassen war also, wie man so sagt, im übertragenen Sinne gebraucht worden. Die Rechtschreib­reform ist in dieser Sache so verblieben, dass Verbindungen aus zwei Verben getrennt geschrieben werden, dass sie jedoch, wenn bleiben und lassen mit von der Partie sind, bei übertragener Bedeutung auch zusammen­geschrieben werden können. Der Duden empfiehlt die Getrenntschreibung. Dem schließt sich die Süddeutsche an, ohne deswegen gleich dem Herrn zu Guttenberg an den Kragen zu wollen.

Dazu kommt, dass «im stich lassen» keine übertragene bedeutung von «zum tod verurteilen» ist. Wenn schon, sind beides übertragene bedeutungen. Oder beides sind «wörtliche» bedeutungen. Wie «wörtlich» sind denn «im stich lassen» und «aufgeben»? Was will man da mit rechtschreibregeln differenzieren?

5. 6. 2009

: Rechtschreibung – Experten fordern Notbremse. St. Galler Tagblatt, , Schweiz (193 wörter)
Die SOK ruft die politisch Ver­antwortlichen in Bund und Kantonen eindringlich auf, die Recht­schreibe­reform in den Schulen nicht wie geplant am 1. August 2009 noten­wirksam werden zu lassen.
: Das Zelt bleibt Herzstück des Festivals. Bündner Tagblatt, , Kultur
Das Arosa Humor Festival geht in die 18. Runde. […] Einen kleinen Vorgeschmack auf die kommende Lach-Saison präsentierte an der gestrigen Medien­konferenz Alfred Mittermeier, der Bruder des bekannten Stand-up Comedians Michael Mitter­meier. Im schönsten bayrischen Akzent gab er bitterböse Geschichten zum Besten: Von der Rechtschreibereform zur Steuerreform über die Sexualsteuer und die Tabak­steuer bis zur Steuer­hinterziehung und – unvermeidlich – Peer Steinbrück, bekamen bestimmt alle und alles ihr Fett weg.

30. 5. 2009

: Zungen wie von Feuer. Hamburger Abendblatt (), , Kultur & Live (389 wörter)
[…] dass Sprache auch etwas Spielerisches hat, dass man mit Worten sogar lustvoll umgehen kann. Wie Colette zum Beispiel, die berühmte französische Schrift­stellerin - "Gigi" zum Beispiel stammt von ihr. "Gewisse Wörter", schreibt ihr Biograf, "liebte sie um ihrer selbst willen, ganz unabhängig von ihrem Sinn. Sie liebte sie ihres Klangs wegen, aber auch wegen ihrer grafischen Form." Als Colette einmal gefragt wurde, ob sie für eine Rechtschreib­reform sei, verneinte sie: "Ich möchte mir meine Wörter nicht zerstören lassen." Dem will ich mich gern an­schließen.

Ihre wörter wollen wir nicht zerstören, nur unsere.

27. 5. 2009

: Die Symbolik der Wahlurne. Denken Sie selbst. Frankfurter Rundschau, , s. 37
Mittlerweile, so scheint es, sind die wichtigsten Kriterien in der Politik nicht Tatkraft und Ideen, sondern Beliebtheits­werte. […] Wenn man alle Über­zeugungen entfernt und die Leerstelle mit Umfrage­ergebnissen füllt, kommen eben Leute wie Guido Wester­welle und Horst Seehofer heraus. Oder Sigmar Gabriel, der an Natur und Umwelt in etwa so interessiert sein dürfte wie Verona Pooth an der Rechtschreib­reform.

Schlechter vergleich; zitate.

26. 5. 2009

: Wer stets aktuell sein will, kann nicht mehr trunken sein. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in ihrem 60. Jahr. Neue Zürcher Zeitung, , 230. jg., nr. 119, Feuilleton
Staatsfern – das war eine der Lehren aus der Nazizeit – wollte die Deutsche Akademie immer sein; dass sie es auch praktisch ist, zeigte etwa ihr Widerstand gegen die von oben verordnete Rechtschreib­reform.

Für die nöte anderer länder mit ihrer vergangenheit haben wir verständnis, nicht aber für das unreflektierte nachbeten der floskel «von oben verordnet» in einer schweizer zeitung.

25. 5. 2009

: 60 Jahre und ziemlich kritisch. Frankfurter Rundschau Online (), , Kultur & Medien
Als die Gründung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung […] proklamiert wurde, waren sich die Protagonisten ihrer Sache sicher: Mit Blick auf die Académie française sollte eine Institution geschaffen werden, die Schrift­steller und Gelehrte mit der Aufgabe versammelt, die Sprache von den "Epidemien seelen­mörderischer Phrasen und Schlagwörter" zu "reinigen" […]. Sechzig Jahre später, so das Ergebnis der Frühjahrs­tagung der Akademie […], fällt die Antwort nicht nur weniger einfach aus. Auch zu ihrer Frühphase insgesamt bezieht die Akademie eine kritische Distanz. […] Die Sinnfrage in Bezug auf die Gegenwart zu stellen aber blieb Schrift­stellern der jüngeren Generation vorbehalten. […] Wie Ingo Schulze und Daniel Kehlmann konnte auch (die Schriftstellerin Felicitas) Hoppe Aktivitäten der Akademie durchaus etwas abgewinnen […]. Was die interne Debatte um eine gesell­schaftliche Einfluss­nahme der Akademie angeht, äußerte sie aber Zweifel an der Möglichkeit gemeinsamer Artikulation: Nicht die gesamte Akademie sei zum Beispiel gegen die Rechtschreib­reform.

24. 5. 2009

: Rufer in der Wüste (I). NZZ am Sonntag, , s. 21, Leserbriefe (28 wörter)
Hoffentlich werden die zuständigen, hinter den Barrikaden der „Staaträson“ vor sich hin­dösenden Instanzen noch einmal richtig wach...
: Rufer in der Wüste (II). NZZ am Sonntag, , s. 21, Leserbriefe (69 wörter)
Ich möchte weiterhin Stengel, greulich und behende schreiben können, ohne gleich als Ignorant zu gelten.

Sie können! Sie können sogar Bureau und Thränen schreiben. Darauf, als was man gilt, hat man allerdings nicht immer einfluss.

: Rufer in der Wüste (III). NZZ am Sonntag, , s. 21, Leserbriefe (20 wörter)
Die einzig vernünftige Rechtschreib­reform wäre die Klein­schreibung gewesen. Sie hätte für die Schüler eine wirkliche Erleichterung gebracht.
: Rufer in der Wüste (IV). NZZ am Sonntag, , s. 21, Leserbriefe (79 wörter)
Es ist also zu befürchten, dass Herrn Wachters Ruf in der Wüste ungehört verhallen wird.
Kein Elfenbeintum für Künstler in Krisenzeiten. , , Kultur
Aber noch 1965 schimpfte ein Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) im Wahlkampf über Autoren wie Günter Grass und Rolf Hochhuth mit den Worten «Da hört der Dichter auf und da fängt der ganz kleine Pinscher an!». Doch nicht nur Nobelpreis­träger Grass weiß ein Lied davon zu singen, was es kosten kann, wenn sich Schrift­steller und Künstler in die Politik einmischen. […] Sein Kollege Volker Braun («Die Kipper») hatte jetzt ein neueres Beispiel zur Hand, als er an die Intervention der Deutschen Akademie im Streit um die Rechtschreib­reform erinnerte: «Unsere Epistel wurde nur von einem einzigen Kultusminister mit einer Antwort gewürdigt - soviel zum Verhältnis von Geist und Macht». Für Akademiepräsident Klaus Reichert ist der staatliche Eingriff in die deutsche Sprache und Recht­schreibung noch immer «eine Anmaßung», die in anderen Ländern undenkbar wäre.
: Das Wortporträt. Verballhornen. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 21, s. 28, Feuilleton
Verballhornen ist der Beweis, dass man, wenn man es schlau anstellt, seinen Platz nicht nur in den Geschichts­büchern, sondern auch in den Wörter­büchern finden kann […]. Und man braucht dafür weder so anstrengende Aktionen wie einen Spartakus-Aufstand noch eine Wieder­vereinigung, nein, man muss sich nur eine Nische suchen. Um als Person endlich in die Sprache einzugehen und in einem Wort weiterzuleben. Mut zur Nische, Mut zur Spezialisierung - damit überlebt man jede Krise und auch jede Rechtschreib­reform und sogar den eigenen Tod.
: Literatur soll sich einmischen. (Kölnische Rundschau),
Aber wie wichtig nimmt eine nun 60 Jahre alt gewordene Bundesrepublik ihre Künstler und Schriftsteller heute noch? […] Volker Braun („Die Kipper“) erinnerte an die Intervention der Deutschen Akademie im Streit um die Rechtschreib­reform: „Unsere Epistel wurde nur von einem einzigen Kultus­minister mit einer Antwort gewürdigt - soviel zum Verhältnis von Geist und Macht“. Für Akademiepräsident Klaus Reichert ist der staatliche Eingriff in die deutsche Sprache und Recht­schreibung noch immer „eine Anmaßung“, die in anderen Ländern undenkbar wäre.

23. 5. 2009

: Rechtschreibreformen hier und da. Freiburger Nachrichten, , s. 7, Forum, Gastkolumne (507 wörter)
Ganz offensichtlich weniger Aufsehen erregt, dass auch die französische Sprache eine - anscheinend irgendwie besser durchdachte - Orthographie­reform durchführte - und das bereits seit 1990. Die Reform bringt neben einigen in diesem Fall tatsächlichen Klärungen von ein paar Unsicherheiten - soweit das bei einer kurzen Übersicht festgestellt werden konnte - auch ein paar Vereinfachungen. Ein paar, man soll ja nichts übertreiben - fremd­sprachige Schüler standen nicht im Zentrum der Über­legungen. Das Verblüffendste an dieser Reform aber ist, dass neben den zuständigen Stellen etwa der Romandie oder Walloniens sogar die Académie Française, als höchste Autorität der französischen Sprache, erklärte, dass weder die alte noch die neue Schreib­weise als Fehler gelten dürfen. Dass diese Toleranz auch auf das Durchschnitts­alter ihrer 40 Mitglieder zurück­zuführen sei, denen auf ihre alten Tage keine neuen Regeln mehr zugemutet werden könnten, ist ebenfalls nichts als ein boshaftes Gerücht.
: Deutschtest für Bundespräsidenten. ,
Zwar sagte Herzog einmal, die Reform sei „überflüssig wie ein Kropf“, ließ aber 1997 auf Nachfrage antworten: „Hier hatte er allerdings nicht nur gesagt, die Rechtschreib­reform sei ‚überflüssig wie ein Kropf‘, sondern im gleichen Atemzug auch ausgeführt, er halte die Aufregung über die Rechtschreib­reform für genauso überflüssig.“ Und Rau ließ im Jahre 2001 über seinen Sprecher in einem Brief ausrichten: „Der Bundes­präsident nimmt für sich die Regelung der Rechtschreib­reform in Anspruch, daß außerhalb des Schulbereichs niemand an die neuen Regelungen gebunden ist. Er sieht seine Rolle aber nicht so, daß er seine Entscheidung anderen zur Nachahmung empfehlen möchte.“ Völlige Ahnungs­losigkeit offenbarte 2006 ein Sprecher Horst Köhlers in einem Antwortbrief: „Es ist jetzt wichtig, daß nunmehr Sicherheit hin­sichtlich der Rechtschreib­regelungen herrscht.“

20. 5. 2009

Rechtschreibung: Es droht ein Chaos. 20 Minuten, , s. 1 (68 wörter)
Jetzt schlagen Kritiker Alarm: Die dreijährige Übergangsfrist habe die Schüler völlig verunsichert – und nun drohe das totale Chaos, so Sprachwissenschafter Rudolf Wachter.
: Rechtschreibreform: Es drohen Klagen und Rekurse. 20 Minuten, , s. 6 (270 wörter)
Der orthografische Freistil endet, zwingende Rechtschreibregeln halten wieder Einzug. «Die Lehrer müssen die neue Recht­schreibung umsetzen», bestätigt Beat W. Zemp, oberster Lehrer der Schweiz. «Das ist völlig illusorisch», entgegnet Robert Nef, Mitbegründer der Schweizer Orthographischen Konferenz – die Schulen seien dafür nicht bereit und die Lehrmittel nicht aktuell.

17. 5. 2009

: Die Gämsen tun uns Leid. NZZ am Sonntag, , s. 55, Kultur (1390 wörter)
Doch die Rechtschreib­reform von 1996, von der Sprachgemeinschaft nie akzeptiert, aber von der Politik zum Gesetz erhoben, hat ein jämmerliches Chaos angerichtet. Und das heute gültige amtliche Regelwerk 2006, das der seit 2004 tätige „Rat für deutsche Recht­schreibung“ ausgearbeitet hat, hat die Situation nicht verbessert: Denn anstatt die begangenen Fehler einzugestehen und zurück­zunehmen, hat man sich fast durchgängig darauf beschränkt, die bewährte, herkömmliche Schreibung als „Variante“ neben der neuen wieder zu erlauben. […] Immer wieder wird beschwichtigend betont, das durch Reform und Varianten­trick entstandene Chaos betreffe ja nur wenige Wörter pro Seite Text. Das ist richtig, entscheidend ist aber, dass es die Anything-goes-Mentalität der Sprache gegenüber stark gefördert hat.

Geht denn nicht anything?

16. 5. 2009

: Urchiges Fürzen. AOL Rechtschreibprogramm. Frankfurter Rundschau Online (),
Wer seine E-Mails über AOL verschickt, ist nur noch am Staunen und Lachen, wenn er vor dem Versenden seiner Texte die Rechtschreib­korrektur nutzt. […] Ein Wunder? Nein: ein "Wund er". Offenbar glaubt AOL, seit der Rechtschreib­reform werde all es aus ein an der geschrieben.

4. 5. 2009

Krieger, Hans: Die Sprache gehört niemandem. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 102, s. 8, Briefe an die Herausgeber (611 wörter)
Mit der "Erhebung und Auswertung von Sprachdaten" ist es nicht getan, denn erfasst würde ein künstlich gestörter Schreibgebrauch. […] Ausgangspunkt für die Wiedergewinnung vernünftiger Rechtschreibregeln kann also nicht die Reform­schreibung sein, deren logische Dürftigkeit an den hilflosen Selbstkorrekturen von Duden-Auflage zu Duden-Auflage abzulesen ist (mit der besonderen Pikanterie, dass die jüngste Duden-Auflage die vom Rat für deutsche Recht­schreibung erarbeitete "Reform der Reform" gezielt sabotiert). Leider kann auch der Kompromissvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung nicht Richt­schnur sein, weil er zu viele grammatikwidrige Schreibungen akzeptiert. Wir müssen dort wieder anknüpfen, wo wir noch verlässliche, durchschaubare und sprach­adäquate Regeln hatten. Das ist die Recht­schreibung, die zuletzt der Duden von 1991 dokumentiert hat.

Die unterscheidung von «natürlicher» und «künstlicher» entwicklung der rechtschreibung ist bei reformgegnern beliebt, aber unsinnig.

2. 5. 2009

: Geschickt mit Worten jongliert. St. Galler Tagblatt, , Gossau
Dem Kulturkreis Gossau ist es gelungen, die DRS-1-«Zytlupe»-Moderatorin Gisela Widmer nach Gossau zu holen. […] Mit «Who the hell has eingeführt the Deutsche Rechtschreib­reform» oder dem Vorschlag, an Schulen auch das obligatorische «Früh­polynesisch» einzuführen, beleuchtet sie das Thema anscheinend selbst­verständlich und mühelos aus verschiedenen Perspektiven.

30. 4. 2009

: Resignation der Lehrer in Sachen Rechtschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 100, s. 35, Briefe an die Herausgeber (319 wörter)
Dass die Lehrer im Titel des Aufsatzes als Hauptschuldige der Schäden der Rechtschreib­reform herausgestellt werden, ist ungerecht. Es gab sicherlich Verirrte und Überzeugungstäter unter ihnen. Aber überwiegend waren "die" Lehrer genauso Opfer der Reform wie der Rest der Bevölkerung. Dummerweise sind Lehrer weisungsgebunden, was den Eindruck hervorrufen könnte, sie täten das alles aus Über­zeugung. In der Anpassung an vorgeschriebene - oder als vorgeschrieben vermutete - Normen taten und tun sie jedoch nichts anderes als F.A.Z.-Redakteure, die "im Übrigen" oder "des Weiteren" schreiben.
Polizeinachwuchs scheitert am Diktat. ,
Die Tiroler Polizei ist derzeit wieder auf Suche nach Nachwuchs. […] Von denen, die bereits zum ersten Aufnahmeteil angetreten sind, ist die Hälfte aber am schriftlichen Deutsch­test gescheitert, konnte die Hürden Recht­schreibung und Grammatik (Das- und Dass-Schreibung, Satzstellung...) nicht nehmen, bestätigt der Aufnahme-Fachbereichs­leiter Anton Brida. Ein Wert, der nicht nur für Tirol gilt: Wie die statistische Auswertung zeigt, gilt diese Ausfallquote auch für Restösterreich.

27. 4. 2009

: Klaus Reichert: Auf einmal waren sie alle "innere Emigranten". Akademie-Präsident über die Ausstellung "Doppelleben". Deutschlandradio, dradio.de, , Radiofeuilleton: Thema
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung pflegt und fördert die deutsche Literatur und Sprache, hat sich vehement beispielsweise in die Debatte um die Rechtschreib­reform eingemischt und vergibt unter anderem den renommierten Georg-Büchner-Preis. […] Jetzt, zum 60. Geburtstag, sollten die ersten Jahre, die literarischen Aufbruchs­jahre der gerade gegründeten Bundesrepublik unter die Lupe genommen werden.

24. 4. 2009

: Was ist, wie es ist. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 95, s. 9, Briefe an die Herausgeber (334 wörter)
Eisenberg stellt diejenigen, die er "Schul­vertreter" nennt, als unvernünftige Mani­pulatoren an dem dar, "was ist, wie es ist". Aber die Recht­schreibung ist nicht naturwüchsig, wie sie Eisenberg propagiert, sondern ein kompliziertes Geflecht aus Regel­mäßigkeiten, Konventionen und gesetzten Normen. Am Setzen neuer Normen hat sich Eisenberg selbst fleißig beteiligt.

18. 4. 2009

: Ein machtvolles Instrument. In einem neuen Graduiertenkolleg erforschen Wissenschaftler der Freien Universität die nichtsprachlichen Aspekte von Schrift. Tagesspiegel, , Sonderthemen
Schrift ist eine junge Erfindung. Erst seit 5300 Jahren verwendet der Mensch sie in größerem Umfang. […] Die Fähigkeit, Schrift umfassend zu nutzen, also lesen und schreiben zu können, ist auch heute keineswegs selbstverständlich. Es handelt sich schließlich nicht um eine angeborene Fähigkeit, sondern um eine erworbene. Sie zu erlernen ist nicht einfach. Bewusst wird dies typischerweise dann, wenn die Fähigkeit zu schreiben unzureichend oder gar nicht ausgebildet ist oder wenn ihre Bedingungen infrage gestellt werden: Die weltweiten Bemühungen um die Steigerung des Alphabetisierungs­grades, die Orthographie-Reform, die Ergebnisse von PISA-Studien, die Entstehung digitaler Schrift­räume und das immer wieder postulierte Ende der Gutenberg-Galaxis machen die Bedeutung von Schrift und Schriftlichkeit für viele moderne Gesellschaften offen­kundig. Dabei wird deutlich: Schrift ist nicht nur eine komplexe Kultur­technik, sie bedarf auch eines hohen Maßes an gesellschaftlichem Konsens.

17. 4. 2009

: Lehrer, euch gehört die Sprache nicht! Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 89, s. 33, Feuilleton (1283 wörter)
Vor gut fünf Jahren hat die Ständige Konferenz der Kultusminister den Rat für deutsche Recht­schreibung ins Leben gerufen. […] Trotz aller Rechtschreibfrustration verliert die Frage, wer die orthographische Norm künftig wie bearbeitet und entwickelt, nichts von ihrer Tragweite. Einheitlichkeit der Schreibung bleibt das stärkste Band im vielfältig gegliederten deutschen Sprachgebiet. Auch nimmt seine Bedeutung eher zu als ab. […] Der Rat sollte die Kastanien aus dem Feuer holen - und wider alle Erwartung tat er das. […] Drei Hauptgründe ermöglichten den Erfolg. Der erste ist in der Person des Rats­vorsitzenden Hans Zehetmair zu sehen. […] Mehrfach hatte sich der Rat unter Mühen auf seine eigentliche Aufgabe zu besinnen. Die orthographische Norm entsprechend dem allgemeinen Schreibgebrauch zu erfassen und zu entwickeln ist etwas anderes, als sie den Bedürfnissen bestimmter Institutionen anzupassen. Um es ganz einfach zu sagen: Die Orthographie ist weder dazu gemacht, dass man mit ihr erfolgreich Wörterbuch­verlage betreibt, noch dazu, in der Schule gelehrt zu werden. Sie ist, wie sie ist. […] Jede noch so gut­willige, gutgemeinte Manipulation am Gegenstand hat zu unterbleiben.

Es ist interessant, dass ein sprachwissenschafter ein laiengremium mit einem laienvorsitzenden preist. – Einheitlichkeit der schreibung ist nicht das oberste ziel. Das war es vorher nicht, und der rat hat es auch nicht erreicht. Die ortografie ist nicht, wie sie ist; sie ist eine junge menschliche schöpfung (sie ist im gegensatz zur sprache eben «gemacht»), die gemäss dem ursprünglichen konzept gepflegt werden muss. Sie ist unter anderem auch dafür gemacht, gelernt zu werden.

: „amm“ statt „äää“. Münchner Merkur (merkur-online.de), 17. 4. 2009, Leserbriefe
Wer aber kümmert sich um das gute alte „ä“? Wer aufmerksam Rundfunk und Fernsehen verfolgt wird teglich feststellen können, dass es von Presidenten, Bewehrungsproben […] und sonstigem Keese nur so wimmelt. […] Nachdem anlesslich der Rechtschreib­reform aus der Gemse eine Gämse wurde, könnte sich der Verein Deutsche Sprache auch mal darum bemühen, dass „Gämse“ nicht nur so geschrieben wird […].

16. 4. 2009

: Goethes Kampf ums Komma. Hamburger Abendblatt, , Harburg
Die vielen Kniffe und Verschmitztheiten der deutschen Recht­schreibung waren schon sehr lange vor der 1998 in Kraft getretenen Rechtschreib­reform ein Reizthema. […] An einem Sommerabend im Jahr 1822, soll sich im Hause Goethes folgender Monolog zugetragen haben: Über seinen Umgang mit der Recht­schreibung erklärte der Dichterfürst: "Ich halte sie - die Recht­schreibung - mir nach Möglichkeit vom Halse. Und mache, wenn man streng sein will in jeden Brief Schreib­fehler und vermeide vor allem die Kommata!" […] Dann fuhr Goethe fort: "Mein Gewissen beruhige ich in dieser Angelegenheit mit einer Erkenntnis des verehrten Christoph Martin Wieland (Zeitgenosse Goethes, Dichter der Aufklärung): 'Religion und Inter­punktion sind Privatsache'".

11. 4. 2009

: Hamburger sprechen ein gediegenes Deutsch. Hamburger Abendblatt, , Hamburg
Glücklicherweise hat weder die Kultusministerkonferenz noch der Rat für deutsche Recht­schreibung die plattdeutsche Orthografie verschlimmbessern dürfen wie bei der hochdeutschen Rechtschreib­reform. Doch auch auf Platt muss sich die Redaktion an gewisse Normen halten. Das Germanische Seminar der Universität Hamburg hat seit 1917 fast eine Million Belege für hamburgische Ausdrücke gesammelt und seit 1956 in 30 Lieferungen publiziert. Schreibweise und Aussprache werden dort mithilfe diakritischer Zeichen dargestellt, was für den Laien ein wenig unüber­sichtlich ist. Wir benutzen deshalb nach Möglichkeit die Schreib­weise nach Johannes Sass, die auch Hartmut Cyriacks und Peter Nissen über­nommen haben. Ein Beispiel: Ein langer Vokal wird in offener Silbe einfach geschrieben (sno-pen = naschen), in geschlossener Silbe, also in einer durch einen Konsonanten beendeter Silbe, jedoch verdoppelt: Snoop-kraam = Naschzeug.

1. 4. 2009

: Mister Duden. Als Kind las er Grammatiken statt Comics: Wie ein Autodidakt Rechtschreibprofi wurde. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 77, s. 9, Deutschland und die Welt
Christian Stang, 34 Jahre alt, Halbglatze und Silberblick, sieht sich selbst als Rechtschreib­papst. Schon an 20 Orthographie­büchern hat er mitgeschrieben. […] 1996 wurde die Recht­schreibung reformiert, Stang freute sich. Endlich sollte alles einfacher werden, allen verständlich. Stang verfasste eine Broschüre über die ortho­graphischen Neuregelungen, sie wurde in allen Postfilialen des Landes verteilt.