Man traut sich ja kaum noch, das Wort zu erwähnen: Gendersternchen. […] Die Debatte weckt Erinnerungen an die Jahre nach der Rechtschreibreform von 1996. Alle Beteiligten kämpften für oder gegen die vermeintlichen Vereinfachungen, als ginge es um ihr Leben […].
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
2019-12-28
2019-12-13
[…] die luxemburgische Sprache, die nach wie vor als gefährdet gilt, vom tatsächlichen Verschwinden jedoch weiter entfernt scheint als je zuvor in ihrer sehr jungen Geschichte. Jüngstes Beispiel für die Dynamik der Landessprache ist die Rechtschreibreform. […] Trotz des großen Interesses wurde über den Inhalt der Orthografiereform so gut wie gar nicht gestritten, zumindest nicht in der breiten Öffentlichkeit. Wozu auch? Nur ein Prozent der 27 000 Wörter, die im „Lëtzebuerger Online-dictionnaire“ erfasst werden, sind von der Reform betroffen.
2019-12-12
Er sollte lieber selber mal Zeitung lesen und da auf Schreibfehler – von denen es wegen der Rechtschreibreform nur so wimmelt – achten und seine Kollegen kritisieren.
2019-12-11
Aber an und für sich sind die Ae-, Oe- und Ue-Schreibungen ein alter Zopf, den man nur deshalb nicht abschneidet, weil der damit verbundene Aufwand zu gross wäre.
2019-12-07
Hessen hat eine Kompetenzstelle Orthographie mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft geschaffen, die Rechtschreibleistungen verbessern und langfristig auch der Methode "Schreiben nach Gehör" die Grundlage entziehen soll.
Gemeint ist eine kompetenzstelle ortografiedidaktik. Besser wäre eine kompetenzstelle ortografie.
2019-11-21
«Deppenleerschlag» nennt man das kleine Nichts, das zunehmend zwei Wörter voneinander trennt, die man früher noch zusammenklebte […]. Die Leerstelle hat längst ihren eigenen Hashtag. Im Internet wird sie nicht als Denkpause beklatscht, sondern als kleiner Bruder des «Deppenapostrophs» belächelt – dem vermutlich vorletzten Vorboten des untergehenden Abendlandes deutscher Sprache.
2019-11-19
Die Rechtschreibreformer versuchten, nach Möglichkeit getrennt zu schreiben. Nach dem Diktat eines einzelnen Wortes oder einer einzelnen Fügung können wir die unterschiedlichen Bedeutungen nicht erkennen. Dazu benötigen wir den ganzen Satz. Wenn aber der Kontext erforderlich ist, um den Sinn zu ergründen, brauchen wir auch keine unterschiedliche Schreibweise eines Wortes, die sich erst im Satzzusammenhang feststellen lässt. Die Rechtschreibreform wurde verwässert und so kompliziert gemacht, bis sie semantisch mit einem Schuss Esoterik daherkam.
2019-11-17
Den Interessi un der offizieller Lëtzebuerger Orthografie, déi e Freideg presentéiert gouf, ass därmoosse grouss, dass elo scho muss nobestallt ginn.
2019-11-16
Jedenfalls sollte für alle Parteien der Lehrsatz eines Sozialdemokraten im EU-Parlament gelten: „Dieses ständige schielen auf potenzielle Wählergruppen ist dann ein Fehler, wenn man am Ende unverständlich, unklar im Profil wird“ (2. 11.) Unklar ist auch, wieso in der „Presse“-Version das hauptwörtlich gebrauchte Zeitwort Schielen nicht groß geschrieben wird. […] Getrennt schreiben oder zusammen schreiben? Die Rechtschreibreform hinterließ manche Tücken. In Rom stagniert vielleicht deshalb der U-Bahn-Bau: „Zwei Tunnelbohrmaschinen, die sich eigentlich bis zur Piazza Venezia durch fräsen sollten, werden unter einer Betondecke verschwinden“ (20. 10). Durchfräsen ist ein zusammengesetztes Wort.
D'Aktualiséierung vun den Orthografiereegelen, déi e Freideg presentéiert gouf, stellt e wichtege Schrëtt an der Weiderentwécklung vun eiser Sprooch duer.
Mech iergert virun allem, dass all puer Joer nei Schreiwreeeeeeegele kommen, déi e puer Leit sech "im stillen Kämmerlein" ausdenken.
2019-11-15
Und weil das Luxemburgische […] ein „echtes Erfolgsmodell“ darstellt, soll auch jeder die Sprache fehlerfrei schreiben können. Damit dies in Zukunft besser klappt, stellte der Bildungsminister am Freitag die neue Orthografie vor. Um den Leuten die Umstellung zu erleichtern, wird die alte Orthografie aber noch bis zum Schulanfang 2020 gültig bleiben.
2019-11-13
Ein herausragendes Qualitätsmerkmal der F.A.Z. ist die Pflege der deutschen Sprache, gerade in einer Zeit, in der Sprache vielfach als Instrument benutzt wird, um politische Ziele durchzusetzen, und damit die Sprache beschädigt wird, wie es zum Beispiel durch das Gendern geschieht. Mein besonderer Dank und allerhöchste Anerkennung gilt in diesem Zusammenhang den Herausgebern dafür, dass sie die missratene Rechtschreibreform von 1998 nicht übernommen haben, sondern sich nur vereinzelt auf sinnvolle Veränderungen der vertrauten Rechtschreibung beschränken, so dass das Lesen weiterhin auch Freude bereitet.
Jahrhundertelang galt die Fraktur als die deutsche Schrift schlechthin. Dann erklärte Adolf Hitler sie plötzlich zu „Judenlettern“. Dabei hatte Kaiser Maximilian I. sie höchstselbst entwerfen lassen
2019-11-12
Einheitliche Regeln, Grammatik und Orthographie in der deutschen Sprache sind heute selbstverständlich. Doch das war nicht immer so. Wer im Mittelalter schreiben konnte, tat dies meist, wie er es für richtig hielt. Von den ersten Regeln für die Schriftsprache bis hin zur neuesten Rechtschreibreform war es ein weiter Weg.
2019-11-08
So gefiel man sich eine Zeit lang darin, analog zu den aus dem Griechischen stammenden Begriffen wie Theater oder Thesaurus und Namen wie Theodor oder Thekla auch deutsche Begriffe mit th zu schreiben: Thräne, Thier, Thor, Thür, Thran, Thal … 1901 wurde dann […] das th in den deutschen Wörtern abgeschafft. Fortan musste man also Träne, Tier etc. schreiben. In den griechischstämmigen Wörtern hingegen blieb das th erhalten.
2019-11-07
Deutsche Sprache, schwere Sprache. […] Es gäbe viele Möglichkeiten der Vereinfachung […]. So könnte man wenigstens alles kleinschreiben. Radikal oder wie bei den meisten Sprachen gemässigt, nur Satzanfang und Namen gross. Die idee einer sprache ist es, mit- und vor allem übereinander kommunizieren zu können. […] Das feministische geschrei nach gendergerechter grammatik verkompliziert die sprache nur und stört den lesefluss.
2019-11-04
Schüler können nicht mehr richtig schreiben? Stimmt nicht, sagt Sprachforscherin Afra Sturm von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Rechtschreibung solle man nicht überbewerten.
2019-11-02
Sprache lebt und entwickelt sich weiter, dagegen steht das Streben, in der Schriftform Kontinuität zu wahren. […] Angesichts solcher Bemühungen verwundert es nicht, dass die vermurkste Reform der Rechtschreibung von 1996 in den großen Zeitungen mit einer Flut von Artikeln auseinandergenommen worden ist. Weil der Journalist es nicht gern sieht, wenn ihm von Amts wegen sein Instrument stumpf gemacht wird, ist diese Zeitung im August 2000 zur bewährten Schreibweise zurückgekehrt, andere folgten. Nach halbherzigen Reformversuchen ist heute die Verwirrung komplett. Die Redaktion des Dudens rettet sich in Beliebigkeit, die Autoren dieser Zeitung folgen dem, was sie im Sinne ihrer Leser für richtig halten.
Es ging locker zu in Papa Korns Feuilleton. […] Für Film und Fernsehen und die neue realistische Nachkriegsliteratur setzte er sich temperamentvoll ein, aber er mischte sich auch gern in die Debatte um die Schul- und Rechtschreibreform ein und kämpfte mit Erfolg gegen die geplante Straße am Rheinufer bei Eltville.
Die F.A.Z. hat sich in den siebzig Jahren ihres Bestehens naturgemäß gewandelt. […] Eine homogen konservative Zeitung ist sie allerdings zu keinem Zeitpunkt gewesen. […] Sie beherbergte seit den sechziger Jahren auch dezidiert linke oder sich links gerierende Journalisten. Auch diese befleißigten sich aber eines gehobenen Stils und einer Sprachpflege, die brutale Eingriffe in die deutsche Rechtschreibung ablehnte, sei es nach Art der Rechtschreibreform von 1995, sei es in Form des grotesken und die Sprachlogik grob verfehlenden „Genderns“, das, ein echtes Qualitätsmerkmal, bis heute nicht Einzug in die Zeitung gehalten hat.
2019-11
Es herrscht gewissermaßen eine Stimmung, man könne die Rechtschreibung nicht beherrschen oder sie sei sowieso willkürlich. Beides ist der Rechtschreibreform und der Kommunikation darüber anzulasten, aber mit diesem Wissen ist auch ein Weg aus der Misere heraus gewiesen: Die Rechtschreibung ist (weitgehend) systematisch und daher auch beherrschbar und sie ist keineswegs willkürlich, sondern sie ist zu großen Teilen natürlich gewachsen.
Wir sehen da ein paar unnatürliche wucherungen.
2019-10-31
In der Vergangenheit hat man einen fatalen Fehler begangen: Statt den Deutschunterricht zu intensivieren, versuchte man, die Sprache durch eine Rechtschreibreform zu vereinfachen. Die reformierte Rechtschreibung, die zum August 1998 eingeführt wurde, musste mehrfach nachreformiert werden. 2006 wurde die dritte Fassung der reformierten Rechtschreibregeln vorgelegt. Viele Zeitungs- und Buchverlage haben die teils unlogische neue Orthographie nicht übernommen und veröffentlichen nach eigenen Hausorthographien. Am Ende blickte niemand mehr durch. Das Ergebnis ist, dass wir heute eine Beliebigkeitsschreibung vorfinden – eine bildungspolitische Untat, die ihresgleichen sucht!
2019-10-27
Als ob es im Bildungsbereich Luxemburgs nichts Wichtigeres gäbe: Das Bildungsministerium doktert am Luxemburgischen rum. Jetzt bringt Claude Meisch auch noch eine Rechtschreib-Reform auf den Weg. Es soll alles einfacher werden. Dabei sorgen einige neue Regeln einfach nur für mehr Verwirrung. Weil sie so wirken, als wolle man sich krampfhaft vom Deutschen lösen.
2019-10-23
Die Rechtschreib-Reform tritt in einigen Wochen in Kraft. Mit der Rechtschreib-Reform sollen Lücken im bestehenden Regelwerk […] geschlossen werden.
2019-10-12
Philipp von Zesen wieder etwas bekannter machen, das hat sich Landeskirche Anhalt zum Ziel gesetzt. […] Aber auch 400 Jahre später ist der Kampf um die deutsche Sprache keinesfalls abgeschlossen. […] Und merkwürdigerweise ist es bis heute nicht gelungen, den orthografischen Problemfall "Portemonnaie" aus der deutschen Umgangssprache zu tilgen.
2019-09-23
Die Ursache für die Verwandlung des haiverseuchten Gewässers in »Hai verseuchtes Gewässer« ist wahrscheinlich in dem Wirrwarr zu suchen, das die Rechtschreibreform, die Reform der Rechtschreibreform und die Reform der Reform der Rechtschreibreform in den Köpfen hinterlassen haben. Auf der Website Fehler-Haft.de hat jemand ähnliche Klöpse aufgelistet: »[…] beim Champagner trinken« […].
Über die ursache kann man natürlich spekulieren. Der letztere fall hat allerdings auch mit der schon immer sehr fehlerträchtigen substantivierung zu tun und war wohl vor der angeblichen verwirrung nicht weniger häufig.
2019-09-22
Hieß es einst Schloßweg, muss es nach der Rechtschreibreform Schlossweg heißen. In Graz aber heißt es weiter „Schloßbergplatz“, weil der Stadtfelsen sein scharfes s als Eigennamen in die neue Ära herübergerettet hat.
Irrtum. Nur bei natürlichen und juristischen personen ist eine schreibänderung unwirksam.
Für den pensionierten Deutschlehrer und Schuldirektor Manfred Koch aus Deutschlandsberg ist es eine wilde Jagd auf den Fehlerteufel im Straßennetz steirischer Städte, eine Rallye durch Absurdistan […]. Da geht es zwar nur um Bindestriche oder getrennte Schreibweisen […]: Aber wenn es auf offiziellen Straßenschildern von Städten und Hausnummern von Rechtschreibfehlern nur so wimmle, „dann ist das kein Kavaliersdelikt!“
2019-09-21
Vor wenigen Tagen veröffentlichten Hans Brügelmann und Erika Brinkmann über peDOCS eine Metastudie zum Umgang mit Rechtschreibfehlern und die Bedeutung konkreter Befunde für den Rechtschreibunterricht. […] Orthographische Fehler beim freien Schreiben im Anfangsunterricht behindern die Entwicklung der Rechtschreibung NICHT!
2019-09-18
Heinz Rudolf Kunze, Musiker, Komponist und Sprachkünstler, kommt am Freitagabend mit seinem neuen Soloprogramm. Vorab sprach der 62-Jährige […] über sich und seine Leidenschaft. […] [Kunze:] Wir haben viele Lehrerinnen und Lehrer, die selber nicht mehr richtig schreiben können, die längst vor der Orthografie kapituliert haben. Durch die Rechtschreibreform, die eine einzige Katastrophe war, wurden sie noch weiter verunsichert. Wir sind jedenfalls dabei, eine der größten kulturellen Errungenschaften, die es gibt, zu verlieren – unsere vereinheitlichte Hochsprache.
2019-09-17
Die "Zeitung für Deutschland" wird 70 Jahre alt. Da wird es […] Zeit für eine historische Aufarbeitung […]. Dies hat der Würzburger Historiker Peter Hoeres […] unternommen. […] Nicht als enzyklopädische Gesamtgeschichte gehalten, eröffnet sie ein facettenreiches Kaleidoskop von Aspekten und Geschichten, in dem zugleich die Geschichte der Bundesrepublik aufscheint: von der Medienlandschaft über die Deutschlandpolitik und die Kernenergie, die Vergangenheitspolitik und den Euro, den Literaturstreit um Christa Wolf und die Rechtschreibreform bis zur diplomatischen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens […].
2019-09-14
„Fussballzeitreise“ heißt es da und auch beim Internetauftritt fehlt das von mir geliebte Eszett. […] Auch nach der Rechtschreibreform hat da ein Doppel-S nichts zu suchen. […] Sicher hat die Fifa ihren Teil dazu beigetragen. […] Ohne Ringel-S sind schnell Missverständnisse möglich. Man denke nur, ein Schweizer Arzt empfiehlt „Bier nur in Massen“ zu trinken.
Man denke nur, ein deutscher arzt empfiehlt eine kieferoperation, und der patient geht zum holzhacker.
2019-09-13
Nun hat der Magistrat Salzburg die Diskussion neu entfacht. Denn in internen Aussendungen wird nun die männliche Variante bevorzugt. […] „Es kann keine gesetzliche Regelung für Rechtschreibung geben“, erklärt Dr. Karl Blüml. Der Top-Germanist war maßgeblich an der deutschen Rechtschreibreform beteiligt. Es könne eine hausinterne Verordnung geben, auch in den einzelnen Verlagen gebe es interne Regelungen.
2019-09-09
Ich liebe das ẞ, das Eszett oder das scharfe S, wie es genannt wird. Es ist Bestandteil des Markenkerns der deutschen Sprache, der USP, der Unique Selling Proposition. Das Eszett ist identitätsstiftend für das Deutsche. Den Buchstaben ß gibt es nur in dieser unseren Sprache […]. Nur auf Switzerdütsch, also in der Schweiz, da ist es anders. Die Schweiz kennt kein Eszett und daran änderte auch die Rechtschreibreform 2006 nichts.
2019-09-05
Die Oberbürgermeisterkandidatin der Linken, Jessica Kaußen, spricht über Strategien für den Wohnungsbau, kostenlosen Nahverkehr […]. Zum Schluss kommen wir zum Genderstern: Eine sinnvolle Rechtschreibreform innerhalb der Verwaltung? [Kaußen:] Ja. Wir haben versucht, das Gendersternchen auch in der Regionsverwaltung einzuführen, sind aber gescheitert. Es gibt nicht nur zwei Geschlechter, sondern viele verschiedene Selbstdefinitionen. Die sollten alle angesprochen werden.
2019-08-22
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird 70 […]. Die Akademie hat sich nicht nur mit der Rechtschreibreform befasst. In unregelmäßigen Abständen wird ein „Bericht zur Lage der deutschen Sprache“ mit herausgegeben. […] Der dritte Bericht soll in knapp zwei Jahren erscheinen und die Situation der deutschen Sprache in Schulen beleuchten.
2019-08-17
Für viele Eltern ist die Methode «Lesen durch Schreiben» schuld am Rechtschreibnotstand. Immer mehr Kantone verbannen das umstrittene Lehrmittel. […] Die Praxis sieht viel pragmatischer aus, es dominiert ein Mix aus lautgetreuem Schreiben und klassischen Methoden, wie die Kantons-Umfrage weiter zeigt.
«Eine Metode schtirpt aus»: Warum ein grosses M?
2019-08-13
Nehmen wir die kurzen deutschen Wörter „hin“ und „über“, die eigentlich auch ein Schüler ohne Mühe erkennen und also als „hin-über“ trennen könnte – könnte, aber schon zu Großvaters Zeiten selten tat. Es hagelte Fehler im Diktat, sodass die Reformer auch die Trennung nach Sprechsilben erlaubten: „hi-nüber“, was mir und den meisten Älteren noch immer einen orthografischen Schock versetzt.
Am 2. September startet ein Volksbegehren in Schleswig-Holstein. […] Bisher hat es im nördlichsten Bundesland vier Volksbegehren gegeben. […] Ein Volksentscheid zur Nichtübernahme der Rechtschreibreform 1998 fand eine Mehrheit, wurde ein Jahr später mit einer Änderung des Schulgesetzes jedoch mehrheitlich im Landtag ignoriert, weil das Land mit der alten Rechtschreibung sonst eine Insellösung gehabt hätte. Reformgegner scheiterten höchstrichterlich.
2019-08-07
Zu einer Doppelstunde Deutsch lud Kabarettist Herr Schröder nach Erpfenhausen ein. […] Der Spaß an der deutschen Sprache zieht sich durch den ganzen Abend. Schröder erzählt davon, dass er das lyrische Ich nie kennenlernen durfte, wie sehr die Rechtschreibreform sein Leben verändert hat und wie sadistisch die deutsche Sprache sei. „Wem fällt es denn ein, in das Wort lispeln ein s zu machen oder in stottern gleich drei t?“
2019-08-03
Kraus gehörte zu den entschiedensten Gegnern der Rechtschreibreform und des achtjährigen Gymnasiums.
2019-08-02
[…] die Reform […] hat den Eindruck verstärkt, Orthografie sei nicht wichtig. Besonders für ein Völkchen wie uns Südtiroler ein fatales Signal. […] Die deutsche Hochsprache ist der Anker, der uns hält.
Aber nicht die rechtschreibung.
2019-07-29
Die Rechtschreibreform von 1996 sollte der Vereinfachung dienen. Mehr als 20 Jahre danach lässt sich festhalten: Sie hat vorwiegend zu Regellosigkeit geführt. In zahlreichen Fällen sind heute Schreibvarianten erlaubt. Nur beim dass nicht. Dabei wäre es hier besonders angebracht […].
2019-07-28
Bisher gab es nur vier Volksbegehren in Schleswig-Holstein. Zweimal kamen nicht genügend Unterschriften zusammen […]. Die Volksbegehren zur Wiedereinführung des Buß- und Bettags und gegen die Rechtschreibreform fand dagegen genügend Unterstützer und führten zu den bislang einzigen Volksentscheiden in Schleswig-Holstein. […] Der Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform war zwar erfolgreich. Doch ein Jahr später wurde die neue Rechtschreibreform trotzdem eingeführt.
2019-07-22
Der ehemalige Redaktionsleiter des „Vlothoer Anzeigers“, Lothar Stöpel, wirft der Stadt Hannover sogar Rechtsbruch vor, erinnert daran, dass die Kultusministerkonferenz 1996 beschlossen hatte, im öffentlichen Gebrauch ausschließlich die neue Rechtschreibung anzuwenden.
Wie man auch immer zum «gender-sprech» steht, ist es fraglich, 1. wie weit es die rechtschreibung betrifft («sprech») und 2. ob die kultusminister ausserhalb der schule etwas zu sagen haben.
2019-07-20
Der Magistrat von Rixdorf entschied sich für den Namen Neukölln, weil die Felder Rixdorfs an Cölln, eine der beiden Urzellen Berlins, angrenzten. Wegen der Rechtschreibreform von 1910 wurde Neukölln dann mit K geschrieben.
2019-07-15
Es gibt Fehler in Sachen Musik, die hört man gar nicht. Klassik-Genuß ist so ein Fall: Klingt gut, ist aber trotzdem falsch - nämlich falsch geschrieben. Denn seit Einführung der Rechtschreibreform im vergangenen Jahrtausend endet der Genuss hinten mit einem Doppel-S statt mit einem scharfen S, wie es früher üblich war. Leider hat unser Spätdienst am Sonntagabend einen Rückfall in die alte Schreibweise erlitten und als Schlagzeile über das Foto oben auf der Titelseite "Klassik-Genuß im Klenzepark" eingetippt.
2019-07-14
Susanne Krause-Klinck und Evgenia Ploch haben ihre dreiteilige Dokumentation über die 90er-Jahre darum streng dokumentarisch gehalten. […] Wer die Zeit durchlebt oder durchlitten hat, bei der oder dem läuft wahrscheinlich als parallele Synchronisationsleistung die Emotions-Spur: War dieses Techno-Gehopse nicht furchtbar? […] War die Rechtschreibreform nicht ein überflüssiges Übel, das der deutschen Schriftsprache angetan wurde? Jeder kann sich aus dem 90er-Jahre-Puzzle herauspicken, was ihn am meisten nervt. Oder erfreut.
2019-07-09
Das Neanderthal wurde im 19. Jahrhundert nach Pastor Joachim Neander benannt. Nach der Rechtschreibreform 1901 hieß es Neandertal ohne h. Die Schreibweise mit h verweist auf den wissenschaftlichen Namen „Homo neanderthalensis“.
2019-07-04
Zum Glück gibt es das Schreibprogramm. Konsequent korrigiert es mir «Portrait» zu «Porträt». […] Veraltet ist «Portrait», klärt mich der Duden auf, es gilt die neue Rechtschreibung, und dies schon seit 1996!
Schon seit 1996? Seit 1880, seit dem urduden!
2019-06-17
Bis 1996 war das Wörterbuch in der Bundesrepublik für die Schriftsprache maßgebend. Mit der Rechtschreibreform wurde dieses Monopol gebrochen: Seither werden richtige und mögliche Schreibweisen durch die amtliche Regelung bestimmt und auch von anderen Verlagen unters Volk gebracht.
Nicht ganz falsch, aber ungenau. «Massgebend in zweifelsfällen» (kultusministerkonferenz-beschluss von 1955) ist nicht ganz dasselbe wie «für die Schriftsprache maßgebend». Alles, was nicht als zweifelsfall einzustufen ist, also eigentlich alles, wird seit dem 19. jahrhundert durch die amtliche Regelung bestimmt.
2019-06-09
Die alte Wendung »heute früh« lautet reformiert „heute Früh“. Soll man also auch schreiben: „heute ganz Früh“?
Im reformduden von 1996 steht nur «heute früh». 2017 heisst es «heute früh, bes. österr. auch heute Früh», weil es ein stichwort «Früh, die» gibt: «südd., österr. für Frühe».
2019-06-06
Die Deutschen haben 23 Jahre nach der Rechtschreibreform von 1996 immer noch Schwierigkeiten mit Rechtschreibung und Zeichensetzung. Das zeigt eine Auswertung von telefonischen und schriftlichen Sprachanfragen der letzten 30 Jahre, die die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) Ende des letzten Jahres durchführte.
2019-06-05
Es ging um die verzwickte Frage, ob man das Adjektiv im Museumsnamen groß- oder kleinschreiben muss (Bayerisch versus bayerisch). […] Dass bei der Groß- und Kleinschreibung seit der Rechtschreibreform Verwirrung herrscht, macht die Sache nicht leichter. Um Klarheit zu schaffen, erläuterte der […] Rechtschreibexperte Christian Stang […], wie aus orthografischer Sicht mit dem Museum zu verfahren sei. Er plädiert dafür, dass in diesem Fall die Großschreibung des Adjektivs als korrekt zu betrachten sei[,] und leitet seine These aus Paragraf 60 des amtlichen Regelwerks der deutschen Orthografie her.
2019-05-30
Wenn Sie öfter Briefe aus der Schweiz bekommen, wundern Sie sich nicht, dass Sie dort nie ein “ß” sehen. Das ist kein Rechtschreibfehler! Im Schweizer Schriftdeutsch wird grundsätzlich kein “ß” benutzt (außer bei Eigennamen). Daran hat auch die Reform nichts geändert.
«Außer bei Eigennamen» stimmt natürlich nicht. Es gibt einfach kein ß.
2019-05-23
Rund 238 000 Fälle sind in Karlsruhe seit Gründung gelandet. Die meisten werden innerhalb eines Jahres erledigt und sind Verfassungsbeschwerden. Damit wird die Rechtmäßigkeit von Gesetzen geprüft, bestätigt oder verworfen. Wie prägend die Entscheidungen aus Karlsruhe sind, zeigt sich an vielen weiteren Beispielen. […] Oder die Rechtschreibreform, die Ende der 1990er Jahre Gegner rückgängig machen wollten und das Bundesverfassungsgericht anriefen – erfolglos.
2019-05-20
Ist eine Volksinitiative zulässig, dann darf ein Volksbegehren beantragt werden. Gibt es für das Volksbegehren genügend gültige Unterschriften von Bürgern, findet ein Volksentscheid statt. […] Das Volksbegehren "Rettet die Polizei-Reiterstaffel Schleswig-Holstein" erreichte 1996/7 nicht genügend gültige Unterschriften. […] Anders beim Volksbegehren "WIR gegen die Rechtschreibreform" 1997/8: Die Beteiligung war groß und beim anschließenden Volksentscheid votierte die Mehrheit gegen die Rechtschreibreform. Daraufhin wurde das Schulgesetz geändert. Doch schon ein Jahr später wurde das durch Landtagsbeschluss wieder rückgängig gemacht und die „neue“ Rechtschreibung auch in Schleswig-Holstein eingeführt.
2019-05-04
1998: Was so alles in Karlsruhe landet: Die Gegner der Rechtschreibreform wollen die „am Reißbrett der Linguisten“ entworfene Orthografie rückgängig machen. Ohne Erfolg.
2019-04-29
In Deutschland und anderen europäischen Ländern laufen Programme zur Förderung der Literalität […]. Dass die Schreib- und Lesekompetenz gleichwohl oft nicht ausreicht, hat viele Ursachen. Große Klassen und Vielsprachigkeit in den Schulen gehören dazu, aber ebenfalls Lehrmethoden, die auf dem Irrtum beruhen, anspruchsvolle Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben könnten rein spielerisch und ohne systematisches Training erworben werden.
2019-04-26
Seit Kurzem hört man in der gendergerechten Sprache einen Laut, den es an dieser Stelle bisher noch nicht gab: Es ist der stimmlose glottale Plosiv. […] Nehmen wir das Französische: Wenn dort zwei Vokale aufeinandertreffen, die nicht in einem Laut ausgesprochen werden sollen, markiert man das, indem man den zweiten Vokal mit zwei Punkten versieht, dem sogenannten Trema. Dass also das "a" und das "i" in "naïve" getrennt gesprochen werden und nicht wie in "Flair", erkennt man an den zwei Punkten über dem i. Das ließe sich nun leicht ins Deutsche übertragen, um den glottalen Plosiv zu markieren, für den es im Deutschen noch kein Schriftzeichen gibt. Das wäre dann nicht nur linguistisch begründbar, sondern auch ästhetisch ein erheblicher Gewinn: Künstlerïnnen. Redakteurïnnen. Seglerïnnen.
2019-04-24
„Lesen durch Schreiben“ ist hoch umstritten. […] Nur der reformpädagogischen Methode die Schuld für mangelnde Rechtschreibkenntnisse anzulasten, wäre zu kurz gesprungen. Schon in den siebziger Jahren haben hessische Rahmenlehrpläne die Regeln der Orthographie nur unter der Perspektive gelehrt, dass sie kritisiert werden müssen. […] Schließlich gibt es auch immer mehr Menschen, die glauben, die Orthographie werde schon von den Rechtschreibprogrammen der Computer erledigt. […] Es kamen also mehrere Neuerungen zusammen, die das Rechtschreibdesaster gefördert haben.
Auch Bildungsforscher Hans Brügelmann sieht viele Ursachen des Rechtschreibdramas. «Seit Jahrzehnten wird über die Rechtschreibkatastrophe geklagt», sagt er. «Schon frühere Studien haben immer wieder schlechte Rechtschreibleistungen erbracht.» Relativieren will Brügelmann nichts. «Aber die Illusion, wenn wir wieder so unterrichten würden wie früher, dann hätten wir das Problem nicht, die müssen wir uns abschminken.»
2019-04-22
Die Linguistin Luise F. Pusch forscht seit 40 Jahren zu geschlechtergerechter Sprache. […] Luise F. Pusch: […] das Gendersternchen ist nicht die richtige Lösung. Mein Kompromissvorschlag ist, dass wir den Genderstern auf das kleine i setzen. Das löst alle Probleme: Das Wort hat immer noch eine weibliche Anmutung, das Sternchen ist da, zerreißt aber nichts. Ein i mit Stern gibt es auf den Tastaturen noch nicht, aber wir haben auch das @-Zeichen irgendwann auf die Tastaturen bekommen. Als Übergangslösung habe ich das Ausrufezeichen vorgeschlagen, anstelle des großen I, wie bei der Sängerin P!nk. Ich finde, das ist eine sehr praktische Lösung.
2019-04-16
Treffen drei gleiche Konsonanten aufeinander, so fällt keiner von ihnen weg: Schifffahrt, Schlossstadt, Balletttruppe, Auspuffflamme, Sauerstoffflasche, fetttriefend oder helllila. Bevor Sie nun auf diese Errungenschaft der Rechtschreibreform schimpfen wollen, sei gewarnt: Vier dieser sieben Beispiele schrieb man bereits vor der Reform so – amtlich, korrekt und dreifach.
2019-04-11
Jede Sprache hat ihre eigene Art, Schriftzeichen bestimmten Lauten zuzuordnen. Auch wir haben im Deutschen „komische“, „unlogische“ Buchstabenkombinationen wie ch, ck und sch.
2019-04-09
«Kommt in’s Emmenthal» – der Titel der neuen Sonderausstellung im Langnauer Regionalmuseum Chüechlihus brachte die Frage wieder einmal aufs Tapet: Wann und warum hat das Emmental sein h verloren? […] «Vor oder nach der Jahrhundertwende gab es eine Rechtschreibreform, bei der das h abgeschafft wurde.»
2019-04-04
Plötzlich neu aufgezwungene Regeln können wir zum Teil nicht begreifen, und wir bleiben deshalb bei der althergebrachten Sprech- und Schreibweise. Ein Beispiel: Seit zwei Jahrzehnten soll man nach Duden «aufwändig» sprechen und schreiben und nicht «aufwendig». […] Also, ich schreibe weiterhin «aufwendig» – die NZZ ist auch dieser Meinung.
Aha, die sache ist doch nicht aufgezwungen. Dazu passt, sich mit einer «althergebrachten Sprechweise» zu blamieren.
Zudem muss die Académie française zur Kenntnis nehmen, dass just in dem Augenblick, da sie ihren Wortschatz dem Internet anvertraut, dieses zum neuen Gegner der französischen Orthographie wird. […] Ausserdem hat das Befragungsunternehmen Opinion Way – schon wieder ein unerwünschter englischer Begriff – herausgefunden, dass die Generation der unter Dreissigjährigen, die mit SMS, Internet und sozialen Netzwerken aufgewachsen ist, Schaden an ihren Orthographiekenntnissen genommen hat. Dreissig Prozent von ihnen gestehen ein, dass sie Schwierigkeiten mit der korrekten Schreibweise der Wörter und Sätze haben und dass diese Schwäche «ein Hindernis bei der Entwicklung ihrer Karriere» sein kann.
Das Genitiv-S mit Apostroph war auch im Deutschen bis 1901 geduldet, nach einer Rechtschreibreform dann verboten. Bis 1996: Seitdem ist es in Einzelfällen sogar erlaubt.
2019-04-02
Es ist wahr, dass Zürich in diversen Zusammenhängen um seine ü-Pünktchen gebracht wird: Das geschieht etwa, wenn das Zurich Film Festival, die Greater Zurich Area und andere Anlässe sowie Organisationen sich einen weltläufigen Anstrich geben wollen. Zum Glück sind wir aber (noch) nicht so weit, dass die Behörden den Umlaut ganz ausradieren möchten […].
2019-04-01
Die im Präsidialdepartement angesiedelte Abteilung Stadtentwicklung will auf Antrag der Standort- und der Tourismusförderer in allen amtlichen Dokumenten, Publikationen – nach innen wie aussen – und Beschilderungen einzig noch die Schreibung «Zurich» akzeptieren. Nur so könne man sich im globalen Kontext als Brand positionieren, heisst es dazu in einem internen Papier.
2019-04
Es tobt ein Krieg um die Methode, wie Kinder in der Schule lesen und schreiben lernen sollen. […] Wollte man wirklich nach Ursachen für Rechtschreibschwäche fragen, kämen andere Faktoren zuerst in Betracht: Lehrermangel, Lehrerausbildung, Aufgabenzuwachs der Schulen, Geld. Ihren Teil trug sicher auch die Rechtschreibreform mit «alternativen Schreibweisen» bei. […] Es wundert einen in dieser zugigen Diskussion dann nicht mehr, dass noch nicht einmal erwiesen ist, ob es überhaupt eine Rechtschreibkatastrophe gebe.
Ein faktor wäre da noch: die reformbedürftige rechtschreibung; stellungnahme.
2019-03-31
Die Argumente finden sich gebündelt im Aufruf: „Die sogenannte gendergerechte Sprache beruht erstens auf einem Generalirrtum […]. Und viertens ist sie auch kein Beitrag zur Besserstellung der Frau in der Gesellschaft.“ […] Kein Wunder: Einer der Initiatoren ist der große Journalistenlehrer Wolf Schneider. Allerdings hat die Rechtschreibreform gezeigt, dass Aufrufe Sprache nicht regulieren können.
2019-03-28
Kommas […] sind nicht einfach nur Schikane. Sie helfen dabei, einen Satz lesbarer zu machen und Missverständnisse zu vermeiden. […] Dennoch tun sich Kinder, Erwachsene und sogar Studienanfänger für das Lehramt laut einer Studie von 2016 oft schwer mit der Kommasetzung, machen dabei mehr Fehler als auf anderen Feldern der Rechtschreibung. Die Rechtschreibreform mit ihrer merkwürdigen Toleranz hat noch dazu beigetragen.
Ein Schelm hingegen ist der irakische Schriftsteller Abbas Khider. Er lebt seit 19 Jahren in Deutschland und beherrscht die deutsche Sprache so perfekt, dass er sich eine migrantenkompatible Rundumvereinfachung ausgedacht hat („Deutsch für alle. Das endgültige Lehrbuch”, Hanser 2019). Das sieht dann so aus: „Ali Baba ist sehr glucklich, weil er kann verzichten jetzt auf de Verb an de Ende von de Nebensatz.” Scherz, Satire, Ironie oder tiefere Bedeutung? […] In den 1990er-Jahren wurde die sinnlose Rechtschreibreform mit dem Argument oktroyiert, die Schüler machten zu viele Fehler. Kommt man uns bald damit, dass Deutsch für die Zuwanderer zu schwer ist?
2019-03-26
Macht das Online-Kommunikationsverhalten die Zeichensetzung kaputt? Nein, meint der Linguist Jannis Androutsopoulos, im Gegenteil: Es entstehen neue Regeln. […] Die Leute schreiben in der Schule so, wie sie das dort lernen. Daneben eignen sie sich aber für ihre Freizeit neue Konventionen an. […] Wir haben im vernetzten Schreiben diese unglaubliche Freiheit, experimentell zu schreiben und Erwartungen zu durchbrechen.
Zum beispiel die unbegründete erwartung, dass substantive gross geschrieben werden.
2019-03-20
Die Leiterin der Duden-Redaktion, Kathrin Kunkel-Ratzum [Kathrin Kunkel-Razum], bekommt täglich Anfragen von Unternehmen und Behörden, wie denn nun richtig gegendert wird. [… Kunkel-Razum:] Ich bin seit 22 Jahren in der Duden-Reaktion, eine dermaßen große Empörung erlebe ich nun – nach der Reform der Rechtschreibung – zum zweiten Mal. Natürlich freuen mich als Linguistin die vielen Diskussionen über Sprache, aber die Aggression, mit der diskutiert wird, finde ich verstörend.
Seit 2006 befasst sich Waldvogel […] in seinen wöchentlichen „Sprachplaudereien“ auf der Kulturseite mit Fragen rund um die deutsche Sprache. Dabei geht er zum einen auf Grammatik oder Orthografie ein und streift die Folgen der Rechtschreibreform. Zum anderen widmet er sich dem Bedeutungswandel, dem Sprache unterliegt.
2019-03-18
Studierende, BürgerInnen, Journalistixs und Facebooknutzer*innen: Viele halten solche neue Schreibweisen für Sprachverhunzung. Alles halb so schlimm […]: Sprache hat sich im Lauf der Zeit schon immer gewandelt. […] Denn die Vorstellung, was zu einer Sprache passt und was nicht, ist hochgradig variabel. […] Ferner wurde unser ästhetisches Empfinden in der Vergangenheit immer wieder von Rechtschreibreformen herausgefordert – und verändert: Heute schreibt man Schifffahrt mit drei fff. Das wurde zunächst als sehr hässlich empfunden. Das große Eszett […] sieht nach Ansicht vieler Bundesbürger ebenfalls sehr hässlich aus.
Computers are supposed to be able to process text with ease, consistency and predictable output. In Romania — year 2008 — they’re still unable to accomplish this basic task. Academic intelligentsia, when not oozing indolence, gets busy thinking of maddening spelling reforms.
2019-03-16
Der deutsche Rechtschreibrat will noch eine «Erprobungsphase» abwarten, bis er diesen Stern verbindlich vorschreibt. Nach der krass in die Hosen gegangenen Rechtschreibreform der letzten Jahre will er nun beim Gender-Thema Punkte beziehungsweise Sternchen holen. […] Wie geht es wohl weiter? Mit einem Verbot von männlichen, weiblichen und sächlichen Artikeln in der deutschen Sprache? (Der deutsche Rechtschreibrat wäre auch dazu fähig.)
2019-03-14
Als Eduard Engel, amtlicher Stenograf im Berliner Reichstag, im Jahr 1917 das Büchlein „Sprich Deutsch! Zum Hilfsdienst am Vaterland“ veröffentlichte, war die Reinigung der Sprache von ihren romanischen Anteilen zu einem politischen Programm geworden […]. Von allen Versuchen, die deutsche Sprache einem entschlossen politischen Programm zu unterwerfen, war ihre „Entwelschung“ bis vor Kurzem ein Unternehmen, das in Umfang und Intensität einzigartig war (die Rechtschreibreform gründete auf einer Fantasie von Rationalisierung).
2019-03-12
Erstaunlich dabei ist: das Unvermögen der Deutschbeschützer*innen, ihrer eigenen Sprache Schönheit zu schenken. Im Grunde fing es menetekelhaft an, als Martin Walser sich im Oktober 1996 im Spiegel beim Protest gegen die Rechtschreibreform in einem Sweatshirt mit der Aufschrift »Hodge Podge Fuerte« fotografieren ließ. Wer solch austauschbaren Wortmüll bis an seinen Körper lässt und ihn froh und ungeniert vor einem Millionenpublikum spazierenträgt, liebt womöglich nicht Sprache, sondern erstens keine Veränderung und zweitens sich selbst in der Pose dessen, der diese Veränderung aufhält.
2019-03-10
In den sozialen Medien wird ohne Punkt, Komma und Konventionen geschrieben. Trotzdem sei die Schriftsprache nicht bedroht, sagt ein führender Sprachforscher.
2019-03-09
Die Geschlechterfrage polarisiert. […] Es ist einfach, naheliegend und billig, sich in der Genderdebatte kopfschüttelnd zu mokieren. […] Es könnte also diskutiert werden – zur Sprache haben schließlich alle etwas zu sagen, weil jeder damit klarkommen will und muss. Wir wissen das spätestens seit den Scharmützeln um die Rechtschreibreform. Seither schreibt Deutschland übrigens divers.
2019-03-08
Ein deutscher Redakteur, der in der Schweiz als Redaktor einer Kirchenzeitung arbeitet, fragte mich, ob er das Eszett (ß) verwenden solle. Nein, antwortete ich ihm, gemäss dem englischen Sprichwort, wonach man sich in Rom wie die Römer verhalten solle.
Mit dem Asterisk* wollen Genderaktivisten die Sprache auch für Geschlechter jenseits von Mann und Frau öffnen. Das schürt Grundängste um Identität und Freiheit. […] Die Sprache ist ein lebendiger Organismus. […] Jeder Eingriff in die Sprache kommt einem gefühlten Eingriff in die Freiheit gleich. Linguisten vergleichen Sprachen gern mit einem Wasserstrom, der sich stets dem Lauf der Dinge anpasst. Wer hier eingreift, will ideologischer Schleusenwärter des Deutschen sein. Das ging zuletzt bei der Rechtschreibreform schief. Deren Folgen sind verheerend: Ausnahmen, Unsicherheit, verwirrte Schüler.
Gewiss ist die sprache ein «lebendiger Organismus». Die rechtschreibung ist aber seit 1902 ein amtlicher organismus, und einigermassen lebendig ist er nur, wenn die, die ihn in kraft setzten, ihn wenigstens alle 100 jahre ein bisschen ändern dürfen.
2019-03-07
Wenn Sie für unsere deutsche Sprache mitstreiten möchten, dann geben Sie Ihren Namen dafür her […]. Möchten Sie, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung nach einer verkorksten Rechtschreibreform nun auch noch das Gender-Sternchen * legalisiert?
2019-02-21
Die Stadt Hannover hat auch dem Wort "Wort" eine neue Bedeutung gegeben. Ein Wort war bisher dadurch definiert, dass es durch Leerstellen von seinen Nachbarwörtern getrennt und dadurch identifizierbar war. Innerhalb eines geschriebenen Wortes hatten Zeichen, die nicht zu seinem Buchstabenbestand gehören, nichts zu suchen. Die amtliche Rechtschreibung lässt nur zu, dass innerhalb von Wörtern Klammern oder Schrägstriche verwendet werden dürfen (Förster(in), Förster/in). Das Binnen-I und der "Genderstern" (FörsterIn, Förster*in) verstoßen gegen diese Regel.
2019-02-20
Vor 175 Jahren wurde mit Ludwig Boltzmann einer der bedeutendsten österreichischen Physiker geboren. […] Boltzmann war ein Universalinteressierter, neben den Naturwissenschaften und der Philosophie widmete er sich auch begeistert der Literatur und Musik. Er verehrte Schillers Werke und nutzte, ganz seiner streitbaren Natur entsprechend, seine eigenen Schriften, um gegen die Rechtschreibreform von 1901 zu protestieren, die eine gemeinsame Orthografie aller deutschsprachigen Staaten festgelegt hatte: „durch schiller bin ich geworden, one in könnte es einen mann mit gleicher bart- und nasenform wi ich, aber nimals mich geben.“
2019-02-19
Nehmen wir die kurzen deutschen Wörter hin und über, die eigentlich auch ein Schüler ohne Mühe erkennen und also als hin-über trennen könnte – könnte, aber schon zu Großvaters Zeiten selten tat. Es hagelte Fehler im Diktat, sodass die Reformer auch die Trennung nach Sprechsilben erlaubten: hi-nüber, was mir noch immer einen orthografischen Schock versetzt […].
„Ich bin ein extremer Orthografie-Freak, ich breche den Kontakt ab zu Leuten, die ‚das‘ und ‚dass‘ nicht unterscheiden können […]“
2019-02-15
Als Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt stritt er aus Überzeugung und mit Lust gegen die vermurkste Rechtschreibreform.
2019-02-14
Auch im Joballtag können Rechtschreibfehler ganz schön peinlich werden - erst Recht, wenn sich Fehler in wichtige Kundenunterlagen einschleichen.
[…] harsche Kritik. Die brachte kürzlich Bernd Gögel vor, Fraktionschef der Landtags-AfD. Er hat Grün-Schwarz „politische Roßtäuscherei“ vorgeworfen. […] Er meinte das „Ross“, das bis zur Rechtschreibreform mit Eszett daherritt.
2019-02-13
Wenn es um Sprache geht, wird es schnell laut. Alle können mitreden. Dabei muss es gar nicht um geschlechtsneutrale Begriffe gehen. Das zeigt das Beispiel der Rechtschreibreform, wo jedes Komma einen Streit auslöste.
Schließlich kann die richtige Rechtschreibung ganz schön schwierig sein - und spätestens seit der letzten Rechtschreibreform ist bei vielen vollends der Wurm drin.
2019-02-06
Zwei Jahrzehnte will sich Deutschland Zeit nehmen für den Ausstieg aus der Kohle. […] Ist der deutsche Ausstieg aus der Kohle bis Ende 2038 ambitioniert oder mutlos? […] Ein Blick zurück mag helfen bei der Vermessung der Strecke, die so ratlos macht – ein Blick aufs Jahr 1998. Gerhard Schröder wird Kanzler […]. Die Rechtschreibreform tritt in Kraft.
2019-02-04
Der Förderverein „Freunde der Stadtbücherei“ erwirtschaftet durch Flohmärkte viel Geld für die Leseförderung. […] Bücher, an denen man auch das Mittagessen der Nutzer und deren Kaffeekonsum ablesen kann, Geschriebenes in mangelhaftem Zustand oder schlichtweg veraltete Ware aus der Zeit vor der Rechtschreibreform werden aussortiert.
2019-01-31
Es wird kein Grimm’sches Wörterbuch fürs 21. Jahrhundert geben. Nun soll ein Zentrum für digitale Lexikographie den deutschen Wortschatz beschreiben. […] Begraben wurde die Idee, irgendwas von Glanz und Größenwahn, Romantik und Traum der Germanistik des 19. Jahrhunderts ließe sich ins neue Jahrtausend retten. Erloschen scheint das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine, wenn auch kostengünstig verzwergte und optimierte Fortsetzung des „Deutschen Wörterbuchs“ der Brüder Grimm. […] Seitdem gab es immer Gerüchte, Versprechen und wohl auch ernsthaftes Bemühen, einen „Grimm 21“ zu schaffen. […] Denn niemand glaubt, dass es zwischen dem jahrhundertelangen Weiterarbeiten im alten Stil und Tempo – das jetzt der Chefwortforscher der Berliner Akademie, Wolfgang Klein, wieder beschwor – und dem totalen Grimm-Exit keinen Mittelweg gegeben hätte.
2019-01-25
Den Babys und den Ladys hängen wir seit der Rechtschreibreform einfach -s an, obwohl der englische Plural «-ies» geschrieben wird.
Seit der rechtschreibreform? stichwort baby.
2019-01-24
An die Sternchen werde man sich gewöhnen wie an Euro-Zeichen oder Smileys, glaubt Gabriele Diewald, „das ist ein komplexer Prozess, wie alle sozialen Prozesse“. Siehe Rechtschreibreform oder das Innen à la Kolleg Innen.
2019-01-23
In der Schule spielt Orthografie eine wichtige Rolle: Kinder sollen richtig schreiben. Muss das wirklich sein? Der Anglist Dr. Werner Schäfer hat sich darüber Gedanken gemacht.
2019-01-22
Man(n) kann verstehen, wenn Frauen es leid sind, sprachlich unterrepräsentiert zu sein. Als Ausdruck davon galt seit den Achtzigern das Binnen-I („OberbürgermeisterInnen“). […] Es hat sich dann ja auch nicht durchgesetzt. Was man in zehn oder zwanzig Jahren hoffentlich auch vom Gendersternchen sagen wird. […] Der sinnigste Umgang mit Sprache ist ein behutsamer, der ihr mehr folgt, als dass er ihr Wege vorgibt. Wie furchtbar gerade politisch motivierte Eingriffe verlaufen können, hat die letzte Rechtschreibreform gezeigt, die diverse Male nachjustiert werden musste und heute mehr aus Erschöpfung über die endlosen Debatten als aus Überzeugung akzeptiert wird – und um den Preis, dass wir eine heillos zersplitterte Schriftsprache haben. Jeder Verlag verwendet seine eigenen Regeln, und der Duden ist aufgrund der Ausnahmen anderthalbmal so dick wie zuvor.
2019-01-12
Rolf-Bernhard Essig hat zahlreiche Bücher über Sprichwörter und Redensarten geschrieben. […] Was ihn umtreibt, ist auch die Sorge. „Unsere Sprache verkümmert zweifellos.“ Vor allem die korrekte, gute Sprache verschwinde nach und nach. „Zeitungen, Medien, Theater, Politiker, Lehrer, Beamte, so gut wie der ganze offizielle Bereich bemühte sich bis vor etwa 20, 30 Jahren darum, richtiges Deutsch zu verwenden“, sagt er. „Längst aber hat sich eine […] anbiedernde Lässigkeit auch dort eingebürgert […]. Hier fehlt etwas, das ich als Zone produktiver Kontraste zwischen Straßenjargon und Hochsprache sehe, und das führt wirklich zu einer Unklarheit, Verwässerung, Undeutlichkeit im Deutschen – viel mehr als jede Rechtschreibreform.“
2019-01-10
Der Duden folgt oft nicht mehr offiziellen Regelungen, sondern weicht viel zu häufig davon ab und pflegt eine eigene Duden-Schreibung, was seine Brauchbarkeit einengt. […] Die Grünen können so viele Gendersterne, Unterstriche und Binnen-Is verwenden, wie sie möchten. Dasselbe gilt für die Heinrich-Böll-Stiftung, die "taz", Bayern München, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), den ADAC oder die SPD. Alle vergreifen sich damit allerdings an der Einheitsorthographie. Nicht verwenden dürfen solche Gebilde die Gleichstellungsbeauftragten öffentlicher Einrichtungen, Bundesbehörden, Lehrer und Schüler öffentlicher Schulen, die DFG, die ARD oder die KMK sowie der Senat von Berlin.
Die DFG ist ein verein, die ARD ist eine firma; die dürfen sich vergreifen.
2019-01-07
Über zwölf Jahre sind seit Beginn der ersten Rechtschreibreform vergangen. Seitdem werden wir immer wieder mit Änderung der deutschen Rechtschreibung konfrontiert, die von den wenigsten Deutschen wirklich begrüßt wird. Lesen Sie in diesem Artikel unser Resümee über die Hintergründe der Reform und was sie tatsächlich gebracht hat.
2019-01-03
Zu viele Grundschüler in Schleswig-Holstein haben nach Auffassung von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) Defizite beim Schreiben. „Zu viele Mädchen und Jungen verlassen die Grundschule nach vier Jahren, ohne richtig schreiben zu können – das können wir nicht länger zulassen“, sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. […] Ein Schwerpunkt der Maßnahmen ist die Fortbildungsinitiative „Orthographie lehren und lernen an Grundschulen“.
Eine anregung: „Orthografie lehren und lernen.“
2019-01-02
Man konnte sich auf Dauer nicht den neuen Regeln verweigern, das war allen Beteiligten bewusst. Recht schnell war klar: Wir würden nicht jegliches Detail umsetzen, das in der neuen Rechtschreibung diskutiert wurde und wovon mittlerweile manches wieder aus den Wörterbüchern verschwunden ist.