Dass die Reform gefährdet ist, mag richtig sein, gekippt freilich ist sie noch lange nicht. […] Bedenklich stimmt es, wenn die genannten Grossverlage die Abkehr von der neuen Regelung nun unter die etwas demagogische Begründung stellen, die Mehrheit der Bevölkerung sei gegen die neue Orthographie. Denn ginge es danach, so wäre vermutlich jede Rechtschreibregelung überflüssig. Unverhältnismässig ist es, die erst fünf Jahre nach Übernahme der Neuregelung vollzogene Rückkehr zur alten Rechtschreibung als einen […] «Akt des zivilen Ungehorsams» zu bezeichnen. […] letztlich wird die Wirklichkeit das derzeit tatsächlich bestehende Durcheinander spielend lösen: In drei Jahrzehnten werden die heutigen Grundschüler auf den Sesseln der jetzt amtierenden Chefredaktoren sitzen; Grass und Enzensberger werden von einer neuen Schriftstellergeneration abgelöst sein; in den Verlagen werden Lektoren sitzen, die heute erst das Schreiben und Lesen lernen: Niemand wird mehr von der Reform reden […]. Und wohl wird man auch, ohne zu zögern, in dem getrennt geschriebenen sitzen bleiben die Mehrdeutigkeit erkennen, wie man ohnehin gelernt hat, die Sprache als etwas — glücklicherweise — Schillerndes, nie gänzlich auf Eindeutiges und Wortwörtliches Festlegbares zu begreifen.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
→ presseartikel →
autoren
neue personensuche
Bucheli, Roman
neue personensuche