Die durch diese „Reform“ durchgesetzten Neuschreibungen sind lächerlich geringfügig […], haben aber trotzdem einen immensen Schaden angerichtet: beim Schreiben, auch beim Lesen, finanziell und für das Ansehen der deutschen Sprache und Literatur.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Denk, Friedrich
Die ganze Rechtschreibreform, die Millionen Arbeitsstunden vergeudet, Milliarden gekostet und eine jahrzehntelange und noch anhaltende Verwirrung bewirkt hat, war nichts anderes als ein Schreibdiktat.
Wenn die Kultusminister zwar den Milliardenschaden nicht ausgleichen können, so könnten sie sich doch bei allen Schreibenden, unter anderen den Sekretärinnen, den Journalisten und allen Autorinnen und Autoren, vor allem den Kinder- und Jugendbuchautoren, deren Bücher verhunzt wurden, dafür entschuldigen, dass beziehungsweise daß wir seit fast zwanzig Jahren für das büßen müssen, was die Minister sich von den „Reformern“ haben aufschwatzen lassen und […] der deutschen Schriftsprache aufgezwungen haben.
Bald wird also auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung "daß" mit vier Buchstaben schreiben. […] Man versteht durchaus, daß sie sich nicht länger als einzige deutschsprachige Tageszeitung außer der "jungen welt" gegen die von den Mächtigen hierzulande verordneten Schreibveränderungen wehren mag. Was aber bedeutet das für die Reformkritiker? […] So recht (Reformschreibung: "So Recht") die Kritiker auch hatten mit ihren Argumenten (die Rechtschreibreform war und ist in der Tat überflüssig, milliardenteuer, mißlungen, unpädagogisch, undemokratisch) - sie haben diese "Reform" nicht verhindern können. Die Kritiker haben also umsonst gekämpft im Sinn von "vergeblich", freilich nicht umsonst im Sinn von "kostenlos" […].
Am Montag vor 94 Jahren, am 1. August 1911, starb in Wiesbaden der Vater der einheitlichen deutschen Rechtschreibung, Konrad Duden. Gleichsam zur Feier seines Todestages wird am Montag, da in allen deutschen Behörden und in den meisten Schulen die Rechtschreibreform verbindlich wird, sein Lebenswerk vernichtet.
Nur wenn nichts von dieser unseligen "Reform" bleibt, können wir sie nach jahrelangen Verwirrungen und Streitereien und völlig sinnlosen Unkosten endlich vergessen wie eine überstandene Krankheit.
Vor dieser […] Schreibverwirrung haben wir […] seit Oktober 1996 gewarnt nicht als «selbst ernannte Sprachschützer», sondern als unmittelbar Betroffene, die sich wie die grosse Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger dem Diktat der deutschen Kultusminister und einiger so genannter Experten nicht unterwerfen wollen.
Man kann vier Gruppen unterscheiden, die alle ein spezielles Interesse an ihr haben: Die Erfinder der Rechtschreibreform, die Kultusminister und ihre Untergebenen, einige Verlagshäuser sowie die "Modernisten".
Auch deshalb abonniere ich die F.A.Z. wieder, die ich vor einem Jahr abbestellt hatte, weil ich nicht mit ansehen wollte, wie sich freie Journalisten der Macht beugen müssen. Und ich werde auch vier andere Zeitungen wieder bestellen, wenn auch sie es wagen, das Vernünftige zu tun.
Herzlichen Glückwunsch und Dank der "Presse", daß sie getan hat, was selbstverständlich sein sollte: nämlich die Leser befragen, wenn so etwas Einschneidendes vorgenommen werden soll wie die sogenannte Rechtschreibreform.
Die alljährliche Proklamation eines "Unworts" ist lächerlich, solange die selbsternannte Jury sich scheut, die wahren "Unwörter" zu nennen, zum Beispiel das Unwort des Jahrzehnts "Rechtschreibreform". Hier ist das angeblich gesuchte "besonders krasse Mißverhältnis von Wort und bezeichneter Sache" exemplarisch deutlich.
Warum kann sie [die rechtschreibreform] nicht "richtig leben"? Weil sie eine Mißgeburt ist, den Köpfen einiger Deutsch-Didaktiker entsprungen, die etwas ganz anderes wollten, nämlich die Kleinschreibung, und — als dies mißlang — in anderen Bereichen herumgepfuscht haben. […] Wie geht es weiter? Wie bei einem Familienausflug, bei dem Herr Papa sich an der Kreuzung irrt, aber lieber 30 Kilometer Umweg fährt als 300 Meter zurück!
Wie konnte es zu diesem Wirrwarr kommen? Voraussetzung war eine beispiellose sprachliche Machtergreifung: Eine "Hand voll so genannter" Experten heckt etwas Reformartiges aus, einige Politiker lassen sich über den grünen Tisch ziehen, dann werden blitzartig Lexika gedruckt und die Schulen gleichgeschaltet. […] Wie geht es weiter? Wie bei einem Familienausflug, bei dem ein Papa sich an der Kreuzung irrt, aber eher 50 Kilometer Umweg fährt als 500 Meter zurück.
In der Tat möchten die Kultusminister mit ihrer "Neuregelung" in nahezu allen Fällen bisherige Schreibungen als angeblich fehlerhaft verbieten und dafür andere, meist schlechtere anordnen. Damit scheren sie aus der seit 100 Jahren bewährten einheitlichen Schreibung aus und bringen alle, die deutsch schreiben, in eine Zwangslage. 80 Millionen müßten sich, zum Teil immer wieder, zwischen dem angeblich überholten "daß" der Sprachgemeinschaft und dem angeblich progressiven "dass" der Kultusbürokratie entscheiden.
Es sind höchstens 40 millionen; der rest hat schon mit der «bewährten» schreibung ein problem: schreibkompetenz.
[…] man macht Konzessionen in Einzelheiten, um die Hauptsache zu retten […]. Diese Kunst, Ballast abzuwerfen (wie Bankräuber, die drei Säcke mit Münzen wegwerfen, damit die Verfolger sich balgen), haben die „Reformer” schon beim Hearing im Mai 1993 bewiesen, als sie die „gemäßigte” Kleinschreibung aufgaben, und im November 1995, als sie 39 Vorschläge (Frefel, Packet, Triumpf etc. ) zurücknahmen.
Ist es etwa belanglos, wenn Schüler (und nach ihnen Millionen Erwachsene) sich mit schlechteren oder gar falschen Schreibungen auseinandersetzen (geplant: "auseinander setzen") müssen? Warum sollen sie gezwungen werden, anders zu schreiben als der Bundespräsident und der Bundeskanzler, anders als die bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller und Germanisten?
Von der ss-Regel abgesehen, die nichts einfacher macht, sind sogar nur 45 verändert, also umgerechnet nur eines von 383 Wörtern. Das ist viel zu wenig, um irgendeine Erleichterung zu ermöglichen. Und wegen so weniger Änderungen sollen die Bücher neu gedruckt und alle Computer umgestellt werden und alle Schulen und alle Behörden und (wie es im „Amtlichen Regelwerk” definitiv heißt) „alle, die sich an einer allgemein gültigen Rechtschreibung orientieren möchten”, mühsam umlernen?
Wurde ein einziger Kritiker zu einem Gespräch eingeladen? Nein. Vielmehr verhöhnte Hans Zehetmair die bedeutendsten deutschsprachigen Autoren, sie seien "offenbar von einer mehrjährigen Auslandsreise zurückgekehrt" […].
Am selben Tag, als Conny Neumanns Artikel erschien, hatte ich eine mehrstündige Begegnung mit dem Deutschland-Korrespondenten des Niederländischen Rundfunks, der eine Reportage über die Rechtschreibreform vorbereitet. Diese Frage interessiert unsere Nachbarn brennend. Denn sie hatten vor einem Jahr eine Rechtschreibreform. Und sie haben jetzt, wie der Titel eines aktuellen Bestsellers lautet, ein „Spellingchaos”, ein Schreib-Chaos.
Kann man den Zug noch stoppen? Jeder Zug kann angehalten werden. Und dieser Zug ist kaum angefahren. […] Die Unterzeichner der "Frankfurter Erklärung" gegen die Rechtschreibreform wollen diese Schreibreform, so wie sie jetzt und erst jetzt erkennbar wird, nicht haben. Sie fordern deshalb die verantwortlichen Politiker auf, diese Reform zurückzunehmen, um jahrzehntelange Verwirrung zu vermeiden, um Millionen sinnlose Arbeitsstunden und Milliarden Mark einzusparen.
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