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Fröhlich, O.

: Zur Schriftfrage. Schweizerische Lehrerzeitung, , 63. jg., nr. 16, s. 14, Beilage: Zur Praxis der Volksschule, nr. 4, antiqua, kein ß
Die Forschungen der erwähnten Physio­logen zeigen, dass eine mit Auf­merk­samkeit durchgemachte Schul­stunde für den Schul­anfänger zu lang ist für einen erfolg­reichen Unter­richt. Ist da die Ökonomie der Zeit und der Geistes­kräfte, wie die Antiqua bei unsern Erst­klässlern eine solche erwiesener­massen in weit grösserem Umfange zulässt als die deutsche Schrift, nicht gerecht­fertigt? […] Wenn erst der von Hrn. Prof. B. berührte Gedächtnis­kram in Silben­trennung, Ortho­graphie, Unter­scheidung von ss und ß etc. aus unsern Schulen verschwände! Warum müssen wir Lehrer und Schüler für die Orthographie­sünden des 17. Jahr­hunderts büssen, da die Schrift­setzer nach eigener Willkür be­gannen, die Ding­wörter mit Majuskeln zu bezeichnen, welches Vorrecht alle an­dern Sprachen doch nur den Eigen­namen und den Satz­anfängen zugestehen? Mit welcher Begründung benötigen wir des weitern für den gleichen Laut f die drei ver­schiedenen Bezeichnungen v, f, ph? Lässt sich der von Hrn. Prof. B. ange­führten will­kürlichen Unter­scheidung von ss und ß nicht die durchaus fremde Buchstaben­gruppe c q v x y in der deutschen Sprache gegenüber­stellen? Nicht bloss mit Rücksicht auf die Elementar­schule, sondern im Interesse einer geistigen Ökonomie der Schularbeit aller Klassen dürfte einer ver­einfachten Orthographie energisch das Wort ge­sprochen werden. Läge aber bei einer derart ein­schneidenden Uni­formierung für uns Schweizer die Versuchung nicht nahe, an eine Einigung in der Schrift­frage zu denken? Dass sie zugunsten der Antiqua ausfallen müsste, steht ausser Zweifel; denn mit der deutschen Schrift können wir uns ja nicht einmal mit unsern Mit­eidgenossen franz., ital., romanischer Zunge verständigen. Auf alle Fälle kann der Lehrer, der seinen Lese- und Schreib­unterricht von der Antiqua ausgehen lässt, nicht als Vater­lands­verräter oder Heimatschutz­gegner hingestellt werden. Der Weg der na­türlichen Schrift­entwicklung von der Antiqua über die Kursiv- zur Kurrent­schritt ist und bleibt für mich das Richtige; dabei weiss ich mich mit meinem Kollegen an der Oberstufe unserer Übungs­schule in voller Überein­stimmung.

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