Sie äußerten gröbere Bedenken gegen die Rechtschreibreform. In Österreich machte man sich Hoffnungen, daß wenigstens der Freistaat Bayern das bis heute umstrittene Regelwerk bremst. Es wartete wohl auch die damals neue Unterrichtsministerin Gehrer bis zuletzt auf das Votum Bayerns. Sie haben aber letztlich kapituliert. Warum? Zehetmair: […] Ich habe damals den Mut gefaßt, die Frau Kollegin Gehrer in Wien anzurufen und zu fragen, ob es denn wirklich stimmt, was in Deutschland geltend gemacht wurde von den Reform-Befürwortern: Daß es zu einer internationalen Irritation besonders mit den Österreichern führen würde, die ja schon zugestimmt hätten, wenn wir hier nocheinmal Korrekturen vornehmen würden. Die Kollegin Gehrer hat dann bedeutet, daß das so extrem nicht gesehen werden könne. Das hat mir mit den Mut gegeben, damals die Philosophie wieder zu retten und die Apotheke. Von mir stammt ja der Ausspruch, solange ich als Katholik im Amt bin, wird es nicht vorkommen, daß man den schwarzen Peter groß schreibt und den Heiligen Vater klein.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
→ presseartikel →
autoren
neue personensuche
Haider, Hans
Hübsch formalistisch haben Deutschlands oberste Verfassungshüter den Kultusministern der deutschen Länder zugebilligt, daß sie per Federstrich […] die Schreibregeln der deutschen Sprache ändern dürfen. […] Ein Blick zurück in die Schreckensgeschichte unseres Jahrhunderts — und gerade in die deutsche — lehrt: Verwaltungsinstanzen sind weder vor Unsinn noch vor Inhumanität gefeit. […] Die Rechtschreibreform ist keine Reform, sondern ein ziemlich unnötiges Reformerl — und ein Pflanz für alle jene, die mit (linkem) emanzipatorischem Pathos in den siebziger Jahren Schreibregeln erkämpfen wollten, mit denen möglichst viele Menschen sich sicher fühlen vor Blamage (und einem schlechten Eindruck bei Bewerbungen).
Der deutsche Bundestag fällte am Donnerstag abend nach hitziger Debatte ein Votum zur Rechtschreibreform — und machte ahnen, wie eine Abstimmung im österreichischen Nationalrat enden könnte, wäre sie erst einmal zugelassen: Die Skepsis überwog, das neue Schreibdeutsch wird als Amtssprache nicht zugelassen.
neue personensuche