Der Erlanger Germanist Theodor Ickler war von Anfang an ein engagierter Kritiker der Rechtschreibreform. […] Was er gegen die Reform hat, erklärt er hier im Interview. […] Dennoch haben Sie jetzt mit dem Verleger Matthias Dräger und dem Autor Friedrich Denk einen Vorschlag gemacht, den Sie als „menschenfreundlich“ für die Schüler bezeichnen. [Ickler:] Wir schlagen vor, in den Schulen auch die bisherige Rechtschreibung von vor 1996 gelten zu lassen und nicht als Fehler anzustreichen. Für eine Übergangszeit muss es verschiedene Rechtschreibungen geben, die dann allerdings in sich konsistent sein sollten. […] Ich finde, unser Vorschlag vereinfacht vieles. Die Kultusminister müssten nur über ihren Schatten springen und sagen: Dieses Toleranzedikt wird jetzt in die Öffentlichkeit gebracht. Und dann lassen wir es gut sein und mischen uns nie wieder ein.
Tolle idee! Da kann man ja die toleranz gleich auf die noch ältere eigennamen-grossschreibung ausdehnen. Wir können allerdings nicht versprechen, dass wir uns nie wieder einmischen. Kein mensch, der an einer sache und nicht nur am eigenen standpunkt interessiert ist, kann das.
Harmsen, Torsten:
Reformer der Reform.
Berliner Zeitung,
18. 12. 2004,
Politik (366 wörter)
Es ist zu bezweifeln, dass es tatsächlich bis zum 1. August 2005 - dem Tag des Inkrafttretens - zu einem Konsens zwischen den Reformern und ihren erbitterten Gegnern kommt. Doch Zehetmair scheint es ernst zu sein mit dem Versuch, "die deutschsprachigen Menschen mit der Rechtschreibung zu versöhnen". Was die nötigen Korrekturen betrifft, hat er sofort Vorschläge parat.
Letzteres war zu befürchten. — An der aufgabe, «die deutschsprachigen Menschen mit der Rechtschreibung zu versöhnen», ist schon Konrad Duden gescheitert.