Das Ganze war szenisch unspektakulär und zog sich beträchtlich in die Länge. Sich darüber zu mokieren wäre dennoch wohlfeil gewesen, zumal die Sendung im Chefredakteur des Dudens einen Experten von wahrhaft Loriotschem Format besaß - Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, mit dessen Namen Sonja Zietlow deshalb auch naturgemäß fast bis zum Ende zu kämpfen hatte. Überhaupt scheint vom Jahrzehnte währenden Kampf um die Rechtschreibreform, der schließlich in einem Erschöpfungsfrieden endete, nur noch die Frage von Belang, welchem Wörterbuch man denn nun zu folgen habe. Bei RTL 2 folgte man eben nicht, wie in dieser Zeitung, dem Wahrig, sondern dem nicht zuletzt dank Scholze-Stubenrecht entschieden medienwirksameren Duden, der es in seiner laschen Liberalität doch tatsächlich erlaubt, etwa das gute alte "Portemonnaie" ungestraft als "Portmonee" zu schreiben.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Hieber, Jochen
[…] eine schier unbändige Worterfindungslust als dem besten, mithin notwendigen Gegenmittel wider das Stummbleiben etwa im autoritären Staat oder das Stummwerden aus existentieller Not. Nicht erst seit dem jüngsten Roman, sondern von allem Anfang war dieses Antidot ein entscheidender Antrieb in Kathrin Schmidts Sprachwerkstatt. Dass sie in deren lyrischer Abteilung auf konsequenter Kleinschreibung besteht, hat auch damit zu tun. Wenn jedes Wort ein so kostbares wie beschwerliches Finden und Erfinden verlangt, haben alle Wörter untereinander den Anspruch, zumindest zeichenhaft gleichrangig zu sein.
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