Der Erreger Orthographiereform ist in Nachkriegszeiten immer besonders virulent. Als in den aufgewühlten Jahren nach 1945 vor allem in Deutschland und Oesterreich der alte Ruf nach Orthographiereformen aus der Abgeschlossenheit von mehr oder weniger sektiererisch anmutenden Reformbünden, von Berufsverbänden des graphischen Gewerbes, von Lehrerkonventen immer vernehmlicher in die Oeffentlichkeit herübertönte, sich zu massiven Eingaben an die Behörden verdichtete und diese sogar bei uns zu orientierenden Schritten veranlaßte, zeichnete sich die Gefahr einer unkontrolliert losbrechenden, alle Grenzen von Vernunft und Herkommen überspülenden Reformsturmflut ab. […] Die Behauptung, die deutsche Orthographie bedürfe heute einer Reform an Haupt und Gliedern, betrachten wir als maßlose Uebertreibung. Das schließt nicht aus, daß auch nach unserm Dafürhalten an vielen Stellen des orthographischen Systems Anlaß zu Ausbesserungen besteht, welche seine Handhabung wesentlich erleichter würden. Ueber ihre Dringlichkeitshierarchie kann man in guten Treuen verschiedener Meinung sein; den wünschbaren Gesamtumfang setzen wir persönlich wesentlich niederer an als die Mehrzahl auch der Schweizer Teilnehmer an der Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Hotzenköcherle, Rudolf
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