Denn bei all dem, was uns nun als neu, fortschrittlich, modern und avantgardistisch aufgedrängt wird, handelt es sich samt und sonders um nichts anderes als um die Schreibgewohnheit des 19. Jahrhunderts, von dem unsäglichen „selbständig", der albernen „Schifffahrt" […], dem erweiterten Infinitiv ohne Komma bis zu den unübersichtlichen Worttrennungen am Zeilenende wie „Na-cken" statt „Nak-ken".
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Hummel, Carz
Die Schreibungen, die der Öffentlichkeit aufgenötigt werden, sind ja keineswegs neu, sondern finden sich, was offenbar wenig bekannt ist, samt und sonders bereits in Texten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: das Doppel-s nach kurzem Vokal am Silbenende, das Fortlassen des Kommas beim erweiterten Infinitiv mit zu, das Wörtchen "selbstständig", das die Dummheit seiner Schöpfer besonders augenfallig macht […], die den Leser, besonders den Vorleser, irritierende unübersichtliche Silbentrennung am Zeilenende bei Wörtern wie Glo-cke (statt Glok-ke), die Getrenntschreibung bei Zusammensetzungen wie "wohlbekannt", die Großschreibung "es bleibt beim Alten", wenn etwas Bisheriges gemeint ist. Vor über einem Jahrhundert haben ernsthafte Leute diese Schreibungen, die uns nun wieder als korrekt und fortschrittlich aufgedrängt wurden, aus guten Gründen für korrekturwürdig erklärt.
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