Nicht sehr oft, aber doch immer wieder einmal höre ich im Autoradio Betonungen wie "so genánnt", "richtig stéllen", "selbst ernánnt" statt sógenannt, ríchtigstellen, sélbsternannt. Die Falschbetonungen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf die sinnwidrige Getrenntschreibung der Rechtschreibreform zurückzuführen. Wenn Radiosprecher die Getrenntschreibungen vor Augen haben, kann sich sogar bei diesen routinierten Leuten eine falsche Betonung einschleichen.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Illauer, Wolfgang
Wie lange noch lassen sich die Zeitungen von Ministern, die mit dem Kopf durch die Wand wollen (Steinfeld), zum Narren halten?
Wo sind die Professoren, Journalisten, Eltern, Schüler und Lehrer, die zivilen Widerstand üben, auf den Tisch schlagen und sagen: „Jetzt reicht’s“?
Das bayerische Kultusministerium wirft den protestierenden Lehrern bezüglich des achtklassigen Gymnasiums (G 8) Desinformation vor. Leider ist es umgekehrt. Ich erinnere an die Einführung der Rechtschreibreform. Da machte das Ministerium der Öffentlichkeit weis — und viele haben es geglaubt —, die Rechtschreibfehler der Schüler würden nach Einführung der Reform um 50 Prozent zurückgehen. Das war Propaganda.
Manchmal zeigt sich bei scheinbar harmlosen Kleinigkeiten Erschreckendes, geradezu Unheimliches. Es gibt viele Beispiele für diese Binsenweisheit, eines davon ist die Einführung der Rechtschreibreform. Das Ausmaß an arroganter Machtausübung, an Manipulation […], an hartnäckiger Desinformation und Irreführung der Öffentlichkeit, das sich unsere vorbildlich demokratisch gesinnten Kultusminister bei der Durchsetzung der Reform geleistet haben und immer noch leisten, hätte ich nicht für möglich gehalten. Es ist unheimlich, wie da Verhaltensmuster totalitärer Machthaber aufblitzen.
Ich möchte die Kritik an der Einführung des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule noch schärfer formulieren. Es handelt sich um einen Schildbürgerstreich, der noch verrückter ist als die so genannte Rechtschreibreform.
Deshalb freut es mich ausserordentlich, dass wenigstens eine deutschsprachige Zeitung von internationalem Rang den ganzen Unsinn nicht mitmacht. […] die Reform verdankt ihren Erfolg […] unter anderem auch einem haarsträubenden Propagandamärchen, einer geradezu unverfrorenen Irreführung der Öffentlichkeit: die Zahl der Rechtschreibfehler gehe deutlich zurück.
Aber jeder Lehrer, der Schüleraufsätze auf die Fehlerzahl untersucht und gewissenhaft Statistiken führt, wird feststellen, dass von einem wunderbaren Rückgang der Fehlerzahl nicht die Rede sein kann. Im Gegenteil: Die Fehlerzahl steigt im Durchschnitt leicht an! Eigentlich wäre gegen alle Kultusminister und Ministerialbeamten, die das, Märchen von der Schreiberleichterung verbreitet haben, ein gerichtliches Nachspiel erforderlich.
Die in der alten Schreibung unterrichteten Schüler Schleswig-Holsteins dürfen sich manchmal wundern über eigenartige Groß- und Getrenntschreibungen in ihren Schulbüchern […] Das ist […] ein glänzendes und didaktisch ungemein modernes Training fürs kritische Denkvermögen.
Eben, das ist es ja: Wenn man das denkvermögen schulen würde statt unnötige rechtschreibschwierigkeiten zu pauken, könnte auch herr Illauer sprachliche schwierigkeiten (kritisches Denkvermögen = reitende Artilleriekaserne) besser meistern.
Man kann nur darüber staunen, mit welcher Hartnäckigkeit das Märchen von der Schreiberleichterung unablässig wiederholt und allen Leuten, jetzt sogar den Verfassungsrichtern, eingehämmert wird. Von einer Erleichterung ist nämlich, im ganzen gesehen, keine Spur zu entdecken.
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