Kilb, Andreas:
"Satellit" schreiben, das können sie — aber sonst? Formfehler: Aufschlussreiche und nicht unbedingt beruhigende Erkenntnisse der Gesellschaft für deutsche Sprache.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
14. 6. 2008, nr. 137, s. 41,
Feuilleton (668 wörter)
Die Rechtschreibreform wird auch zwölf Jahre nach ihrer Verkündung und zwei Jahre nach ihrer endgültigen Einführung von der Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht akzeptiert. Das ist das wichtigste Ergebnis einer Studie zum Sprachverhalten der Bundesbürger, die die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) beim Institut für Demoskopie in Allensbach in Auftrag gegeben hat. […] Wer das Drama der deutschen Rechtschreibreform kritisch verfolgt hat, die intellektuellen Intrigen und politischen Winkelzüge, die ihre Einführung begleitet haben, muss sich in seiner Skepsis durch die Allensbach-Studie bestätigt fühlen. Wie von vielen vorausgesagt, hat die Reform die Unsicherheiten im Umgang mit der deutschen Sprache nicht vermindert, sondern verstärkt. Die Abneigung gegen das Reformwerk geht, auch wenn die Studie diesen Aspekt nicht aufschlüsselt, offenbar quer durch alle Altersgruppen. Aber vielleicht werden uns die Tücken des Deutschen ja einmal winzig vorkommen, wenn wir erst alle mit unseren Kindern Chinesisch büffeln.
Und dann vor der schwierigen frage stehen, ob uns die vereinfachte oder die traditionelle chinesische schrift besser gefällt.