„In Deutschland weiß keiner mehr, wie man richtig schreibt", so Thomas Steinfeld in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 26. Juli 2000 über die Folgen der Rechtschreibreform. Recht hat er: In einer einzigen Kolumne bringt er es auf sieben zum Teil gravierende Fehler.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
→ presseartikel →
autoren
neue personensuche
Lütkehaus, Ludger
Nimmt man […] die ausserordentlich heftigen Auseinandersetzungen über die Rechtschreibereform beim Wort, dann sind die Deutschsprechenden lauter Sprachliebhaber, Sprachenthusiasten, ja Sprachfanatiker […], zumindest, was die Mysterien der Orthographie betrifft. Hält man sich indessen an den Umgang mit der Sprache, wie er in den meisten Medien geübt wird, so ist die deutsche Sprache ihren Sprechern und Schreibern, ihren Lesern und Hörern so gleichgültig wie nur weniges sonst, fortwährend verhunzt und verludert, ohne dass man das auch nur registrierte. Sprachkritik gibt es zwar hier und da (noch), aber keineswegs mit einem festen Platz im öffentlichen Bewusstsein und ohnehin meist folgenlos.
Das Volk der ehemals mit einem gewissen Geschick Deutsch schreibenden und sprechenden Dichter und Denker zerfleischt sich über Rechtschreibfragen, aber es kennt die Sprachglosse nicht mehr, die einst radikalste Form der Sprachkritik. Karl Kraus wäre heute nicht mehr als «Fackel»-Kritiker von der Partie, sondern agierte, sagen wir, unter dem Namen Friedrich Denk. Das «Wörterbuch des (politischen und technokratischen) Unmenschen», «Die Sprache in der verwalteten Welt» – das war einmal, so schulmeisterlich, so besserwisserisch, so sprachkonservativ, wie es sich für einen leidenden Liebhaber der Sprache gehörte, die Domäne der Sprachglosse. Doch heute ruft der Reform-, nicht der Sprachkritiker lieber die Sprachverwaltungsgerichtsbarkeit an.
neue personensuche