Ein anderes Thema, das des Rechtsradikalismus, ist ebenfalls schnell hinübergeschwappt in die Schweiz, wie es bei vielen deutschen Debatten geschieht. Der Streit um die "deutsche Leitkultur" weckte bisher dagegen kaum Neugier […]. Die Situation ähnelt insofern einem anderen deutschen Kulturdisput: dem Streit über die Rechtschreibreform. In Deutschland gab und gibt es dazu eine leidenschaftliche Debatte, in der mehrsprachigen Schweiz jedoch nicht.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Mrusek, Konrad
Die neue deutsche Debatte über die Rechtschreibung wird in der Schweiz aufmerksam verfolgt, weil ein kleines Land einen großen Nachbarn stets neugierig beobachten muß. Doch man spürt ein Schmunzeln, wenn man sich mit Eidgenossen darüber unterhält, und in manchen Artikeln Schweizer Zeitungen macht man sich etwas lustig über die Deutschen und ihren tiefernsten Disput darüber, ob es „wohldurchdacht“ oder „wohl durchdacht“ heißen sollte. Manche vermuten dahinter gar ein Sommertheater […].
Die Schweizer verfolgen etwas irritiert das Hin und Her um die Rechtschreibreform in Deutschland. Man zählt die Richtersprüche in den Bundesländern wie Fußballtore und wundert sich vor allem über die Emotionen, die solch bescheidene Änderungen hervorrufen.
Für die meisten Eidgenossen ist das keine Sünde wider die Sprache, sondern eine Reform, die manche Spitzfindigkeit beseitigt und das Schreiben einfacher macht, etwa bei den Komma- und Trennungsregeln. Diese Unaufgeregtheit ist nicht allein Schweizer Pragmatismus zuzuschreiben. Ein mehrsprachiges Land muß beim Reden und Schreiben gelassener, wenn nicht gar toleranter sein. […] Nicht einmal die Kosten der Reform irritieren die Schweizer, die doch sonst als Rappenspalter bekannt sind.
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