Gerade wo es um Sprache geht, ist der Staat ein untauglicher Gesetzgeber, wie er jüngst am vergleichsweise harmlosen Beispiel einer Orthographiereform vorgeführt hat.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
→ presseartikel →
autoren
neue personensuche
Muschg, Adolf
Orthographie, als begradigte Sprache, kommt einem kulturellen Gedächtnisverlust gleich. Denn die Geschichte, die die Sprache erzählt, verbirgt sich in ihrer Schreibung, und wenn diese eine Differenz zum gesprochenen Laut zu erkennen gibt, ist sie bedeutsam: darin steckt eine Erinnerung.
So ein pech, dass sich die geschichte der sprache ausgerechnet in der schreibung verbirgt. (Die deutschen hören wohl nicht, wie wir biisse und die engländer beit sagen statt beissen aber sehen können sie es dummerweise auch nicht!) Aber wenn es so wäre: Ist das, was jetzt passiert (bzw. 1996 bzw. in den letzten 20 jahren), keine geschichte? Oder keine genehme geschichte? In zukunft eilen wohl auserwählte historiker auf das schlachtfeld, in das forschungslabor und ins parlament und rufen: «Halt! Was hier geschieht, ist keine geschichte! Dieser krieg, dieses forschungsergebnis, dieser beschluss ist ein unorganischer eingriff. Wir beginnen nochmals dort, wo wir vor zehn jahren waren.»
neue personensuche