Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», der «Spiegel» und die «Süddeutsche Zeitung», die der Rechtschreibreform bisher nicht gefolgt waren, werden nach den Änderungen durch den Rat für deutsche Rechtschreibung ihre Rechtschreibung zum 1. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen, d.h. den Regeln der neuen Rechtschreibung, weitgehend anpassen.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Derweil ist der prinzipielle Widerstand gegen die Rechtschreibreform noch keineswegs erlahmt und treibt manchmal recht krause Blüten. So hat sich zum Beispiel in der «Deutschen Sprachwelt» ein Mainzer Studienrat und Altphilologe zur dramatischen Äusserung verstiegen: «Wir gestehen durch die Rechtschreibreform ein, dass wir uns von unserem nationalen geistigen Erbe loskoppeln.»
Die Académie française im Verein mit den entsprechenden Instanzen hat relativ bescheidene Änderungen der französischen Rechtschreibung vorgeschlagen. Sie betreffen vor allem die Verwendung des Bindestrichs und einige besondere Fälle der Akzentsetzung, der Doppelkonsonanz und des Plurals.
Dieser «Rat für deutsche Rechtschreibung» soll gemäss diesem Vorschlag 36 (!) Mitglieder umfassen […]. Es ist vorauszusehen, wie wenig die Beobachtung der tatsächlichen Veränderungen des Schreibgebrauchs in einem solchen Gremium eine Rolle spielen wird. Der unselige Lobbyismus wird wohl weiterdauern.
Widerstand gegen die Rechtschreibreform, Widerstand gegen die Vermehrung der Angloamerikanismen in der deutschen Sprache — beides lässt sich vertreten. Geradezu paranoide Blüten treibt jedoch eine Kombination der beiden, die in den «Wiener Sprachblättern» (Heft 4/2004) zu lesen war: «Die Rechtschreibreform führt eine heimliche Amerikanisierung des Deutschen herbei. […]»
Viel Rechthaberei und Polemik ist hier dabei. Dass etwa die totale Rückkehr zur alten Rechtschreibung gefordert wird, inklusive der komplizierten, alten ß-Regeln, mutet, besonders in der Schweiz, wo wir seit mehr als einem halben Jahrhundert ja ohne ß auskommen, unverständlich an.
Diesmal sind es Juristen, die gegen die neue Rechtschreibung ins Feld ziehen, und zwar gewichtige: 50 Professoren der Jurisprudenz fordern in einer Petition die «sofortige Beendigung des Projekts Rechtschreibreform». […] Die Schüler, die mittlerweile während fünf Jahren in die neue Rechtschreibung eingefuchst worden sind — die ihnen so selbstverständlich ist wie den Professoren offenbar die alte —, würden es diesen freilich wohl nicht zu danken wissen.
Also keine grundsätzlichen orthographischen Neuerungen. Die Dudenredaktion hat jedoch den Spielraum, den die offizielle Regelung offensichtlich bietet, konsequenter genutzt, indem sie vermehrt verschiedene Möglichkeiten (nicht nur diejenigen der alten Schreibung, die bis 2005 ohnehin gelten) zulässt, vor allem in Bezug auf die umstrittene Getrennt- bzw. Zusammenschreibung.
Unter diesem ironischen Titel überprüfen Kerstin Günthert und Klaus Heller vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim in einem Aufsatz in der Zeitschrift «Muttersprache» (4/97) den Hauptvorwurf der Gegner der neuen Rechtschreibung: deren Regeln seien unklar, und das habe bereits in den verschiedenen Wörterbüchern zu «Tausenden» von verschiedenen Auslegungen geführt. […] Die Differenzen sind also weder so schwerwiegend noch so zahlreich wie die Gegner der Rechtschreibreform behaupten, und vor allem können sie zum grossen Teil überhaupt nicht der neuen Regelung angelastet werden.
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