Die Reform fällt daher allein in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst. An dessen Spitze steht Liesel Gehrer von der ÖVP. Sie kann auf eine Umfrage des Fessel-Instituts verweisen, wonach 78 Prozent der Lehrer der Ansicht sind, daß "die neue Rechtschreibung den Unterricht einfacher gemacht" habe. […] Gleichermaßen sieht sich die Ministerin von Ergebnissen aus der Bevölkerung bestätigt. Demnach gaben 64 Prozent der Befragten an, sie wendeten die neue Rechtschreibung schon an; in der Altersgruppe bis 29 Jahre sagten dies sogar 73 und von den Sechzigjährigen und Älteren immerhin 43 Prozent. […] Wie in Deutschland sind Schriftsteller und Publizisten die vehementesten Widersacher der Reform.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Olt, Reinhard
Zwar hält jeder zweite Österreicher dem "ß" als dem markantesten Beispiel des an die herkömmliche Orthographie gebundenen Zeichenbestands die Treue. Das heißt aber auch, daß die andere Hälfte "ss" schreibt. Zudem geht aus den Zahlen, die das Linzer Meinungsforschungsinstitut Spectra […] ermittelte, im Vergleich mit den Ergebnissen der Institute Imas und OGM von vor zwei Jahren hervor, daß immer mehr Österreicher den neuen Regeln folgten. […] Neben dem in Österreich ohnehin weitverbreiteten obrigkeitsstaatlichen Verhalten dürfte die Gewißheit eines "Reform"-Befürworters wie des Salzburger Germanisten Franz Viktor Spechtler, wonach "die Sache im wesentlichen erledigt ist", weitgehend auch auf das Verhalten der Publizistik zurückzuführen sein.
Wenn sie schon nicht auf Einwände vieler Schriftsteller, Lehrer und Journalisten hörten, so hätten sich die "Reformer" des Rates derer versichern sollen, die mit der Sensibilität der Bevölkerung in Sprachfragen vertraut sind. Einer davon ist Uwe Förster, der 34 Jahre den Sprachberatungsdienst der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden leitete […]
Tragik der geschichte: Man hätte die fragen sollen, die sich für die angelegenheit «nur wenig interessieren» (General Anzeiger, 20. 9. 2000, Wiesbadener Tagblatt 20. 9. 2000). Damit ist nichts gegen Uwe Förster gesagt, im gegenteil.
In der österreichischen Hauptstadt ist das Regelwerk aus Anlaß der „Dritten Gespräche zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ so weit auf den Weg gebracht worden, daß es Ende nächsten Jahres oder Anfang 1996 in Kraft gesetzt werden kann.
Die Umstellung würde auch viel kosten. Unter diesem Gesichtspunkt und auch weil es derzeit wichtigere ökonomische und gesellschaftspolitische Aufgaben gibt, ist eine Rechtschreibreform im gewünschten Sinne überflüssig wie ein Kropf.
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