
Immer wenn man fürchtet ins Sommerloch zu fallen, kommt jemand und füllt schnell das drohende Vakuum. In diesem Jahr machen es "Springer" und "Spiegel" gleich selbst: Sie kehren zur alten Rechtschreibung zurück. […] Besser dran sind offenbar die Österreicher und Schweizer: Pressehäuser in beiden Ländern hatten sich entweder gar nicht oder nur teilweise der Reform angeschlossen, auch hatten beide Länder immer schon ihre spezifischen Eigenarten der Orthografie. Und man sieht den nächsten Entwicklungen dort mit einiger Gelassenheit entgegen. Solche Gelassenheit wäre vielleicht auch in Deutschland angemessen gewesen: Statt die Sprache per "Anweisung von oben" reformieren zu wollen, hätten die Reformer vielleicht einfach mehr Freiheit zu geben brauchen. Oder sie hätten dem Volk "auf's Maul - beziehungsweise den Griffel - schauen" sollen […].
Genau das hat man gemacht: Man hat dem volk auf den griffel geschaut. Ein problem war nachher nur der leserbriefgriffel. Mit der neuregelung kamen zusätzliche freiheiten – aber das war ja auch nicht recht.