
Das Bundesverfassungsgericht verhandelte gestern über die Klage eines Ehepaares gegen die neuen Schreibregeln. […] Thomas Elsner und Gunda Diercks-Elsner wollen verhindern, daß ihre beiden 9jährigen Söhne, die Zwillinge Hinrich und Christoph, nach den neuen Rechtschreibregeln unterrichtet werden. […] Juristisch wird vor allem mit dem Elternrecht argumentiert. Kritisiert wird, daß Eltern ihre Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache "nicht mehr begleiten" könnten. "Schon der Zwang, ständig im Wörterbuch nachsehen zu müssen, ob sich etwas geändert hat, ist unzumutbar", so Anwalt Schüller. Im Grundsatz lehnen die Kläger eine staatliche Sprachkompetenz rundweg ab. "Der Staat darf Geldmünzen prägen, aber nicht die Schreibweise eines Volkes", postulierte Professor Gröschner. Zumindest aber hätte die Neuerung nur per Gesetz eingeführt werden dürfen und nicht - wie in allen Bundesländern geschehen - als Verwaltungsvorschrift. […] Gleich zu Beginn der Verhandlung wies Hans-Jürgen Papier, der neue Vorsitzende des Ersten Senats, darauf hin, das Gericht werde nicht in "linguistische oder gar sprachästhetische Fachstreitigkeiten" eingreifen, sondern sich vor allem auf Zuständigkeits- und Verfahrensfragen konzentrieren.