22 lange Jahre (von 1976 bis 1998) ist Joachim Schulz-Hardt Generalsekretär der Kultusministerkonferenz gewesen. Er hatte dafür zu sorgen, dass der Wagen rollt […]. Ob der Wagen immer der richtigen Spur folgte, geriet manchmal, wie bei der Rechtschreibreform, zur Nebensache; Hauptsache, er rollte!
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Reumann, Kurt = Reu.
Sogar CDU und CSU stimmen in den Chor der Sprachschützer ein. Ihnen ist die Kritik an der von oben verordneten Rechtschreibreform peinlich, und um davon abzulenken, sagt die Union, es gebe Wichtigeres als die Rückkehr zur alten Rechtschreibung, zum Beispiel den Widerstand gegen die Verhunzung der deutschen Sprache durch Anglizismen.
Erst am Ende ging Lemke auf die Rechtschreibreform ein. […] In dem Gesamtbericht soll sie [die kommission] Ende 2001 auch die Ergebnisse ihrer Gespräche mit Schulbuchverlagen, Zeitschriftenverlagen und Nachrichtenagenturen berücksichtigen. Von Literaturverlagen ist nicht die Rede. Daß überhaupt Bewegung in die bislang auf die Verteidigung der Reform konzentrierte Kultusministerkonferenz kam, ist nach dem Urteil von Beobachtern der Rückkehr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur alten Rechtschreibung und dem Engagement der hessischen Wissenschaftsministerin und FDP-Vorsitzenden Wagner zu verdanken.
Anstatt weiter um Verständigung zu ringen, warf sich die Kultusministerkonferenz 1995 auf die Reform der Rechtschreibung, auf die sie sich Ende des Jahres einigte. Man tritt dem Präsidenten der Konferenz, Reck, nicht zu nahe, wenn man feststellt, daß er das Ausmaß und die Wirkung des neuen Regelwerks nicht durchschaute. Sein Nachfolger im Präsidentenamt, der niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD), war unglücklich darüber, daß er sich 1996 vornehmlich mit der Rechtschreibreform herumzuschlagen hatte und als "Rechtschreibpräsident" in die Geschichte einzugehen drohte. Viel lieber hätte der in der DDR geborene und zur Schule gegangene Politologe seine Kollegen, aber auch Lehrer und Schüler zum "Nachdenken über Deutschland" angeregt.
Die Geschichte der Rechtschreibreform läßt sich mit einem Staffellauf vergleichen, bei dem der Stab unabhängig davon weitergereicht wurde, ob in Deutschland eine Monarchie, eine Diktatur oder eine Demokratie den Herrschaftsrahmen abgab. Unablässig variierten die "Neuerer" alte Vorschläge; nur die ideologische Verbrämung änderten sie von Fall zu Fall. Sie waren sich bewußt, daß die Öffentlichkeit ihre Pläne nicht billigen werde.
Birken-Bertsch und Markner arbeiten überzeugend heraus, daß die Nationalsozialisten sich dabei von praktischen und ideologischen Erwägungen leiten ließen.
Wer hätte das gedacht!
Die Bevölkerung war dagegen, der Bundespräsident war dagegen, der Bundeskanzler war dagegen, die meisten Parlamentarier waren dagegen, die Schriftsteller waren dagegen, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung war dagegen, die meisten Germanisten waren dagegen und doch haben die Kultusminister die Reform der Rechtschreibung durchgesetzt […]. Wer sich fragt, wie das in einer Demokratie möglich war, muß sich mit der Rolle der interessierten Verbände und den Eigeninteressen und Intrigen der Verbandsvorsitzenden beschäftigen. Am auffälligsten agiert und agitiert der Deutsche Philologenverband, genauer: der Präsident der Berufsvereinigung der Gymnasiallehrer, Heinz Durner.
Der thüringische Ministerpräsident Vogel rät zu mehr Gelassenheit in der Auseinandersetzung um die Rechtscheibreform. Es gebe in der Politik - auch in der Schulpolitik und im Deutschunterricht - Themen, die zu behandeln wichtiger wäre.
Die Kultusminister haben die Reform nicht im Alleingang durchgesetzt. Sie versicherten sich der Rückendeckung der Ministerpräsidentenkonferenz, und Vogel war damals schon Ministerpräsident in Thüringen - wie vorher in Rheinland-Pfalz ein hochgeachteter Landesvater. Auf ihrer Konferenz vom 25. bis 27. Oktober 1995 hatten die Ministerpräsidenten den Kultusministern vier Bedingungen genannt, unter denen sie einer Neuregelung (nicht etwa einer Reform) der Rechtschreibung zustimmen würden […]. Die Kultusminister haben keine dieser vier Bedingungen erfüllt. Vogel entgegnet, in der Politik müsse man immer Kompromisse schließen. Die seit den fünfziger Jahren forcierten Anstöße zur Reform der Rechtschreibung seien viel radikaler gewesen als die schließlich durchgesetzte Neuerung. Das stimmt. Als Vogel in den siebziger Jahren Kultusminister war, hat er Pläne, sämtliche Hauptwörter klein und den Kaiser wie "keiser" zu schreiben, energisch zurückgewiesen. […] Weil die Reformer diesmal auf Druck der Kultusminister moderater auftraten, ist übersehen worden, daß sie doch erheblich weiter gehen wollten, als sie es die Öffentlichkeit wissen ließen.
Für eine Rücknahme der Rechtschreibreform haben sich mehr als 96 Prozent derjenigen ausgesprochen, die bislang auf Anzeigen in sechs deutschen Tageszeitungen reagiert haben. […] Die "Initiative für eine vernünftige Rechtschreibung", die die Anzeigen mit den Stimmzetteln aufgab, hat an den ersten beiden Posttagen 20 000 Unterschriften erhalten.
Von bislang 15500 T-Online-Besuchern sprechen sich gut 78 Prozent für diesen Schritt [rückkehr zur alten rechtschreibung] aus und nur 11,8 Prozent dagegen. […] Soviel Zustimmung nennen Gerichte Akzeptanz: Anerkennung, Anklang. Im Umkehrschluß ist daraus zu folgern, daß die sogenannte Rechtschreibreform keine Akzeptanz findet: Das war vor deren Einführung so - 70 bis 90 Prozent waren dagegen -, und das ist immer noch so.
Eine repräsentative Forsa-Umfrage für „Die Woche“, die Vorkämpferin und Verteidigerin der neuen Schreibweisen, hat ergeben, daß 68 Prozent der Befragten die Rückkehr zur alten Rechtschreibung befürworten. Im öffentlichen Dienst würden die neuen Regeln, wenn überhaupt, „nur mit Unmut“ angewandt […].
Gleichzeitig fordert der Verband die Kultusministerkonferenz auf, "mit den erforderlichen Korrekturen an der Rechtschreibreform die deutsche Sprachkultur vor Schaden zu bewahren".
Friedrich Denk, Initiator der Frankfurter Erklärung der Schriftsteller von 1996 gegen die Neuregelung, setzte auf der Expo einen Preis über 10.000 Mark für ein Argument aus, das die Überlegenheit der reformierten Rechtschreibung beweise. Vorschläge seien bis zum 20. September an Professor Borchmeyer […] zu richten. Ein renommiertes Umfrageinstitut werde die Akzeptanz der Argumente überprüfen. Prämiert werde das beste Argument. Ihm müßten allerdings mindestens 50 Prozent der Befragten zustimmen. "Ich springe aus dem Fenster, wenn diese Anzahl erreicht wird", sagte Denk.
Die Kultusminister nehmen die Schüler als Geiseln, um die Bevölkerung zu erpressen: Sie soll eine teure Reform annehmen, die, um mit Roman Herzog zu sprechen, "überflüssig wie ein Kropf" ist.
Die neue Rechtschreibung rettet die Einheitlichkeit nicht, vielmehr zerstört sie sie.
Daher ist auch nicht einzusehen, dass der Landtag zu Hannover es ablehnte, Plattdeutsch zur zweiten Amtssprache zu machen. […] Mit der Einführung einer einheitlichen Schreibweise für regionale plattdeutsche Varianten hätte Niedersachsen überdies die Rechtschreibreform wieder aufrollen können.
Es hätte keines Volksentscheids bedurft, um zu erfahren, daß das Volk gegen die Rechtschreibreform ist.
Es sind nicht die Regeln, weder die alten noch die neuen, die ein Chaos provozieren. Verantwortlich für den Niedergang der Rechtschreibung ist vielmehr der Mangel an Bereitschaft, sich an Regeln zu halten oder sie überhaupt zu lernen. Der Streit über die Rechtschreibung lenkt vom eigentlichen Skandal ab: Immer mehr Schüler beherrschen die Grammatik nicht; sogar mancher Gymnasiast kann keine vollständigen, logisch gegliederten Sätze bilden. Wer sich nicht präzise und differenziert ausdrücken kann, wird aber auch in der Entwicklung seiner Denkfähigkeit zurückbleiben - das ist die Gefahr, und dagegen hilft nur: Lesen, Schreiben, Üben.
Man mag es schon nicht mehr hören: Rechtschreibreform. Mit dieser Abnutzung des Interesses rechnen die Kultusminister, die nichts anderes im Sinn haben, als die Neuregelung durchzusetzen — Augen zu und durch.
Damit ihr Werk trotz des Rückzugs in der Kleinschreibung das Prädikat Reform verdiene, hat die Kommission sich auf ein Minenfeld gewagt, das die Rechtschreibreform von 1901 ausgespart hatte: die Getrennt- und Zusammenschreibung. Dabei versuchen die Neuerer, die Manie des "Duden", immer mehr Wörter zusammenzuschreiben, zu kurieren - aber unter welchen Opfern! Die neue Manie des Auseinanderschreibens würde so viele Unterscheidungsschreibungen beseitigen, daß Widerspruch, ja Widerstand geboten ist. Wir wollen auch künftig auf den ersten Blick erkennbar machen, ob wir einen Pudding "kalt stellen" oder einen Politiker "kaltstellen", ob wir auf dem Stuhl "sitzen bleiben" oder in der Schule "sitzenbleiben" […].
Wir erkennen den unterschied zwischen einem pudding und einem politiker auf einen blick.
Das Baselbieter Kantonsparlament hat der Kantonsregierung gegen deren Willen den Auftrag erteilt, bei der Schweizer Konferenz der Erziehungsdirektoren "den Nicht-Vollzug" zu beantragen.
Einem Kultusminister, der wie seine Kollegen behauptet hatte, durch die Rechtschreibreform gehe kein einziges Wort verloren, sagte ein Kritiker: "Ich hoffe, Sie können wieder sehen, wenn wir uns wiedersehen." Ob dem Minister wohl bekannt war, daß rigorose Vorschriften für das Getrenntschreiben solch ein Wortspiel unmöglich machen? Es ist ihm wohlbekannt. Er weiß auch, daß ein frischgebackenes Ehepaar schwerer zu verdauen ist als ein frisch gebackenes. Trotzdem bleibt dieser Wörterfresser stur. Eine Kehrtwende mag ihm schwerfallen, weil er dabei schwer fallen könnte.
Der 53 Jahre alte, im schlesischen Wohlau geborene und auf der Schwäbischen Alb und in Bayern aufgewachsene Germanist und Romanist [Denk] ist ein Wirbelwind in allen Gassen der Literatur und Pädagogik. […] Der frühere bayerische Kultusminister Maier ermahnte Denk, er solle sich bei seiner Kampagne gegen das "Portmonee" (statt Portemonnaie) nur keinen Herzinfarkt holen. Prompt antwortete der Unermüdliche: Für den Chikoree (statt Schikoree) zu sterben wäre "ein starker Abgang".
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