Weil der kleine Wahrig aber eine "Rechtschreibung" sein will, stellt er dem Wörterverzeichnis "Grundregeln der deutschen Orthografie" voran. Auf 54 eng bedruckten Seiten wird dargestellt, wie die neue Rechtschreibung funktioniert. Verfaßt hat sie der renommierte Linguist Peter Eisenberg, ausführlich kommentierend zeigt er die Stärken und Schwächen der Reform. […] Entstanden ist ein Text von akademischen Interesse für Orthografen. […] "Wahrig. Universalwörterbuch Rechtschreibung" ist etwas für Fortgeschrittene, für aktive Freunde oder Gegner der reformierten Orthografie, für Liebhaber von Wörterbüchern, für Spezialisten.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Sauer, Wolfgang
Lakonisch heißt es in ihren Vorschlägen zur Neuregelung der Orthographie: st wird getrennt. Läs-tig, diese Regel, aber sie ist wie die gesamte Reform Realität.
Der Heilige Stuhl wackelt nicht, denn er wurde nicht reformiert von der Rechtschreibung her. […] Ein heiliger Krieg hingegen muss sich neuerdings mit einem kleinen "h" begnügen. […] Diese Regelung ist kleinkariert wie die ganze Rechtschreibreform, aber von höchster nationaler Brisanz. […] Ist das Oberhaupt der Stadt an der Aisch "der erste" oder "der Erste" Bürgermeister? Ein unheiliger Streit ist um das große "E" entbrannt.
In der aktuellen Diskussion um die reformierte Rechtschreibung wird die bisherige Orthografie in ihrer Version von 1901 gehandelt, als sei sie das Nonplusultra einer möglichen Schreibkonvention. Dass die preußische Orthografie ein Kompromiss war, um ihre Kodifizierung 30 Jahre lang erbittert gestritten wurde und sie im Ergebnis zweifelhaft und unbefriedigend war, wird dabei oft übersehen.
Angesichts der rauhen/rauen Wellen, die die Orthografieglaubensfrage derzeit schlägt, heißt es gegenüber den wahren Tücken: Ruhe bewaren. Entschuldigung: Rue bewahren. Nein, auch falsch. Unerhört schwierig, keine Fehler zu machen.
Nun liegt er vor, der neue Duden. Um es vorwegzunehmen: Er bietet keinen Anlass, das Totenglöcklein der Reform zu läuten. Auch heftige Gegner der Neuschreibung werden kaum Belege dafür finden, dass mit einer "Reform der Reform" das Ende der Neuregelung gekommen sei. […] Vor 120 Jahren hat Konrad Duden das erste Rechtschreibwörterbuch einer langen Reihe veröffentlicht, die bis heute seinen Namen trägt. Die deutsche Orthografie hat er geprägt, wusste aber, dass sie "weit davon entfernt ist, ein Meisterwerk zu sein". Die kleinen Veränderungen, die die heute gültigen Regeln mit sich gebracht haben, können sich vielleicht gar als ein Schritt auf dem Weg zum Meisterwerk erweisen, wir sind schließlich erst am Anfang ihrer Erprobung. An das Neue mussten die Zeitgenossen Konrad Dudens sich auch gewöhnen. Sie hatten aber einen längeren Atem als manche Menschen heute. Zur Aufgeregtheit bot noch kein Duden Anlass, die jetzt erscheinende Ausgabe macht da keine Ausnahme.
Die Frage, ob eine Nachbesserung ansteht, beantwortet der Vorsitzende der Kommission für Rechtschreibfragen, Gerhard Augst, eindeutig mit "Ja". "Erwachsene, die professionell schreiben, haben die Neuregelung nicht in allen Punkten übernommen." Halsstarrig sei die Kommission nicht, meint Augst. Sie setze vielmehr auf Konsens.
Das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache (IDS) […] hat bundesweit in einer repräsentativen Erhebung noch Meinungen und Einstellungen zur deutschen Sprache gefragt. […] Das Thema Rechtschreibung wurde wegen der überhitzten öffentlichen Diskussion zur Orthografiereform nicht in die Umfrage aufgenommen.
Dieser "Duden light" ist sicher nützlich für die einheitliche Formung großer Textmengen. […] Ganz ohne Tücken ist aber auch das Praxiswörterbuch nicht. Die durchweg korrekten Schreibvarianten, "die von der Dudenredaktion als empfehlenswert angesehen" werden, sind ein Frikassee aus alten und neuen Schreibungen. […] Das Praxiswörterbuch ist ein gutgemeinter Versuch, eine liberalisierte Rechtschreibung für professionelle Schreiber stromlinienförmig zu präsentieren. Getragen ist das Buch von preußisch-deutschem Ordnungssinn, der es gerne eindeutig geregelt hat. […] Und warum soll man nicht mit Varianten leben? Jeans oder Abendkleid, das ist heute keine Frage strenger Etikette mehr. Schon Mark Twain, der subtile Freund der deutschen Sprache, meinte: Du sollst niemals einem Menschen vertrauen, der nur eine Schreibweise für ein Wort hat.
Das kann nur zu einem Durcheinander führen, denn über kurz oder lang wird das Lehrmaterial in alter Orthographie knapp. […] Selbst wenn es separate Schulbücher gäbe, wem nützten sie? Sicher nicht der Familie mit schulpflichtigen Kindern, die von Kiel nach Berlin oder bloß von Lübeck nach Schwerin zieht. Das Votum gegen die Reform ist ein respektabler Ausdruck eines Unwillens, mehr kann es aber nicht sein. Auf seiner Durchsetzung zu beharren ist nicht sinnvoll.
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