Doch der Eindruck täuscht, sagt Michael Rödel, Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. "Ich glaube, dass Abiturienten schon besser schreiben, als man ihnen nachsagt." […] Lange vorbei sind aber die Zeiten, in denen in Deutschland ein regelrechter Krieg um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt tobte und die Rechtschreibreform landauf, landab zu Debatten führte. "Diese Emotionalität ist verschwunden", sagt Rödel.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Schultejans, Britta
Auch der Rechtschreib-Duden […] kann sich nach Angaben einer Verlagssprecherin nicht über mangelndes Interesse beklagen. Umsatzzahlen werden zwar nicht herausgegeben, aber 28 Millionen Kontakte im Monat zählt die Duden-Seite im Internet. Das sind annähernd eine Million am Tag. Lange vorbei sind aber die Zeiten, in denen in Deutschland ein regelrechter Krieg um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt tobte und die Rechtschreibreform landauf, landab zu leidenschaftlichen, wenn nicht gar aggressiven Debatten führte.

Rechtschreib-Papst Zehetmair über "Wortfetzen" und Abkürzungen, den Unterschied zwischen Verständlichkeit und Verdummung und warum er den Niedergang der deutschen Sprache befürchtet.
"Fetzenliteratur" auf Twitter oder in SMS bedroht nach Ansicht des Rechtschreibrats-Vorsitzenden Hans Zehetmair die Sprachkompetenz junger Leute. […] Diese Bewertung hält Frederik Weinert, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sprachwissenschaft an der Universität Passau, für unangebracht. Aus seiner Sicht handelt es sich bei der Entwicklung nicht um einen Sprachverfall, sondern einen Sprachwandel. Die schnelle Kommunikation per Handy oder Internet dürfe nicht mit der schriftlichen Standardsprache verglichen werden, so Weinert.

Wir schreiben «Jeans» ja auch nicht plötzlich mit «i».
Warum nicht? In Osteuropa macht man es auch.
Zehetmair: Dass viele aus der älteren Generation sagen, sie schreiben weiter wie früher, das finde ich in Ordnung. Für die war die Reform ja nicht gedacht.

Zehetmair: Der Ausgangspunkt, eine umfassende Rechtschreibreform im deutschsprachigen Raum auf den Plan zu bringen, war ein ideologischer.
Nein.
Vor fünf Jahren - am 2. März 2006 - akzeptierte die Kultusministerkonferenz die ersten Vorschläge des Rechtschreibrates zu Änderungen an der umstrittenen Rechtschreibreform. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa in München zieht der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, Bilanz. Er erinnert sich an die schwierigen Anfänge und verrät, was er gegen Ketschap hat. […] Sie sind damals mit dem Ziel angetreten, den «Sprachfrieden» wieder herzustellen. Haben Sie das geschafft? Zehetmair: «Ja, ich glaube, das kann ich uneingeschränkt sagen. Dass es zu dem ein oder anderen Wort gewisse, anhaltende Diskussionen gibt, das ist in Ordnung, die Sprache ist ja kein logisches Konstrukt. Ich gehöre zu denen, die sagen, Sprache ist ein lebendiges Organ und da kann man sich bemühen, im Nachhinein Regeln zu erkennen und festzuschreiben […].
Die sprache ist kein konstrukt, das ist wahr. Aber um sie geht es hier nicht. Die buchstabenschrift ist ein konstrukt, dem eine idee, also eine logik zugrunde liegt. Unlogisch wird sie nur, wenn sich leute mit einer so nebulösen vorstellung vom gegenstand daran vergreifen.
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