In Deutschland hat mich in den achtziger Jahren eine öffentliche Äußerung des bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair besonders empört. Er sagte, gegen Homosexuelle gerichtet: "Diese Randgruppe muss ausgedünnt werden, weil sie naturwidrig ist" (Süddeutsche Zeitung vom 7. April 1987). Nach öffentlichen Protesten versuchte er, seine Äußerung zu "differenzieren". Diese "Differenzierung" ist ein Dokument der sprachlichen Verdrehung, der intellektuellen Verknödelung und der moralischen Verkommenheit. Zehetmair, der heute wegen seines feinen Sprachgefühls für die Rechtschreibreform zuständig ist, erläuterte schriftlich: "… dass man für Homosexualität Verständnis aufzubringen hat, auch wenn man sie, wie ich persönlich, als naturwidrig und ein im Grunde krankhaftes Verhalten ansieht. Meine Aufgabe kann und darf es nicht sein, um Verständnis für Homosexualität und damit für Randgruppen unserer Gesellschaft zu werben. Sondern sie muss vielmehr in erster Linie darin bestehen, dafür Sorge zu tragen, dass möglichst wenig junge Leute in diesen durch Aids besonders gefährdeten Randbereich hineingeraten. Wir müssen den Schutz der Vielen in der Bevölkerung als zentrales Ziel im Auge sehen und uns nicht nur darum bewegen, wer am Rand noch besser verstanden werden kann. Dieser Rand muss durch Aufklärung dünner gemacht bzw. ausgedünnt werden, denn er stellt für die Jugend keine Zukunftsperspektive dar. Nur zur Ergänzung darf ich Sie auf die Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Höffner, (…) hinweisen. Darin heißt es, dass homosexuelle Verbindungen nicht mit der Lebensform Ehe und Familie gleichzustellen seien. Sie verstießen nicht nur gegen das Grundgesetz, sondern leisteten damit auch der Verbreitung der Immunschwäche-Krankheit Aids Vorschub."
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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