Nicht nur die eher verworrenen Bemühungen um die jüngste Rechtschreibreform sollten doch hinlänglich klar gemacht haben, dass Sprache sich nicht von oben pflegen lässt, und schon gar nicht mit den Methoden der Verwaltungsbürokratie.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Stephan, Rainer
Selten hat ein behördlich verordnetes Änderungsansinnen solchen Wirbel verursacht wie der Eingriff ins Schrifttum. Kaum ein anderes Thema hat so sehr für gefüllte Leserbriefseiten in den Zeitungen gesorgt wie dieses. […] Unter Schülern hat die Stiftung Lesen allerdings gravierende Mängel in der Beherrschung der Schriftsprache ausgemacht: Jeder dritte Schüler hat nach der 8. Klasse Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. […] Dagegen hilft auch keine Rechtschreibreform mit ihrer vermeintlichen Vereinfachung: Wer "Flußschiffahrt" nicht dudengerecht zu Papier zu bringen vermochte, der kriegt "Flussschifffahrt" auch nicht hin.
Verwirrung total in Sachen Rechtschreibreform: Da wird eine Verfassungsbeschwerde zurückgezogen, das Gericht urteilt aber trotzdem, der Kieler Landtag spricht sich für einen Volksentscheid im September aus, will aber das Urteil abwarten. […] Gesetzt den Fall, die Nordlichter entscheiden im September, daß auch künftig in den Schulen nach der bisherigen Rechtschreibung unterrichtet wird, dann bliebe der "Delfin" im Norden ein "Delphin" und hätte tatsächlich plötzlich ein letztes Reservat zum Überleben. Einen orthographischen Nationalpark sozusagen.
Das Getöse um die unselige Rechtschreibreform – der Teufel soll sie holen! – hat die jüngste Sitzung der Kultusminister-Konferenz derart dominiert, dass deren wichtigere Entscheidung darin beinahe unterging: Beim Abitur bleibt alles, wie es war […].
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