Vor 25 Jahren begannen die Reformer der Rechtschreibung ihr Zerstörungswerk, und der Duden setzt es bis heute fort; unter dem Titel der geschlechtergerechten Sprache weitet er es aus.
Zum «Zerstörungswerk»: Das aktuelle zitat.
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Vor 25 Jahren begannen die Reformer der Rechtschreibung ihr Zerstörungswerk, und der Duden setzt es bis heute fort; unter dem Titel der geschlechtergerechten Sprache weitet er es aus.
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Die alte Wendung »heute früh« lautet reformiert „heute Früh“. Soll man also auch schreiben: „heute ganz Früh“?
Im reformduden von 1996 steht nur «heute früh». 2017 heisst es «heute früh, bes. österr. auch heute Früh», weil es ein stichwort «Früh, die» gibt: «südd., österr. für Frühe».
Horst Haider Munske, der an der Ausarbeitung der Neuregelung beteiligt war, nennt aus kritischem Abstand den Grund für das Scheitern des Unternehmens: «Eine systematische Überprüfung, wie sich Reformvorschläge auf den gesamten Wortschatz auswirken, fand nirgends statt – nicht zuletzt wegen fehlender Mittel. Die Unausgegorenheit und Fehlerhaftigkeit vieler neuer Regeln wurde erst 1996 in den neuen Wörterbüchern sichtbar.» Sichtbar wurde damals, dass diese Reform in die Grundsätze der Wort- und Satzbildung unserer Sprache eingreift.
Jeder, der ein eingreifen in die grundsätze der wort- und satzbildung befürchtete (was wir bestreiten), hatte die möglichkeit, eine «systematische überprüfung» vorzunehmen. Wozu ist Munske wissenschafter? Warum hat er es nicht gemacht?
Bis ins Jahr 1996 hatten wir eine weitestgehend einheitliche und sprachrichtige, also voll zweckmässige Rechtschreibung. Dann haben die Bildungspolitiker der deutschsprachigen Länder mit einem zerstörerischen Eingriff, genannt Reform, die Einheitlichkeit und Sprachrichtigkeit aufgehoben; und die sind bis heute nicht wiedergewonnen.
Wo zeigt sich der Wirrwar? Der Verlag Rowohlt gibt Harper Lees Klassiker „Wer die Nachtigall stört“ gleichzeitig in zwei verschiedenen Rechtschreibungen heraus, als Taschenbuch herkömmlich, als Sonderausgabe nach der Neuregelung. […] Wer heute viel liest, kommt zwingend zum Schluss, dass die Rechtschreibung Nebensache ist. Dieser Zustand ist unhaltbar in einer Gesellschaft, die vom geschriebenen Wort lebt.
Warum nicht noch eine dritte ausgabe – in eigennamengrossschreibung? Dann käme man noch zwingender zum schluss, dass die rechtschreibung nebensache ist. Zur frage, ob die gesellschaft vom geschriebenen wort leben soll, verweisen wir auf Leiss.
In alten Zeiten, als das Fluchen noch geholfen, wenn auch nichts genützt hat, reformierten die Kultusminister Deutschlands die Rechtschreibung der deutschen Sprache, und ein scheues Alpentier – selten gesehen, noch seltener geschrieben – trat nicht mehr als Gemse, sondern als Gämse auf. Frage: Warum liessen die mächtigen Minister nicht auch Vater und Mutter zu Ältern umschreiben, sind sie doch von Berufs wegen die Älteren? Antwort: Weil im Raum der deutschen Sprache deutlich mehr Eltern als Gemsen leben und weil diese Eltern das Recht haben, Politiker abzuwählen, wenn sie Unfug anstellen. Von vornherein war also das politische Ziel, zwar etwas zu verändern, aber allzu groben und insofern gefährlichen Unfug zu meiden. Unfug freilich blieb genug: Es tut mir Leid, morgen Abend und morgen Früh, ich bin dir Spinnefeind, Trennungen wie beo-bachten und konst-ruieren, ich will Blumen sprechenlassen, Spagetti, wohl bekannt (für wohlbekannt), wieder sehen (für wiedersehen), gräulich (für greulich)... Unfug ist ein schwacher Ausdruck dafür, dass Wörter nicht mehr so geschrieben werden, wie sie gemeint sind. «Vereinfachung durch Systematisierung» lautete das Zauberwort, aber das eigentliche Zauberwort war das Wort Reform, denn wer es hört, ist sogleich bezaubert und kann sich nicht mehr wehren.
Die Leidtragenden in diesem Durcheinander sind Schüler und Lehrer. Ein Beispiel: Gemäss Rat für Rechtschreibung darf die Wendung „binnen kurzem“ auch grossgeschrieben werden: „binnen Kurzem“. Gemäss Schülerduden gibt es nur „binnen Kurzem“. In Gallmanns „Richtigem Deutsch“ aber müssen die Schüler „binnen Kurzem“ als falsch erkennen und in „binnen kurzem“ verbessern.
Skandal! Aus unserer sicht gibt es einen trost: Sollte je ein schüler auf die idee kommen, an allen drei genannten orten nachzugucken, kann er immerhin vier wertvolle dinge lernen: 1. Im leben ist nicht immer alles eindeutig vorgeschrieben oder verboten. 2. Manchmal ist etwas heute anders als früher. 3. Ich könnte noch an einem vierten ort nachsehen, z. b. in Grimms wörterbuch, allwo «binnen kurzem» steht, denn … 4. … gegen dieses «durcheinander» würde die eigennamengrossschreibung helfen.
Die Reformer haben, wie sie sagten, die Absicht, «die Schreibung vom Transport semantischer Informationen zu entlasten». Damit wird Schreiben sinnlos; wer schreibt, will doch gerade semantische Informationen weitergeben. Die Reformer lassen die Autoren nicht mehr ausdrücken, was sie ausdrücken wollen. […] Erich Kästner: «Notabene 45». Die Wirtschafterin kämpfte in der Küche wie ein Löwe. Doch sie brachte die heißersehnten und heiß ersehnten Bratkartoffeln trotzdem nicht zustande.
Da wäre eben ein minimales verständnis des durch die erfindung der buchstabenschrift zwingend vorgegebenen schichtenmodells nötig. Ein paar exotische beispiele, die als zeugnisse dichterischer freiheit in alle ewigkeit weiterbestehen können, ändern nichts am prinzip, dass schreibung keine bedeutung transportieren soll und dass das auch für die allerwenigsten schriftsteller ein problem ist. Aber selbst wenn es keine rechtschreibreform gäbe: Ein schriftsteller kann nie sicher sein, dass seine feinheiten in alle ewigkeit die entwicklung von sprache und schreibung überdauern.
In den letzten 13 Jahren ist so viel eingeführt und zurückgenommen worden, dass Schüler und Lehrer gar nicht mehr wissen können, was galt und was gilt.
An der sprache hat sich nichts geändert. Für das hin und her bei der rechtschreibung sind nicht die reformer verantwortlich. Ein trost ist, dass sich auch auf vielen anderen gebieten in 13 jahren viel geändert hat (vielleicht sogar bei der sprache), ausser wohl im lateinunterricht.
Beim Sprechen und Schreiben gibt es ein Prinzip, das alle anderen schlägt: «Drücke dich klar und unzweideutig aus!» Wer vielversprechend meint, schreibt nicht viel versprechend […].
Wer hat denn nicht auf den herrn lehrer gehört und ist auf die unglückselige idee gekommen, unklar und zweideutig «er bleibt sitzen» statt klar und unzweideutig «er wird nicht in die höhere klasse versetzt» zu sagen? Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, wer auf die idee gekommen ist, die rechtschreibung müsse sprachliche zweideutigkeiten in unzweideutigkeiten verwandeln: es sind die sprachlich-ortografischen erbsenzähler. Übrigens: Wer rechtschreibung meint, schreibt nicht sprache, aber da drücken sich die gleichen leute leider gern unklar und zweideutig aus.
Wenn wir schreiben, um möglichst deutlich einen Sinn zu vermitteln, so ist Undeutlichkeit oder Zweideutigkeit die Katastrophe, die uns bedroht. Heute ist die Katastrophe amtliche Vorschrift. Tun wir, was die Reformer nicht tun: schlagen wir Bücher auf und prüfen die Sprachwirklichkeit. Thomas Hürlimann erzählt in seiner Novelle «Fräulein Stark», wie der St. Galler Stiftsbibliothekar und sein Stab nach der Arbeit ausschauen: «Der Onkel, gewandet wie ein Tropenmissionar, stürmte aus dem Saal, im Gefolge Vize Storchenbein und sämtliche Hilfsbibliothekare, alle verschwitzt, gräulich verstaubt.» Was meint Hürlimann? Ein wenig grau verstaubt oder schrecklich verstaubt? Nach dem Willen der Reformer bleibt das ein ewiges Geheimnis. Es sei gelüftet: Hürlimann schrieb gräulich im eigentlichen Sinn, er meint die Farbe. […] Gräulich ist etwas anderes als greulich.
Gewiss ist gräulich etwas anderes als greulich, ebenso wie ton etwas anderes ist als ton. Aber wie transportiert man diese information mündlich, beim vorlesen? Eine sprache, die man nicht sprechen kann, ist keine sprache. In diesem fall gäbe es immerhin einen einfachen ausweg: schon immer konnte man auch graulich sagen oder schreiben.
Wie unterscheiden sich viel versprechende Künstler (Niki de Saint Phalles St. Galler Notiz, 6,23) von vielversprechenden Nachwuchspolitikern (Ewiges Taktieren in Rom, 23,3)? Doch nicht im Adjektiv; gemeint ist beidemale etwas wie «hoffnungsvoll», und in dieser Bedeutung schreibt man zusammen. Dass die Trennung etwas anderes ausdrückt, zeigt Eduard Engel, der über den Dichter August von Platen sagt: «Die Wiederholung darf nicht blosser Klingklang sein, wie etwa in Platens viel versprechendem und wenig haltendem Gedichtanfang.» […] Hier und in anderen Fällen steht das Tagblatt noch halb im Trennungs-Bann der neuen Rechtschreibung.
Hans Ambühl, Generalsekretär der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK), nannte die erneuten Änderungen der Reform der Rechtschreibreform «marginal». Wenn das Wort ernst genommen wird, treffen die Neuerungen also den Rand (lateinisch margo) der Neuregelung, nicht ihren Mittelpunkt. Das ist falsch. In Wahrheit sind nun alle Wörterbücher unbrauchbar, welche die EDK erst im letzten Sommer für verbindlich erklärt hatte. […] Das hat es noch nie gegeben, dass Wörterbücher Schreibweisen aufnehmen, die der Bedeutung und dem Schreibgebrauch widersprechen, also falsch sind […].
Wer versteht, woher die Wörter kommen, muss laut Munske gar nicht über alte oder neue Rechtschreibung nachdenken […].
Die mullahs der rechtschreibung wollen uns das nachdenken ersparen. Wir sind für die aufklärung.
Die Unbrauchbarkeit der betreffenden Regeln ist zwar längst bekannt, aber dieser Umstand ist bis zu den verantwortlichen Politikern offenbar noch immer nicht vorgedrungen. Da könnte das neue Buch von Horst Haider Munske Abhilfe schaffen. Es ist ein Zaubermittel, denn es verhilft zum klaren Blick. […] Munske befiehlt nichts, er versucht zu verstehen. Er möchte zeigen, daß das, was dem Schreiber Schwierigkeiten macht, dem Leser das Verstehen erleichtert. Seine Haupterkenntnis ist, daß unser Schreibsystem von "unsichtbarer Hand" in dieser Richtung verändert wurde […]. Horst Haider Munske hat ein durch und durch lesenswertes Büchlein geschrieben, ein Büchlein der Freiheit. Er vertritt mit ihm die Freiheit der Sprache und stellt sich so, ohne es eigentlich zum Ziel zu haben, gegen die Regelungswut der Rechtschreibreform.
In diesem Beitrag versucht ein Praktiker sich kritisch auf die rein sprachwissenschaftlichen Kriterien dieser Reform zu beschränken. […] Die wichtigste Kritik an der seit 1996 laufenden Rechtschreibreform betrifft deren inhaltliche Inkonsistenz: Die Regeln sind auch in diesem Juni in wesentlichen Bereichen geändert worden. Nach vielen Änderungen, die sich nur den verschiedenen Auflagen der Wörterbücher entnehmen liessen, haben im Juni die deutschen Kultusminister, die offenbar auch für die Schweiz entscheiden, weitgehende Eingriffe in das Regelwerk gutgeheissen.
Es müssen «wieder Ordnung und Zuverlässigkeit herrschen»! Lehrmittel müssen angeblich geändert werden, weil etwas «wieder zugelassen», «auch möglich» ist. Es ist nicht wichtig, ob die schüler etwas sinnvolles lernen; wichtig ist, dass man es «rekursfest korrigieren» kann. Stirnemann hätte anlässlich der fernsehsendung Zischtigsclub merken können, dass er mit seiner aus Deutschland importierten angstmacherei in der Schweiz nicht ankommt. Leider hat er es nicht gemerkt, und die NZZ auch nicht; sie lässt ihn überflüssigerweise ausbreiten, was er im fernsehen nicht an den mann und vor allem nicht an die frau bringen konnte.
Die Reformer haben in unseren Wortschatz eingegriffen. […] Wem die lebendige Sprache ein Anliegen ist, der muß sich gegen die Reform stellen.
Die Unterzeichnung der «Gemeinsamen Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung» (1. Juli 1996) hat amtliche und wirkliche Rechtschreibung gründlich getrennt. […] Die Schule ist der Wirklichkeit verpflichtet.
Die unterzeichnung der «gemeinsamen absichtserklärung zur neuregelung der deutschen rechtschreibung» hat amtliche und wirkliche rechtschreibung einander näher gebracht. Die schule ist der wirklichkeit verpflichtet.
Sieben Jahre sind vergangen, seitdem die "Gemeinsame Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" unterzeichnet worden ist. In dieser langen Zeit ist am Regelwerk und in den Wörterbüchern unaufhörlich geändert und "verbessert" worden, und noch immer sind viele Fragen offen. Sieben dieser Fragen haben wir gemeinsam mit den Schweizer Monatsheften ausgewählt, Zweifelsfälle, die ein Licht auf das ganze Ausmaß der Verwirrung, Willkür und Inkonsequenz dieser mißglückten Reform werfen. Es ist Zeit, daß sich die Verantwortlichen der Öffentlichkeit erklären. […] I. Heißersehnt? II. Eszett? […] III. Gräulich? […] IV. Wer informiert uns korrekt? Der Paragraph 63 der neuen Regeln schreibt vor, die Fügung "Erste Hilfe" wie viele andere klein zu schreiben […]. V. -ig/-isch/-lich. […] VI. Der Drache? Im Zuge der Vereinfachung unserer Rechtschreibung hat man die Zusammensetzung "furchteinflößend" durch "Furcht einflößend" ersetzt. […] VII. Was wohl? […] Im späten zwanzigsten Jahrhundert hat die neue amtliche Norm alte und harmlose Adjektive wie wohlbekannt oder wohlgeraten zu Knacknüssen gemacht […].
Wer erklärt den leuten die rechtschreibung überhaupt?
Unter diesem Titel fand am letzten Donnerstag (11. 9. 03) in Zürich ein Anlaß statt. […] Was bedeutet dieser Abend? Es waren nicht allzu viele Hörer da: fünfzig. Aber man muß bedenken, daß die neue Rechtschreibung in der Schweiz bisher kein Thema gewesen ist; das Alarmzeichen Eszett fehlt.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sieht die Lösung in einem Kompromiss. […] Denkt man an Eisenbergs frühere Urteile über das Regelwerk, nämlich dass es sprachwissenschaftlich auf den Müll gehöre und dass aus der Geschichte des Deutschen kein vergleichbarer Angriff auf das Sprachsystem bekannt sei, so verwundert das Einlenken. […] Den besseren und billigeren Vorschlag bringt Reiner Kunze im Bändlein «Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt». Er empfiehlt, die Reformschreibung als «vorübergehend gleichberechtigt» zu werten, vom nächstmöglichen Zeitpunkt an aber ganz, nicht nur in Teilen, auf sie zu verzichten.
«Rettung der Rechtschreibung» vom erhabenen zum lächerlichen ist nur ein schritt.
Es wurde und wird also unter politischem und wirtschaftlichem Druck wider bessere wissenschaftliche Einsicht ein fehlerhaftes Produkt verbreitet. Ähnlich widersprüchlich verhält sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die die Neuregelung ursprünglich ganz ablehnte, jetzt ihren Kompromiss jedoch damit begründet, dass es undenkbar sei, zum «Status quo ante» zurückzukehren. […] Die Schule steht vor der unlösbaren Aufgabe, etwas zu vermitteln, was wegen seiner Fehlerhaftigkeit in dauernder Veränderung begriffen ist. […] Die Lehrkräfte müssen an ganz disparaten Orten zusammensuchen, was im Moment gilt. Der «Wahrig» […] bietet im Hauptteil den Wortschatz nach den neuen Regeln, im einleitenden Kommentar aber vertritt der […] Linguist Peter Eisenberg seinen reformkritischen Standpunkt […]. Ein Lehrmittel, das sich dermassen selber widerspricht, ist eine neuartige Erscheinung und ein Symbol für den Zwiespalt, in den man die Schule manövriert hat.
Wenn man an ganz disparaten orten zusammensucht, findet man immer unterschiedliches, vor allem, wenn man ein vorwort eines in allen lagern umstrittenen linguisten in einem nichtlehrmittel dazunimmt. Die welt war vorher nicht so heil, auch nicht die ortografische duden-, Mackensen- usw.-welt. Das weiss man allerdings nur, wenn man sich auch vor 2000 dafür interessiert hat. Auch wenn es für einen lateinlehrer nicht leicht zu verstehen ist: Die welt ist da und dort widersprüchlich und man kann sie nicht anhalten, weder für die schule noch für einzelne poeten.
Die Orthographie ist eine in Jahrhunderten entstandene, geradezu geniale Kunst, dem Leser einen bestimmten Sinn zu vermitteln. Je länger man sich damit befasst, desto mehr staunt man und desto geringer wird die Lust, irgend etwas daran zu ändern.
Je länger man sich damit befasst … Wir staunen auch: Wer ist man und was heisst lang?
Es kommt dazu, dass Schüler/Innen Grammatikfehler lernen sollen (z.B."Es tut mir Leid) sowie falsche Etymologien (z.B. einbläuen" von blau) und dass ihnen Wörter unterschlagen werden (z.B."greulich).
Und auf welche Grammatik stützt sich Schüler/Innen?
Die neue Rechtschreibung hat sich in den belletristischen Neuerscheinungen noch keineswegs durchgesetzt. […] Die Entscheidung über die Schreibweise trifft der Autor, nicht der Orthograph.
Aber gewiss doch, wenn sich der autor dafür interessiert, was ja nun wirklich nicht bei allen der fall ist. In der belletristik wurde die fraktur auch nicht so schnell abgeschafft wie in der schule, jedenfalls nicht schneller, und selbst die übergangszeit für die schule läuft ja noch.
Auch die Schweiz könnte das Ganze noch stoppen, da die Reform beim Ausscheren eines einzigen Landes nicht verwirklicht werden soll. Das ist allerdings nicht zu erwarten, denn hier ist der Leidensdruck geringer; über neunzig Prozent der Änderungen eines Textes machen ja die neuen ss-Schreibungen aus, und gerade hier bleibt die Schweiz bei ihrer bisherigen Sonderregelung.
Ein Merkmal der Reform ist nun, dass viele ihrer Regeln gar nicht die Rechtschreibung betreffen, sondern die Wortbedeutung und Wortbildung. Wer verlangt, man müsse den Ausdruck vor Langerweile als vor langer Weile schreiben, wohlüberlegt als wohl überlegt, greulich als gräulich, heissersehnt als heiss ersehnt usf., der reformiert nicht die Rechtschreibung, sondern ändert oder verdunkelt Bedeutungen.
Da mag es diskutables dabei haben (vielleicht auch vor langer Weile, das aber vor Langeweile nicht ersetzt und damit die differenzierungsmöglichkeiten nicht reduziert), aber das mass an bedeutungdifferenzierung, das die schreibung übernehmen kann und muss, ist nicht durch ein naturgesetz vorgegeben.
Ich habe mir auch schon überlegt, die Eszett-Regeln zu lernen.
Rat eines schweizers, der die regeln (alt und neu) gelernt hat: Ich würde es beim überlegen bewenden lassen.
Unsere Rechtschreibung ist in Verwirrung geraten. Ursache ist eine Reform, die in Deutschland heftig umstritten ist. […] Da nicht nur die materiellen Kosten dieses fragwürdigen Unternehmens enorm sind, wäre eine Diskussion auch bei uns hoch an der Zeit.
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