Wenn trotz allem Schulmeisterfleiß die Schüler nicht parieren und nicht richtig, wollte sagen, nicht «recht»schreiben lernen, so soll eben die Sprache selbst parieren. Und zwar gründlich, ein für allemal. Die Flausen ihrer orthographischen Willkür sollen ihr für alle Zeiten ausgetrieben werden. Man will ihr statt des Faltengewandes, das so viel Freiheit und Unberechenbarkeit zuläßt, ein knapp bemessenes Röcklein auf den Leib schneidern, eng anliegend, sachlich wie ein Trikot. Das neckische Faltenspiel der bisherigen Schreibweise, das den gleichen Laut bald mit eu, bald mit ö, jetzt mit ah, dann mit aa, dann einfach mit a zeichnet, paßt einfach nicht mehr in die Zeit der zweckhaft glatten Stahlrohrmöbel und Atomraketen. […] Der Weg ist dann von da nicht mehr so weit zur allgemeinen Einführung der Comic-strips anstelle des Sprachunterrichts, zum radikalen Fernsehen und zu den reinen Bildmagazinen, so daß wir die Zeit schon nahen fühlen, wo die Menschen ohne alles lästige Schreiben und Lesen auskommen. Damit wird das Orthographieproblem dann seine endgültige Lösung gefunden haben. […] Natürlich würde zunächst einmal der allergrößte Teil der heute in Bibliotheken aufbewahrten Bücherschätze in kürzester Zeit unlesbar.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Zbinden, Hans
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