Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.
Drosdowski, Günther
- titel
- prof. dr. dr. h. c.
- biografie
-
geb. , Osterode (Ostpreussen)
gest.
1973 bis 31. 5. 1995 leiter: dudenredaktion Mannheim
1974 mitglied: wissenschaftlicher rat Institut für deutsche Sprache
1979 o. mitglied: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
1995 vorsitzender: wissenschaftlicher rat der dudenredaktion
Zitate
Günther Drosdowski, Vernünftiger schreiben, 1974
Fast sieht es so aus, als hätten wir uns von dem entfernt, was für Konrad Duden und andere noch eine selbstverständlichkeit war. Die listen mit den reformwünschen sind geschrumpft, und von einigen reformern wird heute sogar nur noch die einführung der gemäßigten kleinschreibung gefordert. […] Will man die rechtschreibung wirklich vereinfachen und verbessern, will man, daß endlich ruhe im bereich der orthographie einkehrt, dann sollte die groß- und kleinschreibung nur in eine umfassendere reform eingebettet sein.
Günther Drosdowski, Der Spiegel, 19. 6. 1995
Diese Reform ist kein großer Wurf aus einem Guß, sondern es ist eine kleine Reform der Vernunft, wie ich gern sage. Es gab zu viele widerstreitende Meinungen und Interessen, deshalb müssen wir mit diesem Kompromiß zufrieden sein. Mehr war nicht möglich. Keiner der an dieser Reform Beteiligten ist mit allem einverstanden, jeder hätte gern irgend etwas anders gemacht.
Günther Drosdowski, brief an Theodor Ickler, 10. 11. 1996, zitiert nach rechtschreibreform.com, 16. 12. 2000
Ich habe mich mit meinen Vorstellungen von einer vernünftigen Neuregelung nicht durchsetzen können, bin immer überstimmt worden - in der Rechtschreibkommission und in den Arbeitsgruppen herrschten mafiaähnliche Zustände. Einige Reformer hatten von der Verschriftung der Sprache und der Funktion der Rechtschreibung für die Sprachgemeinschaft keine Ahnung, von der Grammatik, ohne die es bei Regelungen der Orthographie nun einmal nicht geht, sowieso nicht. Sie mißbrauchten die Reform schamlos, um sich Ansehen im Fach und in der Öffentlichkeit zu verschaffen, Eitelkeiten zu befriedigen und mit orthographischen Publikationen Geld zu verdienen. Selten habe ich erlebt, daß Menschen sich so ungeniert ausziehen und ihre fachlichen und charakterlichen Defizite zur Schau stellen. Es ist schon ein Trauerspiel, daß die Sprachgemeinschaft jetzt ausbaden muß, was sich (es folgen drei Namen) und andere ausgedacht haben. Von dieser (internationalen) Kommission stehen uns ja sicherlich auch noch Burlesken ins Haus, ein Rüpelstück schon allein die Besetzung: Diejenigen, die ihre Spielwiese erhalten wollen, schließen diejenigen, die etwas von der Sache verstehen und Kritik üben, aus, und Kultusministerien drängen auf Quotenregelung! Wundert es Sie da, daß ich des Treibens müde bin?
Wolfgang Wrase, rechtschreibreform.com, 19. 12. 2000
Wieso schrieb Günther Drosdowski nur einen resignierten Brief an einen Gleichgesinnten? Hätte er nicht die Autorität gehabt, die Reform mit ein paar Mitstreitern rechtzeitig zu beenden, mit einigen Pressekonferenzen oder auch nur mit der Drohung: Wenn ihr mit diesem Quatsch nicht aufhört, bringe ich demnächst alles an die Öffentlichkeit, was hier abgelaufen ist!?
A. Schmidt, Mannheim, rechtschreibreform.com, 20. 12. 2000
Das Charakterbild, das Prof. Ickler mit seiner Veröffentlichung des Briefes von Prof. Drosdowski zeichnet, ist geradezu niederschmetternd. Er stellt ihn uns damit als einen Schwächling vor, der es nicht wagte, dem Treiben einer Mafia von Unfähigen entgegenzutreten, sondern sich einfach überstimmen ließ.
Günther Drosdowski steht neben Markner und Birken-Bertsch im Mittelpunkt von Mentrups Kritik. Er wird auf vielen Seiten mit Hohn und Spott übergossen. Besonders verübelt er Drosdowski, daß dieser seine Meinung zur gemäßigten Kleinschreibung im Laufe der Zeit geändert hat.