Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.
Steinitz, Wolfgang
titel
prof. dr.
biografie
geb. 28. 2. 1905 in Breslau
gest. 21. 4. 1967 in Berlin, DDR
linguist und volkskundler
forschungsschwerpunkte: slawistik, finnougristik/ostjakologie, musikforschung
1934 emigration in die Sowjetunion
18. 1. 1946 professor: Humboldt-universität, Berlin (DDR)
27. 11. 1946 vorschlag für eine rechtschreibreform
mitglied: arbeitsgemeinschaft für sprachpflege (stuttgarter empfehlungen)
1954 bis 1958 mitglied: zentralkomitee der SED
1954 bis 1963 vizepräsident; Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR
verweis
de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Steinitz, 3. 6. 2012
Zitat
Teresa Brinkel, Volkskundliche Wissensproduktion in der DDR, Münster 2012
Steinitz betrieb intensive Feldforschungen zur Sprache und Kultur der Volksstämme der Ostjaken und Wogulen in Westsibirien. Schließlich beteiligte er sich an der Volksalphabetisierung, an der Regelung der Orthographie und der Entwicklung von Schulbüchern in Russland. Seine völkerkundlichen Studien gerieten jedoch in den Fokus der dortigen Nationalitätenpolitik, die ihn zunehmend denunzierte. Die stalinistische Wende in den 1930er Jahren hatte in der Nationalitäten- und Sprachenpolitik unter anderem eine „Russifizierung“ aller schriftlosen Minoritäten bewirkt. Steinitz hatte aber aufgrund seiner Feldforschung eine Orthographie für das bisher schriftlose Ostjakisch vorgeschlagen. Diese Orthographie beruhte unter anderem auf lateinischen Grundbuchstaben, weshalb er beschuldigt wurde, den Ostjaken das Erlernen der Schriftsprache zu erschweren.