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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stellungnahmen → Noch ein faktor
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Der Bund für vereinfachte rechtschreibung nimmt stellung

Noch ein faktor

Zu Barbara Höfler, «Sind fiele Feler schädlich?», NZZ-Folio, april 2019

Nachweis unter presse und internet

Artikel einschliesslich dieser stellungnahme: folio.nzz.ch.

Barbara Höfler erörtert das problem des schreiben­lernens ausgewogen und fast vollständig. Nur ihre aufzählung der ursachen für rechtschreib­schwäche, in der zum schluss auch die rechtschreib­reform auftaucht, ist zu ergänzen durch die reform­bedürftige recht­schreibung an sich.

Dazu las man beispiels­weise schon vor 101 jahren in der «Schweizerischen Lehrer­zeitung» vom 20. april 1918: «Wenn erst der Gedächtnis­kram in Silben­trennung, Orthographie, Unterscheidung von ss und ß etc. aus unsern Schulen verschwände! Warum müssen wir Lehrer und Schüler für die Orthographie­sünden des 17. Jahrhunderts büssen, da die Schriftsetzer nach eigener Willkür begannen, die Dingwörter mit Majuskeln zu bezeichnen, welches Vorrecht alle andern Sprachen doch nur den Eigen­namen und den Satz­anfängen zugestehen? Mit welcher Begründung benötigen wir des weitern für den gleichen Laut f die drei verschiedenen Bezeichnungen v, f, ph?»

In der Schweiz ist das ß zwischen­zeitlich verschwunden, und nun ist es auch schlicht nicht mehr möglich, dass schüler mit der trennung von ck und «schifffahrt» probleme haben. Beklagen sich schweizerische oder deutsche schüler seit 1938 darüber, dass sie hier «schliessen» und dort «schließen» (früher sogar «ſchließen») lernen müssen? Über doppel­formen, die es schon immer gab, z. b. «G(h)etto», haben sich auch weniger die schulen beschwert als die setzer, und die gibt es ja nun nicht mehr. In der schule werden wohl kaum gleichzeitig die neue und die alte rechtschreibung unterrichtet, auf die die neuen doppel­formen zurückgehen. Die verwirrung der sieben­jährigen geht bestimmt auf das tägliche studium der «NZZ» und des (ortografisch von ihr abweichenden) «NZZ-Folio» zurück. Das müsste sich aller­dings eher in den leserzahlen als in der fehlerstatistik niederschlagen.