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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stellungnahmen → ß in der Schweiz
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Der Bund für vereinfachte rechtschreibung nimmt stellung

ß in der Schweiz

Zu Karin Yu, Studentin, «Warum verwendet man "ß" in Deutschland und nicht in der Schweiz?», de.quora.com,

Antwort von Rolf Landolt

Früher gab es 3 buchstaben für den s-laut: ſ (lang-s, im wortinnern, auch in anderen sprachen gebräuchlich), s (schluss-s) und ß (nur im deutschen). Warum das ſ verschwunden ist, das ß aber nicht, ist schwer zu sagen; es ist wohl auch ein bisschen zufall. Auf jeden fall hängt es mit dem aufkommen und dem verschwinden der fraktur zusammen. Hier gibt es einen unterschied zwischen der deutschsprachigen Schweiz und dem übrigen sprachgebiert. Die fraktur war in der Schweiz früher und stärker auf dem rückzug. Bei den in den druckereien vorhandenen antiquaschriften fehlte oft das ß. Das war auch in Deutschland der fall, aber das meiste wurde ja in fraktur gedruckt. Entscheidend ist, dass die schweizerischen schreibmaschinen (und nach wie vor die kompjutertastaturen) französische zeichen, aber kein ß (und keine grossen umlaute) enthalten. Ein buchstabe, den niemand (auch in den amtsstuben) auf der schreibmaschine tippen konnte, musste auch aus der schule verschwinden.

Die druckereien verwendeten das ß weiterhin, auch die zeitungen (die Neue Zürcher Zeitung bis 1974). Das war möglich, weil man vom geachteten berufsstand des setzers spezialkenntnisse erwarten konnte. Den beruf gibt es nicht mehr. Dafür haben wir heute die neue situation, dass geschriebene wörter auch ohne tastatur entstehen. Was herauskommt, basiert nicht mehr auf der schulbildung, sondern auf den normen von Microsoft, Apple, Google, Meta usw. Damit schleicht sich das ß in die alltagskorrespondenz ein. Das geschieht natürlich nicht konsequent und fehlerlos. Das so verursachte durcheinander wird wohl kaum dazu führen, dass man der schreibweise grosse beachtung schenkt.

96 Aufrufe (stand 2024-05-27)