Konrad Duden, Zukunftsorthographie, , s. 11 (in fraktur)
Für den Reiz der Sprachforſchung wenigſtens die Gebildeten der Nation empfänglich zu machen, das Sprachgefül durch Aufweiſung der urſprünglichen und eigentlichen Bedeutung der jetzt üblichen Wörter zu wecken und dadurch eine reich ſtrömende Quelle der Bildung nicht nur für den Geiſt, ſondern auch für das Gemüt, zu erſchließen, das iſt ſicherlich eine herrliche, eine der ſchönſten Aufgaben der Lehrer des Volkes, und der Volksſchullehrer in der Dorfſchule kann in ſeiner Weiſe ſo gut zu ihrer Löſung beitragen wie der Profeſſor auf dem Lehrſtul der Univerſität, aber – mit der Orthographie hat dieſe Aufgabe nichts gemeint. Reinliche Beſchränkung auf den eigentlichen Zweck iſt überall gut, darum iſt diejenige Orthographie die beſte, welche, das hiſtoriſche Studium der Sprache den Gelehrten überlaſſend, nichts weiter will als treu und ſonder Müh’ das geſprochene Wort widergeben.