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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → schichtenmodell
nachgeführt , 2021-08-18
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org

schichtenmodell

definition

Strukturierungsprinzip für die (technische) kommunikation.

Arbeitsteilung gemäss einem modell mit unabhängigen, austauschbaren schichten (layers).

schema, an­gewandt auf schreiben und lesen
schema
funktion

Jede schicht …

  • realisiert spezifische aufgaben (vgl. zitat von Konrad Duden)
  • stellt der darüberliegenden schicht dienste zur verfügung
  • nutzt selbst die dienste der darunterliegenden schicht
  • darf keine schicht überspringen
  • kann eine eigene politische verantwortlichkeit haben

Das schichtenmodell ist eine idealisierte vorstellung, es ist aber eine voraussetzung für wartbarkeit und weiter­entwicklung von kommunikations­systemen. Gerade im fall der schrift lässt es erkennen, welch geniale erfindung die buchstaben­schrift ist. Sie ist eine kulturelle errungenschaft, die — im interesse von schreibern und lesern — aufmerksamkeit und pflege verdient. Das modell ermöglicht u. a. eine klare unterscheidung von sprache und schreibung. Deutsch ist immer noch deutsch und russisch ist immer noch russisch, wenn es in lateinischer, kyrillischer, singalesischer schrift, in fraktur, steno, braille wiedergegeben wird.

verweise

de.wikipedia.org/wiki/Schichtenarchitektur

stellungnahme zu: «Willkür in den Worten; die Rechtschreibreform und das Recht.»

neu Writing is not Language, ,


Zitate

neu , Neue Zürcher Zei­tung,

[Neue Zürcher Zei­tung:] Greift die Reform in die Sprache ein? [Muschg:] Ja, fundamental.

, Utopie kreativ, , s. 29 (um­formuliert)

Die heil­lose Ver­quickung von Sprache und ihrer Schreibung, die sich von allem Anfang durch die ge­samte Kontro­verse zieht […]. Schreib­normen sollten sich zwar auf sprachliche normen stützen, aber gerade in der deutschen Ortho­gra­phie sind sie weit­gehend von ihnen un­abhängig und völlig will­kürlich fest­gelegt.

Rechtschreibung ist nicht das­selbe wie Sprache, wie­wohl beides natürlich mit­einander zu tun hat, So komplex das Ver­hältnis zwischen laut­licher und schrift­licher Existenz­form von Sprache auch ist – es wäre abwegig, der­maßen be­schei­dene Ver­änderungen, wie diese Reform sie bringt, als Veränderungen der „Spra­che“ anzusehen. Daher ist die in der De­batte vor­kommende saloppe Be­zeich­nung „Sprach­reform“ unzu­treffend und irre­führend.

Die gesprochene Sprache entwickelt sich im wesentlichen spontan. Die Sprecher be­merken diese Ent­wicklung im all­ge­meinen gar nicht, zumindest nicht sofort. Im Gegen­satz dazu ist Recht­schreibung stets Konvention. Nicht nur die Art der An­wendung einer be­stimmten Schrift auf die Schreibung einer Sprache kann von gesell­schaftlichen Instanzen, herrschen­den Individuen oder Gremien fest­gelegt bzw. ver­einbart werden. Die Schrift selbst ist aus­wechselbar.

Michael Nau­mann, Die Zeit,

Recht hat er [Der Spiegel] allerdings mit der Behauptung, die Sprache »gehöre nicht der Kultus­bürokratie«. Das hatte die­se freilich nie behauptet – denn zwi­schen jeder Sprache und ihrer Recht­schreibung liegen geradezu meta­physi­sche Abgründe. In diesen Ab­gründen sind schon manche Jour­nalisten ver­schwunden.

Wolfgang Ullrich Wurzel, Neues Deutschland,

Wenn man nach­vollziehen will, was eine Rechtschreib­reform bedeutet und was nicht, so ist es zunächst einmal not­wendig, zwischen der Sprache selbst und ihrer […] Ortho­graphie zu unter­scheiden. So kann es be­kanntlich durchaus bes­sere und schlechtere Ortho­graphien ge­ben […], aber bessere und schlechtere Sprachen gibt es nicht. Eine Ver­änderung der Recht­schreibung bedeutet damit kei­nen un­zulässigen Eingriff in die Sprache, wie es von Gegnern jeder Rechtschreib­reform immer behauptet wird.

Peter Wapnewski, Süd­deutsche Zeitung,

Wofern es der Obrig­keit einfiele, unsere Sprache zu verändern: in ihre For­matio­nen, Fügungen, ihre Struktur und Aus­drucks­möglichkeit ein­zugreifen mit Hilfe von Erlaß und Gesetz, wäre Wider­stand die erste Bürger­pflicht. […] Was jedoch die neuen Regeln vor­schlagen, hat eine Ver­änderung der Sprache weder zur Absicht noch zur Folge.

Konrad Duden,

Reinliche Beschränkung auf den eigent­lichen Zweck ist überall gut, darum ist diejenige Ortho­graphie die beste, welche, das historische Studium der Sprache den Gelehrten über­lassend, nichts weiter will als treu und sonder Müh‘ das ge­spro­chene Wort wider­geben.