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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → vokalquantität
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vokalquantität

Ortografische kennzeichnung der vokallänge (kürze, dehnung).

Zitate

Und nun die Schärfung. Das Regelbuch sagt, daß die Kürze des Selbst­lauts über­haupt nur in betonten Silben, die nur auf einen Mitlaut ausgehen, bezeichnet wird, und zwar durch Ver­doppelung dieses Mitlauts. Wenn man nur diese Regel konsequent durch­führen wollte. Doch auch hier folgen auf die Regeln sofort die Ausnahmen. […] Schlimmer als die Schärfung ist die Dehnung. Zunächst sagt das Regelbuch, daß die Länge des Selbst­lautes meist nicht besonders bezeichnet wird; un­mittelbar dahinter aber heißt es, daß sie in zahlreichen Wörtern be­zeichnet wird, und zwar, wie männiglich weiß, nicht durch ein, sondern durch drei ver­schiedene Zeichen. […] also für völlig gleich­klingende Silben bis sechs verschiedene Schreib­weisen.

, Die Ver­antwor­tung für die Schrift, , s. 162f.

Die hauptsächlichen „Dehnungs­zeichen“ (h und e in ie) haben bekanntlich wenig zu tun mit einem Primär­wert „Kenn­zeichnung der Dauer der Vokale“, sondern gehen auf Aus­weitungen von Einzel­fällen zurück, in denen lautliche Ver­änderungen den Laut­bezug einzelner Buch­staben modifiziert hatten. Es handelt sich also um typische Sekundär­werte. Nun könnte man sagen, daß diese neue Funktion als wertvoll anerkannt werden könne. Damit käme ein Sachwert ins Spiel, der durch­aus positiv spräche, wenn er nicht mit dreierlei erkauft wäre: 1. diese Dehnungs­zeichen sind einer der folgen­schwersten Einbrüche von Sekundär­wirkungen in das Grund­prinzip unserer Schrift, die immerhin eine Buchstaben­schrift sein sollte; 2. mit den beiden Zufalls­dehnzeichen ist seit Jahr­hunderten der Weg versperrt, der zu einer unserer Schrift an­gemessenen aus­reichenden Kenn­zeichnung der Vokal­quantitäten hätte führen können; 3. darüber sind diesen ursprünglich funktions­los gewordenen Buch­staben so viele Traditions­werte zu­gewachsen, daß, los­gelöst von allen Primär- und Sekundär­werten, die Vor­stellung, daß an diesem Tertiär­gebrauch sich etwas ändern könne, für einen großen Teil der Schreib­gemeinschaft ein emotionales Zentrum ersten Ranges geworden ist.

Daß die Dehnungs­zeichen ſelbſt bei der maß­vollſten Reform unſerer maßlos ver­dorbenen Wort­ſchreibung zuerſt und vor Allem über Bord geworfen werden muſten und daß gegenüber dieſen elenden Über­bleibſeln aus der wüſten Schreib­weiſe vergangener Jahr­hunderte zaghafte Beſcheiden­heit and feige Scheu vor Eingriffen in die ſüße Gewohnheit ſehr wenig am Platze ſeien, darüber ſind außer denen, die mit be­ſchränktem Unterthan­verſtande ſich vor dem Tyrannen uſus beugen, wohl Alle einig. Die dringend gebotene Her­ſtellung einer Einigung in der Deutſchen Recht­ſchreibung iſt ohne Tilgung der Dehnungs­zeichen gar nicht denkbar.

Vokale von verſchiedener Quantität ſind zwar nicht eigentlich ver­ſchiedene Laute; aber die Bezeichnung der Länge und Kürze gehört doch zur Genauigkeit der Schrift; manche Sprachen bez. Schrift­arten haben für lange und kurze Vokale ver­ſchiedene Buch­ſtaben, z. B. das Sanskrit und das Griechiſche (wenigſtens für e und o); andre be­zeichnen die Länge durch den Cirkumflex (^), z. B. das Alt­hochdeutſche und das Mittel­hochdeutſche.

, Ortho­graphisches Wörter­buch,

Sehr erleichtert würde die Regelung der jetzigen Schrift­ſprache, wenn wir für die gedehnten (langen) Vokale beſondere Zeichen hätten, wie z. B. im griechiſchen ω neben ο, im mhd. æ neben ä. Grimm ſchlägt vor: „Das beſte Heil­mittel ſchiene, auf Aus­zeichnung der Dehnung vor der Kürze zu verzichten, und ſie, wie früher, dem Leſer anheim zu geben.“

Verweise

fundsachen

de.wikipedia.org/wiki/Vokalquantität