Karl Corino, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Reiner Kunze, der in seinen Gedichten seit Jahrzehnten einer eigenen Version der gemäßigten Kleinschreibung folgt, gehörte zu den Kritikern dieser Reform, sobald deren Inhalte ruchbar wurden.
Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.
geb. , Oelsnitz, Erzgebirge
1955 diplom-journalist: univ. Leipzig
1962 schriftsteller
1977 übersiedelung von der DDR in die BRD
mitglied: Bayerische akademie der schönen künste
Karl Corino, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Reiner Kunze, der in seinen Gedichten seit Jahrzehnten einer eigenen Version der gemäßigten Kleinschreibung folgt, gehörte zu den Kritikern dieser Reform, sobald deren Inhalte ruchbar wurden.
neu Claudia Schülke, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Der Schriftsteller Reiner Kunze ließ […] keinen Zweifel daran aufkommen, daß die sogenannte Reform der deutschen Rechtschreibung eine "sprachliche Enteignung" und "Machtanmaßung" linker Ideologen sei. Der Lyriker – diktaturgeprüft in der ehemaligen DDR – hat sich daher dem "Diktat der Reform" verweigert und beharrt auf der herkömmlichen Orthographie in seinen Werken.
edo, Süddeutsche Zeitung,
Reiner Kunze meldete sich mit einem Grammatikschnitzer ersten Ranges zu Wort: Die Sprache sei „ein zu hohes Gut, um sie durch pseudorevolutionäre Borniertheit zwangsverarmen zu lassen“. (Die Geduld der Leser ist auch ein zu hohes Gut, als dass man sie mit pseudokritischen Wichtigtuereien strapazieren dürfte.)
Reiner Kunze, Frankfurter Allgemeine Zeitung, , s. 39
Ich habe schon einmal gegen eine Mauer gekämpft, und das in dem Bewußtsein, ihren Fall selbst nicht mehr zu erleben – und plötzlich war die Mauer gefallen. Seit acht Jahren kämpfe ich wieder gegen eine Mauer, die diesmal nicht durch mein Land, sondern durch meine Sprache verläuft und durch Sprach- und Kulturvernunft nicht zu Fall zu bringen ist.
Den Vogel schießt Reiner Kunze ab, der als Schriftsteller länger nicht mehr hervorgetreten ist: „Ich habe schon mal gegen eine Mauer gekämpft … seit acht Jahren kämpfe ich wieder gegen eine Mauer, die diesmal durch meine Sprache verläuft …“