willkommen
kontakt
impressum
suchen

Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stellungnahmen → In massen
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org
Der Bund für vereinfachte rechtschreibung nimmt stellung

In massen

Zu , «Warum ich das Eszett liebe und wie du es richtig verwendest», ,

Nachweis unter presse und internet

Als veröffentlicht.

Und wie es Schweizern gelingt, zu unter­scheiden, ob jemand in Maßen oder in Massen trinkt, das muss mir mal ein Schweizer erklären.

Rolf Landolt – 16.06.21

Ein schweizer muss Ihnen mal erklären, wie es uns gelingt, zu unterscheiden, ob jemand «in Maßen» oder «in Massen» trinkt? Hier ist eine erklärung: Wir unterscheiden es so gut oder schlecht wie Anzeige von Anzeige (ad­vertisement, advice, notice, display, complaint), Gericht von Gericht (court, dish), Absatz von Absatz (heel, paragraph, sales). Miss­verständnisse sind immer möglich, ohne dass ein klärender wunder­buchstabe zur verfügung steht, wie diese kolumne zeigt: «Auf Wikipedia steht: ‹Facebook ist eine Website zur Bildung und Unter­haltung sozialer Netzwerke›. Das mit der Bildung hat bestimmt der CEO von Facebook schreiben lassen.» Der spötter hat nicht bedacht, dass bilden und unterhalten nicht nur educate und entertain bedeuten, sondern auch establish und maintain. Weitere beispiele: orto­grafie.ch/fund­sachen/ambigui­taet.php. – Neben diesen unzähligen fällen ist der fall «masse» an den haaren herbei­gezogen. In der praxis braucht man «in massen» für abzählbare dinge, nicht für flüssig­keiten. Getränke konsumiert man in mengen, unmengen. Es können natürlich massen von flaschen sein oder wasser­massen, aber dann sagt man das.

Noch etwas zur Schweiz: Unter schweizer deutsch (schwiizer tüütsch) verstehen wir den dialekt analog plattdütsch im norden. (Das gemeinsame ü ist kein zufall; die laut­verschiebung kam teilweise nicht bis zu uns am linken und zu den platt­deutschen am rechten rand.) Das ist dialekt: D luut­verschiebig isch teilwiis nüd bis zu üs am lingge und zu de platt­tüütsche am rächte rand chu. (Dabei wird ie wie vor der laut­verschiebung als ie aus­gesprochen, ausserdem gibt es nur 1 vergangenheits­form.) Geschrieben wird standard­deutsch, aber eben ohne ß. Es stünde natürlich jedem frei, das ß zu verwenden, und einige zeitungen schafften es erst ab, als es keine (standes­bewussten) setzer mehr gab. Nur wird es in der schule seit einem knappen jahrhundert nicht mehr gelehrt und es fehlte auf den schreib­maschinen. Nur ist es auf der ganzen welt so, dass das, was man in der schule lernt, als das allein­selig­machende gilt. Weiteres: orto­grafie.ch/stich­wort/sz.php