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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 1995
nachgeführt , 2021-01-11
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Aus presse und internet

1995-12-19

neu : Die Tücken der Rechtschreibereform. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 295, s. 45, Briefe an die NZZ (345 wörter)
Wer als Sprach­wissenschafter solche Regelungen mitträgt wie z. B. der Kalte Krieg (neu, bisher der kalte Krieg) und hand­kehrum der eiserne Vorhang (neu, bisher der Eiserne Vorhang), darf sich nicht wundern über Spott und Hohn.
: Jahrelange Verwirrung vorprogrammiert. Süddeutsche Zeitung, , Leserbriefe (418 wörter)
Die schwerwiegendste Änderung der Reform ist die weitgehende Abschaffung des ß, das sich seit dem 15. Jahrhundert als sinnvoller deutscher Sonder­buchstabe bewährt hat. Gerade diese Änderung wurde in den Ver­öffentlichungen der letzten Monate praktisch nie erwähnt. Vielmehr hat man die bewahrenden Kräfte erfolgreich auf den Nebenkriegs­schauplatz Fremdwort­schreibung abgelenkt.

1995-12-16

neu : Rechtschreibreform akzeptiert. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 293, s. 45, Feuilleton (120 wörter)
Die Minister­präsidenten der deutschen Bundes­länder haben am 14. Dezember in Bonn grünes Licht für eine massvolle Reform der deutschen Recht­schreibung gegeben.

1995-12-05

: Dreizehn Jahre Stress. Süddeutsche Zeitung, , s. 4
Das Getöse um die unselige Rechtschreib­reform – der Teufel soll sie holen! – hat die jüngste Sitzung der Kultus­minister-Konferenz derart dominiert, dass deren wichtigere Entscheidung darin beinahe unterging: Beim Abitur bleibt alles, wie es war […].

1995-12-04

: "Warum müssen wir uns nach den Buckligen richten?" Stichtag 1. August 1998: Ob Siegfried Lenz oder Martin Walser, die Schriftsteller sind gegen die Orthographiereform, die Verlage finden sich ab. Die Welt, , nr. 283, s. 10
Offensichtlich können Rechtschreib­reform und Schrift­steller nicht zueinander­kommen. […] Recht­schreibung sei "Stimmungs­sache", weiß Martin Walser, eine "Konvention", von der man sich inspirieren lassen kann, aber nicht muß. […] Auf völliges Un­verständnis stoßen die Pläne bei Siegfried Lenz. "Jedes Wort trägt schließlich in der geschriebenen Form seine Bedeutung. Warum soll man das ändern?" fragt der Hanseat. "Wo ist die Legitimation derer, die uns die neuen Regeln aufzwingen?"

1995-11-18

: Wer diktiert die Rechtschreibreform? Eine Stellungnahme aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Neue Zürcher Zeitung, , 216. jg., nr. 269, s. 46 (1012 wörter)
Unklar ist, wie denn die Entscheidungs­prozesse in der Bundes­republik verlaufen.

1995-11-15

U-Bahnhöfe erzählen Geschichte. Unterhaltsamer be.bra-Band aus knapp hundert Jahren Berliner Untergrundbahn. Neues Deutschland (), , Brandenburg
Endlich holte hier mal einer aus dem Unter­grund, daß das „C“ vom Kott­busser Tor einer Rechtschreib­reform von 1901 zum Opfer gefallen war, die 1913 wieder auf­gehoben wurde. Das „K“ hatte sich dort aber so ein­gebürgert, daß es blieb.

1995-11-03

: Der Duden, nicht das Amtsblatt. Neue Zürcher Zeitung, , 216. jg., nr. 256, s. 79, Briefe an die NZZ
Diese verlegerischen Freiheiten werden — wenn es denn zu einer neuen amtlichen Regelung kommen soll — auch in Zukunft erhalten bleiben. Man wird bei Rechtschreib­fragen also weiterhin im Duden, in einem anderen Wörterbuch oder auch in einer geeigneten Grammatik nachschlagen und nicht im Amtsblatt.
: Zweifelhafte Vereinfachung der Rechtschreibung – Chance vertan. Eine Reform der deutschen Orthographie sollte nicht übers Knie gebrochen werden. Neues Deutschland (), , s. 14, Wissen (774 wörter)
Eine Rechtschreib­reform verfolgt im Grunde zwei miteinander verbundene Ziele, nämlich erstens die Ortho­graphie zu systematisieren, d.h. Ausnahmen zu beseitigen, und zweitens die Ortho­graphie an den erreichten Stand der Sprach­entwicklung an­zupassen. Beides bedeutet eine Vereinfachung der Schreibung. Eine Reform ist daran zu messen, inwie­weit sie das tut. Hier muß man sagen, daß mit dem vor­liegenden Reform­konzept die Chance vertan wurde, die deutsche Recht­schreibung in möglichst starkem Maße zu vereinfachen. […] wes­halb hat man die Frage der Klein­schreibung von Substan­tiven aus­gespart, weshalb werden Fremd­wörter nicht strikter an die deutschen Sprach­gewohnheiten angepaßt?

1995-11-02

: Moralisierend gegen den Reichtum der Sprache. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 255, s. 13, Briefe an die Herausgeber (259 wörter)
Andererseits jedoch vermag auch alle Moquerie und Nörgelei keinen ernstlichen Schaden an unserer Sprache anzurichten – die ist aufgrund immanenter und installier­ter Mechanismen derart stabil, daß sie auch durch gezielte Aktionen nicht zu be­schädigen ist. So sei beispiels­weise an das höchst vergnügliche diesjährige Sommer­theater um eine ver­meintliche Rechtschreib­reform erinnert.
: Höchste Zeit für die Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 255, s. 13, Briefe an die Herausgeber (436 wörter)
Der Beitrag „Auf deutsch ins Reine“ […] von Friedrich Dieck­mann hat die Auseinander­setzung über die Neu­regelung der deutschen Rechtschreibung leider nicht gefördert. […] zu kritisieren ist vielmehr die moralische Herab­würdigung der um die Orthographie bemühten Wissen­schaftler, denen ein selbst­süchtiger, interessen­geleiteter Beweggrund – sich selbst un­entbehrlich zu machen – unterstellt wird. Damit kann man fast jeden Berufs­stand ver­unglimpfen.
: Ein Kuß wie ein Biß. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 255, s. 13, Briefe an die Herausgeber (172 wörter)
Es wäre meines Erachtens kaum hilfreich, insoweit die Differenzie­rung zwischen langem (ß) und kurzem (ss) Vokal vom Inlaut auch auf den Auslaut (bisher nur ß) zu über­tragen.

1995-10-30

: Ohne Sinn. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 252, s. 12, Zeitgeschehen (147 wörter)
Wenn zusätzlich zu Kultus­ministern und Minister­präsidenten auch noch die Parlamente beteiligt werden müssen, dann ist die Rechtschreib­reform ohnehin vom Tisch. Wer würde ihr ernstlich nach­trauern?

1995-10-28

: Der Tod aller Bücher. Badener Tagblatt, , 148. jg., nr. 252, s. I/II, BT am Samstag
Um die Jahrtausendwende müssen wir uns 12 500 neue Wortbilder einprägen. Dieses Zitat stammt […] von Wolf Schneider. Diese hätten, worauf er ebenfalls hinweist, "die dramatische Wirkung, alle nach der alten Norm gedruckten Bücher fast unlesbar zu machen für die, die in die neue Norm hinein­gewachsen wären . . ." […] Angesichts derart schwerwiegender Konsequenzen darf ich getrost das Schluss­wort wagen: Der Eifer der Reformer ist grösser als der Bedarf an den Reformen, die sie ebenso zielstrebig wie inkompetent verordnen.
: "Sie sind unfähig, zu entscheiden" Deutschland verschiebt Rechtschreibreform — Auswirkungen auch auf die Schweiz. St. Galler Tagblatt, , 157. jg., nr. 252, s. 2
Die Rechtschreib­reform stehe in der 10. Priorität an der 20. Stelle, soll der frühere Zürcher Erziehungs­direktor Alfred Gilgen einmal gesagt haben.
: Rechtschreibreform erhält Verspätung. Deutsche Bundesländer vertagen Entscheid. Tages-Anzeiger, , 103. jg., nr. 251, s. 12, Kehrseite
Die Einführung der Rechtschreib­reform in Österreich, Deutschland und der Schweiz gerät in Verzug. […] Einige Minister­präsidenten fragten, ob sie überhaupt das Recht zu einer solchen Verordnung hätten.
: Eine Reform der Halbherzigkeit. Berliner Kurier, , s. 2, Politik, Kommentar (205 wörter)
Nach der deutschen Vereinigung gab es gering­fügige Veränderungen im Wortschatz, nicht aber in der Orthographie. Der Grund, sie zu ändern, ist nicht zu finden. Schon gar nicht durch eine auf­gezwungene und halbherzige Reform, die nur auf platte Vereinfachung zielt. Eine wirkliche Reform bestünde in genereller Klein­schreibung ähnlich dem Englischen.
: Sie kommt nicht, sie kommt. Frankfurter Rundschau, , 51. jg., nr. 251, s. 3, kommentar
"Ach Sie wissen doch, wie es ist: Man beschäftigt sich mit den Dingen erst, wenn man entscheiden muß." So sagt Bayerns Kultus­minister treuherzig. Und so sagen es auch die in Lübeck versammelten Minister­präsidenten und verlangen Aufschub zwecks (Eigen-)Bildung und Aufklärung. Von der Rechtschreib­reform, den internationalen Vereinbarungen im deutschsprachigen Raum wollen sie in den letzten zehn, zwanzig Jahren nichts gehört, nichts gesehen, nichts gelesen haben.

1995-10-27

: Wer ohne Hindernis lernt, lernt nichts. Noch einmal: Vom Irrtum, die deutsche Rechtschreibung ließe sich bürokratisch regeln. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 250, s. 43, Feuilleton (1086 wörter)
Diese Reform versucht, semantische Merkmale der Sprache durch formelle zu ersetzen, und geht dabei von einer falschen Vorstellung der "Form" aus: Weder die Groß- oder Klein­schreibung noch das Zusammen- und/oder Getrennt­schreiben sind bloße "orthographische Varianten". Sie drücken verschiedene Inhalte aus. […] Vom ursprünglichen Vorschlag zur Neuregelung der Orthographie, in dessen Mitte die längst vergessene "gemäßigte Klein­schreibung" stand, ist ohnehin so wenig übriggeblieben, daß man von einer "Reform" gar nicht mehr reden kann.

1995-10-23

Rechtschreibung. Neue Regeln: Jetzt oder nie. Der Spiegel, , nr. 43, s. 102 bis 109, Gesellschaft
Die Reform der Rechtschreibung steht auf der Kippe, diese Woche entscheiden die 16 Länderchefs. In den Medien und in der Bevölkerung wächst die Stimmung gegen das umstrittene Reformwerk. Worum es wirklich geht, wissen noch immer nur wenige Bundesbürger. […] "Es steht 50 zu 50, ob es zu einer Rechtschreib­reform kommt." Größere Chancen gibt Sachsens Kultus­minister Matthias Rößler dem Projekt nicht, das sieben Jahre lang vorbereitet wurde und seit einigen Wochen das meist­diskutierte Bildungs- und Schulthema ist.

1995-10-17

: Für eine sanfte Sprachrenovation. Neue Zürcher Zeitung, , 216. jg., nr. 241, s. 67, Briefe an die NZZ
Hundertjährige französische Bücher wirken denn auch noch durchaus modern, während deutsche Werke aus jener Zeit dank unablässigem Reform­eifer praktisch unlesbar geworden sind.

1995-10-15

: Lächerliche Eindeutschungen. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 41, s. 5, Meinung, Sonntags-Forum (365 wörter)
Und da will man die deutsch­sprachigen Schüler schonen und ihnen Fremd­wörter in ein­gedeutschter Form anbieten. Das ist, schlicht gesagt, lächer­lich.

1995-10-14

: Der Duden ist tot — es lebe der Duden! Neue Zürcher Zeitung, , nr. 239, s. 81, Wochenende (348 wörter)
Doch ab morgen wird alles anders. Die Schrift­gelehrten unseres Jahrzehnts in unserer Sprachregion haben sich etwas Neues ausgedacht, das sie — wie könnte es anders sein — als Reform, als Verbesserung, als Vereinfachung, kurz: als ideale Lösung empfinden. Eine Lösung, die unsere Abc-Schützen und alle, die es geblieben sind, aus dem Labyrinth der deutschen Ortho­graphie sicher herausführen soll. Ein neuer Duden ist schon fast auf dem Markt, und ab 1996 ist beinah alles erlaubt, was verboten war, und umgekehrt. Nein, nicht das Chaos wird herrschen, sondern die ganz grosse Freiheit. Da freuen sich die Computer, denn es gibt neues Futter, die Verlage, denn es gibt neue Bücher, und nur die Deutschlehrer, Redaktoren und Korrektoren überlegen, ob sie den Beruf wechseln oder sich einen Strick kaufen sollen.

1995-10-12

: Schmerz fürs Auge. Lukas Lessing: "Katastrofen und Ketschup"; Nr. 37 (I). Weltwoche, , 63. jg., nr. 41, s. 19, Forum (leserbriefe)
Besonders die Manie zur Eindeutschung fremdsprachiger Wörter irritiert.
: Schmerz fürs Auge. Lukas Lessing: "Katastrofen und Ketschup"; Nr. 37 (II). Weltwoche, , 63. jg., nr. 41, s. 19, Forum (leserbriefe)
Dieser aufschlussreiche Artikel lässt mich erschaudern, wenn ich denke, was da alles noch auf die Schreiberinnen und Schreiber deutscher Sprache zukommen soll.
: Schmerz fürs Auge. Lukas Lessing: "Katastrofen und Ketschup"; Nr. 37 (III). Weltwoche, , 63. jg., nr. 41, s. 19, Forum (leserbriefe)
Liber keine reform als so eine, kann mensch dazu nur sagen. Di ide einer reform wäre docch eigentlich, dass die orthografi einfaccher und/oder konsekwenter und/oder sinnvoller würde.
: Auf deutsch ins Reine. Nicht für Pedanten: Die Grenzen orthographischen Starrsinns. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 237, s. 36, Feuilleton (1464 wörter)
Hinter der intendierten Reform sind zwei Interessen­kreise aus­zumachen. Den einen bilden die Lehrer (und Lehrerin­nen! – eine Ergänzung, die noch nicht Duden-Pflicht ist), die ihren Schülern (und Schülerin­nen!) das Werk der Regeln und Ausnahmen zu er­leichtern streben, um im Fach Deutsch die Fehler­quote zu ver­mindern. Den anderen bildet eine Schar über die deutsch­sprachigen Länder verteilter Spezialisten, deren vorwiegende Be­schäftigung die Konstruktion ortho­graphischer Reformen ist; ihr berufliches Dasein hängt wesentlich davon ab, daß die Ergebnisse ihrer Arbeit vom Staat beachtet und in Verordnungen über­tragen werden. In Gestalt von Reform­unter­nehmungen messen sich so zwei Gruppen mit deutlich selbst­bezogenen Interessen Spezialisten­macht über das sprachlich-ortho­graphische Ganze bei.
neu : Hohe Kosten bei Rechtschreibreform. Neues Deutschland (), , Brandenburg (56 wörter)
Bei einer schlag­artigen Ein­führung der Recht­schreib­reform 1997 rechnet Branden­burg allein für die Um­stellung der Schul­bücher mit Folge­kosten von 20 Millio­nen Mark.

1995-10-11

: Diepgen gegen Teke und Flussschifffahrt. Neues Deutschland (), , Brandenburg
Weniger gut sind nach Meinung des Regierenden Bürgermeisters die Aus­wirkungen der neuen Rechtschreib­reform für Berlin, weshalb Eberhard Diepgen gestern persönlich vor die Journalisten trat. Man stehe einer Reform „aus­drücklich positiv“ gegenüber. Die Reduzierung der Komma­regelungen von 52 auf neun, das sei schon etwas. Aber mit neuen Schreib­weisen wie Teke (Theke), Scharm (Charme) oder gar Fluss­schifffahrt könne er sich nicht an­freunden. Berlin fordere deshalb eine inhaltliche Über­prüfung der Reform­vorschläge sowie eine längere Übergangs­frist, mindestens zehn Jahre. Weshalb man erst jetzt daran gehe, die Bundes­länder auf­zurütteln, wo vieles schon in Sack (oder heißt das viel­leicht schon Sak?) und Tüten ist, wußte Diepgen auch nicht zu be­antworten.

1995-10-08

: „Warum Spaghetti nicht mehr so schreiben wie die Italiener?“ Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 40, s. 5, Meinung (988 wörter)
Aufschub für die Rechtschreib­reform: Fragen an Thüringens Minister­präsidenten Bernhard Vogel (CDU). […] Wird es Übergangs­fristen geben? [Vogel:] Ja. […] und hier plädiere ich dafür, genügend Zeit vor­zusehen, weil ich nicht möchte, daß auch nur ein einziges Schulbuch deswegen neu an­geschafft werden muß, weil an der Recht­schreibung etwas geändert wird. Die Umsetzung der Reform muß zeitlich so disponiert werden, daß dies mit den natürlichen Neu­auflagen von Büchern in den einzelnen Schul­fächern zusammen­fällt und nicht dazu führt, daß die Eltern zusätzlich finanziell belastet werden.

1995-09-29

Einheitliche Kleinschreibung. Berliner Zeitung, , s. 30, Ratgeber (56 wörter)
Wir schlagen vor, den Unter­schied zwischen "daß" und "das" abzuschaffen, eine einheitliche Klein­schreibung ein­zuführen und Wörter so schreiben zu können, wie wir sie sprechen.

1995-09-27

: Die deutsche Sprache – ausgelatscht, glitschig und aalglatt. Die Rechtschreibreform erregt die Gemüter der bundesdeutschen Politiker; Österreicher und Schweizer sind ein wenig ratlos. Neues Deutschland (), , Politik
Christian Schmid von der Schweizer Erziehungs­direktoren­konferenz glaubt, daß seine Lands­leute weniger Probleme haben als die Deutschen, weil sie in ihrem mehr­sprachigen Land immer flexibel zwischen den Sprach­gemeinschaften lavieren. Den Buch­staben ß gibt es in der Schweiz schon lange nicht mehr. Französische Wörter werden in der Schweiz nicht ein­gedeutscht, klar. Da das neue Regel­werk Alternativen wie Variete-Varietee zuläßt, sind's die Schweizer zufrieden.
: Grass kann Ranicki danken. Bestsellerliste Ost: Nicht nur Platz 1 ist zu beachten. Neues Deutschland (), , Kultur
Da gibt es zum Beispiel eine kleine Sensation: Das erste Mal seit Bestehen der Besteseller­liste Ost ist der Duden bis auf den 10. Platz zurück­gefallen. Aus einer Buchhandlung (La Chispa in Berlin) erreichte uns sogar die Frage, weshalb dieses Buch über­haupt noch auf der Bestseller­liste sei, wo es doch gar nicht mehr im Angebot ist. Der Duden nicht mehr im Angebot? Wahr ist, daß die 21. Auflage des Duden momentan beim Verlag auf Eis liegt, bis endgültig klar ist, was nun mit der Rechtschreib­reform wird.

1995-09-26

: Die lächerlichste Bastelei der Welt. Zur aktuellen Orthographie-Diskussion. Neue Zürcher Zeitung, , 216. jg., nr. 223, s. 45, Feuilleton (963 wörter)
Natürlich gäbe es eine Lösung. Die Politiker und die Experten sollten ihre amts­mässigen Kompetenzen in Fragen der Rechtschreibung an drei Personen abtreten. An je eine deutsche, eine öster­reichische und eine schweizerische Schrift­stellerin oder Journalistin, die in ihren Büchern bewiesen haben, dass sie Meiste­rinnen im Umgang mit der Sprache sind. Die drei Frauen setzen sich für drei Monate zusammen und teilen der deutsch­sprachigen Welt dann mit, wie sie es für die kommenden dreissig Jahre mit der Recht­schreibung zu halten hat.

1995-09-25

: Wie man seine Mitmenschen mobbt. Warum eine Rechtschreibreform nur Scherereien bringt. Focus, , nr. 39
Manche Reformen sind nützlich, andere wenigstens diskutabel; für die dritten gilt, daß sie Genugtuung und Belästigung redlich verteilen, wie die drohende Rechtschreibreform dies tut: 100 Reformer sind hochzufrieden, und von den 100 Millionen Menschen deutscher Muttersprache, die sich der Reform nun unterwerfen sollen, haben 98 Millionen den Ärger. […] Mindestens sollte es uns stutzen machen, daß in England und Frankreich eine Rechtschreibreform gar keine Chancen hat, obwohl dort Sprache und Schrift viel weiter auseinanderklaffen.

1995-09-21

: Meinen Sprachforscher das wirklich ernst? Wenn der Keiser vom Tron fellt — eine Katastrofe! Blick, , s. 15, Feuilleton
Konrad Duden (1829—1911) würde zusammen mit seinem «Vollständigen ortho­graphischen Wörterbuch der deutschen Sprache» im Grab rotieren: Sein 1880 erschienenes Sprach-Standardwerk wird komplett überarbeitet.
: Gibt sich und hat Mühe. Wie Lehrlinge schreiben. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 219, s. 96, Schule und Erziehung (659 wörter)
Wenn sich Personen aus Schule und Wirtschaft zu den mutter­sprachlichen Leistungen von Lehrlingen äussern, geschieht dies oft in Form von Klagen. Die sprachli­chen Fähig­keiten der Aus­zubildenden nähmen ständig ab, heisst es. Belegen lassen sich der­artige Aussagen aber kaum, da ent­sprechende Langzeit­studien fehlen. Immerhin liegt nun eine […] Unter­suchung zu den Schreib­leistungen von Deutsch­schweizer Lehrlingen vor. Um Aufschlüsse über die schrift­sprachlichen Stärken und Schwächen von Lehrlingen und Lehr­töchtern zu erhalten, wurden im Schuljahr 1991/92 Aufsätze von Schülern einer Zürcher Berufs­mittelschule auf ihre formalen Qualitäten hin unter­sucht.

1995-09-16

: Rechtschreibreform. Nötige Denkpause. Bayernkurier, , 46. jg., nr. 37, s. 2
Es geht sicher nicht darum, die Neuregelung zu stoppen. Sie enthält viele sinnvolle Neuerungen und eindeutige Erleichterungen, reduziert das für niemand mehr überschaubare Regelwerk auf ein erträgliches Maß und macht Schluß mit Inkosequenzen wie "Auto fahren" und "radfahren". […] Das kann aber nicht heißen, daß die in Deutschland für die Neuregelung ver­antwortlichen Kultus­minister jetzt nur noch automatisch abzusegnen hätten, was ihnen ihre Beamten auf­geschrieben haben.

1995-09-15

: Setzen, Hans Zehetmair! Ulrich Raschke über einen wahren Kämpfer um die Rechtschreibung. Die Woche, , nr. 38, s. 48, Menschen
Das war knapp! In letzter Minute konnten Sie eine Konspiration ungeahnten Ausmaßes aufdecken: Wissenschaftler und Ministerial­beamte wollten allen Ernstes die deutsche Rechtschreibung reformieren.

1995-09-14

: Katastrofen und Ketschup. Viel Wirbel um die Orthographie-Reform — aber kommt sie auch wirklich? Weltwoche, , 63. jg., nr. 37, s. 65, Kultur
Eine Gemeinsamkeit mit dem Jahrhundert­werk von 1901 steht jetzt schon fest — das Scheitern. […] Jetzt gelingt nicht mal die von Linguisten und Germanisten so sehr herbei­gesehnte Ver­einheitlichung , von der Vereinfachung ganz zu schweigen: Die Deutschen und die Österreicher mochten sich nicht (analog zu den Schweizern) zur vollständigen Abschaffung des fehler­verursachenden Buchstabens ß entschliessen […] Was noch scheiterte: die von allen Linguisten erwünschte gemässigte Klein­schreibung […] Alles sei ein Kompromiss auf kleinstem gemeinsamem Nenner, meint auch Dr. Klaus Heller von der Arbeits­stelle Graphie und Orthographie beim Institut für deutsche Sprache […] Witzig erscheint […] der Ursprung der gesamten Orthographie­diskussion, der eindeutig in der Themengruppe Orthographie am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissen­schaften in Berlin/Ost zu lokalisieren ist.

Unser Bund für vereinfachte rechtschreibung würde niemals für sich in anspruch nehmen, der ursprung der gesamten ortografie­diskussion zu sein, aber immerhin kommt 1924 (seine gründung) vor 1949 (gründung der DDR).

1995-09-12

: "Geplante Rechtschreibreform eine Kulturbarbarei". Frankfurter Allgemeine Zeitung, , s. 4, Politik (92 wörter)
Als "Kulturbarbarei" hat der Präsident des deutschen Lehrer­verbandes, Kraus, die geplante Ein­deutschung von Fremd­wörtern be­zeichnet.

1995-09-11

: Spiegel-Gespräch: "Viele werden erschrecken." Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair über die Rechtschreibreform. Der Spiegel, , nr. 37, s. 226 bis 229, Kultur
Spiegel: Haben Sie Ihre Meinung über die Rechtschreib­reform gewechselt? Uns hat voriges Jahr überrascht, daß Sie als erster Minister den Reform­vorschlag ohne jeden kritischen Unterton begrüßt haben, als er im November 1994 auf einer internationalen Konferenz in Wien verabschiedet wurde. Zehetmair: Nun, da ist uns ein Malheur passiert. […] Spiegel: Wissen denn die Deutschen in etwa, was auf sie zukommt? Zehetmair: Nein, überhaupt nicht. Die breite Öffentlichkeit ist so gut wie gar nicht informiert. Deshalb werden viele erschrecken, wenn es nun zu einer Reform kommt […]. Viele haben gar nicht mehr an eine Reform geglaubt, nachdem seit fast hundert Jahren alle Vorschläge gescheitert sind. […] Zehetmair: Es wäre eine Katastrophe, wenn es zu Katastrofe käme. […] Spiegel: […] Wie schreiben Sie: Heiliger Vater? […] Zehetmair: Heiliger groß natürlich. Spiegel: Das ist heute richtig und künftig falsch. […] Zehetmair: Unmöglich, das halte ich beinahe für einen Eingriff in Glaubensfragen.

1995-09-02

: Alles gleich ist alles anders Die Reform der Orthographie: Risiken und Nebenwirkungen eines nicht ganz durchdachten Vorschlags. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , s. 28, Feuilleton
Doch wer nun glaubt, es sei eine einheitliche Schreibung des Deutschen beschlossen, der irrt: Auch in Zukunft wird es keine Rechtschreibung des Deutschen geben, sondern, wie gehabt, eine deutsche, eine österreichische und eine Schweizer Recht­schreibung der gemeinsamen Sprache. Warum dieser Reichtum an Varianten jetzt fest­geschrieben — oder, wie es in Zukunft heißen soll, "fest geschrieben" wird, ist nicht einzusehen. […] Vor kaum fünf Jahren ist in Paris der Vorschlag zur Neu­regelung der französischen Recht­schreibung an der letzten Hürde, nämlich an der Académie française, gescheitert. Er war ähnlich siegessicher vorgetragen worden. Storniert wurde eine Vorlage, die offiziell nur 273 Wörter betreffen sollte. Doch ein Verlag, dem es weder an unternehmerischer Kapazität noch an wissen­schaftlicher Kompetenz mangelt, rechnete schnell das Zehnfache an betroffenen Wörtern aus. Leider gibt es keine deutsche Akademie mit dem gleichen Einfluß wie die französische.

1995-09-01

: Ungehaltene Rede. Rechtschreibreform: Schon jetzt die Schnauze voll. Der schweizerische Beobachter, , 69. jg., nr. 18
Konrad Duden (1829—1911) diktierte unserem Chef­redaktor Josef Rennhard aus dem Jenseits eine Botschaft zur bevorstehenden Reform der deutschen Recht­schreibung.

1995-08-30

neu : Medienwandel und Kommunikation in Grossbetrieben. Entstehen neuer Informationsplattformen an der Basis. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 200, s. 63 bis 64, Technologie und Gesellschaft
Orthographie beispiels­weise in der e-mail ist sozusagen ein vernachlässig­barer Faktor, solange die Inhalte für die Le­ser(innen) erkennbar bleiben. Der Alltag zeigt, dass der Bedarf an einer ver­einfachten Recht­schreibung enorm ist – und im be­trieblichen Alltag schon seit längerer Zeit – wenn auch individuell – praktiziert wird.

1995-08-11

: Verliert der Duden sein Monopol? Neues Deutschland (), , s. 2, Kommentare
Fragen an HELMUT WALTHER von der Gesellschaft für deutsche Sprache. […] Die Reform ermöglicht doch eine große Liberalität in der Schreib­weise. Warum gab es trotz­dem so viele Proteste? [Walther:] Die Leute sind verunsichert: sie wollen nicht wählen, sondern sich auf je­manden berufen können. Viele be­fürchten auch, daß mit den Änderungen ein Kultur­verfall verbunden ist. Dabei bleibt die Sprache als solche unberührt. Die Hauptwort­kleinschreibung ist ja schon längst nicht mehr im Gespräch.

1995-07-26

: Gegen den Mißbrauch des großen I. Neues Deutschland (), , s. 2, Kommentare, leserbrief
Beim besten Willen kann ich mich nicht mit dem im ND recht oft ge­brauchten großen I, um beide Ge­schlechter zu be­zeichnen, an­freunden […].

1995-07-06

neu : Die Abc-Waffe. Risiken und Nebenwirkungen der Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 154 (1057 wörter)
Endgültig be­graben sind die mutigen Vor­schläge zur Ver­einfachung der deutschen Schrift­sprache, darun­ter die gemäßigte Klein­schreibung, gewiß die erfolg­loseste unter den vielen erfolg­losen Ideen von Sprach­gelehrten. Hier wird es auf lange Zeit nichts mehr zu streiten geben.

1995-07

: Was ändert sich an der deutschen Rechtschreibung? Deutsch als Fremdsprache, , nr. 3, s. 168 bis 176
Abstract: In diesem Beitrag wird ein Überblick über die bevorstehenden Neuregelungen zur Orthographie des Deutschen gegeben, die im November 1994 in Wien als Reform­vorschlag beschlossen wurden. Neben knappen Ausführungen zu Charakter und Geschichte von Orthographie und Orthographie­reformen werden die vorgesehenen Änderungen bei Laut-Buchstaben-Zuordnung (einschließlich Fremdwörtern), Getrennt- und Zusammen­schreibung, Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung und Worttrennung am Zeilenende detailliert erläutert, z. T. erörtert und mit Beispielen illustriert.

1995-06-19

Zwei Jahre im Zwielicht. Der Spiegel (spiegel.de), , nr. 25, s. 106 bis 107, Gesellschaft (691 wörter)
Eine umfassende Reform der Rechtschreibung steht bevor. Sie bringt mehr Änderungen, als es bislang in diesem Jahrhundert gegeben hat. Letzte Instanz sind die deutschen Kultusminister der 16 Bundesländer, sie entscheiden im Herbst. Verzichten sie auf not­wendige Korrekturen? Den Schaden hätten die Schulen. […] Der siebenjährige Krieg um das Ausmaß der Reform hat in dem jetzt vor­liegenden Regelwerk Spuren hinterlassen, die seinen Wert erheblich mindern. Positiv ist, daß vieles vereinfacht und erleichtert wird. Negativ ist, daß einiges unnötig schwierig bleibt oder sogar erschwert wird.
: Packet, Rytmus, Tron? Günther Drosdowski über die Reform der Rechtschreibung. Der Spiegel (spiegel.de), , nr. 25, s. 107 bis 110, Gesellschaft (2446 wörter)
Herr Drosdowski, Sie gehörten der deutschen Kommission an, die jahrelang an der Reform der Rechtschreibung gearbeitet hat. Die meisten Mitglieder wären gern viel weiter gegangen, als im November vorigen Jahres auf einer internationalen Konferenz in Wien beschlossen wurde. Sie auch? Drosdowski: Nein, ich hätte lieber da und dort Abstriche gemacht.

1995-04

: Ein Kaubeu am Rein. NZZ-Folio, , nr. 4, s. 75, Sprachlese (843 wörter)
Dass wir eine Lautschrift hätten […], wird gern gesagt und ist doch in doppelter Hinsicht irre­führend: Weder sind unsere Laute geeignet, das, was sie benennen, halbwegs sinnvoll abzubilden, noch sind unsere Buch­staben imstande, die gesprochenen Laute in schlüssige Symbole umzusetzen. […] Nun sollen wir uns, wenn es nach den Reformern geht, um die Jahrtausend­wende 12 500 Wortbilder einprägen, Alfabet zum Beispiel oder Stängel, weil der eigentlich eine kleine Stange sei. Eine Umgewöhnung, eine Belästigung also wird uns zugemutet, und der Vorteil, der sie aufwiegen soll, liegt auf einem Feld, auf dem die Schrift ohnehin wenig zu vermelden hat: der Logik.

stellungnahme

1995-03-08

: Post-Skriptum zum Fünfhundertsten. Die Zeitschrift „neue deutsche literatur“ feiert ein Jubiläum. Neues Deutschland (), , Kultur
[…] die „neue deutsche literatur, Zeitschrift für deutsch­sprachige Literatur und Kritik“, „ndl“, wie wir Kürzelfreunde sagen. […] Das 500. Heft […] ist soeben erschienen. […] Und unter „ndl-Tagebuch“ finden Sie Meinungen zur Zeit. […] Hernach ein kenntnis­reicher Aufsatz vom Münch­ner Hans Krieger, was es mit der Rechtschreib­reform nun wirklich auf sich hat.

1995-01-27

: Rechtschreibreform: Stammtischwitze und Desinformation. Werbewoche, , nr. 2, kolumne
An den Stammtisch gesetzt hat sich auch der Chef­redaktor der «Welt­woche», Rudolf Bächtold. Eine halbe Spalte sollte am 1. Dezember auf Seite 2 einen Eindruck ver­mitteln, wie ein Text ab 2001 aussieht: «Jetz dürfen wir deutsch sprachigen entlich so schreiben, wie uns der Schnabel gewaxen ist ...» […] Nein, das war Des­information.

1995-01-20

: Vom Tron bis zum Komputer und dem Bändel. Mehr Bindestriche und kleines „du“ zur Tante. Schwäbische Zeitung,
Glücklich sind Rechtschreibreformer wie der Immendinger Realschulrektor Wilhelm Werner Hiestand über die Ende November 1994 in Wien beschlossene Neuregelung der deutschen Rechtschreibung jedoch keineswegs. „Dass die substantivkleinschreibung der zaghaftigkeit der machtträger zum opfer gefallen ist, schmerzt freilich sehr“, urteilt er mit der „Tribüne“ […].