willkommen
kontakt
impressum
suchen

Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 1.–2. 2005
nachgeführt
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org

Aus presse und internet

28. 2. 2005

: Kindheit in einem Land ohne Eltern. In Moldawien wächst eine verlorene Generation heran; ein österreichischer Jesuit hat für sie mit Hilfe von oben ein Städtchen gebaut. Süddeutsche Zeitung, , s. 3, Die Seite drei
In Pirita sollen es bald 140 Kinder sein. […] Auf vielen Landkarten heißt er noch Parata, Erfolg einer Rechtschreibreform des Rumänischen, der moldawischen Staatssprache, deren Irrungen die deutschen weit übertreffen.

26. 2. 2005

: Die Deutsche Sorgenorgel. Über die neue Lust auf reine Verhältnisse; und über den ZDF-Mann Peter Hahne, der diese Lust mit Erweckungs-Merchandising bedient. Süddeutsche Zeitung, , s. I, SZ Wochenende (1967 wörter)
Die Gründe für den überfälligen Weltuntergang liegen ja brettelbreit auf der Straße. Die Rechtschreibreform und Pisa, die Freigabe der Pornographie, die permissive Gesellschaft, […]. Der moderne Kulturkritiker hat dieses absolute Gehör überführt in ein seismographisches Gespür, mit dem er den Verspätungen der Bahn, der Rentenkürzung, der Rechtschreibreform und jedem dahergelaufenen Ärgernis unbedingt ein namenloses Unheil anmerkt, das er zwar auch nicht benennen, aber umso ausdauernder und mit dem immergleichen Klagelied beraunen kann: „Wehe, wehe!“ […] Bestätigt wird der Sorgenorgler durch eh grassierendes Geißlertum. Die Kinder haben wir verwahrlosen lassen – die Lehrer unterrichten ohne Ausbildung – wir brauchen einen neuen Kanon – und die alte Rechtschreibung! – niemand macht mehr einen Diener – wir haben den Türken einfach zu viel durchgehen lassen „und die Kartoffeln sind schon wieder teurer geworden“ (wie die Haushälterin Therese in Elias Canettis Roman „Die Blendung“ immer sagt).

24. 2. 2005

: Ohne Zehetmair. Kritiker der Rechtschreibreform in München. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 46, s. 5, Politik (705 wörter)
Zum ersten Mal seit acht Jahren hatte sich ein für die Rechtschreibreform verantwortlicher Kultusminister bereit erklärt, sich dem Gespräch mit den Kritikern zu stellen. Darauf hatten Germanisten, Schriftsteller und Journalisten lange gewartet. Der Vorsitzende des Rates für die deutsche Rechtschreibung, der frühere bayerische Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU), war jedoch plötzlich erkrankt. So fand in der bayerischen Akademie der Wissenschaften eine Gesprächsrunde mit einigen der profiliertesten Kritiker ohne den eigentlichen Adressaten statt. […] Wenn schon kein Fürsprecher der Reform auf dem Podium saß, so heizte wenigstens der Chef der Duden-Redaktion, Matthias Wermke, die Diskussion mit seinem Vorwurf an, solche "sinnlosen" Debatten mündeten in "Larmoyanz und Politikverdrossenheit". Wieso die Kritik nicht im Rat vorgebracht werde, fragte er, wohl wissend, daß sie dort niemand vorbringen wird und den Kritikern nur das zahnlose Minderheitsvotum bleibt.
: Riegel vorschieben. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 46, s. 39, Feuilleton (433 wörter)
Wohin die Rechtschreibreform mit Mitteln der Werbung führt, sieht man am Erfolg von "Deutschlands meister Kreditkarte" und ähnlichem. Sprache ist eben keineswegs "unkaputtbar".

23. 2. 2005

: Reform der deutschen Rechtschreibung. Neue Juristische Wochenschrift, , nr. 9, s. VI, NJW-aktuell (408 wörter)
Zu einem parlamentarischen Schlagabtausch zum Thema Reform der deutschen Rechtschreibung kam es am 2. 12. 2004 im Deutschen Bundestag. […] Ab dem 1. 8. 2005 solle wieder die Rechtschreibung in ihrer Form vor der Einführung der Neuregelung gelten. Für die Unterstützer dieses Antrags betonte MdB Hans-Joachim Otto (FDP), der Bundestag habe im März 1998 mit Mehrheit beschlossen, dass die Sprache dem Volk gehöre (vgl. BT-Dr 13/10183). Es sei ein Fehler gewesen, die sensible, dynamische Struktur einer Sprache in eine staatliche Verordnung zu zwängen. […] Die weit reichende Forderung des Gruppenantrags wurde von MdB Eckhardt Barthel (SPD) als anmaßend zurückgewiesen. […] Auch MdB Günter Nooke (CDU/CSU) verwies darauf, es sei geradezu absurd, zu denken, der Rechtschreibung sei am besten mit dem Kommando „Zurück zur alten Rechtschreibung“ gedient.

21. 2. 2005

: Auf Biegen und Brechen. Arbeitsgruppenzwang der Rechtschreiber. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 43, s. 35, Feuilleton (187 wörter)
Was zu befürchten war, ist eingetroffen: Die erste inhaltliche Sitzung des neuen Rates für Deutsche Rechtschreibung hat als einziges konkretes Ergebnis die Einrichtung eines neuen Gremiums erbracht.

19. 2. 2005

: Unordnung voran. Der Rat für Rechtschreibung tagt. Süddeutsche Zeitung, , s. 16, Feuilleton (470 wörter)
Auffällig etwa ist, dass der Rat gleich zu Beginn seiner Tätigkeit „Ausschüsse“ und „Arbeitsgruppen“ einrichten will, was wenig sinnvoll wäre, wenn damit nicht auch Möglichkeiten der weiteren Veränderung der Rechtschreibung verbunden wären. Tatsächlich liegt dem Rat eine Vielzahl von Vorschlägen aus dem Kreis seiner Mitglieder vor, wie fernerhin mit der Reform umzugehen sei.

18. 2. 2005

: Noch keine Vorschläge des Rats für Rechtschreibung. , , Yahoo! Nachrichten (238 wörter)
Zehetmair lehnte erneut eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung ab. Der Rat müsse sich bewegen «und ein paar Zeichen setzen für die Versöhnung mit dem Volk.» Jeder strittige Einzelfall müsse hinterfragt werden.
: Wirrwarr im Rat für Rechtschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 41, s. 1, Politik (553 wörter)
Bei der Sitzung des Gremiums an diesem Freitag in Mannheim stehen die besonders strittigen Fälle der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung sowie der Groß- und Kleinschreibung auf der Tagesordnung. Die bisherigen Vorschläge der Mitglieder des Rates gleichen einem Wirrwarr. […] Einige Mitglieder des Rates wollen zunächst eine Bestandsaufnahme der besonders strittigen Fälle herbeiführen, auch die Verlängerung der Übergangszeit wird erwogen. […] Nachdem der Schweizer Gallmann eigens in einem Aufsatz dargelegt hatte, warum die Schweizer das "ß" nicht wiedereinführen, scheint sein erklärtes Ziel als Mitglied des Rates zu sein, diesen Buchstaben auch in Deutschland aus der Schreibung zu tilgen. Dieser Vorschlag wird sich vermutlich ebensowenig durchsetzen wie die alte Idee, eine gemäßigte Kleinschreibung einzuführen.
: Durcheinander. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 41, s. 12, Zeitgeschehen (183 wörter)
Wer die Vorschlagsliste betrachtet, wird den Eindruck nicht los, daß von einer Rückkehr zu den früheren Regeln bis zum Beibehalten des unveränderten Regelwerks nahezu alles erwogen wird, was in der ermüdenden Rechtschreibdiskussion schon hin- und hergewendet wurde. […] Doch wenn der Rat von vorn beginnt, über alles zu debattieren, treten diese Regeln in Kraft, und weitere Jahre gehen ins Land.

17. 2. 2005

: Mit dröhnendem Bass. Kabarett: Matthias Deutschmann in «staatstheater». züritipp (Tages-Anzeiger), , s. 47
Mauerfall, Golfkrieg, 11. September, Rechtschreibreform, Bundeswehreinsatz in Afghanistan, Mautsystem, Hartz — alles Themen, die beim Freiburger Ex-Sponti das Blut in Wallung, den Mund zum Überlaufen und den an Wolfgang Neuss und Matthias Beltz geschulten Improvisationsstil zum Funkeln bringen.

16. 2. 2005

: Wie guckst du? Psychologen testen, ob Schüler die neue oder die alte Rechtschreibung besser lesen können. Berliner Zeitung, , Berlin (381 wörter)
Ob die Rechtschreibreform den Schülern nützt oder schadet - das wollen zwei Psychologen und Sprachforscher der Freien Universität (FU) Berlin mit einem so genannten "Guckomobil" herausfinden. […] Mit dem Test […] wollen die Forscher ihre Hypothese stützen, wonach Schülern die neue Rechtschreibung leichter fällt. Mit Hilfe des Blickbewegungsmessgeräts hoffen die Wissenschaftler womöglich auch Verbesserungsvorschläge für die Rechtschreibreform zu finden.
: Umtopfen. Bund und Länder streiten um die Berliner Akademie. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 39, s. 37, Feuilleton
Wo waren, nur zum Beispiel, die Interventionen der Berliner Akademie im Streit um die Rechtschreibreform?

15. 2. 2005

: Bei Hofe. Fischer und die Visa. Der Tagesspiegel, , Politik
Die Rechtschreibreform mag ja für viele Menschen eine Katastrophe sein. Aber sie hat den Sinn der deutschen Sprache nicht auf den Kopf gestellt, hat aus schuldig nicht unschuldig gemacht. Der Bundesminister des Auswärtigen scheint dennoch darauf zu vertrauen, dass er den Deutschen die Sinne vernebeln kann. Anders lässt sich die Unverfrorenheit nicht deuten, mit der er am Montag den Vorwürfen in der Visa-Affäre begegnete.
: Schüssels Blitzableiterin. Elisabeth Gehrer. Oberösterreichische Nachrichten, , Innenpolitik
Was die — auch umstrittene — Rechtschreibreform 1997, und erst recht nicht der ungeschickt verkürzte "Kinder-statt-Party"-Sager im Sommer 2003 nicht vermocht hatten, drohte nun nachhaltig: Der Eindruck, dass die Ministerin das Gesetz des Handeln zu Gunsten lamentierender Schuldzuweisungen aufgeben würde.

13. 2. 2005

: Kleben und kleben lassen. Der Tagesspiegel, , Weltspiegel
Ernst Theodor Amandus Litfaß ist der Vater der Litfaßsäule. Vor 150 Jahren stellte er in Berlin die erste „Annonciersäulen“ auf, die der Volksmund schon bald nach ihrem Erfinder benannte – und die sich deshalb auch nach der Rechtschreibreform nicht mit drei „s“ schreibt.

Die reine herkunft ist allerdings kein grund für ß. Handelsrechtliche gründe scheinen nicht vorzuliegen. Wenn das wort allgemeingut ist (d. h. auch ein neuer hersteller das ding so nennen darf), ist es das mit allen konsequenzen.

12. 2. 2005

: Ssssss … ß! Frankfurter Rundschau, , s. 39, Hochtaunus, Die 6. Woche (201 wörter)
Nußallee und Schloßplatz in Hanau sind nicht weit voneinander entfernt, haben ansonsten aber nichts gemeinsam. Außer dem "ß". Und mithin die Tatsache, dass die beiden Namen die neue deutsche Rechtschreibung ignorieren. […] Sind Schloßplatz und Nußallee echte Eigennamen? Für die gilt die neue Rechtschreibung definitiv nicht. […] Warum leben wir nicht in der Schweiz? Dort wurde vor etlichen Jahren das runde Buckel-Eszett einfach abgeschafft. […] Und wer hilft uns hier?

Wir: Die neue rechtschreibung gilt nur dann nicht, wenn auch die alte nicht gegolten hat. Das trifft für bestimme arten von eigennamen zu (in erster linie familiennamen), aber nicht für alle, auch nicht für strassennamen. (Die vermeintliche unsicherheit ergibt sich daraus, dass sich fast niemand an die alte oder die neue rechtschreibung halten muss, auch nicht die städte.)

11. 2. 2005

Hübsches Sümmchen. SZ-Magazin, , s. 20, Magazin
Deutschland hat viele Probleme, aber an einem mangelt es nicht: an Experten, die daraus einen Schaden für die Volkswirtschaft berechnen. Wir haben mal addiert. […] Rücknahme der Rechtschreibreform -> 250,0 Millionen -> Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.

10. 2. 2005

: Wenn Schulmeister knechten. Unerhörtes: Ein Sammelband gegen die Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 34, s. 38, Feuilleton (489 wörter)
Zwar dreht sich der Band nicht ausschließlich um die Rechtschreibreform, wie es der Untertitel suggeriert, aber um Sprache, ihre Vielfalt und ihren Ausdrucks­reichtum geht es in allen Beiträgen. […] Man muß die Reform nicht mit der Moralkeule eines christlichen Menschen­bildes angreifen (Jan-Martin Wagner) — der Hinweis auf ihre fehlende Wissenschaftlichkeit genügt auch. Wenngleich der Physiker Hans-Christian Weißker sein naturwissenschaftliches Ideal glasklarer Logik etwas unreflektiert auf die Orthographie­debatte überträgt, ist seiner Feststellung, daß die Ausarbeitung und Umsetzung der Reform keinerlei wissen­schaftlichen Standards entsprochen hat, schwer zu wider­sprechen. […] Bleibt mit Stefan Stirnemann zu hoffen, daß in Zukunft wieder die Sprache selbst Meisterin wird und nicht länger von Schulmeistern geknechtet wird […].

Anscheinend ist ein schulmeister berufen, anderen leuten, die keine sind, schulmeisterei vorzuwerfen.

8. 2. 2005

Millionen Narren im Glück. Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Panorama
„Kölle un die Pänz us aller Welt“ (Köln und die Kinder aus aller Welt) war in der Rheinmetropole das Motto, mit den Motivwagen machten sich die Narren unter anderem lustig über die Agenda 2010, die leeren Kassen von Finanzminister Hans Eichel, die Rechtschreibreform und natürlich den Fußball-Wettskandal.

4. 2. 2005

: Nächstes Mal daheim. Frank Lüdecke witzelt in der Käs über die nationale Krise. Frankfurter Rundschau, , s. 16, Kultur Rheinmain (319 wörter)
Wenn Lüdecke jedoch Daniel Küblböck und die Rechtschreibreform zu Symbolen des Niedergangs stilisiert, scheint er vergessen zu haben, dass hier ganz andere Probleme herrschen.

3. 2. 2005

: Politbarometer: Wulff überholt Kanzler Schröder. Niedersachsens Ministerpräsident steigt erstmals in die Riege der zehn wichtigsten deutschen Politiker auf. Die Welt, ausgabe Hamburg, , Norddeutschland
Mit einer Reihe von Themen machte der Niedersachse im zweiten Jahr seiner Regierungszeit bundesweit Schlagzeilen. Als Flop wurde der Vorstoß für eine Rücknahme der Rechtschreibreform gewertet.

2. 2. 2005

: Hartnäckig. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 27, s. 10, Zeitgeschehen
Es ist eine durchaus heikle Reise, zu der Kulturstaatsministerin Christina Weiss heute nach Warschau aufbricht. […] Sie ist dem Land Berlin bei der Rettung seiner Opern weit entgegengekommen, hat nach dem Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar rasch Erste Hilfe geleistet, kritisierte zaghaft — und wirkungslos — die Rechtschreibreform und hat, in einem seltenen Fall von kurzentschlossenem Durchgreifen, den Architekten der Berliner "Topographie des Terrors", Peter Zumthor, von seinen Aufgaben entbunden und den Bau der Gedenkstätte an sich gezogen.

2. 2005

: Die Mherhiet hat imemr rhcet. NZZ-Folio, , nr. 2, s. 38 bis 41 (2397 wörter)
Im 20. Jahrhundert war der Duden die allein zuständige Instanz in Sachen Schreiben. Doch seit der Rechtschreibreform von 1996 stellt sich die Frage, wer die Definitionsgewalt über Richtig und Falsch hat. […] De facto wurde der Duden im 20. Jahrhundert zur allein zuständigen Instanz in Sachen Rechtschreibung […]. Das ging so lange gut, bis die Reformer von 1996 auf den Plan traten. […] Am Ende stehen wir wie am Anfang vor der Frage, wie stark normiert eine Sprache überhaupt sein muss.

Eine gute idee, sich im temenheft «normen» gedanken zu sprachnormen zu machen. Sie ist jedoch zum scheitern verurteilt und wird zum einseitigen feuilletonistengesäusel, wenn man sprach- und rechtschreibnormen gleichsetzt (vgl. NZZ-Folio vom 1. 1999).

: Die Rechtschreibreform muß weg. ,
Rechtschreib­reformen und Schriftreformen werden nämlich in den aller­meisten Fällen nicht etwa dann gemacht, wenn eine Notwendigkeit aus sprach­internen Gründen dazu besteht, sondern weil eine herrschende Person oder Clique dies so anordnet. Hintergrund ist die infame Idee, dem Volk dadurch kulturellen Wandel - etwa im Sinne der chinesischen Kultur­revolution - aufzuzwingen. Eine "neue Zeit" soll auch in der Sprache eingeläutet und unter­strichen werden. […] Wer Menschen zwingt, anders zu schreiben, zwingt diese auch, anders zu denken. Dies ist in einer Demokratie in höchstem Maße in­akzeptabel.

27. 1. 2005

: Kein Sinn für Schwachsinn. Unermüdlicher Vermittler: Dem schwedischen Germanisten Gustav Korlén zum Neunzigsten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 22, s. 36, Feuilleton (484 wörter)
In den letzten Jahren kämpfte er gegen die Rechtschreibreform und deren Wörtervernichtung. So eben schrieb er in der Festschrift für Reiner Kunze: "Daß eine ,Hand voll' (das Wort ,Handvoll' zum Beispiel wird es für die, die jetzt schreiben lernen, nicht mehr geben) immerhin nicht ganz unbedeutender Linguisten sich auf diesen orthographischen Schwachsinn eingelassen haben, ist und bleibt für mich ein Rätsel."

Wurde hier nicht das wort soeben vernichtet?

26. 1. 2005

: Mieturteile sind Spitzenreiter im Internet. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 21, s. 23, Recht und Steuern
Die Bundesrichter werden ihre Entscheidungen erst vom 1. August an in der neuen Rechtschreibung verfassen, wie Hirsch weiter sagte. Dann läuft die Übergangsfrist aus, bis zu der Behörden noch die alte Schreibweise verwenden dürfen. Das Bundesverfassungs­gericht verwendet dagegen bereits seit längerem die neuen Regeln. […] Der Präsident unterstrich, daß die Neuregelung ohnehin nur für Schriftstücke verbindlich sei, die sein Haus verließen. Die Entscheidung, wie ein Richter selbst schreibe, bleibe ihm dagegen wegen seiner richterlichen Unabhängigkeit selbst überlassen.

25. 1. 2005

: Orthographie — keine «Frage des Heils». St. Galler Tagblatt, , s. 11, leserbriefe (178 wörter)
Die Orthographie ist für mich keineswegs eine «Frage des Heils»; ich habe lediglich das mit der Rechtschreib­reform verbundene Menschen­bild hinterfragt und gezeigt, dass es nicht dem christlichen Menschen­bild entspricht.

Vielen dank, herr prediger! Nach der nazikeule die gotteskeule. Wir schliessen die farisäer in unser gebet ein.

21. 1. 2005

: Aura der Wörter. Kirchenbote für den Kanton Zürich, , s. 6 (242 wörter)
Bislang, so scheint es, hat nicht einmal der «liebe Gott (...) eine Chance gehabt, die Kultus­minister zu bekehren», schreibt Kunze. Sein Büchlein verdiente es daher, dass Theologie und Kirche es in seinen Bekehrungs­bemühungen unterstützten. Denn wenn es stimmt, dass Gott das Wort ist, das unter den Menschen zeltet (Joh. 1, 1.14), dann kann die Rechtschreibe­reform für Theologie und Kirche nicht einfach eine Nebensache sein […].

Der liebe Gott ist nicht für kompromisse und damit weder für die regelung von 1996 noch für die von 1901: «Eure rede sei ja, ja und nein, nein; alles andere ist von übel» (Mt 5,37). Er ist also ganz auf der seite des Bundes für vereinfachte rechtschreibung. Beten wir zu Ihm für die eigennamen-grossschreibung!

18. 1. 2005

: «Man sollte die Sprache trainieren» wie man den Körper trainiert.» Der Zürcher Germanist Peter von Matt über Sprachkultur und Rechtschreibreform. Basler Zeitung, , baz.kulturmagazin, s. 4 (1462 wörter)
Die führenden Sprach­wissenschaftler sind gegen die neue Rechtschreibung, ebenso fast alle Schrift­steller. Es ist so, wie wenn die besten Herzchirurgen eine Empfehlung für eine betimmte Operation abgeben, und dann kommen die Assistenz­ärzte und sagen: «Wir machen es ganz anders».

Grobe beleidigungen als beispiel für sprachkultur?

14. 1. 2005

: Selbsthaß der Deutschsprecher. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 11, s. 9, Briefe an die Herausgeber (333 wörter)
[…] zur Geltung des Deutschen in Europa. Könnten sich doch alle ehemaligen und alle amtierenden deutschen Kultusminister derart für unsere Sprache engagieren. Warum haben sie nicht nach dem Vorbild der skandinavischen Länder einen "deutschen Sprachrat" gegründet, zuständig für alle Fragen der Bewahrung und der Förderung des Deutschen? […] Statt dessen quälen sich die Kultus­minister mit der mißlungenen Rechtschreib­reform herum und richten eigens dafür ein 37 Mitglieder umfassendes Gremium ein, das für diese Aufgabe weder repräsentativ noch kompetent ist.
: Auftrumpfende Landesfürsten. Frankfurter Rundschau, , s. 3, Die Seite drei
Einige Ministerpräsidenten sind nicht zum ersten Mal dabei, höchstselbst die Bildungslinie vorzugeben. Bei der Rechtschreib­reform, von allen Ressort­ministern einstimmig beschlossen, kamen sie zu spät.

13. 1. 2005

: Schunkeln für den guten Zweck. Fastnachtssitzung im Gasthof "Zur Linde" in Klein-Winternheim für AZ-Aktion "Leser helfen". Allgemeine Zeitung, Main-Rheiner,
Auch Hartz IV, Rechtschreibreform und Daschner-Prozess waren Themen.
: Wie Rufmord ist das. Kein Kommentar! die tageszeitung, , nr. 7563, s. 18, Flimmern und Rauschen
Stefan Aust ist der Mann, der nie mit Springer-Chef Mathias Döpfner Ski gefahren ist. Am 9. Februar bekommt er dafür Springers "Goldene Kamera". […] Stattdessen zitieren wir abschließend lieber aus der Zeit (39/04): "Für Ärger im Haus sorgt Stefan Aust selbst. Durch häufige Auftritte gemeinsam ausgerechnet mit Springer-Leuten, Kai Diekmann, dem Bild-Chef, und Mathias Döpfner, dem Herrn des Verlages. Ausgerechnet mit Springer: gemeinsam gegen die Rechtschreib­reform; gegen das Straßburger Urteil in Sachen Caroline; […].
… und heute? Sprachallüren. taz Berlin, , nr. 7563, s. 22, Berlin Aktuell (79 wörter)
"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", behauptet Bastian Sick in seinem gleichnamigen Buch. […] Berufs­sprachpfleger von Spiegel Online […]. Um 20.15 Uhr liest Sick in Lehmanns Fach­buchhandlung […] aus seinem Werk. Vielleicht kann man ihn da mal fragen, warum sein Arbeitgeber trotz vollmundiger Ankündigung die Rechtschreib­reform doch nicht zurückgenommen hat.

10. 1. 2005

neu Dolce vita ohne blauen Dunst. Münchner Merkur (merkur-online.de), , Politik
Aus der nicht unwichtigen Urlauber-Perspektive betrachtet, darf Italien seit gestern als ziemlich ideales Reiseziel für Nichtraucher gelten […]. Im Freien darf man sich weiter eine Zigarette, Zigarre oder Pfeife anzünden, auch in Straßencafé´s […]. Der Beginn der neuen Ära hatte viele Italiener etwa so aufgewühlt wie die Deutschen die Rechtschreib­reform: Zwar ist das Thema längst nicht so brennend wie Wirtschafts­krise und Arbeitslosigkeit - aber gerade deshalb eignet es sich bestens zum fröhlichen Streiten.

9. 1. 2005

neu Vote: Was würden Sie lieber lesen? (Rheinische Post), , Nachrichten
Denn Axel Springer AG und der Spiegel-Verlag kehren zur alten Regelung zurück. […] Die Zeitung in neuer Recht­schreibung, weil man sich schon daran gewöhnt hat. 25.2 %. Ich sehne mich nach der alten Recht­schreibung. Andere Verlage sollten mit­ziehen. 70.3 %. Ist mir egal. 4.5 %. Teil­nehmer: 1606.

7. 1. 2005

: Bützchen auf Joschkas Ring. Kölnische Rundschau,
Ausbaden müssen die Erwachsenen das neuerliche Gezerre um die Rechtschreib­reform. Einige Zeitungen haben bereits einen kompletten Rückzieher gemacht, andere bleiben (wie die Rundschau, so zeigt es ein Wagen) auf Seiten des Duden: „Wat för e Spill - jeder schriev su wie hä well.“
neu thx, cu, grusslieb: Sprachrevolte im Netz. Münchner Merkur (merkur-online.de), , Multimedia
Doch sind es weniger die englischsprachigen Webseiten, die völlig neue Sprachformen hervorbringen, als vielmehr die Kommunikation in E-Mails und Internet-Chats. Den Initiatoren jüngsten Rechtschreibreform müssen beim Lesen von Mails die Haare zu Berge stehen: Die Groß- und Kleinschreibung ist dort schon lange außer Kraft gesetzt und häufig bestehen die Texte aus einem wilden Misch-Masch von deutschen und englischen Wörtern.

Die haare der reformgegner stehen wohl noch etwas höher zu berge als die der initiatoren.

6. 1. 2005

: Schildbürgerstreiche. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 4, s. 9, Briefe an die Herausgeber (156 wörter)
[…] zeigen die bis jetzt bekanntgewordenen Pisa-Ergebnisse doch jetzt schon die an Schildbürgerstreiche gemahnenden Aktivitäten der KMK. Was muß beziehungsweise kann in Deutschland eigentlich noch von diesen Leuten angestellt werden, wenn man in diesem Zusammenhang an die klang- und sanglos untergegangenen Unter­nehmungen Mengenlehre und Ganzheits­methode erinnert. Auch die Rechtschreib­reform wird sich in der anvisierten Form nicht realisieren (lassen).

5. 1. 2005

: Pieper verliert Westerwelles Rückendeckung. Financial Times Deutschland,
Vorschläge Piepers, beispielsweise für "Billigsprit-Zonen" für Ostdeutschland oder eine Volksabstimmung über die Rechtschreib­reform, hatten bei den Liberalen keine große Unter­stützung gefunden.

4. 1. 2005

tipp. Duden für gute Schreibweisen. Basler Zeitung, , s. 23, digital
Die zunehmende Unsicherheit in Fragen der Rechtschreibung macht Software-Lösungen immer attraktiver. […] Welche Rechtschreibung hätten Sie denn gern? Der Duden Korrektor 3.0 stellt gleich vier Varianten zur Wahl. Voreingestellt ist die «Dudenempfehlung», die der Rechtschreib­reform folgt, ohne dieser aber in allen Konsequenzen zu gehorchen. Daneben darf man auch «konservativ», «progressiv» oder «tolerant» wählen […]. Die konservative und die tolerante Prüfung blicken grossmütig über die «alleinerziehende» Mutter hinweg, während die Duden­empfehlung und die progressive Prüfung mit mahnendem Zeigefinger die Trennung in «allein erziehend» fordern.
: Wenig zweckdienlich. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 2, s. 7, Briefe an die Herausgeber (194 wörter)
Die größte Reformschwachstelle ist aber die ,s'-Schreibung, die Zehetmair befürwortet. Ebendiese "ss" und "sss"-Schreibung ist das, was uns nervt. Denn die Doppel-s-Schreibweise ist unästhetisch, unlogisch und wenig zweckdienlich. […] Die Vorstellung, daß künftige Generationen kaum noch imstande sein werden, ihr literarisches Erbe zu lesen, weil sie gewisse Schreibweisen nicht mehr verstehen können, erfüllt mich mit Grauen.
: Spanien als Vorbild. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 2, s. 7, Briefe an die Herausgeber (197 wörter)
Wenig überzeugend und rätselhaft bleibt, daß Hans Zehetmair glaubt, die neue Getrennt- und Zusammenschreibung führe "zum Verlust der semantischen Differenzierungsmöglichkeiten und der Ausdrucksvielfalt der Sprache". Wie ist es etwa im Spanischen? Dort hat das Wort "pasar" intransitiv 15, transitiv weitere 19 und reflexiv noch einmal acht Bedeutungen, insgesamt also 42 Bedeutungen, die alle allein aus dem Kontext und nicht durch die Änderung der Rechtschreibung erkannt werden. Und da sollen die Deutschen nicht in der Lage sein, den Sinn von "frisch gebacken" und "frischgebacken" aus dem Kontext entnehmen zu können […]?
: Kommunikationsformen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 2, s. 7, Briefe an die Herausgeber (218 wörter)
Zehetmair ist zu seinem mit Sachverstand und Augenmaß geschriebenen Artikel zur Rechtschreibreform zu beglückwünschen. Dennoch möchte ich auf einem möglichen Trugschluß hinweisen: Ich glaube, er irrt, wenn er "vom schreibenden Teil unserer Gesellschaft" meint, daß dieser "ja nicht unbedingt im Anwachsen" sei. Vermutlich ist das Gegenteil der Fall.
: Der dritte Duden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 2, s. 7, Briefe an die Herausgeber (210 wörter)
Ganz besonders ärgerlich sind die Vorschriften, wie man ck trennen soll. Früher ersetzte man das ck durch je ein k auf der ersten und zweiten Zeile, so wie dies zwei Milliarden Englisch sprechende Menschen tun.

Ein paar prozent von den zwei milliarden trennen unseres wissens tick-et, rack-et.

: Freiheit für den Rat. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 2, s. 7, Briefe an die Herausgeber (122 wörter)
Ungereimtheiten der Rechtschreibreform mit Zehen und Klauen zu verteidigen, hält der Vorsitzende des Rates für Deutsche Rechtschreibung für wenig sinnvoll. Warum diese ungewöhnliche Redeweise? Offenbar, weil Zehetmair hinter seinen vorgehaltenen Zehen noch immer mit Zähnen und Klauen die mißglückte Reform verteidigt.

3. 1. 2005

: Der neue Heiland der Rechtschreibung (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 12, Leserbriefe (98 wörter)
Man kann dem Rat der Rechtschreibung nur Ausdauer und Kraft wünschen, weil die offensichtlich faulen Zähne, die zu ziehen sind, fest, ja verdammt fest, sitzen.
: Der neue Heiland der Rechtschreibung (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 12, Leserbriefe (170 wörter)
Ausgerechnet Zehetmair, der führend an der Zerstörung der einheitlichen Rechtschreibung beteiligt war. […] Jetzt möchte er sich als Retter aus einer verfahrenen Situation aufspielen, die er maßgeblich mit zu verantworten hat.