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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → norm
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ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org

norm

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Wie stark aber die Orientierung an sprachlichen Normen ist, zeigt sich in der empörten Reaktion eines Lesers in den aktuellen “Sprach­nachrichten” des VDS […]. Der Leser hatte sich bei einem Unter­nehmen über dessen Ver­wendung des Gender­sterns beschwert. Das Unter­nehmen wies ihn darauf hin, dass jeder und jede schreiben kann, wer er oder sie will – dazu der Leser: “Die Dreistig­keit dieser Antwort verschlägt mir die Sprache”, denn sie zeige eine Haltung jenseits von Recht und Gesetz.

, Sprach­nachrichten, 1. 2014

Bitte vergessen Sie nicht, dass die ortho­graphische Norm bis heute die einzig verbind­liche Sprachnorm ist, die es im Bil­dungssystem des Deutschen gibt. Nur hier war es auch möglich, dass der Staat in die Sprache eingriff und eine Neuregelung durch­setzte.

Logisch; die alte regelung hat der staat ja auch durchgesetzt.

, Der Spiegel, 14. 10. 1996

Rechtschreibnormen sind Zentralismus­blüten, Haupteffekt: Fehler­produktion.

, zit. nach Hermann Tietze, verbessere die normen! Steno­grafische Rund­schau. 21. jg., 9. 1978

die zielbewusste normung muss immer auf dem sprung sein, die normen neuen ver­hältnissen anzupassen - eben zu ver­bessern.

, Erziehung und Unter­richt, 1956, nr. IV

Für die Verantwortlichen bleibt eine un­abdingbare Folgerung. Wer im Bereich der Schrift eine Norm setzt, eine bestimmte "Recht"schreibung ver­bindlich macht, der muß gleich­zeitig bereits die nächste Rechtschreib­reform vorbereiten. […] Man mag in Zeit­räumen von fünfzig Jahren denken, - die Über­prüfung der Norm muß von Anfang an mitgewollt sein. Eine Sprach­gemeinschaft, die ohne diese Sicherung die Herrschaft der Schrift fördert, wird sich zum Schluß der Diktatur des von ihr selbst geschaffenen Hilfs­mittels nicht mehr erwehren können.

Eine etablierte Norm und eine Neuregelung, die an deren Stelle treten soll, stehen zueinander nicht in demselben Verhältnis wie zwei miteinander wett­eifernde, gleicher­massen noch un­verwirklichte Norm­vorschläge. - Die Tatsache des Schon-Ein­geführt-Seins macht einen Bonus aus - so mangel­haft die Regelung auch sein mag; und eine neu vor­geschlagene Norm muss mit ihren Vorteilen nicht nur die etablierte Norm über­treffen, sondern zu­sätzlich auch noch die Mühen einer Um­stellung aufwiegen.

Der Schriftsteller Peter Schneider meint, dass die Deutschen gut ohne eine verbindliche Recht­schreibung leben könnten. Deren "Ordnungs­funktion" ver­bindlicher Recht­schreibung sei weder dringlich noch wünschens­wert.

Die durchregulierte Recht­schreibung, zumal in ihrer engen und ängstlichen Aus­legung, so­zialisierte für die Massen­produktion. Diese brauchte strikte Normen. Kreativität und Ideen hin­gegen brauchen Spiel­räume. Auch die jüngste, eher zahme Rechtschreib­reform lebt noch von dem Traum einer alle Zweifels­fälle berück­sichtigenden und ordnenden zentra­listischen Regelungs­kraft.

Statt also die Norm durch eine Reform annehm­barer zu machen und dadurch wiederum zu einem stärker norm­gerechten Schreiben bei­zutragen, hat die Reform die all­gemeine Skepsis gegen­über der Sprach­norm verstärkt. Die Achtung vor einem regel­konformen Sprach­gebrauch ist dadurch weiter gesunken. Durch das Bewusstsein, dass die Regeln ja menschen­gemacht und nicht meta­physisch vorgegeben sind, wurde das Empfinden verstärkt, sie seien überhaupt fragwürdig.

Das bewusstsein, also die einsicht in das wesen der norm müsste man demnach den menschen vorenthalten? Selbst­verständlich macht eine reform die norm annehm­barer. Nur ist der effekt vielleicht nicht zu erkennen, wenn die reform fast nichts ändert. Dass die achtung vor einem regel­konformen sprach­gebrauch im lauf der jahrzehnte gesunken ist, kann sein, aber gibt es dafür nur einen grund? Ist es nur im deutschen sprachgebiet so? Ist es erst seit 1996 so? Oder gibt es noch andere einflüsse wie etwa computer und internet. Oder könnte es ganz anders sein? Die menschen wollen sich an die norm halten, aber sie schaffen es einfach nicht: stich­wort schreiben.