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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 9.–10. 2002
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Aus presse und internet

31. 10. 2002

: Die fränkische Putze. Andrea Lipka begeisterte in Spalt mit ihrem Kabarettprogramm. Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung,
Andrea Lipka als fränkische Putze Elfriede Rumpler macht sich spritzig und äußerst temperamentvoll über menschliche Schwächen her. […] Sie ärgert sich über unzählige fehlgeschlagene Versuche, abzunehmen, regt sich auf über die Unfähigkeit von Sachbearbeitern im Landratsamt, und bemerkt ganz nebenbei, dass die fränkische Sprache eigentlich die Endstufe der deutschen Rechtschreibreform ist.

30. 10. 2002

: Jahrhundertwein oder Essig? MotzArt in der Endenicher Springmaus. Bonner General-Anzeiger,
Christian Wallners Sternbild ist "Lachsersatz" mit Aszendent "falscher Hase". Das seltene Wesen […] lässt kein gutes Haar an Zeitgeistströmungen, wie der "Postmoderne" und ihren Auswüchsen. So belächelt er böse die biederen "Madrigale des Augenblicks", die er in Volksweisheiten erkennt, und stellt sich zur Rechtschreibreform die Frage "Komma oder Koma?".

29. 10. 2002

: «Alles hohl da unten.» Büchnerpreis an Wolfgang Hilbig. Basler Zeitung, , nr. 252, s. 45, Feuilleton
Die Nachricht vom Tode Siegfried Unselds hatte schon die Runde gemacht, und man durfte von der Akademie einige angemessene Worte zum Tod des legendären Verlegers erwarten. Statt mit einer Verneigung vor dem grossen Toten begann Meier die Feier­stunde mit Prahlereien über den vermeintlich heroischen «Kampf» der Akademie gegen die Rechtschreib­reform. Ohne Gespür für die intellektuelle Dimension von Debatten verglich Meier das hysterische Gezänk um die Rechtschreib­reform mit der «Schlamm­schlacht» des Historiker­streits: «Der Historiker­streit war angenehmer.» Es blieb dem deutschen Bundes­präsidenten Johannes Rau vorbehalten, die peinliche Verblendung Meiers durch einige würdige Gedenk­worte zum Tod Unselds zu kompensieren.

28. 10. 2002

: Das Geheimnis im Keller. Einsamer Schriftsteller — einsamer Leser: Wolfgang Hilbig erhielt in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis. Badische Zeitung,
Allein: Der scheidende Akademiepräsident Christian Meier zog es vor, wieder einmal über den nun schon sechs Jahre und ohne sichtbaren Erfolg währenden Kampf seiner Institution gegen die Rechtschreib­reform zu berichten. Kein Wort über Unseld.
: Vom universellen Laster des Alleinseins. Die Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung verleiht Wolfgang Hilbig den Georg-Büchner-Preis und Klaus Heinrich den Sigmund-Freud-Preis. Frankfurter Rundschau, , 58. jg., nr. 250, s. 14, Feuilleton
"Jenseits von Pisa" hieß das Motto der Herbsttagung der Akademie […]; und Meier, stets ein Gegner der Rechtschreibreform, verkündete, die Akademie habe einen Kompromissvorschlag erarbeitet, damit es in Deutschland "wieder eine einheitliche und vernünftige Rechtschreibung" gebe. Das klingt spontan überzeugend, überzeugender jedenfalls als der gewagte Vergleich: "Der Historikerstreit war angenehmer."
: Schläfrig in Darmstadt. Die Deutsche Akademie lässt sich bei ihrer Herbsttagung auch durch die Nachricht von Unselds Tod nicht aufschrecken. Die Welt, , nr. 251, s. 27, Feuilleton
Ein Beispiel für die habituelle Trägheit dieser Akademie bot der Rückblick Meiers auf seine Arbeit als Präsident. Die hatte er zu einem großen Teil dem — erfolglosen — Kampf gegen die umstrittene Rechtschreibreform gewidmet. Auf Nachfragen musste er eingestehen, dass der Kampf erst mit seiner Amtsübernahme und also nach offizieller Verkündung der Reform aufgenommen worden ist. An der Akademie, die von sich behauptet, für Sprache zuständig zu sein, sind also die jahrelangen Vorarbeiten zu diesem massiven politischen Eingriff in die Sprache samt Staatsvertrag mit Österreich und der Schweiz unbemerkt vorübergezogen. Nie ist die Akademie, bevor die Reform in Kraft trat, von sich aus aktiv geworden, nie wurde ein Brief, in dem man sie um Stellungnahme bat, in ihrer Poststelle gefunden. Kein Wunder, dass die Kultusminister wenig Lust verspürten, auf Proteste einer Akademie einzugehen, die sich erst zu Wort meldete, als das Kind längst im Brunnen war.

27. 10. 2002

: Von Manne Krug bis Costa Cordalis. Leipziger Volkszeitung,
Schon seit 1993 gibt es im Hotel "Drei Rosen" ein Buch, in dem sich jedermann verewigen kann. "Das gehört einfach dazu", meint Waltraut Lungwitz. Voll ist es zwar noch nicht, dafür haben sich aber schon zahlreiche Prominente eingeschrieben und Autogrammkarten signiert. Allerdings darf längst nicht jeder Hotelgast zum Stift greifen und einen Vers hinterlassen. "Wir müssen schon aufpassen, wer da kommt, schon allein wegen der Rechtschreibung." Schließlich soll das Gästebuch nicht vor Fehlern wimmeln.

26. 10. 2002

: Präsidentenwechsel. An der Deutschen Akademie folgt Klaus Reichert auf Christian Meier. Neue Zürcher Zeitung, , 223. jg., nr. 249, s. 61, Feuilleton
Im Streit um die Rechtschreibreform erhob die Akademie unter Meier ihre Stimme, auch zur Anglizismenflut bezog sie Stellung, jedoch blieben das ihre einzigen Voten von öffentlicher Bedeutung, und mit beiden kam sie reichlich spät.
: Notizen aus der Schrumpfgesellschaft. Bildungsdebatte: Zum Auftakt der Akademietagung zeichnet Christian Meier das Bild eines gelähmten Gemeinwesens. Darmstädter Echo, , Kultur
Mag sein, dass das Empfinden der Wirkungslosigkeit auch mit Meiers Amtszeit zu tun hat. Das gewiss ehrgeizigste Projekt des Präsidenten war der Versuch, die Rechtschreibreform zu verhindern. Zwar war er letztlich erfolglos, doch waren es Jahre, in denen die Akademie nach außen hin so rege wirkte wie selten zuvor.
: Darmstädter Akademie. Klaus Reichert zum Präsidenten gewählt. Frankfurter Rundschau, , 58. jg., nr. 249, s. 30, Kultur Rheinmain & Hessen
Hatte die 1949 gegründete Akademie […] in den vergangenen Jahrzehnten teilweise ein Schattendasein gefristet, verhalf ihr der Widerstand gegen die Rechtschreibreform zu neuer Blüte. […] Das Ergebnis der Reform sei eine "Steigerung des Chaos", so Meier, der mit seinem Protest unterlag: "Wir haben jetzt mehrere Rechtschreibungen in Deutschland."

Immerhin hat die reform das chaos nur gesteigert. Wer hat es denn verursacht? Vielleicht die alte rechtschreibung?

: Streiflichter der Woche. Schlagzeuger und Einkommenspiraten. Märkische Allgemeine,
Zu gut hat eine Druckerei die neue Rechtschreibung eingesetzt. Am Freitag wurde Bundespräsident Johannes Rau vom Verleger sein neues Buch "Dialog der Kulturen — Kultur des Dialogs" samt Weinflaschen mit dem Konterfei des Präsidenten überreicht. Beim Etikett der Flasche ist der Druckerei ein peinlicher Fehler passiert: An den Namen des Präsidenten wurde ein "h" angehängt — und offenbar hat's keiner gemerkt.

25. 10. 2002

: Nach dem Historiker ein Literat. In den sechziger Jahren Lektor beim Suhrkamp-Verlag. Darmstädter Echo, , Kultur
Reichert dankte Meier, unter dessen Ägide die Akademie wieder Profil gewonnen habe, namentlich mit Äußerungen zur Rechtschreibreform, deren Eingriffe in die Sprache damit der Öffentlichkeit bewusst geworden seien. […] Meier bekräftigte seine Ablehnung der Reform, bei der er „Dummheit am Werke“ sah und Unbelehrbarkeit seitens der Kultusministerkonferenz. Im Frühjahr soll ein Kompromissvorschlag der Akademie in Buchform vorgelegt werden, samt Listen, in denen die Worte in alter Schreibweise, in der ursprünglich neuen, in der inzwischen veränderten jetzigen sowie in der, wie sie die Akademie vorschlägt, dargestellt werden. Meier, leicht resigniert: „Ich hoffe, dass sich dadurch etwas bewegen lässt.“
: Klaus Reichert wird neuer Präsident der Sprach-Akademie. Frankfurter Neue Presse, , Kultur
Der scheidende Präsident Meier rechnete erneut mit den Kultusministern ab. Mit der Rechtschreibreform hätten sie in nie da gewesener Weise in die Sprachentwicklung eingegriffen. «Das ist ein Zeichen der Arroganz der Macht.» Das Ergebnis zeige, dass dabei große Dummheit am Werke gewesen sei. Durch die Verweigerung, die Reform zu reformieren, demonstrierten die Minister nun auch noch Unbelehrbarkeit. Meier gestand zu, dass die Akademie erst spät — mit seinem Amtsantritt 1996 — zur Rechtschreibreform Stellung genommen habe. «Das ist ein Versäumnis.» Allerdings habe es bereits zu diesem Zeitpunkt keine Gesprächsbereitschaft mehr auf der Gegenseite gegeben. Die Akademie werde im Frühjahr 2003 ihre Reformvorschläge in Buchform vorlegen. «Das ist unser Beitrag zu einem Kompromiss. Ich hoffe, dass sich dadurch noch etwas bewegen lässt», sagte Meier.
: Akademie kämpft weiter gegen Reform. Neue Ruhr/Rhein Zeitung, , Kultur
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung will weiter gegen die Rechtschreibreform kämpfen. Bei der Vorstellung des neuen Akademiepräsidenten Klaus Reichert in Darmstadt übte sein Vorgänger Christian Meier noch einmal harsche Kritik an dem Reformwerk. Im kommenden Februar werde die Akademie eine Liste mit etwa 1000 uneinheitlich geregelten Wörtern vorlegen.
: Sprache sollte beobachtet werden. Akademie-Präsident Meier warnt: Deutsch verliert verstärkt an Bedeutung. Sächsische Zeitung, , Kultur
Als zweites großes Thema seiner sechsjährigen Amtszeit nannte Meier den Kampf gegen die Rechtschreibreform: „Der aktuelle Zustand ist lästig. Jeder benutzt eine andere Rechtschreibung.“ Der Präsident bedauerte, dass sich die Kultusminister bislang allen vernünftigen Lösungen widersetzten. Lügen, Scheinheiligkeit und Ignoranz bestimmten die Debatte: „Es ist, als ob wir gegen eine taube Mauer reden würden.“ Die Akademie als unabhängige Institution werde sich jedoch weiterhin für eine vernünftige Lösung einsetzen und in Kürze ihre Vorschläge zur Reform der Reform veröffentlichen.
: "Amisiert Euch" mit der Zwickmühle. Westfalenpost, , Lennestadt
Mit "amisiert euch" wollen Lothar Bölck und Hans-Günther Pölitz nicht um unsere Lesekompetenz fürchten lassen, denn "amisiert euch" ist weder der Beweis für Platz 23 in der Pisa-Studie noch der Vorgriff auf die dritte Rechtschreibreform, sondern der Titel des 10. Programms der beiden Vertreter eines politisch-satirischen Kabaretts.

24. 10. 2002

: Akademie wählt Präsidenten. Heilbronner Stimme, , Kultur
Meier übernahm 1996 das Präsidentenamt der Akademie. Sein Name steht vor allem für den Widerstand der Institution gegen die Rechtschreibreform.

21. 10. 2002

: Neue Lese-Reihe mit Ultradoitsh. Thüringer Allgemeine,
"Leute, now wird es ernst! Das neue unwerk vo Zé do Rock "Deutsch gutt sonst Geld zurück"" is raus! Quick caufe go, bevor de buk-shoppy merkt, de buk is shrott!" — So kündigte der Brasilianer sein neues Buch an. Der Rechtschreibreform setzt er seine Linksschreibreform entgegen: Das Ultradoitsh. Zu erleben ist er Donnerstag 19.30 Uhr im Kirms-Krackow-Haus.

20. 10. 2002

: Linksschreibreform. Thüringische Landeszeitung, , Kultur
Unter dem Titel "Neue deutsche Literatur" stellen sich von Ende Oktober bis Anfang Dezember vier Autoren im Weimarer Kirms-Krackow-Haus vor, die in Brasilien, Bulgarien, Japan und Polen geboren sind und ihre Schreib- und Lebensgründe in Deutsch­land gefunden haben. Den Auftakt bestreitet am 24. Oktober, 19.30 Uhr, der Brasilianer Zé do Rock. Seine Lesungen sind kabarett­reife literarische Performances. Der Rechtschreib­reform setzt er seine Linksschreib­reform entgegen, das "Ultradoitsh".

18. 10. 2002

: Gewinner des Duden-Rätsels im "Rutheneum" geehrt. Ostthüringer Zeitung, , Schleiz
Bei der Auswertung zeigte sich, dass diejenigen, welche in der Rechtschreibung umlernen müssen[,] größere Schwierigkeiten haben, als jene, die das Schreiben erst lernen.

14. 10. 2002

: Ein Plädoyer für die Freiheit der Autoren. Deutschstunde von Jost Nolte. Berliner Morgenpost, , Feuilleton
Ich will nicht das Gras vom allmählich überwucherten Streit um die neue Orthographie fressen. Aber da ist jemand in einem Manuskript von mehr als 450 Seiten tätig geworden und hat, ohne mich, den Autor, zu informieren, die Kommata umverteilt. […] Kampf um Korrektur der Korrektur? Ich werde wohl kapitulieren. Der Geist mannhafter Anti-Reformer beseelt mich nicht. Eher neige ich dazu, einiges für nützlich, anderes für überflüssig und nicht allzu viel für ärgerlich zu halten. Aber ich plädiere für die Freiheit der Autoren. Hat nicht Heinrich Heine geschrieben, wie ihm die Worte in die Feder flossen, und war nicht ein gewisser Goethe großherzig genug, es Sekretären zu überlassen, wie sie seine Werke zu Papier brachten? Das geschah bekanntlich, bevor Konrad Duden die Regelungswut einläutete.
: Authentische Bilder vertiefen die Lyrik der Worte. Ostthüringer Zeitung, , Greiz
Drei Bücher sind in jüngster Zeit von Reiner Kunze entstanden. […] In einem machte er sich Gedanken zur neuen Recht­schreibung, doch dieses spielte in der Lesung am Sonntag im Greizer Sommerpalais keine Rolle. Im Mittel­punkt stand sein neuestes Werk "Der Kuß der Koi" […].

13. 10. 2002

: Schwerarbeit beim Lesen. NZZ am Sonntag, , nr. 31, s. 79, Wissen
Legasthenie ist erblich — und gleichzeitig häufiger in England als in Italien: Wie geht das zusammen? Die Hirnforschung kommt der Sache auf die Spur. […] Denn unserem Hirn fällt das Lesen schwer. Die Schrift ist ein hoch künstliches System, dessen Beherrschung nicht angeboren ist. […] Das lässt sich sogar an den anatomischen Strukturen erkennen: Für die Sprache existieren klar definierte Zentren im Hirn — für Lesen und Schreiben gibt es nichts dergleichen. […] Im englisch­sprachigen Raum gibt es besonders viele Legastheniker. Wie eine letztes Jahr in der Wissenschafts­zeitschrift «Science» publizierte Studie nachgewiesen hat, liegt das nicht etwa daran, dass dort mehr Kinder mit Dyslexie geboren werden. Verantwortlich ist vielmehr die englische Sprache selbst. Sie macht es den Betroffenen schwer: Meist ist es ganz unmöglich, aus dem Geschriebenen die Aussprache abzulesen. Das Wort für Zunge wird «tongue» geschrieben und «tong» ausgesprochen, das gleich endende «argue» aber nicht «arg», sondern «argiu». […] Einfacher zu erlernen für Dyslexiker sind Sprachen, bei denen Aus­sprache und Schreibweise logisch überein­stimmen — zum Beispiel Italienisch oder Finnisch.

10. 10. 2002

: Die Eltern wurden "ver- und entwirrt". Heilbronner Stimme, , Kraichgau
Rund 50 Mütter und Väter mühten sich am Dienstagabend in der Kirchardter Grundschule mit der neuen deutschen Rechtschreibung ab, um ihren Kindern helfen zu können. […] Gar so schwierig sei die neue Recht­schreibung nicht. Zwar nicht immer logisch, "aber logischer als die Vorige".
: Abendliche Stromfahrten schon im Jahr 1854. Schweriner Volkszeitung, , Mecklenburg-Vorpommern
So berichtete die Leipziger Illustrirte Zeitung am 24. Juni 1854: "Bei lauem Wetter belebt sich der Strom und das Meer des Abends durch Boote, welche mit bunten Laternen illuminirt sind […]". Dem aufmerksamen Leser mögen hier nebenbei noch die altertümlichen Schreib­weisen "illustrirt" und "illuminirt" aufgefallen sein — sie waren 1902, anlässlich unserer ersten Rechtschreib­reform, jeweils mit einem "Dehnungs-E" ergänzt worden.

9. 10. 2002

: Omeggloset — Omegglueget. Appenzeller Zeitung, , nr. 235, s. 37, Appenzellerland
Ganz genau nahm es an der letzten Sitzung im Innerrhoder Grossen Rat Gewerbe­präsident Emil Koller. In einem Standes­kommissions­beschluss fand er ein orthographisches Haar in der Suppe. Süffisant stellte er die Frage, ob denn die Behörden nicht verpflichtet seien, die neue Recht­schreibung anzuwenden. Daraufhin sprach Land­ammann Carlo Schmid mit seiner ganzen Autorität als kantonaler Erziehungs­direktor ein kurzes, aber klares Machtwort: Nein!
: Rückbau der Reform ist schon im Gange. Zum Artikel "Gesucht: Bücher in neuer Rechtschreibung" aus der "Saarbrücker Zeitung" vom 5. Oktober. Saarbrücker Zeitung, , St. Ingbert
Ein kleiner Trost: Die neue Rechtschreibung gibt es gar nicht mehr! Die Reformkommission arbeitet schon länger am Rückbau ihrer misslungenen Reform […].

7. 10. 2002

: Ein renommierter Sprachforscher. Prof. Dr. Eichinger ist neuer Direktor des Instituts für Deutsche Sprache. Rhein-Neckar-Zeitung, , Mannheim
In einer Feierstunde würdigte […] Wissenschaftsminister Professor Dr. Dr. h.c. Peter Frankenberg die Verdienste Stickels um das hohe Ansehen des Instituts im In- und Ausland. "Das IDS ist das Forschungs­zentrum für deutsche Sprache in Deutschland, das gleich­zeitig weit über den deutschen Sprachraum hinaus ausstrahlt und international hohes Renommee besitzt", betonte der Minister. […] Zu den Meilensteinen jüngster Zeit zählte der Minister nicht nur die bedeutende Rolle des IDS in der Diskussion um Rechtschreibreform und Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, sondern auch die […] "Mann­heimer Erklärung" über die Rolle der Hochsprachen und der Mehr­sprachigkeit in Europa.

5. 10. 2002

: Gesucht: Bücher in neuer Rechtschreibung. Saarbrücker Zeitung, , St. Ingbert>
Die Rischbachschule hat eine Bücherei mit 1176 Büchern. Leider sind aber 1106 Bücher in alter Rechtschreibung.

Also 70 nicht in alter rechtschreibung. Davon vermutlich ein paar fremdsprachige, ein paar wenige in fraktur und vielleicht gar, was für die erweiterung des horizonts auch nicht schlecht wäre, ca. 1 in klein­schreibung oder sonst was altem oder neuem. Da bleiben in der tat nicht viele in neuer recht­schreibung.

: Unter Bayern. Süddeutsche Zeitung, , 58. jg., nr. 230, s. 44, Münche
Den Stängel sollen wir mit „ä“ schreiben, weil er von „Stange“ kommt, und „aufwändig“, weil es vom Aufwand kommt, aber dass der Schaffkopf vom Schaff, also dem Fass abstammt, auf dem unsere Vorfahren die Karten klopften, das hat in der Rechtschreibkommission keine Sau interessiert. Anderer­seits sollen wir aber die Maß (die Maß Bier) jetzt plötzlich mit Doppel-s statt mit scharfem ß schreiben, weil nach den neuen Regeln das stimmlose s nach kurzem Vokal eben als Doppel-s geschrieben wird. Wir schreiben die Maß aber trotzdem weiter mit ß, aus dem ganz einfachen Grund, weil wir es schon immer so gemacht haben und so eine Rechtschreib­reform uns da überhaupt nichts dreinzureden hat.

Das mit dem schaffkopf hat anscheinend schon 1901 keine sau interessiert; die heutige rechtschreibkommission trägt an diesem doch sehr regionalen problem keine besondere schuld. Im gegenteil, wie das beispiel Mass zeigt. 21. (= 1. nachreformatorische) auflage des dudens: "Maß." Süddeutsche Zeitung vom 12. 10. 1999: "[…] dass 'die Maß' richtigerweise 'die Mass' heißen müsste […]. Der Duden und Konsorten werden das wohl weiterhin ignorieren." 22. auflage des dudens: "Maß, bes. bayr. auch Mass." Aber nun ist es auch wieder nicht recht!

1. 10. 2002

: Volkes Wille soll es künftig einfacher haben. Kieler Nachrichten,
Die Erfahrungen, die in Schleswig-Holstein bisher gemacht wurden, gehören in der Tat nicht zu den besten. Der erste Entscheid scheiterte 1997, als die Kirche auf diesem Weg den Buß- und Bettag wieder einführen wollte. Der zweite fand zwar die nötige Mehrheit. Doch die – bundes­weit einmalige – Abkehr von der gerade erst eingeführten Rechtschreib­reform hatte nur zwölf Monate Bestand. Dann kippte der Landtag den Volks­entscheid. Der Beschluss bewahrte den Norden zwar vor einem bildungspolitischen Sonderweg. Dass Volkes Wille aber einfach wieder einkassiert werden konnte, sorgte bei vielen Bürgern für Unverständnis.
: SPD und Grüne wollen Volksentscheide erleichtern. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag,
Was Sozialdemokraten und Grüne seit drei Jahren auf der politischen Seele brannte, war die Rechtskraft von Volksentscheiden. Anlass war das erfolgreiche Plebiszit gegen die Rechtschreib­reform 1998. Damit Schleswig-Holstein nicht zu einer "Insel" mit alter Recht­schreibung wird, hatte der Landtag diesen Volksentscheid kurze Zeit später wieder aufgehoben. Das soll in Zukunft nicht mehr so einfach sein. Inner­halb einer Frist von zwei Jahren, so die Vorstellungen der Koalition, kann das Ergebnis einer Volks­abstimmung nur noch durch Zweidrittel­mehrheit oder durch einen neuen Volksentscheid geändert werden.
: Volksbegehren sollen im Norden einfacher werden. SPD und Grüne im schleswig-holsteinischen Landtag wollen das Volksabstimmungsrecht des Landes bürgerfreundlicher machen. Die Welt, regionalausgabe Hamburg, , Norddeutschland
Den Volksentscheid, die Rechtschreib­reform in Schleswig-Holstein auszusetzen, hatte der Landtag wenig später per Gesetz aufgehoben. Künftig soll dies erst zwei Jahre nach einem Volks­entscheid oder in dieser Frist nur mit einer Zweidrittel­mehrheit im Landtag möglich sein.

28. 9. 2002

: Schier hält Mundart lebendig. Allgemeine Zeitung, Main-Rheiner,
Die Lesung des Mombacher Ortsteil­chronisten Heinz Schier lockte in die Stadtteilbibliothek Mombach […]. Seinen Vortrag startete Heinz Schier mit einer hinter­gründigen Betrachtung des "El Dorado der Irritationen" wie er die Rechtschreib­reform bezeichnete.

27. 9. 2002

: Selbstverwaltet, selbstbewusst. «Der Tößthaler» — klein, bereits 125-jährig, aber rüstig. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 224, s. 75, Medien und Informatik
Auf das ß im Titel wird ausdrücklich Wert gelegt.

Auf das h auch, denn die internetdomäne toesstaler.ch hat die Tösstaler Schinkenräucherei AG drei jahre vorher weggeschnappt. Der «Zeitung im und fürs Tösstal» bleibt toessthaler.ch.

: Wenn aus den Spice Girls würzige Mägde werden. Zé do Rock stellt bei Autorenlesung seine ganz eigene Rechtschreibreform vor; viel Applaus und gute Stimmung unter den Gästen. Meinerzhagener Zeitung,
Weg vom "Schwerdeutsch" zum "Wunschdeutsch" bis hin zum "ultradoitsch" ist sein Wunsch. "Die Kommas setzten wir hier nach Gefühl — also so wie immer", sagt er. Dehnungs­buchstaben wie "e" im Artikel die oder "h" im Wort Jahr fallen weg. Als nächstes wird nur noch nach dem gesprochenen Wort geschrieben und Fremd­wörter eingedeutscht — "know-how" wird nach Wunsch des Autors folglich zu "no-hau".
: Sitzungs-Überblick jetzt via Internet. Neuss-Grevenbroicher Zeitung, ()
Weniger schön anzusehen ist auf den neuen Seiten dagegen die Tatsache, dass die Rechtschreib­reform an diesen offensichtlich spurlos vorbei gegangen ist. Das gefiel auch Dagmar Treger nicht. Ihr berechtigter Hinweis, man solle doch nach Möglichkeit versuchen, die neue Recht­schreibung als Rat keines­wegs zu ignorieren, solche Fehler hingegen vielmehr besser schnell abstellen, brachte Bürger­meister Moormann doch ein wenig in Erklärungsnot.

24. 9. 2002

: Eveline Hasler wandelt auf den Spuren Hermann Hesses. Liebeserklärung an das Tessin. Schwäbisches Tagblatt, , Kultur
So führt einer ihrer Spaziergänge auf den Monte Verita, zurück ins Jahr 1899 zu Ida Hofmann und Henri Oedenkover. „Gemeinsam nehmen sie den Kampf auf gegen die verlogene Zivilisation: Sie sind gegen Heirat, Hüte, Korsetts, Orthografie und Sonntags­braten.“
: Schnelle Reformen statt ruhiger Hand gefragt. Enttäuschte Mittelständler im Land fürchten ein "Weiterwursteln wie bisher". Stuttgarter Nachrichten, , Wirtschaft
Dagegen hat Harald Joos, Chef der Waiblinger Stihl AG & Co., offenbar noch Hoffnung: Die Wirtschaft erwarte jetzt einen deutlichen Ruck nach vorne […], erklärt Joos. "Es kann nicht sein, dass Deutschland seinen Ruf als das Land von Dosen­pfand und Rechtschreib­reform fortführt."
: Ralph Giordano präsentiert neues Buch "in alter Rechtschreibung". Westfalenpost, , Menden
"Ich werde aus diesem Buch etwas abgeschlossenes herauslösen […]", begann Ralph Giordano. "Ich kann nur eine unvoll­ständige Panorama­sicht bieten. Den Rest müssen sie sich selbst erlesen", machte der Schrift­steller den Mendenern Appetit auf das gerade erschienene Buch "in der alten Rechtschreibung".

«Etwas abgeschlossenes» ist aber sehr alte rechtschreibung.

22. 9. 2002

: Velden ist eigentlich ein Schreibfehler. Kleine Zeitung, ausgabe Kärnten, , Chronik
Ortsnamen widerstehen den Wirren der Geschichte und der Rechtschreib­reform. "Wenn sie einmal amtlich festgehalten sind — und das ist bei den meisten Ortsnamen mit der Einführung des Katasters im 18. und 19. Jahrhundert passiert —, ändert sich nichts mehr", stellt Heinz-Dieter Pohl, Universitäts­professor und Namens­experte, zufrieden fest.

19. 9. 2002

: [Beitrag zu:] "Was würden Sie unter einem Kanzler Stoiber am meisten vermissen?" Neunundzwanzig Schriftsteller und drei Karikaturisten antworten. Die Zeit, , 57. jg., nr. 39, s. 37 bis 39, Feuilleton
Ob wir nun eine neue Regierung bekommen oder die alte behalten — ich erwarte eine Rechtschreib­reform der Rechtschreibe­reform für erneute hundert Millionen Mark, diesmal in Euro, aus dem Fenster zu werfen […].
: Die Geschichte des Ö. Oberösterreichische Nachrichten,
In der Reihe "Rätsel des Alltags" soll heute ein bedrohter Buchstabe gewürdigt werden: Das Ö. […] Noch rätselhafter ist, dass, während das Ö ungeliebt dahinsiecht, das Ä einen starken Fanklub gefunden hat. So ist es der Rechtschreib­reform gelungen, eine Menge Ä zu säen: Gämse, Stängel, Quäntchen.

18. 9. 2002

: Erinnerung ist weiblich. Leipziger Schau "Politeia" zeigt deutsche Geschichte nach 1945 aus Frauensicht. Sächsische Zeitung, , Kultur
[…] die Rollenklischees funktionieren noch. Und das Wort Kanzlerin hält der Duden auch nach der Rechtschreib­reform nicht parat.
: Auf Tuchfühlung mit Karasek. Autor stellte neues Buch vor; mit Reich-Ranicki unter bayrischer Mitternachtssonne. Weser-Kurier, , Verdener Nachrichten
Wehmut schwang in der Schilderung heißblütiger Jugendschwärmereien von Brigitte Bardot, die "schon vor der Rechtschreib­reform 'Schmolllippen mit drei l'" besaß […].

17. 9. 2002

: Schon "Bildung" scheidet die Geister. Heilbronner Stimme, , Region Heilbronn
300 Besucher kamen am Montagabend zum Stimme-Wahlforum. […] Bei allem Respekt vor der Länder­kompetenz müsste der Wechsel eines Schülers von einem Bundesland in ein anderes leichter werden, sagte Michael Link (FDP). Er fordert einheitliche Standards. Der Einfluss der <Kultusminister­konferenz müsse aber zurück gefahren werden. Nicht zuletzt mit der Rechtschreib­reform habe sie die staatliche Über­reglementierung übertrieben.

Etwas zu übertreiben, was selbst schon «über» ist, wäre natürlich schlimm. Aber was ist heute mehr reglementiert als vorher?

16. 9. 2002

Grenzsteine mit Geschichte. Schwäbische Zeitung, , Tuttlingen
Buchheim grenzte tatsächlich ab 1850 an das Königreich Preußen mit dem Ort Thalheim. Schuster erklärte, dass dies das einzige Thalheim weit und breit sei, das sich mit "Th" schreibe, da die Preußen an der damaligen Rechtschreib­reform nicht teil­genommen hatten.

13. 9. 2002

: In den Grundfragen einig. Bürgermeisterkandidaten unterscheiden sich am deutlichsten in ihrem Auftreten. Kieler Nachrichten, , Neumünster/Rendsburg
Zu Hochform läuft der Lehrer dann doch noch auf, wenn es um die seiner Ansicht nach unzureichende Ausstattung der Schulen geht. Mit den derzeitigen Geldern brauche es sieben lange Jahre, bis die Euro-Umstellung und die Rechtschreib­reform in den Lehr­mitteln realisiert ist, wettert Wilken.

12. 9. 2002

: Steueroase Schönwölkau denkt über Erhöhung der Hebesätze nach. Leipziger Volkszeitung, , Delitzsch/Eilenburg
Höhere Kosten fallen in der Grundschule Wölkau bei den Lehr- und Unterrichts­mitteln an, weil wegen der Rechtschreib­reform und der Ein­führung des Euro neue Lehrbücher nötig wurden.

11. 9. 2002

Stark aufgeholt. Neue Luzerner Zeitung, ,
Der erst kürzlich komplett neu gestaltete Webauftritt der kantonalen CVP überzeugt mit Sicherheit auch Nicht­parteimitglieder. […] Weniger gut: […], wenig nützliches […] auch über die Frauengruppe […]. […] Bei der Recht­schreibung haperts zum Teil noch.

Zum teil nicht nur bei der CVP (Christlichdemokratische volkspartei).

: "Brother" im Netz. Frankenpost, , Kultur regional
Ich beauftragte eine Suchmaschine, im Netz nach meinem Namen zu suchen […]. […] auch beim "Bund für vereinfachte Recht­schreibung" (mit der Besprechung eines Kabarett­abends) bin ich nicht ungern verzeichnet.

Womit die zahl der belege um 1 vermehrt sei.

10. 9. 2002

: Ein "m" extra tut der Wahl keinen Abbruch. Kieler Nachrichten, , Schleswig-Holstein im Blick
Vielleicht hätte es am 22. September ja gar keiner gemerkt. In der Wahl­kabine konzentriert sich der mündige Bürger schließlich auf die Parteien und die Direktkandidaten und nicht unbedingt darauf, ob oben auf seinem Stimm­zettel nun "Stimmzettel" oder "Stimmmzettel" steht. Und ein kleines "m" zu viel hätte man zur Not ja auch noch der Rechtschreib­reform in die Schuhe schieben können.

9. 9. 2002

: Aha-Erlebnisse vor der kahlen Zelle. Aller-Zeitung, (), Gifhorn
In der Nachbargarage präsentiert der Braunschweiger Hartmut Staats Polizei­helme und -Mützen. "Das ist die Mütze der Zukunft", zeigt er ein Cap mit der Aufschrift Politsei. "Rechtschreib­reform", klärt er auf. Muss dann aber selber grinsen: "Nein, das ist ein Cap aus Estland."

7. 9. 2002

: Vier Jahre ist die Rechtschreibereform alt. Aargauer Notizen. Zofinger Tagblatt, , 130. jg., nr. 208, s. 21, Aargau
Kaum jemand wendet im privaten Umfeld die neuen Regeln an. Kaum ein Brief, der nach den neuen Vorgaben geschrieben wurde. […] Die oft als Durchbruch der deutschen Schrift­sprache bezeichnete Luther-Bibel hat nicht einmal in sich selbst eine einheitliche Schreibweise. […] Wo Luthers Bibel einen ungeheuren Einfluss hatte, ist bei der Gross-Schreibung der Hauptwörter, die viele Nachahmer fand, zu denen übrigens der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli nicht gehörte. Seine Bibel ist in mittel­alterlicher Klein­schreibung verfasst und wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein so gedruckt. […] Um auf die viel kritisierte neue Orthografie zurück­zukommen. So schlecht sind deren Vorgaben auch nicht, wie sie gemacht werden.

Wie viele privatbriefe werden nach den alten vorgaben geschrieben? Und woran erkennt man den unterschied bei einem schweizer privatbrief, wo sich die s-schreibung nicht ändert, trennungen oft vermieden werden und fremdwortschreibungen schon immer schwankten?

6. 9. 2002

: Die PDS hat's nicht mit Liechtenstein. Kölner Stadt-Anzeiger, (), Leverkusen
Bei der „Polit-Show“ in der Aloysius-Kapelle in Opladen war mehr gefragt als Wahlkampf-Floskeln. […] Beim anschließenden Quiz stellten sie doch glatt Fragen zur neuen Rechtschreibung. Ganz gemein. Da scheiterte Akbayir an der Schreibweise von „Liechtenstein“ und Nowak an der „Schifffahrtsgesellschaft“. […] Und auch Anna Schönhütte, die Vorsitzende der Grünen-Jugend in NRW, […] musste trotz aller Erfolge auch Schlappen einstecken. „Rhythmus“ wird nun mal immer noch mit zwei „h“ geschrieben, auch unter einer Rot-Grünen-Regierung.
: Schulanfang hoch drei. Für Pottensteiner Drillinge beginnt der Ernst des Lebens. Nordbayerische Nachrichten, , Pegnitz und Umgebung
Belinda […] freut sich am meisten auf das Lesen und Schreiben […]. Jedoch freut sich die Mutti, mit ihren Kindern wieder mitlernen zu können. „Die neue Rechtschreibung zum Beispiel.“

4. 9. 2002

: Die letzte Wahl. Das Schlagloch. die tageszeitung, , nr. 6844, s. 12, Meinung und Diskussion
[…] es kam mir so vor, als hätten wir es hier mit einem craze, wie man in Kalifornien sagt, zu tun. Bei der Parlamentswahl ginge es nicht mehr um politische Grundrichtungen und die Selektion des Personals, das die Geschäfte führen soll. Vielmehr würde sich die Beseitigung von Schröder/Fischer umstandslos einfügen in die Reihe der anderen crazes, mit denen sich die Gesellschaft schon so lange vergnügt, die Rechtschreib­reform und die Bildungskatastrophe ("nach Pisa …"), die bovine spongiforme Enzephalopathie und der Elektrosmog, die Kampfhunde und die Computerspiele (als Programmierung zum Amoklauf). Nach einer Saison pflegt der craze zu verfliegen; verblüfft wischt sich Der Wähler die Augen und versteht kaum, warum jetzt Dr. Stoiber und seine bayerischen Kader das Kanzleramt besetzen.

2. 9. 2002

Schizophrene Orthographie. Durch den neuen "Wahrig" zieht sich ein Riß: Welche Rechtschreibung die richtige ist, bleibt weiterhin unklar. Berliner Zeitung, , s. 12, Sachbuch (777 wörter)
Rechtschreibung ist eine sprachliche Praxis, die sich täglich neu vollzieht. Die Formulierung orthographischer Regeln ist der wissenschaftliche Versuch, sich auf den Usus einen Reim zu machen. Die Gewohnheit, im "Duden" etwa den Regelteil dem Wörterverzeichnis voranzustellen, stellt also die Verhältnisse auf den Kopf.
: Die Reform reformieren? Wissenschaftler sieht die neue Rechtschreibung gescheitert — Mannsfeld warnt vor Abschaffung. Freie Presse, , Sachsen-Themen
Die Rechschreibreform sorgt auch vier Jahre nach ihrer Einführung für Kontroversen in Ostdeutschland. Bildungspolitiker in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sprachen am Wochenende zumindest von Teilerfolgen und regten Veränderungen an. Dabei machten sie allerdings unter­schiedliche Vorschläge, wie eine reformierte Reform aussehen könnte. Der Jenaer Rechts­wissenschaftler Rolf Gröschner erklärte die neue Recht­schreibung für gescheitert.
: Der Weg zu deutschen Rechtschreibreform. Freie Presse, , Sachsen-Themen
Die 1901 festgelegte einheitliche Schreibung des Deutschen hatte damals zwar konkurrierende Regeln und Schreibweisen in den Ländern beseitigt, allerdings auf Kosten von Systematik und Einfachheit. Um dieses Problem zu beseitigen, das sich durch immer neu hinzukommende Unterregeln noch verschärfte, begannen in den siebziger Jahren Arbeitskreise in der Bundes­republik und der DDR mit der Vorarbeit für eine neue Recht­schreibung.
: "Pisa" erhitzt die Gemüter auf dem Podium. Schwäbische Zeitung, , Tettnang
Pisa-Test und Kultusministerkonferenz waren Schlagworte, die am Freitag im Hotel Bären öfters zu hören waren. Der Gesamtelternbeirat Tettnang hatte Bundestagskandidaten und -abgeordnete der Parteien zur Podiumsdiskusssion zum Thema Bildungs- und Familienpolitik geladen. […] Der FDP-Kreisvorsitzende Manfred Brugger vertrat FDP-Bundestagskandidat Heiner Schülke[…]. "Wir sind der Meinung, dass die gemeinsame Willensbildung das Problem der Kultusministerkonferenz ist", erklärte Brugger. Die Konferenz habe nötige Reformen wie die Rechtschreibreform blockiert.
: Die Kandidaten üben den Spagat. Gesittetes Tempelhof, schillerndes Schöneberg: Der Bezirk der Gegensätze macht es den Bewerbern nicht leicht. Tagesspiegel, , Berlin
Neuberlinern den Bezirk Tempelhof-Schöneberg zu beschreiben, ist keine ganz leichte Aufgabe. Man könnte davon berichten, dass in der einen Hälfte (Schöneberg) der größte Teil der Berliner Schwulen-Szene zu Hause ist, während es in der anderen (Tempelhof) die im Stadtvergleich nicht unerhebliche Zahl von 4600 Kleingärten gibt. Oder, dass in Tempelhof eine berlinweite Rekordzahl von 7005 Bürgern das Volksbegehren „Schluss mit der Rechtschreibreform“ unterzeichnet hat, während in Schöneberg Unterschriften zur Rettung des Stadtteil­festes in der Motzstraße gesammelt werden.
: "Die Reform ist gescheitert." Thüringische Landeszeitung,
Die Praxis bestätige seine damalige Prognose, dass zwar Münzen einer Währung vom Staat geprägt würden, nicht aber die Schreib­weisen eines Volkes, sagte Gröschner.

Deshalb: Wenden Sie die eigennamengrossschreibung in der praxis an!