Heute regt sich kaum einer noch über das neue Regelwerk auf. Was nicht unbedingt am Sinngehalt der Reform liegt.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
30. 6. 2001
Zu dieser Entwicklung in lebendiger Vielfalt in der auch der Eigensinn einer Frankfurter Tageszeitung und einiger Buchverlage einen gern zuerkannten Platz findet hat die Rechtschreibreform durch Regelaufweichung einen wesentlichen Beitrag geleistet. Sie ist eines der wenigen Deregulierungsprojekte, die den Deutschen gelungen sind.
29. 6. 2001
Nicht angepasst wurde die künftige SBFV-Satzung übrigens in Sachen amtlich gültiger Rechtschreibreform. Bei den Fußballern hat "dass" statt "daß" noch nicht Einzug gehalten.
Die Rückkehr zur Vernunft ist durchaus noch möglich, obwohl die Kosten gestiegen sind. Aber ein Weiterwursteln mit ständigen Nachbesserungen käme noch viel teurer.
27. 6. 2001
Pioniergeist bewies er auch als Förderer der Kleinschreibung: «wir schreiben alles klein, denn wir sparen damit zeit.» Zu Kompromissen mit Verlegern bereit, wandte Bill allerdings die Gemischtschreibung sogar beim eigenen Buch «Form, eine Bilanz über die Formentwicklung um die Mitte des XX. Jahrhunderts» (1952) an.
Die Sprachwissenschaft rückt nur selten ins öffentliche Bewusstsein, und dann orientiert sich die Öffentlichkeit, wie zuletzt in der Debatte um die Rechtschreibreform, nur wenig an der Meinung der Wissenschaftler. […] Lödige selbst liefert schließlich dutzendfach fröhliche Argumente für die allgegenwärtigen, jedoch immer umstrittenen Anpassungen der Sprache, wie sie zuletzt auch offiziell durch die Rechtschreibreform vollzogen wurden.
24. 6. 2001
«Fön» wird als Ihre bisher beste CD gehandelt. […] Fön ohne h dazu assoziiert man auf Anhieb Belangloses wie Dauerwellen. von Goisern: Der Titel war mein Beitrag zum Chaos der neuen Rechtschreibung. Das meiste darin ist einfach blödsinnig. Aber wenigstens kann man endlich auch mit der Sprache machen, was man will.
Das konnte man schon immer!
23. 6. 2001
Da die "FAZ" die Reform ablehnt, schreibt sie noch immer "daß" und "laß". Solcher Mut zum Bewahren kann freilich zur einer Anpassung in die andere Richtung führen. In ihrem Freitag-Fernsehprogramm passierte es der "FAZ", dass aus dem Autor Maupassant Maupaßant wurde.
Die große Rechtschreib-Konferenz hatte getagt und befunden: "Thor, Thier ohne h; und ie in regieren bleibt. Große Buchstaben bleiben auch erhalten. Damit sind alle Länder-Unterschiede in deutschen Landen beseitigt." In hundert Jahren konnte eine weitere große Rechtschreibreform kommen. Wir wissen heute, dass sie nur für die Buchindustrie Bedeutung hatte. Wenn sie vielleicht bald rückgängig gemacht wird, ist das doppelter Gewinnen für die Duden-Hersteller.
Joachim Güntner deutet die Verleihung des Deutschen Sprachpreises 2001 negativ als bloßen Trostpreis. Güntner ist offenbar aus seiner pessimistischen Sicht der Dinge nicht in der Lage, die große Leistung Theodor Icklers zu erkennen und zu würdigen.
2001-06-22
Die Gegner der Rechtschreibreform in Niedersachsen haben eine weitere Niederlage erlitten.
Das Kultusministerium will der Schule Josephines jetzt aufgeben, den Übergang von der bisher gelernten alten Rechtschreibung zur den neuen Regeln „behutsam“ zu vollziehen. Ministeriumssprecherin Sonja Markgraf erinnerte auf Nachfrage daran, dass bis zum Ende der Übergangsfrist Mitte 2005 alte Schreibweisen in schriftlichen Arbeiten nur als überholt gekennzeichnet und nicht als Fehler gewertet werden.
Das Verfahren, in dem es um den Anspruch der heute zwölfjährigen Josephine Ahrens ging, nach den alten Rechtschreibregeln unterrichtet zu werden, endete mit einer Niederlage der Klägerin Gabriele Ahrens (Elsfleth), Mutter des Mädchens.
Genau erinnert sich Gabriele Ahrens an einen Tag vor etwa drei Jahren, als ihre Tochter mit einem Diktat nach Hause kam. Josephine ging damals in die dritte Klasse und hatte ein Wort falsch getrennt. In der Verbesserung sollte sie «Zu-cker» schreiben. «Da sind wir wach geworden», sagt Gabriele Ahrens. Schreibweisen wie «Potenzial», «Tollpatsch» oder «belämmert» durchzusetzen, das sei ein «unglaublicher Vorgang». «Dadurch soll das Volk verdummt werden.» […] Josephine wird in den Sommerferien trotzdem keine neuen Schreibregeln pauken, sondern auch im nächsten Schuljahr schreiben wie immer.
Hohlmeier: Ich habe mich dabei ertappt, früher schon das ein oder andere Mal die neuen Regelungen angewandt zu haben unbewusst. Selbst die Gegner der Reform, deren Briefe mich ja auch erreichen, schreiben oft in der neuen Form, ohne es selbst zu wissen. […] Von Anarchie kann keine Rede sein. Und auch das Ende der Übergangsfrist im Jahr 2005 ändert nichts Entscheidendes an der gewohnten Situation: Für Schüler galt früher ein verbindlicher Rechtschreibstandard. Das ist heute so und wird auch nach 2005 so sein.
Fazit des Professors: "Wir sind das einzige Volk, das von Amts wegen seine Sprache nicht beherrscht."
21. 6. 2001
Ickler […] ist öffentlich vor allem mit pointierten Fundamentalverrissen der jüngsten deutschen Rechtschreibreform hervorgetreten. […] Hier hat die Preisvergabe eine hübsche polemische Note. Dass sie zugleich tröstlichen Beistand leisten will, verrät Paragraph 3 der Satzung: Auch gilt es, dem Preisträger bei seinen berechtigten Bestrebungen das Gefühl der Vereinsamung und der Verlassenheit zu nehmen.
ß ist der deutscheste aller Buchstaben […]. Seit der Rechtschreibreform darf man ß auch als Großbuchstaben verwenden […] Die Rechtschreibreform hat die Regeln für die Schreibung des ß vereinfacht. […] Dass man statt daß jetzt dass schreiben muss, ist keine Erleichterung, sondern ein Taschenspielertrick, denn die Kinder machen nun keine das/daß-Fehler mehr, dafür aber das/dass-Fehler, und das nicht zu knapp.
20. 6. 2001
Icklers Schriften zur deutschen Orthographie knüpften wie all seine Werke in ihrem Sachverstand, ihrer philologischen Akribie und ihrem wissenschaftlichen Ethos an die guten Traditionen deutscher Sprachwissenschaft an.
Die Stiftung würdige die vielfältigen und richtungsweisenden Arbeiten eines bedeutenden deutschen Sprachwissenschaftlers, vor allem auf dem Gebiet der Orthographietheorie und -geschichte, heißt es in der Begründung.
2001-06-19
Neuere Untersuchungen […] belegen die Schwierigkeit der englischen Sprache für Kinder, da das Englische in Wort und Schrift bekanntlich nicht übereinstimmt.[…] Ich meine mit gesundem Menschenverstand behaupten zu dürfen, dass das Frühenglisch in der Schule sich nachteilig auf den gesamten Sprachlernprozess auswirkt.
Englisch hat seine Stellung nicht aufgrund inhärenter Gütekriterien erlangt, sondern durch Machtpolitik. Seine heutige Unverzichtbarkeit erklärt sich zudem aus Gesetzmäßigkeiten der Standardisierung, ähnlich dem Sieg Microsofts über Apple. Englisch hat eklatante Defizite: eine chaotische Orthographie ebenso wie Lücken im Wortschatz.
Am Montag Abend hat der Literaturnobelpreisträger Hannover besucht. […] "Ohne Günter Grass ist Deutschland nicht denkbar", sagte Landtagspräsident Rolf Wernstedt (61) voller Anerkennung und fügte schmunzelnd hinzu: "Allerdings habe ich mich einmal sehr mit ihm über die Rechtschreibreform gestritten."
Mit "Unter Strom" sorgten Herbert Knebel und sein Affentheater für beste Unterhaltung im Einstein-Forum. […] der beabsichtigt falsche Umgang mit der deutschen Sprache gehört zu seinen Paradedisziplinen. Etwa wenn der passionierte Fan von "Schwarz-Gelb Dortmund" […] in der Halbzeitpause der Partie gegen das benachbarte Altenheim mit seinen Spielern über die Rechtschreibreform fachsimpelt.
Mit seiner umfassenden und konstruktiven Kritik an der Rechtschreibreform, so die Begründung, sowie mit seiner vorbildlichen Aufbereitung der allgemein üblichen Rechtschreibung habe Ickler der deutschen Sprachgemeinschaft und ihrer Kultursprache einen großen Dienst erwiesen und den Weg gezeigt, der aus der Krise der deutschen Rechtschreibung herausführen könne.
Seit 1996 hat Ickler in mehreren umfangreichen Essays in dieser Zeitung die eklatanten Widersprüche der Rechtschreibreform dargelegt und auch die im vergangenen Jahr erschienene 22. Auflage des "Duden" einer detaillierten Kritik unterzogen.
Die von der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft vergebene Auszeichnung ist mit 15000 Mark dotiert.
Der Erlanger Professor Theodor Ickler, einer der prominentesten Kritiker der Rechtschreibreform, erhält den diesjährigen Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache.
Schön, aber bei «Reinheit der deutschen Sprache» denkt unsereins an Leiss.
18. 6. 2001
Eine der möglichen Antworten auf die Frage, warum immer weniger junge Franzosen Deutsch lernen möchten, könnte in der Rechtschreibreform begründet sein.
Ist aber nicht; vgl. Frankfurter Rundschau vom 19.
Am Pragsattel hat die Leserin den Schildbürgerstreich entdeckt. Dort heißt es: "Fussweg zum Robert-Bosch-Krankenhaus." […] Erst kürzlich sei das Schild ausgewechselt worden. Früher habe man den richtigen "Fußweg" lesen können. […] Der Schilderwechsel habe nichts mit der Rechtschreibreform zu tun.
17. 6. 2001
Die Rechtschreibreform feiert heute Jubiläum. Gemeint ist nicht die, die heute der FAZ das Net zerreißt, sondern jene davor, die vom 17. Juni 1901, betrieben von der Konferenz zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache. Dazwischen gab es keine nennenswerte Reform, sieht man einmal von dem Versuch eines Mitarbeiters von Hermann Göring ab, durch Einführung der konsequenten Kleinschreibung tonnenweise Blei zu sparen. 100 Jahre ist es also her, dass eine Regel abgeschafft wurde, die erst jetzt wieder in den Online-Foren korrigiert wird: "Schreibe, wie du sprichst" – und wenn dabei noch so viel Blöhtsinn rauskommt. Etwa der vom "Käsuell Friday", den eine große deutsche Bank in genau dieser Schreibweise regulieren wollte. Gemeint ist der Casual Friday, an dem die Angestellten vom strengen Dress-Code befreit sind.
Als "angestellter von schalke 04" schreibt Profi Yves Eigenrauch, 31, regelmäßig Kolumnen für die alternative "taz". In kleinen Lettern Eigenrauch ignoriert konsequent die Orthographie erinnerte sich der Abwehrspieler jetzt an seine große Verbitterung beim DFB-Pokalfinale gegen Union Berlin, bei dem er nur auf der Tribüne sitzen durfte.
16. 6. 2001
Die Erneuerung der Hochschulen erinnert fatal an die Rechtschreibreform. Bestimmt wird sie nicht von den Betroffenen, sondern von Lobbyistenzirkeln und Ministerialbeamten.
Am 17. Juni 1901 legte die Konferenz zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung Regeln für Deutschland, die Schweiz und Österreich fest, die sich in Konrad Dudens "Orthographischen Wörterbuch" manifestieren (www.rechtschreibreform.com).
[…] Kandidatenkür zur Wahl des künftigen FH-Präsidenten, betroffen der Kandidat Carsten Ahrens aus Oldenburg. Ihm wurde angeblich das Etikett „Nicht präsidiabel“ angepappt […]. Ahrens, der sich außerhalb der Hochschule vor allem durch seinen Einsatz im Kampf gegen die Rechtschreibreform einen gewissen Ruhm erworben hat, gilt auf dem Campus als Mann des offenen, mitunter vielleicht voreiligen Wortes, der den Streit nicht unbedingt sucht, ihm aber auch nicht aus dem Wege geht.
15. 6. 2001
Wertkonservative Menschen führen gerne Klage über die allenthalben waltende Sittenverrohung. […] und so fällt es den Zivilisationskritikern nicht schwer, mit Inbrunst schlimmste Verfallsindizien aufzulisten: "Big Diet", die neue Rechtschreibung, die Schwulenehe, Kurt Biedenkopfs Wohnverhältnisse, der Zustand des deutschen Feuilletons ...
14. 6. 2001
Ohne Gerhard Augst hätte es keine Rechtschreibreform gegeben, denn die 68er hatten längst resigniert. […] Der kleine Kreis unermüdlicher Reformer, der über viele Jahre hinweg im Stillen an der Rechtschreibreform gebastelt hat, ist ausschließlich sein Werk.
Das (aus unserer sicht verdienstvolle) wirken von Gerhard Augst ist zweifellos einzigartig, aber diese kollegenschelte illustriert das sonst eher einfachen leuten eigene monokausale denken einiger reformgegner.
2001-06-13
Gern verweisen heutige Reformer auf die Zweite Orthographische Konferenz vom 17. Juni 1901. […] Der Erlanger Sprachwissenschaftler Prof. Theodor Ickler vermutet, man wolle damit einen Präzedenzfall staatlicher Orthographie-Lenkung schaffen, der quasi legitimatorisch auf die heutige Reform abstrahle.
Einst galt: Die Schule soll den Schülern jene Rechtschreibung beibringen, die "in den gebildeten Kreisen des Volkes zur festen Gewohnheit geworden ist".
Wo steht das, was hier in anführungszeichen steht? Es ist die meinung von reformgegnern. Dass es je gegolten habe, bei der rechtschreibung oder anderswo, ist wunschdenken zum glück.
Auf alle Fälle sind das die Leute, denen wir die Rechtschreibreform zu verdanken haben. Ach, rauh schreibt man dann hinten ohne h? Hat man das bisher anders geschrieben? Interessiert doch keinen.
So wie das regieren ohne volk einfacher wäre, hätten wir vielleicht weniger probleme mit der rechtschreibung, wenn sich das blöde volk so sehr dafür interessieren würde wie die gebildeten kreise. (Nur vielleicht, denn die ehrlichen gebildeten fühlen sich nicht so erhaben.) Wenn man nicht in sekundärtugenden verliebt ist und das tadelnde zitat mit distanz betrachtet, kann man daran nichts negatives erkennen; "Interesse für nix" ist eine interpretation der autorin.
Vor 100 Jahren fiel in Berlin der Beschluss, in ganz Deutschland eine einheitliche Rechtschreibung einzuführen. Und vor fünf Jahren folgte die Entscheidung für die Rechtschreibreform. In einer ersten Bilanz sehen die Reformer ihr Werk als Erfolg an. "Nach Behörden und Medien verwenden auch immer mehr Bürger privat die neue Rechtschreibung", sagt Professor Gerhard Augst, Leiter der Zwischenstattlichen Rechtschreibkommission. Er sieht darin eine historische Parallele: Auch vor 100 Jahren war die Einführung der einheitlichen Rechtschreibung heiß umstritten.
In der Geschichte der Rechtschreibung werde sich auch ein anderer Einschnitt wiederholen, meint Duden-Redaktionsleiter Wermke. "1995/96 hat es sehr viel Kritik gegeben. Von Aufregung beim Publikum ist bei der Duden-Redaktion aber nichts mehr zu bemerken." In diesem Jahrzehnt würden bereits die ersten Schüler, die nach der neuen Schreibung gelernt hätten, die Schulen verlassen. "Das war auch damals der endgültige Durchbruch der einheitlichen Rechtschreibung."
Zitat des Tages: Der Thron ist immer noch der Thron. Daran darf man nicht rütteln, auch wenn wir schon lange Republik sind. Auch die neue Rechtschreibung habe an der alten Schreibweise nichts verändert, so Gerhard Au[g]st von der Rechtschreibkommission.
12. 6. 2001
Seine Kleinschreibung hatte übrigens simple ästhetische Gründe: "Deutsch hat zu viele Oberlängen", bekannte er einmal.
9. 6. 2001
Bitte stellt das Thema »Euro« ins Zentrum der Berichterstattung. […] Es deutet sich schon jetzt ein ähnliches finanzielles Desaster an, wie bei den von oben dilettantisch durchgesetzten Aktionen EXPO, Krieg im Kosovo, Rechtschreibreform, Privatisierung der Bahn u. a. All diesen Aktionen haftet etwas Staatsstreichartiges an und mißlang den Nieten in Nadelstreifen.
7. 6. 2001
Soweit passt alles zusammen. Und doch ist es entweder Demagogie oder Unkenntnis der Historie, die Unterordnung der Schrift unter phonetische Prinzipien als nationalsozialistisch zu brandmarken zumal wenn dies mit der Suggestion einhergeht, dass jeder, der dem phonetischen Primat huldige, braunes Gedankengut pflege.
5. 6. 2001
Was ist charakteristisch für die SMS-Sprache? […] Rechtschreibregeln spielen keine Rolle. Alles wird mehr oder weniger klein geschrieben, die Schriftsprache wird mit Umgangston vermischt.
Dafür sind äußere Form der Bewerbung und Rechtschreibung […] besser geworden. Hier zahlt sich offenbar die wachsende Verbreitung von Computern aus.
Wenn es nicht lächerlich wäre, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, könnte man Herrn Landolt einiges entgegenhalten.
2. 6. 2001
Verluste tun manchmal mehr weh als Gewinne gut. Das Problem jeder Reform ist, daß mit ihr eine Änderung des Status quo verbunden ist, der aber als solcher hohe Wertschätzung genießt. Viele Nachteile des Status quo haben den Charakter von Opportunitätskosten (entgangenes Wachstum, entgangene Einkommenszuwächse, entgangene Beschäftigungsmöglichkeiten), die in der menschlichen Beurteilung aber nicht in dem Maße durchschlagen. Demgegenüber haben die Kosten von Reformen oft den Charakter einer direkt spürbaren pekuniären Belastung (Abbau von Sozialleistungen und Subventionen), die im psychologischen Kalkül stärker zu Buche schlagen. […] Eine zentrale Rolle darin spielt der Widerstand der Reformverlierer, der oft politisch wirksamer ist als die Unterstützung der Reformgewinner für Veränderungen. Die Psychologie bietet mit ihren Erkenntnissen über die Verlust-Aversion eine Erklärung für diese Asymmetrie. Verlust-Aversion ist eine Beurteilungsweise, bei der eine Verschlechterung in bezug auf einen Referenzwert intensiver erlebt wird als eine nach dem Betrag gleiche Verbesserung. […] Die Verlust-Aversion erklärt die Durchschlagskraft der Reformverlierer: Diese erleben die Verluste intensiver als Gewinner ihre Verbesserungen. […] Status-quo-Präferenz, Besitzeffekt und Verlust-Aversion haben eine Paradoxie zur Folge: Wenn Wähler im Ausgangspunkt zwar noch Reformen ablehnen, würden dieselben Wähler nach Reformen möglicherweise nicht zum ursprünglichen Zustand zurückkehren wollen […]. Eine Rückkehr zur alten Situation würde von den Reformgewinnern nun als Verlust betrachtet, der ungleich intensiver erlebt würde als umgekehrt der Gewinn durch die Reform.
Zum beispiel bei jeder rechtschreibreform: Der (übrigens begründete) verzicht auf zu weit gehende rein grafische bedeutungsdifferenzierung wird beklagt. Anderseits bejubelt niemand den gewinn an anderer stelle (eindeutigkeit von stillleben, rückauflösung der ck-/kk-trennung), weder die gegner noch (in einem vergleichbaren ausmass) die befürworter.
Die haben Ihnen die Rente geklaut und jetzt wollen sie Ihnen die Deutsche Mark nehmen. Der Euro kommt. Aber nicht mit Ihnen! Die Kontaktversuche Ihres Bankberaters wehren Sie ab wie ein Soldat, genauso die Regierungsinfos. Das hat bei der Rechtschreibreform gezogen, mit Konsequenz und Ignoranz schaffen Sie auch die Währungsreform. Aber leider liegt da ein Irrtum vor. Der Euro kommt. Auch ohne Sie.
6. 2001
Das Wort der Druckindustrie scheint allerdings erneut nicht gefragt zu sein. […] Allerdings dürfen sich die in der Druckindustrie Verantwortlichen nicht darüber wundern, dass sie nicht gefragt werden, haben sie doch mit der vielfältigen Abschaffung oder Ausdünnung der Korrektorate und Überlassung der Verantwortung für die Rechtschreibung in den Druckerzeugnissen an Agenturen, Autoren und Auftraggeber massiv an Kompetenz eingebüßt.
Wie die Schreibpraxis in der Schweiz zeigt, geht es auch ganz ohne ß!
In der Schweiz wurde übrigens bereits seit 1894 offiziell nach dem »Duden« geschrieben. […] Für Konrad Duden, den Pragmatiker, war mit dieser Regelung sein wichtigstes, über lange Jahre konsequent verfolgtes Anliegen der Herbeiführung einer einheitlich geregelten deutschen Rechtschreibung zwar erfüllt. Von der Sache her waren ihm die Ergebnisse allerdings nur ein Zwischenziel. […] Die Ergebnisse der II. Orthographischen Konferenz wurden, wie könnte es anders sein, nicht von allen positiv bewertet. Den einen blieben sie auf halbem Wege stehen, den anderen waren sie ein Bruch mit dem Gewohnten. […] Im Guten wie im Schlechten werden manche sagen hat sich die Geschichte wiederholt.
31. 5. 2001
Der Szene-Wirt, Musiker und Organisationsplaner des Internationalen Donaufests beantwortet heute den SZ-Fragebogen. […] Und welche Lektüre würden Sie ihrem Lieblingsfeind mit auf die Insel geben? Die neue deutsche Rechtschreibung.
29. 5. 2001
Hier zeigt sich, daß nicht nur Privatleute, sondern auch Notenbanken kaum die deutschen Politikerparolen von der gleichen Stabilität des Euro wie der DM glauben. Besonders lächerlich erscheint auch rückwirkend die Bemerkung des früheren Außenministers Kinkel, die DM sei eine „Dorfwährung“ (wahrscheinlich wäre dann die deutsche Sprache - die keineswegs 16% der Weltbevölkerung sprechen - noch mehr eine Dorfsprache, die man besser gegen ein mehr oder minder gutes Englisch eintauscht, nachdem man zuvor die eigene Sprache noch einmal durch eine „Rechtschreibreform“ - die einzige Reform, die in Deutschland in den letzten Jahrzehnten voll durchgezogen wurde - verunstaltete. Deshalb bleibt die Finanzwoche wie die FAZ bekanntlich auch bei der alten Schreibweise und würde einen Börsentip nie mit Doppel-P schreiben, denn dieses Wort kommt bestimmt nicht von „tippen“).
Wiedervereinigung und Rechtschreibreform hatten Brockhaus in der Mitte der 90er Jahre Spitzenerlöse beschert.
28. 5. 2001
Das Känguru wird nach der neuen deutschen Rechtschreibung ohne H geschrieben. Ihm sei das egal. Ein H brauche ein Känguru auch nicht. Hauptsache es habe einen Beutel. Logisch für einen wie Stengel, dass es sich bei der Rechtschreibreform nur um ein ABM-Projekt gehandelt haben kann.
26. 5. 2001
Aktuellen Umfragen nach bewerten über 90 Prozent aller bayerischen Lehrer die Reform positiv, gibt Ministeriumssprecherin Claudia Piatzer an. Da gibt es für uns keinen Anlass, einige der neuen Regeln zurücknehmen zu wollen. Eher im Gegenteil: Viele Pädagogen sprachen sich sogar dafür aus, die Reform auszubauen. Dass es dazu kommen wird, glaubt Professor Ickler nicht: Im Gegenteil. Man wird einige der neuen Regeln zurücknehmen, versichert er.
25. 5. 2001
Die Turbulenzen um die deutsche Rechtschreibung hätten das Programm des Duden-Verlags nicht mehr negativ beeinflußt.
23. 5. 2001
Persönlich finde ich Blockzeiten am nötigsten, dringendsten vor Frühenglisch, Spätfranzösisch und der Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung.
22. 5. 2001
Die "Woche" ist Bissingers Erfindung. Der Journalist […] steht für das journalistische Konzept der "modernen Wochenzeitung" (Untertitel), die als erste in Deutschland die neue Rechtschreibung einführte und Geldbeträge konsequent in Euro auswies.
Muss man die Rechtschreibreform von 1996 nach der Lektüre dieses Büchleins aber nun mit anderen Augen betrachten? Muss man sie vielleicht sogar in der direkten Tradition des Nationalsozialismus verorten? Die Autoren legen dies nahe, auch wenn dies etwas übertrieben scheint. Wichtig und verdienstvoll ist es aber auf jeden Fall, dass sie die Lücke im öffentlichen Gedächtnis geschlossen haben und das Bewusstsein dafür schärfen, dass Eingriffe in die Sprache immer auch eine politische Dimension haben. […] Proteste und Rechtfertigungen wurden formuliert, Unterschriften gesammelt und Klagen eingereicht. Umso erstaunlicher wirkt es im Nachhinein, dass der historische Vorläufer, die geplante Rechtschreibreform der Nationalsozialisten, dabei kaum eine Rolle gespielt hat.
Weil es eben nicht der historische vorläufer ist. Stellungnahme von 2018.
21. 5. 2001
„Oft behaupten sich Vorurteile gegen besseres Wissen. So sind sich die meisten Kritiker der Rechtschreibreform ihrer eigenen Ignoranz gar nicht bewusst.“
"Anfangs gab es bei vielen Lesern von Zeitungen und Zeitschriften doch einigen Widerstand. Davon ist inzwischen weniger zu spüren", sagte der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Gerhard Augst, in Eupen.
20. 5. 2001
Wenn man vereinfachen möchte, wäre es da nicht viel sinnvoller, das v einfach rausfallen zu lassen und jeweils durch f oder w zu ersetzen? […] zugunsten der Anforderungen sprachraumweiter Einheitlichkeit und gleichzeitiger Einfachheit würde ich die Vokallängenmarkierung im Schriftbild, die auch jetzt schon inkonsequent ist, gleich weglassen […]. So eine Reform würde aber als einzige wirklich das bringen, was auch die gegenwärtige versprach, jedoch aufgrund ihres Inhalts schlicht nicht leisten kann.
19. 5. 2001
Die Firma Trisa existiert seit 1887 und besteht, wie es Firmenchef Ernst Pfenniger (ein konsequenter Anhänger der Kleinschreibung) selbst beschreibt, aus einer «mannschaft von pionieren». Gemeint sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche die Firma gemeinsam zur Blüte gebracht haben.
18. 5. 2001
Die Frage, ob die Anschaffung von 50 neuen Duden für die Schule sinnvoll gewesen sei, beantwortete Konrektor Max Dietrich. Man habe damit die größeren Klassen im Zuge der Rechtschreibreform ausgestattet. Auf jeder Bank solle ein Duden sein.
17. 5. 2001
Am Stand "Rent a pastor" gibt es nämlich bereits alles, was das Gemeindeherz begehrt. Mit Umtauschrecht. Das Mercedes-S-Klasse-Modell zum Beispiel ist ein Mittfünfziger "mit Schmiss bei den Frauen". Er ist Weinkenner, liebt Theater sowie Bildende Kunst und wettert gegen den allgemeinen Sittenverfall wie auch die Rechtschreibreform. Sein Preis: 580 Mark am Tag.
16. 5. 2001
Hoberg bleibt außerdem Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden und ist weiterhin eines der sechs deutschen Mitglieder der Zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung.
12. 5. 2001
Word. Dieses Wort darf in Berlin nur noch mit t geschrieben werden. Das ist keine Regionalvariante der Rechtschreibreform.
120 Prozent mehr Teilnehmer im Bereich Sprachen zum Beispiel das hat die VHS der Rechtschreibreform zu verdanken.
11. 5. 2001
Etliche Bürgerinnen und Bürger sind gekommen und haben sich vom ersten Schweizer Wissenschaftsfest, dem Festival Science et Cité, umwerben lassen. […] Die Themen eines Orientierungslaufs durch die Stadt sind von Nichtwissenschaftlern bestimmt worden und waren denn auch mehr auf Diskussion denn auf Faszination ausgerichtet: «Neue Rechtschreibung», «Der Weg des Patienten», «Interkulturalität» usw.
10. 5. 2001
Einladung an alle, gemeinsam ein feines Buch zu den Akteuren der Spektakels Rechtschreibreform zu verfassen. […] Da die Rechtschreibreform trotz erwiesener Miserabilität immer noch nicht von offizieller Seite zurückgenommen wird, beginnt sie in vielen Bereichen auch, ihre - meist zersetzende - Wirkung zu zeigen. Damit aber wird sie zu einem bildungspolitischen Faktor, nämlich dem größten Flop der Nachkriegszeit in diesem Bereich. Damit verdienen aber auch die, die an dem Unternehmen bzw. Geschäft beteiligt waren und sind, namentlich genannt zu werden. Wir, die wir noch einigermaßen im Thema drin sind, sollten ein entsprechendes Buch gemeinsam verfassen, in dem auf die Tricks und Machenschaften beim Versuch der Durchpeitschung der Rechtschreibreform […] detailliert eingegangen wird. Ich schlage hierzu - ganz grob - erst einmal folgende Gliederung vor: Zerschlagt das Herrschaftsinstrument der Orthographie - die geistigen Wurzeln der Reform in den 70iger Jahren […].
9. 5. 2001
Vielleicht werden die Grauköpfe erst recht kämpferisch, wenn sie statt solcher "innerästhetischen Fragestellung" Politik treiben, die Rechtschreibreform steht nur zu bald, spätestens auf der Herbsttagung, wieder auf der Tagungsliste. Man plant ein Wörterverzeichnis, das strittige Worte und Wortgruppen im Sinne der Akademie richtig geschrieben enthält.
8. 5. 2001
Auch nach der Recht Schreib Reform, deren Regelungen mich schon zu manchem Kopf schütteln (na, gemerkt?) bewegt haben, sollte dennoch ausgerechnet der Börsen Verein darauf achten, einem Deutschen Bücher Preis einen Namen zu geben, der eingängig, aber grammatikalisch korrekt ist.
Die verbreitete tendenz, substantivkomposita getrennt zu schreiben, hat nichts mit der neuregelung zu tun. Schon lange kennt man es etwa von verlagsnamen: «Leibniz Verlag».
7. 5. 2001
Da besinnt sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung nach den kulturpolitisch verwickelten Einlassungen der letzten Jahre auf ein innerästhetisches Thema, und das Publikum besucht ihre Frühjahrstagung so zahlreich wie lange nicht mehr. Sollte sie also künftig davon ablassen, über die (aus ihrer Sicht verfehlte) Rechtschreibreform oder die Anglizismenflut zu debattieren, und sich nur noch mit Veranstaltungen wie dieser jüngsten, betitelt «Musik zur Sprache gebracht Sprache zur Musik gebracht», zu Wort melden? Die Frage ist müssig, denn die Akademie will in der Rechtschreibe- und Sprachpolitik mit eigenen Konzepten aktiv bleiben […].
Es ist üblich, dass bei Veranstaltungen wie der Frühjahrstagung begleitende Pressekonferenzen stattfinden. Das war auch hier nicht anders, die Pressekonferenz dümpelte bei mäßigem Interesse der Teilnehmer vor sich hin – bis das elektrisierende Wort „Rechtschreibreform“ fiel. Christian Meier, der Präsident der Akademie, redete sich bei diesem Thema erneut regelrecht in Rage. Die Reform sei erstens zutiefst undemokratisch und zum zweiten stümperhaft, in weitgehender Unkenntnis der deutschen Sprachgesetzlichkeiten zusammengeschustert worden. „Das wird sich auf die Dauer nicht durchsetzen“, sagte Meier, für Unternehmungen wie diese verunglückte Reform halte die deutsche Sprache einen wunderbar plastischen Ausdruck bereit: „Quatsch!“
Von heiligem Zorn erfüllt, nannte Meier die Kultusminister wieder einmal stur, unzugänglich und feige; einige hätten ihm signalisiert, auf seiner Seite zu stehen, dürften dies aber nicht öffentlich zugeben. Dass die Reform weitgehend an- oder wenigstens hingenommen mit Sicherheit scheitern wird, wie Meier proklamiert: Wer will das ernsthaft glauben (oder gar wünschen)?
6. 5. 2001
Rolf Landolt versieht seine verdienstvolle Presseschau gelegentlich mit spitzen Bemerkungen gegen die Kritiker der Rechtschreibreform.
5. 5. 2001
Für die Berliner Zeitung schrieb er im Vorjahr die kritische Auseinandersetzung der Rechtschreibreform "Umgang mit einem Staatsstreich. Das Rechtschreibkuddelmuddel woher es kommt und wohin es führt.".
Berliner Zeitung: […] Während die meisten taz-Gründer heute in bürgerlichen Medien meinungsbildend tätig sind und sich schon mit einer Reform der Rechtschreibung schwer tun, erneuern sich die taz-MacherInnen bei Billiglöhnen permanent im Geist der besten Journalistenschule Deutschlands. […] Sabine Vogel.
3. 5. 2001
Es ist ein Gehechel von merkwürdiger Kraftlosigkeit, dieses grosse Liebesspiel, das Ulrich Woelk inszeniert. […] Dies ist leicht zu lesen - und durchaus zu goutieren; ähnlich dem Zuschauer von Freds Serie lässt man sich deutschen Alltag servieren, appetitlich und verheissungsvoll an- (und auf Sex aus-) gerichtet, und mit genau so viel Rechtschreibreform, 10 Jahren deutsch-deutscher Vereinigung, Sonnenfinsternis und Flugzeugunglück dekoriert, wie es braucht, um zwischen Überraschung und Wiedererkennung gefesselt zu bleiben.
Südbadens Hauptstadt darf sich geschmeichelt fühlen, zum ersten Mal Austragungsort für die Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vom 3. bis zum 5. Mai zu sein. […] Die Sprache und nicht die Literatur stand in den Gründerjahren der Darmstädter Akademie im Vordergrund des Interesses. Nach zwölf Jahren Sprachbarbarei trat man mit heute nur noch schwer nachvollziehbarem Pathos an, „unsere Sprache vor weiterem Sinken zu bewahren“. […] Diese hohen idealistischen Ansprüche […] haben sich im Lauf der Jahrzehnte gesundgeschrumpft – zuletzt auf den gegenreformerischen Kampf um die Einheit der deutschen Rechtschreibung.
1. 5. 2001
Doch Gery ist ein gekonnter Blödler und zeigt auch ansonsten durchaus komisches Talent, etwa wenn er einen holländischen "Vax-Zusteller" (Thema: Rechtschreibreform) mit eher Schweizer Akzent spielt.
5. 2001
Ziel des Artikels ist es, einen genaueren Blick zu werfen auf zwei neue Rechtschreibwörterbücher. Eine Auseinandersetzung mit Rechtschreibwörterbüchern kann nicht der Anlass zu einer grundsätzlichen Diskussion der Neuregelung und der Kritik an ihr sein. Natürlich werden bei der Beschäftigung mit diesen Wörterbüchern Aspekte der Neuregelung zur Sprache kommen, denn ohne die Rechtschreibreform wären beide Wörterbücher nicht erschienen oder zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht […].
Wann empfinden Sie Ohnmacht? [Reumann:] Wenn ich Tagungen der Kultusministerkonferenz beiwohne, zum Beispiel denen über die Rechtschreibreform und denen über die Behandlung Deutschlands im Unterricht.
29. 4. 2001
Welchen Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Schreibfehler nach der Rechtschreibreform.
28. 4. 2001
"Denke an das Unbehagen, das wir empfinden, wenn die Rechtschreibung eines Wortes geändert wird", heißt es mahnend in einem Text von Ludwig Wittgenstein. […] aber auch die "noch tieferen Gefühle, die Fragen der Schreibung von Wörtern in manchen Menschen aufgeregt haben", verstand er als Beleg dafür, daß wir ein über praktische Belange hinausgehendes Verhältnis zu Schrift und Rechtschreibung haben können. […] "Die Buchstaben alle ungefähr von der gleichen Größe, immer wiederkehrend; die Wörter, die sich zum großen Teil ständig wiederholen und uns unendlich wohlvertraut sind, ganz wie wohlvertraute Gesichter." Jede Änderung der Schreibung greift in dieses Bild ein und stört die Bewegung des Lesens.
Wie «wohlvertraut» die «Gesichter» in wahrheit sind, zeigen die lese- und schreibkompetenzen. Unsere tieferen gefühle sagen uns, dass es unter den vielen gesichtern auch hässliche, unbehagen auslösende gibt. Jedenfalls sind «tiefere gefühle» etwas hoch gegriffen, wenn es nur um die erhaltung des status quo geht.
25. 4. 2001
»Geschichte wiederholt sich nicht, aber es ist vieles schon einmal da gewesen«, sagte Herbert Koschorrek, als er vor dem »Odenwald-Forum« in Hummetroth zum Thema »Vor 100 Jahren im Odenwald« referierte. […] Eine Rechtschreibreform stand zu Beginn des neuen Jahrhunderts ebenfalls an. Im Rahmen dieser Reform wurde das »th«, etwa bei »Thür« und »Thor«, zum T, und anstelle des »C« wurde weitgehend das »K« eingesetzt, aus Cölln wurde beispielsweise Köln.
"Fahrgastinformationsanlage zur Zeit ausser Betrieb". Ein Aufbruchsignal, dreifach spannend und lehrreich. […] Und b) kann man zwar einen Rechtschreibfehler diagnostizieren (der Duden verlangt zurzeit "zurzeit"), aber vielleicht deutet der bewusst darauf hin, dass Bahners Wille über jede Schreibreform erhaben ist? 3) "ausser Betrieb". Ein Fall für Sprachpsychoanalytiker, denn hier erleben wir einen klassischen Fall von Überkompensation. Ausser gibt es nicht, weiterhin nur außer; außer in der generell ß-feindlichen Schweiz. Die Schilder also als Gruß (Gruss) an Eidgenossen auf Glabbachbahnhofsbesuch?
Die 35-jährige Christina B. versuchte eine Tankstelle zur Explosion zu bringen als Protest gegen Veränderungen, Baustellen und die Rechtschreibreform. Wegen Schizophrenie wurde die Frau gestern vom Landgericht in die Psychiatrie eingewiesen.
23. 4. 2001
Eine Rechtschreibreform stand zu Beginn den neuen Jahrhunderts ebenfalls an. Das „th“ etwa bei „Thür“ und „Thor“ zum T, anstelle des „C“ setzten die Gelehrten das „K“ ein.
"abertausende"? Nicht erst seit der Rechtschreibreform dürfte ein satter Prozentsatz der Bevölkerung arg ins Schwimmen geraten, wenn es darum geht, zu klären, wie man solche Konstrukte denn nun korrekt zu schreiben hat: groß, klein, zusammen, auseinander? Früher hätte man da zum Duden gegriffen. Heute gibt es Bill sei Dank die Rechtschreibkorrektur von Microsoft Word
Im Deutschen wird das K nur in wenigen Fremdwörtern verdoppelt, wenn es gleichzeitig zu zwei Silben gehört, zum Beispiel in Sakko und Stukkateur. Normalerweise wird es als ck geschrieben und nur bei der Silbentrennung in k-k aufgelöst: backen, Socken und bak-ken, Sok-ken. Die Rechtschreibreform schreibt die merkwürdigen Trennungen ba-cken, So-cken vor.
Da liegt wohl eine verwechslung von «merkwürdig» und «ungewohnt» vor.
21. 4. 2001
Seine Gedichte, seine Prosa setzt er in Kleinschreibung, doch seinen Künstlernamen schreibt er stets in Großbuchstaben: SAID (Der Glückliche).
20. 4. 2001
Hinter dem Namen „Antrak auf Stumphsinn“ verberge sich keineswegs ein behördlicher Vorgang in den Zeiten der Rechtschreibreform, beteuert der Veranstalter, Rotter Entertainment.
19. 4. 2001
Die neue Rechtschreibung hat aus den Gemsen Gämsen gemacht. Folglich hätten sich die Wirtschaften mit dem Namen «Gemsli» in «Gämsli» umbenennen müssen. Das ist aber nirgends erfolgt, und auch beim 233 Jahre alten Kulturobjekt «Gemsli» in der Zelg, Wolfhalden, ist diesbezüglich keine Änderung vorgesehen.
Nun ist man in Brüssel (!) auf eine brillante Idee gekommen. Man hat den dortigen Computern beigebracht, die Buchstabenfolgen AE, UE und OE immer dann, wenn Namen aus den genannten Sprachen vorkommen oder wenn sie ganze Sätze in einer dieser Sprachen von sich geben, durch Ä, Ü und Ö zu ersetzen. Nun heißt Joenkoeping wieder Jönköping […]. Jene wussten offenbar nicht, dass nicht jedes deutsche Wort, das die Buchstabenfolgen AE, OE oder UE enthält, mit Umlaut zu gelesen und geschrieben werden darf. […] Nur ein paar baürnschlaü Italiener oder Briten, deren Schriftsysteme in dieser Hinsicht ärmlich sind, neiden den anderen ihre grafischen Farbtupfer. Sie sind es, die alle Versuche hintertreiben, den Eurocomputern so einfache Dinge wie Ä, Ö und Ü beizubringen.
18. 4. 2001
Was der Kunde nicht ahnt: obwohl in neuer Rechtschreibung, ist die derzeit noch aktuelle Duden-Auflage womöglich in absehbarer Zeit wieder veraltet. Um die vielen offenen Fragen der Rechtschreibreform zu klären, hat sich die Duden-Redaktion nämlich einen Beirat einberufen, der strittige Fragen in der Umsetzung der Reform in Augenschein nehmen soll. Es ist also möglich, daß binnen kurzem eine Reform der Reform vorgelegt wird. Während sich die Experten um die neue Rechtschreibung streiten, holt Prof. Theodor Ickler vom Institut für Germanistik der Universität Erlangen-Nürnberg nach, was die Reformer seiner Meinung nach zu Beginn ihrer Arbeit versäumten: Er stellt fest, was denn nun eigentlich die alte Rechtschreibung war.
So hatte er nämlich von Anfang an geheißen, ehe er von den Stadtvätern 1905 einfach in Karlplatz umgetauft wurde.
Die neue Auflage des deutschen Universalwörterbuches versichert: Die Unsicherheit um diverse Sonderregelungen wird prolongiert. Vor allem im Bereich der Zusammen-getrennt-Schreibung tauchen hier markante Abweichungen auf.
17. 4. 2001
In der Presse wimmelt es von Seeligpreisungen. […] Andererseits ist dank der Rechtschreibreform vormals Falsches wieder richtig: Nicht mehr Schenke, sondern wie im 19. Jahrhundert Schänke.
Ein inzwischen vergessenes mittelhochdeutsches Wort für ein hammerartiges Werkzeug war bliuwel. Es hat in der Pleuelstange überlebt und stammt vom Verb bliuwen ("schlagen") ab. Das schrieb sich noch vor kurzem völlig korrekt "bleuen", bis die Rechtschreibreform daraus ein "bläuen" machte und so dem Irrtum nachgab, es hinge mit "grün und blau schlagen" zusammen.
Etymologie ist etwas wichtiges und interessantes, aber sie ist nicht aufgabe der buchstabenschrift. Das ist der irrtum.
Die neue Auflage des Deutschen Universalwörterbuchs aus dem Hause Duden zeigt: Die Verwirrung um die Orthographie ist prolongiert. […] Einmal mehr bestätigt sich: Keine Rede kann von der mit der Reform angeblich angestrebten Vereinfachung der Rechtschreibung sein, von einer einheitlichen Schreibung ist man weiter entfernt als vor der Reform, die Verwirrung ist prolongiert.
Eine moderne, den heutigen didaktischen Erfordernissen entsprechende ladinische Grammatik für die Schulen des Gadertales wurde am Mittwoch in St. Martin in Thurn vorgestellt […]. Die letzte kleine Rechtschreibreform aus dem Jahre 2000 konnte berücksichtigt werden.
12. 4. 2001
Aber – um Himmels willen – welcher zeitgeistige Sprach- und Schriftenklempner hat den Gewerkschaftsbossen das dümmliche Kürzel „ver.di“ aufgeschwätzt? Was soll die kokettierende Kleinschreibung […]? Was soll auch das dümmliche Pünktchen in der Mitte? Der Gipfel modischer Tumbheit scheint mir aber zu sein, dass die Gewerkschaft ihr seltsames Namenskürzel obendrein italienisch ausspricht.
11. 4. 2001
Und noch immer ist nicht klar, wie und ob sich Kabarett und Comedy unterscheiden. […] Die Macher selbst sehen die Entwicklung gelassen. […] Und Matthias Beltz doziert: "Comedy ist nach der Rechtschreibreform lediglich die neue Schreibweise von Kabarett."
Was wird bleiben? Sicherlich die ss-Schreibung, ohnehin verantwortlich für 80-90% aller Änderungen in durchschnittlichen Texten. Die neuen Regeln zur Trennung (s-t) werden gleichfalls erfolgreich sein. Nochmals geändert werden wird die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie die Fremdwortschreibung. Keine Chance sich durchzusetzen haben hingegen die neuen Komma-Regeln, da sie schlicht leserfeindlich sind.
10. 4. 2001
Er beharrte auf dem alten britischen System und wog Gemüse und Früchte weiter in «Pounds» ab. […] Thoburn sei ein vernünftiger, hart arbeitender Mann. «Er tat, was er tat, weil er daran glaubte.» Anhänger des 36-jährigen Gemüsehändlers waren zu dem Verfahren nach Sunderland geströmt, um Unterstützung für ihren Helden zu demonstrieren.
Weitere vernünftige, hart arbeitende menschen, die an das vergangene glauben, lernt man unter www.rechtschreibreform.com kennen.
Damals schrieb die Lohrer Zeitung: […] "Im Laufe des Frühjahrs werden in Berlin Vertreter aller Bundesstaaten zu einer Konferenz über eine einheitliche Rechtschreibung zusammentreten."
Kaum hat man sich mehr oder weniger an die Rechtschreibreform gewöhnt, kommt schon die nächste. Sie betrifft diesmal aber nicht die Grammatik, sondern das Schriftbild. Die leichter erlernbare "Vereinfachte Ausgangsschrift" wird im kommenden Schuljahr in den ersten Klassen eingeführt.
The problem, the researchers say, may be that while English consists of just 44 different sounds, they can be written in more than 1,100 ways. Since dyslexics seem to have trouble differentiating individual sounds, known as phonemes, the complexity of English orthography adds an extra burden.
8. 4. 2001
Welche Reform bewundern Sie am meisten? Die Rechtschreib-Reform, weil sie der größte anzunehmende Blödsinn ist.
7. 4. 2001
Und ähnlich wie Deutsche, Österreicher und Schweizer verbindet Niederländer und Flamen eine gemeinsame, wenn auch weniger umstrittene Rechtschreibreform.
Der Erfolg dieses Weges soll nach Ansicht des Ministerpräsidenten beispielhaft für die Demokratie sein. Gesellschaftliche Konflikte gibt es ja genug: Man denke nur an bauliche Großprojekte, an politische Reformen, an Risikotechnologien wie Atomkraft oder Gentechnik oder an die immer noch umstrittene Neuregelung der Rechtschreibung. Ähnlich wie beim Thema Flughafenausbau könnten hier Dialogforen geschaffen werden, bei denen die Konfliktparteien trotz unterschiedlicher Auffassungen versuchen sollten, nach Wegen zu suchen, die die Ansprüche möglichst aller Beteiligten berücksichtigen.
Seite 12 über die Rechtschreibereform. Klar, daß man gegen jegliche Reform der Schriftsprache sein muß, wenn schon Adolf »Filosof« schreiben wollte. Ein Wort übrigens, das bis heute so nicht gilt, wenngleich ihr sonst (...) immer gern das Foto mit der Schultafel bringt, wo eben dieses Wort steht.
Das Universalwörterbuch ist also eine typische Übergangserscheinung. Die Redaktion mußte es jetzt herausbringen, damit die Abweichungen des revidierten Rechtschreibdudens von der übrigen Dudenliteratur nicht allzu groß werden. Sie weiß aber, daß die Lage sich schon im Laufe dieses Jahres von Grund auf verändern kann, weil die zwischenstaatliche Rechtschreibkommission bald ihren dritten Bericht abliefern muß. Was die Reformer vor fünf Jahren leichtfertig ins Rollen gebracht haben, wird so bald nicht zur Ruhe kommen und noch manche Verwirrung stiften.
Denn in einem "Expo Shop" werden Altbestände der Weltausstellung 2000 unters Publikum gebracht […]. "Die Expo war ein einmalig teueres Spektakel. Konnten Sie sich auch nichts kaufen?", fragt der Historienanbieter mitleidig und antwortet auch gleich selbst in riesigen Lettern: "Wir bringen das in Ordgnung". […] Vielleicht sollten die Expo-Orthographen demnächst zu einer Überarbeitung der Rechtschreibreform herangezogen werden.
5. 4. 2001
Die neue Rechtschreibung hat aus den Gemsen Gämsen gemacht. Folglich hätten sich die Wirtschaften mit dem Namen «Gemsli» in «Gämsli» umbenennen müssen. Beim 233 Jahre alten Kulturobjekt «Gemsli» in Wolfhalden ist diesbezüglich aber keine Änderung vorgesehen.
Die Schweizer sind ja wohl eine Minderheit im deutschen Sprachraum, und da ist es sozusagen ein entsprechender „Kompromiss“, wenigstens die Hälfte aller Wörter mit ß „schweizerisch“ zu schreiben. Die Minderheit der Schweizer erhält darüber hinaus eine besondere Anerkennung dadurch, als sie selbst keinerlei Änderungen der ss/ß-Schreibung verordnet bekommt, also etwa die Auflage, ihrerseits den ss/ß-„Kompromiss“ umzusetzen. (So schwer kann das doch nicht sein, wenn es die anderen können, oder sind die Schweizer nach Meinung der Reformer dumm?)
2001-04-03
Was haben Gorleben und die Rechtschreibreform, der Frankfurter Flughafen und BSE, die grüne Gentechnik und die Bundeswehrreform gemeinsam? In allen Fällen tut sich die Politik schwer, Entscheidungen erstens zu treffen und zweitens auch umzusetzen. Ist die klassische Politik nicht mehr in der Lage, gesellschaftliche Konflikte zu lösen?
Politisch bedenklich an der jüngsten Rechtschreibreform ist daher nicht allein der Versuch der beteiligten Staaten, sich eine »Hausorthografie« zu schaffen, unbeeindruckt davon, was deren Bürger oder auch nur die Büchner- und Literaturnobelpreisträger davon halten. Nicht übersehen werden sollte zudem ihr lange verdrängter theoretischer Anachronismus, der sich bei näherer Betrachtung als Fortsetzung eines in den dreißiger Jahren eingeschlagenen Sonderwegs erweist.
Staat = Haus? Und was ergäbe eine nähere betrachtung von Leiss, Pöppel und Paulesu aus den neunziger und nuller jahren?
Es habe sich seit Beginn seiner Lehrtätigkeit schon so einiges in der Bildungslandschaft verändert, konstatiert er. Stichworte wie Koedukation, Mengenlehre, Schreibreform kommen ihm spontan in den Sinn.
Nachdem die anfängliche Schüchternheit überwunden ist, stellen die Schüler viele Fragen: Was ein Faksimile eigentlich sei, ob die vertrocknete Spinne in der Transportkiste einmal giftig gewesen oder wie denn die korrekte Schreibweise von Achilles nach der Rechtschreibreform sei.
Wie viele andere war auch ich überrascht, dass der Debatte in der Krone mitsamt eindeutigen Umfrageergebnissen der entscheidende Schritt bislang nicht folgte, vorerst wieder zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.
Aber warum so zaghaft, liebe "Tante FAZ"? Gerade jetzt im Frühling könnte die Verjüngungskur doch noch viel radikaler ausfallen. Es müssen ja nicht gleich Farbfotos sein oder gar (horribile dictu!) Regeln à la "neue Rechtschreibung". Das käme laut FAZ dem Untergang des Abendlandes gleich.
1. 4. 2001
Welche Reform bewundern Sie am meisten? Die Rechtschreibreform weil sie so danebengegangen ist.
Und die Platane setzte hinzu: Ihr Menschen macht euch doch immer was vor, wie es euch gerade paßt (Schulbäume halten an der alten, mir leider nicht gestatteten Schreibung fest).
4. 2001
Geblieben ist ein für den Rechtschreibunterricht an allen Schulen im deutschsprachigen Raum verbindliches Regelwerk. Damit bleibt die Grundvoraussetzung für eine im Schriftbild weitgehend einheitliche Schreibung gegeben, und zwar auch dann, wenn über das amtliche Regelwerk Varianz toleriert wird. Der Grad dieser Varianz in verschrifteten Texten wird von zwei Faktoren abhängig sein, nämlich davon, was im Rechtschreibunterricht tatsächlich gelehrt wird — das ist fundamental unterschieden von dem, was toleriert wird oder werden muss —, und davon, was sich zum Beispiel über das Zeitungswesen an Schreibungen im Bewusstsein der Sprachgemeinschaft verfestigt und zum Usus wird.
Ein schwarzes Brett ist eben nur ein Brett mit der Farbe schwarz, aber keine Anschlagtafel wie das Schwarze Brett. […] Da Schrift und Sprache aufs engste miteinander verknüpft sind, wird durch die Neuschreibungen die Sprache selbst geschädigt. Die in der gesprochenen Sprache enthaltenen Bedeutungen müssen in den Schreibungen so wiedergegeben sein, daß sie nicht, wie durch die Reform geschehen, zerstört werden, sondern daß sie erhalten bleiben, wie es in der bewährten Schreibung der Fall ist.
Es ist eben! Auch in der gesprochenen sprache, in stenografie, blindenschrift usw.? Schrift und sprache scheinen doch nicht so eng miteinander verknüpft zu sein.
31. 3. 2001
Fest steht, dass an der Erbacher Grundschule keine der Zweiten Klassen nach der alten Rechtschreibung unterrichtet wird, weder von neuen noch von alten Lehrern.
30. 3. 2001
Auf einen Posten wollten die Politiker aber trotz der leeren Kassen nicht verzichten: die einvernehmlich beschlossenen zusätzlichen 20 000 Mark für Lehrmittel, um den Missstand an den Burscheider Schulen zu beheben, dass Lehrbücher in alter wie in neuer Rechtschreibung kursieren und für Verwirrung bei den Schülern sorgen.
29. 3. 2001
Trotz aller Probleme: Nachdem am 1. August 1999 ein Großteil der deutschen Zeitungen die neue Rechtschreibung übernommen hat, ist nach Dr. Müllers Ansicht „der Widerstand gebrochen“. „Das Reformwerk ist unumkehrbar.“ Dennoch schweigen die Gegner nicht.
2001-03-28
Die italienische Sprache unterscheidet sich insofern von der englischen und der französischen, als ihre Rechtschreibung regelmässig ist. So lassen sich im Italienischen die 25 Laute mit nur 33 Buchstabenkombinationen darstellen. Dagegen können die 40 Laute der englischen Sprache auf 1120 verschiedene Arten buchstabiert werden. Angesichts dieser Zahlen erstaunt es denn auch nicht, dass italienische Schulkinder schneller und besser lesen als englische. […] Der Grund, warum es in Italien weniger Legastheniker gibt […] liegt an der Orthographie.
Im Haus einer Sprache ist für viele Spezialsprachen Platz. In der Geschichte der deutschen Sprache hat man mit den Kanzleisprachen in den verschiedenen Jahrhunderten gute Erfahrungen gesammelt. Sie haben die Literatur bereichert, zuletzt das Beamtendeutsch der Donaumonarchie, das selbst Satirikern noch Bewunderung abgenötigt hat. Zunächst müßte freilich klar sein, wer über eine solche gereinigte Staatssprache wachen soll. Am Ende die Bankrotteure der Rechtschreibreform?
Harry Rowohlt hat "Pu der Bär" übersetzt und mit einem Bären hat der 55-jährige Hamburger tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit. […] mit einem großen, grauen, starken Bären mit eigenen Meinungen und Deinungen. Von denen er uns in Form der Kolumne "Pooh's Corner", die in unregelmäßigen Abständen in der ZEIT erscheint, einige mitteilt. Über die Bibel als Novelle und Focus als modernes Nachrichtenmagazin, die Rechtschreibreform, über das Rundfunken, Justus Frantz, "Unser Schiff für Muroroa" und den Frankreichboykott.
Sprache ist überhaupt bald das Einzige, was wir noch nicht selbst gemacht haben. Nein, stimmt nicht ganz. Schließlich gab es die Rechtschreibreform. Ich habe lange nach einer Erklärung für diesen Akt der Barbarei gesucht, aber jetzt ist alles klar. Ihre Schöpfer wollten einen Abstand zwischen uns und die Sprache legen. Sozusagen einen Bewusstseinsabstand.
27. 3. 2001
Authentisch werden die Szenen deshalb, weil Rowohlt ein unübertreffliches Talent besitzt[,] Stimmen und Dialekte zu imitieren, und ein Faible dafür hat[,] Abweichungen von der Sprachnorm literarisch in Schriftform und Schreibweise zu übertragen […]. Daran wird hoffentlich auch die Rechtschreibreform nichts ändern, die ein so orthografiebewusster Mensch wie Rowohlt für "subventionierte Legasthenie" hält.
Die Politiker gefallen sich darin[,] Schuldzuweisungen von einer Ecke in die andere zu schieben. Die kümmern sich um solchen Schnee wie die Rechtschreibrefom, dabei klemmts an ganz anderen Ecken.
26. 3. 2001
Zumindest in naher Zukunft wird sich diese im Entstehen begriffene Sprache, die sich durch das Radio, den Rap und auf der Gasse ungemein schnell verbreitet, kaum standardisieren lassen. Unlängst hat der in Mexiko geborene, jiddisch ausgebildete und am Amhurst College lehrende Ulan Stavans mit dem «Diccionario del Spanglish» eine erste lexikalische Zwischenbilanz vorgelegt. Wenn sich manchen Sprachpuristen dabei die Haare sträuben, vergessen sie, dass auch die zahllosen arabischen und französischen Lehnwörter der Reinheit der Silbenstruktur des Spanischen, seinem einfachen phonetischen System und der perfekt daran angepassten Orthographie - all den Charakteristika mithin, die es auszeichnen und nebenbei zu einer der am leichtesten erlernbaren Sprachen überhaupt machen - nichts anhaben konnten.
25. 3. 2001
Sein Kampf für die Rechtschreibung verfolgte ihn auch bis in die Lesung. In aufklärerischer, fast selbstherrlicher Manier sprach er über den Kampf mit der Duden-Redaktion. "Es gibt sogar Leute, die Schifffahrt mit vier f schreiben", sinnierte er.
Und obwohl der Band der alten Rechtschreibung folgt, hat die Reform doch ihre Spuren hinterlassen: "daß" steht neben "bewusstlos", und "dasselbe" wird durchgängig mit ß geschrieben: "daßelbe". Vermutlich hacken die Virts das Wort so in ihre Tastaturen. Die Liberalisierung der Orthografie ist dank unserer Kultusminister wohl nicht mehr aufzuhalten.
24. 3. 2001
Zur Rechtschreibreform zog Zehetmair eine eher skeptische Zwischenbilanz. Sie habe bisher keine Verbesserungen bei der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung gebracht, sondern "das Durcheinander vergrößert", räumt der Minister ein, der maßgeblich am Zustandekommen der Reform beteiligt war. Es sei allerdings von Anfang an klar gewesen, "dass man niemandem etwas aufzwingen kann", so Zehetmair.
23. 3. 2001
Die philippinische Regierung sieht durch die massenhafte Versendung von Text-Botschaften via Handy (Short Message Service/ SMS) die Rechtschreibung in Gefahr. Die bei solchen Mitteilungen häufig benutzten Abkürzungen könnten in die Schriftsprache einfließen und damit die Fähigkeit zum korrekten Buchstabieren beeinträchtigen, meinte Erziehungsminister Raul Roco […] warnend.
In den Grundschulen wird nicht mehr das Buckel-S (ß) gelehrt. „Rad fahren“ darf nicht mehr in einem Wort und klein geschrieben werden. Wenn aber die siebenjährige Enkelin heute immer noch aus einem Buch lernen soll, das nur das Buckel-S kenne, dann könne irgendetwas nicht stimmen, meint Peter Adam. […] Erbacher Eltern haben schon vor längerem zur Selbsthilfe gegriffen und die Sprachlehre „Mobile“ in mühevoller Kleinarbeit handschriftlich korrigiert […]. Die Kinder sollen nicht darunter leiden und verunsichert werden.
Verunsicherung das schreckenswort in Deutschland. Wie verunsichert wären wohl die fleissigen eltern, wenn sie wüssten, was Leiss geschrieben hat?
2001-03-22
Die Rechtschreibreform hat in der Bevölkerung Verunsicherung ausgelöst. Auch in der Schule machte man sich Gedanken, wie Rechtschreiblernen künftig vermittelt werden sollte. […] Die Tendenz heisst: «Weg vom Regelnbüffeln zum selbstbestimmenden Rechtschreiblernen».
Die Gesellschaft für deutsche Sprache, lässt am kommenden Dienstag, 27. März, ab 19.30 Uhr im Pressehaus der Goslarschen Zeitung in einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung einen kompetenten Referenten zu Wort kommen: Dr. Gerhard Müller ist seit 1976 Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Muttersprache“ wird eine Zwischenbilanz zur Rechtschreibreform ziehen.
Der vortrag ist bestimmt sprachgepflegter als dieses textstück.
Die Einführung der neuen Rechtschreibung habe viele Menschen im Lande verunsichert. Nun gelte es, mit der deutschen Sprache sorgfältig umzugehen. Mit der zunehmenden Verwendung von Anglizismen entspreche die Zeitung nicht dem Willen und Wunsch ihrer Leser, sondern sie stifte Verwirrung.
"Mehr Kohle in die Bildung stecken und weniger Kohle in die Kohle", fand Westerwelle, der auch der Kultusministerkonferenz vorwarf, sich der Rechtschreibreform mehr gewidmet zu haben als der Verkürzung der Ausbildungszeiten.
Trotz Kälte und Regenwetter bleiben viele Leute stehen, schimpfen auf die Rechtschreibreform und die Gesundheitspolitik.
Zeit: Also kein Bedarf für ein Sprachenschutzgesetz? Schlobinski: Nein, wir hatten schon die Rechtschreibreform, das reicht jetzt erst mal an Regelungsmaßnahmen.
21. 3. 2001
Viele der kleinen Sprachen sind gefährdet. […] Viele Menschen sehen in den großen Sprachen, die in der Verwaltung, im Geschäftsleben, im Bildungswesen und in den Massenmedien dominieren, den Schlüssel für eine bessere Zukunft. Für die meisten lokalen Sprachen hingegen gibt es nicht einmal eine Orthographie. Eltern vermeiden es deshalb, in der angestammten Muttersprache mit ihren Kindern zu kommunizieren, aus Angst, sie dadurch zu benachteiligen.
Ungleiche Voraussetzungen für das Lesen herrschen nicht nur in den Gehirnen, sondern auch in den Sprachen der Menschen. […] Trotz gleichen Handicaps taten sich aber die Italiener beim Lesen und bei der Orthographie wesentlich leichter. Das haben sie der Umsetzung ihrer Sprache in Schrift zu verdanken, bei der eine bestimmte Buchstabenfolge fast immer für ein und denselben Laut steht.
Als Anfang 2001 eine Jahre zuvor beschlossene Reform die Zahl der Berliner Bezirke reduzierte, fanden die Einwohner von Prenzlauer Berg sich unversehens mit denjenigen von Pankow und Weißensee zu einer Verwaltungseinheit zwangsvereinigt […]. Es war ein bisschen wie bei der Rechtschreibreform: Erst als es ernst wurde, merkten die Menschen, was ihnen die Bürokraten da eingebrockt hatten.
Müssen legasthene Schülerinnen und Schüler auf eine neuerliche Rechtschreibreform warten oder gibt es für diese oftmals sehr begabten Kinder eine Chance in den Schulen?
2001-03-20
Neue Rechtschreibung, neuer Lehrplan, neues Geld. Nicht nur der Bürger muss sich auf einige dieser Veränderungen einstellen, besonders auch die Schulen stöhnen zuweilen darunter.
"Fünf Jahre hat die Kultusministerkonferenz das Volk mit einer Rechtschreibreform genervt, die niemand braucht. Aber um Klassenteiler und den Lehrernachwuchs hat sie sich nicht gekümmert," schimpfte Genscher.
1901 wurde in Wuppertal die Schwebebahn in Betrieb genommen. Im selben Jahr stand eine Reform der deutschen Rechtschreibung an. Und genau in diesem wichtigen Jahr des Fortschritts schritten mutige Männer in Bösperde zur Gründung der Spar- und Darlehnskasse.
19. 3. 2001
Noch als 70-Jähriger forderte der Autor 1996 ein Volksabstimmung über die Rechtschreibreform, die seiner Meinung nach „die Sprache verflacht“.
17. 3. 2001
Noch als 70-Jähriger forderte der Autor 1996 ein Volksabstimmung über die Rechtschreibreform, die seiner Meinung nach «die Sprache verflacht».
Äusserlich gibt sich das Buch sehr radikal. Nicht nur gilt die «Ggmèèssiget Chliischriibig» (diese ist kurioserweise gross geschrieben), man findet auch im ganzen Buch kein schriftsprachliches Wort; sogar die grammatische Terminologie wird bis zur Verfremdung vermundartlicht: «di schtarche wèrb» […]
Der singende Studienrat Heinz Rudolf Kunze hat seit 1981 immerhin 21 CDs auf den Markt gebracht. […] Geschrieben ist das Buch demonstrativ in alter Rechtschreibung. Kunze hatte als strikter Gegner die Reform mit "einer behördlichen Anordnung zur Verunreinigung des Trinkwassers verglichen".
Ein entsprechender Kommentar zur deutschen Rechtschreibreform durfte daher auch im Programm von "Schlimm" nicht fehlen. Ziemlich makaber resümierte Stöcker: "Unsere Kinder werden uns Kommamörder nennen, uns in Grammatikghettos sperren und mit dem Dudenstern kennzeichnen". Gery untermalte Stöckers Ausführungen gleich mit dem entsprechenden Lied. Auf die Melodie von "We Will Rock You" sang er die genial konzipierte Abwandlung "Nie mehr, nie mehr Kommas", was das Publikum sehr erheiterte und die Stimmung sichtlich auflockerte.
Bereits vor zwei Jahren haben Eltern und Lehrer einen Teil der alten Schulbücher in Handarbeit auf den neuen Stand der Rechtschreibung gebracht, ganz wie früher die Mönche in ihren mittelalterlichen Scriptorien. Aber offensichtlich sind diese von Hand reformierten Bücher nicht mehr in Gebrauch oder nicht in ausreichender Stückzahl vorhanden. Fest steht, dass eine der beiden zweiten Klassen in Erbach nach den alten und mithin falschen Regeln unterrichtet wird.
16. 3. 2001
In languages with transparent or shallow orthography (e.g., Italian), the letters of the alphabet, alone or in combination, are in most instances uniquely mapped to each of the speech sounds occurring in the language. Learning to read in such languages is easier than in languages with deep orthography (e.g., English and French), where the mapping between letters, speech sounds, and whole-word sounds is often highly ambiguous. Adult skilled readers show a speed advantage in shallow orthographies. […] We conclude that a phonological processing deficit is a universal problem in dyslexia and causes literacy problems in both shallow and deep orthographies. However, in languages with shallow orthography, such as Italian, the impact is less, and dyslexia has a more hidden existence. By contrast, deep orthographies like that of English and French may aggravate the literacy impairments of otherwise mild cases of dyslexia.
Künftige Rechtschreibreformen sollten sich daher auch daran orientieren, wie lesbar eine Sprache wird. Die umstrittenene deutschen Rechtschreibreform hat dieses Ziel nach Meinung vieler Experten übrigens nicht erreicht.
So sind in den USA rund zehn Millionen Kindern von der Lese- und Rechtschreibschwäche betroffen - prozentual rund doppelt so viel wie beispielsweise in Italien. Der Grund liegt, so die Ergebnisse eines internationalen Forscherteams um den Mailänder Eraldo Paulesu, in der Muttersprache: Das Italienische macht keinen großen Unterschied zwischen der Schreibweise und der Art, wie die Wörter ausgesprochen werden.
Ein Band mit Texten aus den Jahren 1998 bis 2000 […] ist gerade erst wieder erschienen - unter dem sprechenden Titel "Klärwerk". [Heinz Rudolf] Kunze gehe "der Sprache auf den Grund, nicht auf den Leim", heißt es dazu im Klappentext des Buchs. Dort, auf dem Grund seines Klärwerks, hat Kunze offenbar die alte Rechtschreibung gefunden, in der er sein Buch verfasst hat - "demonstrativ", wie der Autor betont.
Neurologen haben entdeckt, dass Legasthenie durch Sprachen mit einer besonders komplizierten Rechtschreibung forciert wird.
Neurologen von der Universität Mailand haben entdeckt, dass die Legasthenie von Sprachen mit einer besonders komplizierten Rechtschreibung nachgerade gefördert wird.
Eine gewisse Entlastung für Menschen mit Rechtschreibschwächen bietet eine Studie, die in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals Science (Bd. 291, S. 2165) veröffentlicht wurde: Legasthenie, heißt es darin, sei zwar zweifellos eine neurologische Störung, sie werde aber in einigen Sprachen durch besonders komplizierte Rechtschreibung "forciert". […] Professor Paulesu sieht im Ergebnis seiner Studie ein wichtiges Argument für Rechtschreibreformen in jenen Ländern, die ihren Kindern das Erlernen der Muttersprache mittels orthographischer Spitzfindigkeiten besonders schwer machen.
15. 3. 2001
Wenn alle von der Rechtschreibreform reden nach dem Motto: dafür hatten sie Zeit, die Kultusminister, während sie die wirklich wichtigen Zukunftsthemen derweil verschleppen und zwecks Anschauung "die Schifffahrt mit zwei, drei oder vier F" heranziehen, holt der Noch-General den "Flanelllappen" hervor.
14. 3. 2001
Die Brüder gingen bald zur Kleinschreibung über, weil ihnen der "alberne gebrauch groszer buchstaben für alle substantiva" gegen den Strich ging. In ihrem Wörterbuch hielten sie sich 33 Bände lang daran.
Die Brüder, die mit etwa 2000 Briefpartnern in Kontakt standen, gingen in ihrer Korrespondenz bald zur Kleinschreibung über, weil ihnen der "alberne gebrauch groszer buchstaben für alle substantiva" gegen den Strich ging.
Von Null auf Hundert geriet der Auftakt des Solo-Kabarettisten Christoph Sonntag […]. Nach der Rechtschreibreform komme nun die Silbenverknappung und Einführung der "B-Sprache".
12. 3. 2001
Ein Vortrag zur Entwicklung der wendischen Schreibweise findet am Dienstag, 13. März, um 17 Uhr in der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur in Cottbus […] statt. Die niedersorbische Orthographie ist im 20. Jahrhundert von großen Veränderungen geprägt.
10. 3. 2001
Was ging in den Köpfen der Kultusministerkonferenz vor, als sie kräftezehrend und nervend der Nation die Rechtschreibreform aufoktroyierte, sich nun herumquält mit Reformen der Reform und damit Verwirrung stiftet, wo Klarheit geboten ist?
7. 3. 2001
In konsequenter Kleinschreibung versammelt der Band Haikus und andere poetische Kurztexte zu gängigen Motiven wie Naturbetrachtung, Liebe, Sehnsucht.
Die Rechtschreibung ist auch nicht mehr die, die sie einmal war. Unbeschadet aller deformierenden Reformen und paranoider Überfremdungsängste zeigt sich, dass das Falsche immer noch etwas falscher gemacht werden kann.
6. 3. 2001
Und Gewöhnungen, wie Schneider sie bejahend bei der Rechtschreibreform anführt, machen eine Sache auch nicht richtiger. Besagte Reform, die ja eine verordnete und keine gewachsene war, hat uns viele Antriebe zur Differenzierung gekostet. Ob das der geistigen Disziplin und Unterscheidungsfähigkeit förderlich war, ist immerhin zu bezweifeln.
Leider lässt der verfasser offen, inwiefern die vorherige rechtschreibung mehr eine gewachsene und weniger eine verordnete war und inwiefern sie durch mehr als gewöhnung legitimiert war.
5. 3. 2001
Hochlichternd sind auch die Knebels als Buß-Brothers nach dem Seitensprung […] und vor allem die hirnerweichendste Erklärung für das Ruhrdeutsche und gegen die Rechtschreibreform, die man je vor dem Zwerchfell-Krampf vernahm: "Datt mit zwei s!!!"
3. 3. 2001
Das Wort «Versuch» setzt Friederike Mayröcker noch über frühe Stadien eines Textes, das Siegel der Endgültigkeit erhält das Manuskript später durch die geheiligte Kleinschreibung.
Wilhelmi [«Mehr Demokratie»] glaubt, dass die Berliner bei vielen Themen gerne selbst votieren würden, wenn nur die Hürden niedriger wären: «Bezirksfusion, Palast der Republik, Hochschul- oder Rechtschreibreform.» […] «Wenn es um große Geldsummen geht, müssen die Politiker schon mitreden können», sagt CDU-Sprecher Nippert. Sicherlich gebe es noch weitere Themen, die für einen Volksentscheid auf Landesebene mit niedrigerer Hürde nicht geeignet seien. Beispiel Rechtschreibreform: Schleswig-Holsteins Regierung nahm den Entscheid gegen die Reform letztlich wieder zurück. Als einziges Bundesland wollte man die alte Schreibweise dann doch nicht beibehalten.
Die "Wochenpost" in Ost-Berlin war das Blatt, dem Heinz Knobloch wöchentlichen Glanz gab. […] "Mißtraut den Grünanlagen". Hier sei aufs "ß" dringlich hingewiesen; denn Knobloch gehört zur Bruderschaft jener, die an der alten Rechtschreibung festhalten. Auch in seinem nun zu seinem 75. im Jaron Verlag herausgegebenen Band "Im Lustgarten mit Heinz Knobloch. Ein preußischer Garten im Herzen Berlins."
Und falsch Gschriebens gibt's jetzert natürli no mehr, seit se dia neua Rechtschreibreform eigführt ham. Olla pförzlang muss in unnern Land irchndwos reformiert werd, diesmal dia Schreiberei. Aber, un des muss festghaltn werd für dia nächsta Reform, des wichtigsta für uns Franknkinner ham se net reformiert: dia Ausschprach vou darn hartn un weichn "d" gleichzusetzn.
Das Getöse, das den Beginn der neuen Rechtschreibung begleitete, ist noch in Erinnerung; da gründete man Initiativen, sammelte Unterschriften und nötigte ein Bundesland, sich der Änderung zu verweigern. Etliche Schriftsteller, die es von Berufs wegen besser wissen müssten, behaupteten, hier werde ihre Sprache beschädigt — als sei Sprache identisch mit deren orthografischer Wiedergabe. Die Diskussion ist inzwischen verstummt. Die allermeisten Printerzeugnisse folgen der Reform. Manche folgen ihr nicht. Die Irritationen bleiben bescheiden, und von Schaden redet keiner mehr.
2. 3. 2001
Herbert Knebel, Ernst Pichel, Ozzy Ostermann und der Trainer brachten das ausverkaufte Hans-Sachs-Haus zum beben. […] Und in Sachen Rechtschreibung kennt er sich auch aus: "Trenne nie den s von das t, denn es tutse weh!"
Zum beben?
1. 3. 2001
In alter Zeit gab es zwei Formen des Kleinbuchstaben s — ein sogenanntes langes s für das Wortinnere und ein sogenanntes rundes s, das nur an Wortende und Wortfuge stand — und zwar in runden Schriften (die man auch lateinische Schriften oder Antiqua nennt) und in gebrochenen Schriften (etwas vereinfacht Fraktur). […] Bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert waren die Schreibweisen eher variabel (in jener herrlichen Zeit vor der orthographischen Konferenz in Berlin. Damals hat man gerade so anarchisch variabel geschrieben wie jetzt, nach der orthographischen Konferenz zu Wien).
28. 2. 2001
"ja, diese menschen sind auch nicht zu beneiden, die fünfzigjährigen müssen den zwanzigjährigen für ein kurzes gespräch hinterherlaufen", lautet Eigenrauchs ironisches Bedauern über geplagte Sportreporter, alles in konsequenter Kleinschreibung.
Tausende machten beim Veilchendienstagzug mit. Darunter waren wieder zahlreiche Klassen der Mühlenfeld-, der Ulrich, der Real- und der Adolf-Kolping-Schule, die als Dalmatiner, Löwen oder Elefanten verkleidet einmal vom trockenen Unterricht befreit waren: "Schuhle ist kein Honnigläcken" hatten sie auf ein Plakat geschrieben, was ihren Oberlehrern zu denken geben sollte. Doch statt sich mit den verhängnisvollen Folgen der Rechtschreibreform zu beschäftigen, feierten die lieber mit.
28. 2. 2001
[…] Augst, Sitta, Zabel, Nerius und wie diese machtgierigen Flaschen alle heißen? Komischerweise werden sie immer respektvoll als Experten und Linguisten bezeichnet, und ihre propagandistischen Stellungnahmen werden zitiert, als seien sie der Weisheit objektiver Schluß. Es mutet seltsam an, daß sogar die FAZ sich eine solche Schlagseite leistet.
27. 2. 2001
"Und machen wir uns nichts vor, ein Mensch ist erst dann ein Mensch, wenn er Altgriechisch kann."
26. 2. 2001
Ebenso wie es keine „arische Physik“ geben kann, kann es auch keine Schreibweisen geben, die den Regeln der Grammatik widersprechen. Daher kann auch kein Lehrer dazu gezwungen werden, den Schülern grammatisch falsche Schreibungen wie „heute Abend, gestern Morgen“ und so fort als korrekt zu vermitteln. Substantive können nämlich nicht durch vorausgehende Adverbien näher bestimmt werden.
Soll Oberlehrer Staat, der mit der Rechtschreibreform auf die Nase gefallen ist, mit Polizeigewalt gegen "Internet-Surfer" und die mit der "Green Card" angelockten "Software-Entwickler" vorgehen?
Was ist ein Linguist? Herr Professor Bierwisch lächelt ein wenig, dreht seinen Stift zwischen den Fingern und sagt: "Das gehört zu den Krankheiten, die man als Linguist hat, dass es keine vernünftige Antwort gibt, wenn man erklären soll, was für ein Fach das ist. Die üblichen Partygespräche sind ja ... ,Ach, Sie sind Linguist, da können Sie wohl viele Sprachen' ... ,Oder ach, Linguist sind Sie, was halten Sie von der Rechtschreibreform' ... In dieser Art sind die Standardfragen.
"Das Problem ist doch nicht, wie schreibe ich 'Portemonnaie', ich bin ja schon froh, wenn die Schüler 'Geldbeutel' richtig schreiben." (Saarlands Kultusminister Jürgen Schreier zum Streit um die Rechtschreibreform)
Maler und Tapezierer Philipp Otto Häfele sprach über die neue Rechtschreibreform.
25. 2. 2001
Inspiriert von der Diskussion um Sinn oder Unsinn der Rechtschreibreform, verpaßten sich die vorwiegend in Mainzer Schulen und Kindergärten rekrutierten Nachwuchsnarren für ihren Umzug das Motto "Der Duden sagt's und das ist wichtig schreib's määnzerisch, dann ist es richtig!"
24. 2. 2001
Seit einiger Zeit muss auch der Geist fit sein. […] Man macht sich fit, bis die Schädeldecke ausbeult, indem man Kreuzworträtsel ausfüllt, Sprachen lernt, Computerkurse besucht, Bücher liest, Gesetze verabschiedet oder eine Rechtschreibreform durchführt . . . Deutschland, ein Fitness-Studio.
So hinterläßt das Werk einen zwiespältigen Eindruck: Zuverlässig, wenn auch etwas trocken im Sprachwissenschaftlichen, ist es zugleich ein weiterer Hilfsdienst für die Kultusminister in ihrem zähen Kleinkrieg gegen die Bevölkerung, die von der Zwangsbeglückungsmaßnahme Rechtschreibreform nach wie vor nichts wissen will.
Warum sollte im Bund nicht funktionieren, was in Ländern und Kommunen längst Usus ist? Es gibt Bürgerbegehren gegen die Rechtschreibreform und für mehr Demokratie, für die Rettung der Altstadt von Aschaffenburg und gegen Buchheims Kunstmuseum am Starnberger See, für sinnige Projekte und für unsinnige.
23. 2. 2001
Vorreiterin der damaligen nationalpädagogischen Bewegung war die 1617 nach italienischem Vorbild gegründete Fruchtbringende Gesellschaft, der Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen bis zu seinem Tode 1650 vorstand. Unter seiner Schirmherrschaft gelang es der Gesellschaft […], fast alle Repräsentanten des damaligen literarischen Lebens in Deutschland zu versammeln, darunter die Dichter Johann Rist, Friedrich von Logau, Philipp von Zesen und den Sprachwissenschaftler Justus Georg Schottelius. Letzterer, der auf die Forschungen der Brüder Grimm großen Einfluß ausübte, setzte der Regelpoetik seiner Zeit den auch und gerade heute angesichts der Rechtschreibreform‚ wieder aktuellen Grundsatz entgegen, daß die Normen einer Sprache weniger aus abstrakter Setzung als vielmehr aus praktischem Gebrauch und geschichtlichem Werden abzuleiten seien.
22. 2. 2001
Beim Vortrag von "Lehrer Lämpel" (Helmut Busch) fielen die Groschen merklich langsamer, angesichts der spitzfindigen Wortspielereien zu Themen der neuen Rechtschreibung, der Kommunalpolitik und der örtlichen Zustände in der Mehrzweckhalle.
Da Werthebach in den letzten Jahren der Kohl-Regierung als Staatssekretär im Bundesinnenministerium für die Rechtschreibreform zuständig war, weiß er jedoch aus eigener Erfahrung, wie unbeliebt von oben verordnete Sprachvorschriften sind.
21. 2. 2001
Einige Autofahrer hielten es für einen Karnevalsgag, andere sahen in dem Straßenschild die Spätfolgen der Rechtschreibreform: "Cuxhafen" prangte bis gestern auf einem Verkehrszeichen am Nordholzer Kreisel.
Die Vorschläge Kollmanns und deren Auslegung seitens der Gemeindeverwaltung betreffen zahlreiche Örtlichkeiten: dem Kreit- und dem Karteinerweg wird beispielsweise in Zukunft gemäß der neuen Rechtschreibung das "h" fehlen.
20. 2. 2001
So schlimm wird es nicht werden. Nicht so schlimm jedenfalls, dass ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache notwendig wäre. Berlins Innensenator, der sich das ausgedacht hat, sollte doch wissen, dass von oben aufgezwungene Sprachregelungen beim Volk gar nicht gut ankommen. Der Unmut über die Rechtschreibreform hat sich längst noch nicht gelegt.
Die Rechtschreibkommission will nach wie vor bis Ende des Jahres ihren Bericht über die Umsetzung der Reform der Öffentlichkeit vorstellen. Erste Aufgabe des neuen Gremiums ist es, diesen Bericht zuvor "unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität und der Akzeptanz in der Sprachgemeinschaft" ausgiebig zu prüfen, teilte die Kultusministerkonferenz (KMK) […] mit.
Leider wird dieser positive Eindruck bei näherem Hinsehen durch einen einzigen Mißgriff völlig zunichte gemacht: Das Wörterbuch folgt der sogenannten Rechtschreibreform. Die Folgen sind fatal, das Werk kann in der vorliegenden Fassung schlechterdings nicht benutzt werden.
19. 2. 2001
Christian Prechtl […] zählt zu drei wissenschaftlichen Mitarbeitern des Fachbereichs Design der Fachhochschule Potsdam, die sich […] der älteren Zielgruppe verschrieben haben. […] Weiße Schrift auf dunklem Grund oder ein Verzicht auf Groß- und Kleinschreibung sind tabu. «Wenn das Wort nicht mehr als vertrautes Bild wahrgenommen werden kann, ist das für ältere Menschen problematisch», sagt Prechtl.
Die Gegner der Rechtschreibreform verfehlten in Bremen die Zehn-Prozent-Marke, gaben jedoch kein genaues Ergebnis bekannt. […] Nur in zwei Fällen widersprachen die Richter den Anliegen der Landesregierung und ließen beanstandete Volksbegehren doch noch zu. In beiden Fällen mussten die Initiatoren jedoch deutliche Einschränkungen hinnehmen. Der bremische Staatsgerichtshof gab grünes Licht für den Antrag "Wir gegen die Rechtschreibreform". Eine Passage, die im Falle eines erfolgreichen Volksentscheids die Rechtschreibreform durch das Veto Bremens in der Kultusministerkonferenz insgesamt zu Fall bringen wollte, wurde von den Richtern aus dem Gesetzentwurf gestrichen.
18. 2. 2001
Seit Gerhard Schröder Deutschlands Bundeskanzler ist, schlingert die FAZ und reisst ihre Leserschaft in tiefe Strudel der Verunsicherung. Nicht einmal die Reform der deutschen Rechtschreibung hat die Zeitung durchgehalten. Deutschlands Bildungsbürger und solche, die das gerne wären hin und her gerissen. Was sollen sie lesen, glauben, denken?
17. 2. 2001
[…] wie wenn jemand versuchen wollte, die deutsche (oder x eine) Sprache perfekt einzurichten, so dass alles ein System hat und es keine Unklarheiten oder Abweichungen mehr geben kann, er aber dann, je weiter er die Sprache perfektioniert, entdecken muss, dass für jede beseitigte Unregelmässigkeit zwei neue nachwachsen. Derartiges konnte unsereins ja bis vor kurzem beziehungsweise weiter (wenn auch mit sinkender Einschaltquote) andauernd verfolgen bei den Bemühungen um eine einfachere deutsche Rechtschreibung, deren nachwachsende Köpfe nun ständig hintennachgeschnitten werden müssen und erst in vereinzelten Fällen fachmännisch verlötet wurden.
Es ist aber doch noch ein kleiner unterschied zwischen der sprache und der in geschichtlicher zeit vom menschen erfundenen rechtschreibung. Letztere muss keine hydra sein, wenn man wucherungen an der richtigen stelle abschneidet.
Mal abgesehen davon, dass die Vorstellung kurios anmutet, jene Bürokraten, die jüngst die Rechtschreibreform angezettelt haben, würden nun auch Sprachschutz-Bataillone aufstellen Grund zur Aufregung besteht nicht.
Vgl. Die Welt vom vortag.
Wie Gabriele Langohr. Die 45-jährige Gymnasiallehrerin war mit ihrem Mann 1997 nach Heilbronn gezogen. Schuldienst? Zunächst keine Chance. […] Dann nutzte sie die "Marktlücke" Rechtschreibreform. "Sie hat wohl zwei Drittel aller Rathausteams im Landkreis Heilbronn geschult", sagt Bereichsleiterin Andrea Witt […].
Bei der Entscheidung der FAZ.NET-Redaktion wird wohl auch eine Rolle gespielt haben, daß "die Inhalte der Redaktion sich an die Zielgruppe der neunzehn- bis neununddreißigjährigen, gut ausgebildeten Nutzer wenden […]". Man ist also offenbar der Ansicht, daß diese Zielgruppe mit der neuen Rechtschreibung vertraut ist, daß diese für sie die moderne Schreibung ist, während die alte Orthographie die altmodische Schreibung gewisser älterer oder umstellungsunwilliger Menschen darstellt. Wie die Druckausgabe unter dieser Voraussetzung noch lange bei der alten Schreibung bleiben kann, wenn ihr die jungen, älter werdenden Leser davonlaufen, ist eine gar nicht allzu spannende Frage.
Ach armes Deutschland, daß du auch nimmer zur Ruhe kommt. (Der Autor besteht darauf, dass alle seine Texte in der alten Rechtschreibung veröffentlicht werden)
"Die Rechtschreibreform" ist eine verbale Karikatur in Dia-Audiovision.
16. 2. 2001
Unter allen Meinungen, die dem aufmerksamen Debattenkonsumenten abverlangt werden, sind zweifellos diejenigen am erfreulichsten, die am wenigsten mit ihm zu tun haben. Eine klare Positionierung in der Frage der Berliner Bezirksbenennung zum Beispiel […] ist das reine Glück. […] Gleiches gilt für Meinungen über Bayern München, Boris Becker oder die Rechtschreibreform. […] Niemand scheint etwas dabei zu finden, zur "Humansubstanz" genauso unbekümmert Stellung zu nehmen wie zur Rechtschreibreform. Nicht einen Augenblick wird gezögert, um mehr oder minder virtuos mit den im Angebot befindlichen Begriffen zu jonglieren und daraus eine klare Position abzuleiten.
Genau jene Nachtwächter, die uns eine grandios gescheiterte Rechtschreibreform eingebrockt haben, wollen jetzt den Gebrauch von Fremdwörtern fürsorglich für uns regeln. Seit dem Rechtschreibdebakel weiß in Deutschland niemand mehr, was er wie schreiben soll. Vielleicht weiß demnächst auch niemand mehr, was er wie sagen darf.
An diesem artikel kann man fast alles gelten lassen, nur «genau jene» waren es eben nicht. Genau jene haben uns die Rechtschreibreform nicht eingebrockt, sondern sie halb verhindert, und deshalb ist sie auch nicht grandios herausgekommen, aber immerhin nicht ganz gescheitert.
15. 2. 2001
Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen wären dagegen unsinnig. "Der Staat sollte sich da raushalten", sagte Nida-Rümelin. Die Rechtschreibreform "sollte einem eine Warnung sein".
Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen wären dagegen unsinnig. "Der Staat sollte sich da raushalten", sagte Nida-Rümelin. Die Rechtschreibreform "sollte einem eine Warnung sein".
Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen wären dagegen unsinnig. "Der Staat sollte sich da raushalten", sagte Nida-Rümelin. Die Rechtschreibreform "sollte einem eine Warnung sein".
Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen seien dagegen unsinnig. „Der Staat sollte sich da raushalten“, sagte der Minister. Die Rechtschreibreform „sollte einem eine Warnung sein“.
14. 2. 2001
Die Volkshochschule Wil bietet dieses Frühjahr nochmals eine Einführung in die neue deutsche Rechtschreibung an, die sich mittlerweile schon ziemlich eingebürgert hat.
Man sollte nicht gleich von "Verhunzung" der Muttersprache reden […], meint Dr. Knud Dittmann, Leiter der Ricarda-Huch-Schule. Andererseits sei die Verwendung der englischen Begriffe nicht selten überflüssig […]. Die Politik sollte bei diesem Thema jedoch nicht eingreifen, meint Dittmann. Das habe er schon bei der Rechtschreibreform als unnötig empfunden, weil Sprache eben etwas ist, was lebt und sich ändert. Deshalb seien keine Gesetze gefragt, "sondern die guten Beispiele von Lehrern, Medienleuten und Politikern."
Wenn das auch für die rechtschreibreform gilt, dann bitte!
Innensenator Werthebachs Gesetzesvorschlag zum Schutz der deutschen Sprache löste kontroverse Debatte aus. […] In Werthebachs Verwaltung wird derzeit in einer internen Arbeitsgruppe diskutiert, wie solch ein Gesetz konkret aussehen könnte, sagt Werthebachs Sprecher Hartmut Rhein. […] "Es geht uns darum, den Gebrauch von Anglizismen dort zu vermeiden, wo sie überflüssig sind oder verhindern, dass die Sprache allgemein verständlich bleibt." Das könnte nach Rheins Worten durch ein Expertengremium realisiert werden, "das kontinuierlich Vorschläge erarbeitet, wie die deutsche Sprache weiterentwickelt werden könnte, ohne auf Anglizismen zurückgreifen zu müssen." Also vielleicht eine Institution ähnlich den Richtlinien zur Rechtschreibung: Privat muss sich zwar niemand an sie halten, aber im öffentlichen Leben sind sie allgemein gültig.
12. 2. 2001
Wenn in Meldungen ein Rechtschreibchaos behauptet wird, dann verstärken solche Meldungen die Unsicherheit, was auch deren Zweck ist. Für den täglichen Gebrauch der Rechtschreibung und der Umstellung ist aber vor allem eines vonnöten, worauf auch der Chefkorrektor einer Schweizer Wochenzeitung hingewiesen hat: die nötige Gelassenheit.
11. 2. 2001
Ich habe mir auch schon überlegt, die Eszett-Regeln zu lernen.
Rat eines schweizers, der die regeln (alt und neu) gelernt hat: Ich würde es beim überlegen bewenden lassen.
Solange Zeitungen wie diese der deutschen Sprache die Solidarität verweigern, indem sie der Rechtschreibreform nicht nur keinen Widerstand entgegensetzen, sondern dazu beitragen, sie zu etablieren, bis das Sprachgefühl entsprechend abgestumpft und es den Menschen gar nicht mehr bewusst sein wird, dass ihre Sprache zum Beispiel um Hunderte von differenzierenden Zusammenschreibungen ärmer geworden ist, dürfte alles Bemühen, ihr zu helfen, vergebens sein.
9. 2. 2001
Der Berliner Innensenator wolle seine Initiative in den nächsten Wochen auf eine breite gesellschaftliche Basis stellen, sagte sein Sprecher. Sonst drohe ein jahrelanges Tauziehen wie bei der Rechtschreibreform.
Der Berliner Innensenator wolle seine Initiative in den nächsten Wochen auf eine breite gesellschaftliche Basis stellen, sagte sein Sprecher. Sonst drohe ein jahrelanges Tauziehen wie bei der Rechtschreibreform.
Das Gremium wird nur von deutscher Seite getragen und beschickt und tritt neben die bereits bestehende zwischenstaatliche Kommission zur Rechtschreibreform auf den Plan.
8. 2. 2001
Zugleich werde das Thema tabuisiert, auch den Verantwortlichen in Medien und Verlagen sei die Reform peinlich, erklärte Ickler.
Die neue deutsche Rechtschreib-Reform weicht nach Auffassung ihrer Kritiker immer mehr auf und wird immer nachlässiger angewendet. Der internationale Konsens sei am Zerbrechen, sagte der deutsche Sprachwissenschaftler Theodor Ickler am Mittwoch.
„Das ist nicht logisch, aber Logistik“, merkte Stöcker frühzeitig an. Die Lehre von der Organisation also. Der erfahrene, schauspielerisch versierte Kabarettist hat sie sichtlich kapiert. Er führte vor, wie sich in den roten (Internet-)Faden so allerlei einbinden lässt - Familie und Umwelt, Rinderwahnsinn und Rechtschreibreform, Sport und Medien, Wölbattendorf und das „bayerische Reich“ […].
An diesem Donnerstag tritt der mit Vertretern von 15 Organisationen besetzte »Beirat für deutsche Rechtschreibung« erstmals in Mannheim zusammen.
Nicht nur die eher verworrenen Bemühungen um die jüngste Rechtschreibreform sollten doch hinlänglich klar gemacht haben, dass Sprache sich nicht von oben pflegen lässt, und schon gar nicht mit den Methoden der Verwaltungsbürokratie.
Die Rechtschreibreform wird nach Ansicht des Erlanger Sprachwissenschaftlers Theodor Ickler immer nachlässiger angewendet.
"Es geht wie Kraut und Rüben durcheinander", jammert ein Professor. […] Na und? Lasst Sie doch leben, diese deutsche Sprache, mit allen ihren Geheimnissen und Besonderheiten. Das war gerade der Sinn dieser Reform […]. Mag sich auch die Oma nicht mehr umstellen wollen lasst wenigstens die Enkel weiter glücklich sein!
Ickler forderte die Beibehaltung der alten "bewährten" Rechtschreibung, die lediglich von einigen "Haarspaltereien" des Duden befreit werden müsse. Der Sprachwissenschaftler verwies auf die hohen Kosten, die den Verlagen durch ständige Änderungen des Regelwerks entstünden. "Das Einfachste und Billigste wäre, die ganze Reform als missglücktes Experiment total zu vergessen bevor die Kosten noch weiter explodieren."
7. 2. 2001
Erst kam die Rechtschreibreform und jetzt sollen die bayerischen Schüler auch noch neue Buchstaben schreiben?
5. 2. 2001
Und was eignete sich besser zum werbestrategischen Angriff als Vehikel als das Musical «Hair». […] Heute Abend geht es im Schiller Theater über die Bühne – gesponsert von ein einem Haarwuchsmittel-Hersteller. […] Ungeahnte Möglichkeiten der Sympathiewerbung tun sich auf: die Deutsche Bank und «How To Succeed In Business …», Heckler & Koch und «Annie get Your Gun», die Rechtschreibreform und «My Fair Lady» […].
Ein früherer Bürgermeister der Stadt […] beantragte im Herbst 1999 einen neuen Reisepaß. Doch als Lothar Schüler das Dokument ausgehändigt wurde, wollte er es nicht mehr haben. Die Schreibweise seines Wohnortes trieb ihn in den Widerspruch: "GIEßEN". Es müsse, so argumentiert der Sozialdemokrat […], entweder "Gießen" heißen oder aber "GIESSEN". Ein kleines "ß" im großen Gießen dürfe es nicht geben. […] Er meint, daß "GIEßEN" nicht Eindeutigkeit, sondern Mißverständnisse schaffe und ihn, den Paßinhaber, an der Ausübung des Grundrechts auf Freizügigkeit hindere. "Im Ausland kennt man das scharfe s nicht. Es ist mir schon mehrmals passiert, daß die Leute ,GIEBEN' lesen."
Hervorzuheben sind Jeanette Gerner und Verena Siegler als Hilde und Berta sowie das kommunalpolitische Trio Theo (Herrmann), Schumi (Martin Schuhmann) und Harry (Harald Gehrling). Die beiden rotzfrechen Gören […] servierten deftige Kost, bei der Männer leicht alt aussehen können. Mit Einkaufstüten bewaffnet diskutieren sie die Rechtschreibreform am praktischen Beispiel. Beim Wort »Penis« verhält sich die Sache demnach so: Zuerst wird das Wort mit hartem P geschrieben, dann nur noch mit weichem B und in fortgeschrittenem Alter wird das Wort nur noch klein geschrieben.
2. 2. 2001
Wolfgang Schierlitz […] liest aus seinen Werken, Band vier […], betitelt «Freude, schöner Spötterfunken», im Dorfhaus Achenmühle. […] Am sprachwitzigsten ist die Rechtschreibreform-Glosse «Ein Germanist im Bierzelt», worin es um die richtige Schreibweise der Maß Bier geht.
1. 2. 2001
Als staatlicher Sprachregler hat Eckhart Werthebach schon einige Erfahrung: Im Bundesinnenministerium war er bis 1998 als Staatssekretär für die Rechtschreibreform verantwortlich. Dass Sprachvorschriften von oben nicht eben populär sind, hat er damals in den endlosen Debatten und vielen Anfeindungen erfahren müssen.
Widerspricht das Volksbegehren für "Mehr Demokratie" der Verfassung? Tja. Justizminister Andreas Birkmann (CDU) hat jetzt besser gleich zwei unabhängige Gutachten bestellt. […] Der Jenaer Jurist Rolf Gröschner und der Bonner Verfassungsexperte Josef Isensee sollen bis Ende März zwei unabhängige Gutachten erstellen. Gröschner wurde bundesweit bekannt, weil er im Kampf gegen die Rechtschreibreform bis nach Karlsruhe zog.
30. 1. 2001
Jeder Eingriff in die Sprache, sei es durch Anglizismen, sei es durch die Überstülpung formaler Regeln über ein semantisches Gebilde wie die Sprache durch die Rechtschreibreform schädigen dieses hohe Kulturgut.
28. 1. 2001
Neue Intendanz, neuer Name: „schauspielhannover“ lautet seit Spielzeitbeginn der offizielle Name des niedersächsischen Staatsschauspiels. Kleinschreibung! Hier suggeriert ein Staatstheater, auf der Höhe unserer Rechtschreibreformierten Spaßgesellschaft zu spielen.
Alle, die sich über die Rechtschreibreform aufregen, sollten einmal versuchen, den Text der Bestellungs-Urkunde zu entziffern […]. Hier heißt es unter anderem: "Als wird zu eines jedweden, in specie derer, in den brock- queller- und Sandhager baurschaften, wohnender Eingesessene, Notiz und wißenschaft gebracht, und ernstlich, auch bey straffe von sechs goldgl anbefohlen, und auferlegt […]".
26. 1. 2001
Doch es besteht Hoffnung. Die Rechtschreibreform hat schließlich auch dafür gesorgt, dass jeder alles richtig schreiben kann. Warten wir also in aller Ruhe auf die Allgemeinbildungsreform.
25. 1. 2001
Wieder andere fanden, auch an der Rechtschreibreform trügen die Langhaarigen die Schuld. Was immer daran Wahres sein mag, seit einigen Wochen ist uns 1968 wieder näher gerückt.
Übrigens: Trotz Rechtschreibreform blieb Bornemann bei der bisherigen Schreibweise von »Rolladen«, der Duden dagegen sieht »Rollläden« oder seltener »Rollladen« als Mehrzahl vor. Wie auch immer die Kunden wissen, was gemeint ist.
24. 1. 2001
Gegründet hat die Stadt der Professor für Öffentliches Recht an der Universität Saarbrücken, Klaus Grupp. Die Studenten sollen sich mit Hilfe der Saarheimer Fälle auf juristische Übungen und Examensklausuren vorbereiten. […] Auch eine Parteispenden-Affäre ist unter den Rechtsstreitigkeiten, genauso wie die Legalisierung weicher Drogen, die Rechtschreibreform […] das ganze Staats- und Verwaltungsrecht, gebündelt in einer Stadt.
Die FAZ, letzte Bastion gegen Reformeifer und zwanghaften Modernismus, auch wenn es bloß um die Rechtschreibung geht, lobt SPD-Kanzler Schröder auf der ersten Seite und duldet Verständnis für den Straßenkämpfer Fischer im Feuilleton.
23. 1. 2001
Die Endstufe der Rechtschreibreform müsste Kristens Logik nach das Deutsch eines besoffenen Franken sein.
Sie haben erst kürzlich für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung plädiert. Warum? Kerschbaumer: Weil es zum Beispiel meine Ästhetik beleidigt, wenn ich mir vorstelle, dass man das "ph" an den ererbten Wörtern weglässt.
22. 1. 2001
So wurde der Ministerin vorgeworfen, sie […] fordere ein Turbo-Abitur, unterstütze die Rechtschreibreform, obwohl die Schüler noch nicht die alte und die Lehrkräfte noch nicht die neue beherrschten […].
Den meisten Zuspruch aber erfährt Meier für seine Kritik an der Rechtschreibreform: "In Deutschland sind Schriftsteller nicht einmal für Schrift zuständig."
Ein Rückblick auf bisherige Unwörter erhellt schlaglichtartig die gesellschaftliche Diskussion des letzten Jahrzehnts. […] Wohlstandsmüll (1997) […] Häufigste Nennungen: Rechtschreibreform (132), Elchtest (80), Steuerschlupfloch (62).
Die über 40-Jährigen werden mit unschönen, ja barbarischen Untertiteln beschrieben, wobei "Grufti" noch zu den harmlosesten gezählt werden darf. Wir, also die oben Genannten, haben auch mit der zwangszudiktierten Rechtschreibung nichts mehr am Hut, das stimmt, aber das Schreiben und das Lesen der deutschen Sprache ist schwierig geworden, denn es drängeln, zwängeln sich Wörter in den Gebrauch, die uns geradezu ängstigen, dass sich der Unterkiefer verspannt, wenn nicht Schlimmeres, dass man ausgelacht wird, wenn die Betonung falsch ist.
20. 1. 2001
Der Skandal, ausgerechnet der Skandal, wird zum wichtigsten Portal, durch das heute Themen und Stimmungen hindurch müssen, um in die Arena zu gelangen, in der die großen Debatten geführt werden. Ob Kampfhunde oder Spendenbetrug, ob Rechtschreibung oder Rechtsradikale, jedes Mal gibt es ein schlummerndes Thema hinter dem Thema, das nach Artikulation drängt, ja oftmals zum Himmel schreit und sich häufig der martialischen Skandalmaske nur bedient, um für sich Aufmerksamkeit zu erringen.
Aber mit Grammatik und Orthographie haben Niederdeutsche bekanntlich manchmal ihre Schwierigkeiten, davon wusste auch Heinz Lemmermann zu berichten, dessen Großvater 1882 in Adolphsdorf seine erste Stelle als Lehrer angetreten hat. Die Groß- und Kleinschreibung wollte den Kindern nicht so recht in den Kopf, und da es damals noch keine Rechtschreibreform-Kommissionen gab, musste man ihnen wohl oder übel die Regeln erklären: Alles, was man anfassen kann, schreibt man groß, außerdem das erste Wort in jedem Satz. Aber bei dem Satz "Die Katze sitzt hinterm Ofen" kann Trina diese Regel nun gar nicht glauben die Katze lässt sich nicht anfassen, den Hintern kann man anfassen, und den Ofen kann man im Winter nicht anfassen. Einfach allgemeine Kleinschreibung einzuführen, davon riet Lemmermann allerdings ab. Es sei schließlich ein Unterschied, ob man in Hamburg liebe Genossen oder Liebe genossen habe.
18. 1. 2001
[…] so leicht und schnell gleitet Matthias Brodowy mit seinem Kabarett durch die verschiedensten Sujets: Big Brother, Handymanie, Spendenaffäre, Rechtschreibreform, Leitkultur. . .
[…] schweigt die FAZ-Redaktion beharrlich über das neumodische Kind von nebenan, das denn auch gleich ein bisschen aufmüpfig daherkommt: Während sich die FAZ eisern der neuen Rechtschreibung verweigert, texten die Onlineredakteure munter reformiert.
16. 1. 2001
Der Leiter des Belper ELGG-Verlags, Hans-Peter Burla, hat die Hauptrolle in «Isidor Wanner» übernommen. «D Wahrheit über e Isidor Wanner» liegt, zusammen mit 6500 Titeln, im ersten Stock des Belper Bahnhofgebäudes. Hier, in den schlichten, hellen Räumen, ist der «teaterverlag ELGG» zu Hause. Das «h» fehlt, weil die Verlagsleitung die deutsche Rechtschreibereform allzu radikal vorwegnahm und dann trotzdem dabei blieb.
In letzter Zeit ist das Interesse an der Kultusministerkonferenz allerdings gestiegen. Seit den Präsidentschaften der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) und ihres sächsischen Kollegen Hans Joachim Meyer (CDU) 1998 und 1999 hat die älteste Ministerrunde Deutschlands zahlreiche ihrer lähmenden Gremien abgeschafft. Stärker als früher konzentriert sie sich nun auf die Kernprobleme der Bildungspolitik […]. All das hat der schon 1949 gegründeten Einrichtung neues Ansehen gegeben, auch wenn der bizarre Streit um die Rechtschreibreform oder das Hickhack um die Studiengebühren immer wieder für Rückschläge sorgen.
Ich stelle bei der Korrektur von Aufsichtsarbeiten von Studenten und Referendaren fest, daß die Regeln der deutschen Rechtschreibung weitgehend unbekannt sind, wissend, daß dies von Leuten, die sich für fortschrittlich hielten, so gewollt war. Von der Rechtschreibreform soll hier gar nicht die Rede sein.
13. 1. 2001
Mit humorig-spöttelnden Worten begrüßte der Plöner CDU-Kreisvorsitzende Werner Kalinka die rund 170 Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die seiner Einladung zum Neujahrsempfang nach Tökendorf gefolgt waren. […] Es folgte die versprochene Polit-Show mit Verbal-Konstruktionen wie "BSE - Beinahe Schröders Ende", mit dem Hinweis, dass die "Rechtschreibreform abgeschafft gehört" […].
Das Thema Rechtschreibung hat uns in den letzten Jahren so ausgiebig beschäftigt, dass die Stille nach dem Sturm im sommerlichen FAZ-Glas zu Entzugserscheinungen bei manchem geführt haben mag. Ein kleines PS zur Debatte darf daher vielleicht sein. […] „Er klagt / daß der Frühling so kortz blüht“ steht über dem Gedicht von Arno Holz (18631929).
12. 1. 2001
«Die Inhalte der Redaktion wenden sich an die Zielgruppe der 19- bis 39-jährigen, gut ausgebildeten Nutzer […]». Der Grund für die Altersbeschränkung von «faz.net» liegt vielleicht darin, dass die Meinung vorherrscht, im hohen Alter also ab 40 nehme die intellektuelle Flexibilität rapide ab. Eine solche verlangt die Website der «FAZ» tatsächlich. Denn der Leser muss fähig sein, gleichzeitig Artikel in alter und neuer Rechtschreibung zu lesen. […] Da sieht man, wie das Internet zur friedlichen Koexistenz animiert und die Heroen […] kläglich scheitern lässt.
JEDER, der mir in Zukunft Neuschrieb ins Haus schickt, bekommt von mir jetzt etwas Aufklärungsmaterial geschickt - solange, bis er das sein läßt. […] Das ist erst die erste Stufe. Wenn mir die Sache zu bunt wird, gehen in der zweiten Stufe an die Absender von Neuschrieb Einschreiben mit Formularen für die Abgabe strafbewehrter Unterlassungserklärungen mit der Aufforderung, in Zukunft keine Post mehr an mich zu senden.
Es geht darum, ob Kameras in den Gerichtssaal gehören. […] Der Sender n-tv versteht sich jedoch nicht als Vorkämpfer generell für Kameras im Gerichtssaal. "Wir wollen, dass aus dem grundsätzlichen Nein ein Ja, aber wird," sagt Sprecherin Catrin Glücksmann. "Wir erwarten keinen Freifahrtsschein, wir wollen einen Zugang der Öffentlichkeit, wenn ein Verfahren von öffentlichem Interesse ist. Das betrifft zum Beispiel Castor-Transporte oder betraf auch die Rechtschreibreform.
11. 1. 2001
Mich hat verblüfft, wie wichtig dieses Thema genommen wurde. Ich glaube nicht, dass diese Rechtschreibreform zwingend notwendig war, man hätte es auch lassen können. Ich glaube auch, dass manche Regelungen überflüssig waren, insbesondere das Stammprinzip, was ja sowieso nicht durchgehalten wird, sonst müsste man Eltern mit "Ä" schreiben. Bei der Groß- und Kleinschreibung ist mir in der Tendenz das Ergebnis der Rechtschreibreform sympathisch, aber mitunter gehen da Differenzierungen verloren. Dass "dass" mit Doppel-S geschrieben wird, finde ich ganz vernünftig, und dass "Schifffahrt" mit drei F geschrieben wird, ist jedenfalls für Kinder plausibler, weil die gerade gelernt haben, dass zwei plus eins drei ergibt.
Seit Jahrzehnten haben sich »Experten« damit befaßt, wie man im Deutschen recht schreiben soll. Mit dem »Duden« um die Jahrhundertwende schien eine Praxis gefunden worden zu sein, bei der zwar auch einige schöne Eigenthümlichkeiten verloren gegangen sind, die aber ansonsten sich bewährt hat. Dennoch gab es immer Leute, die meinten, das sei nichts Rechtes mit unserer Orthographie, von den extremen »der keiser im bot...« bis zu Gefummel harmloserer Art. Diese Leute haben das nicht umsonst gemacht und nicht aus Idealismus oder aus Liebe zur deutschen Sprache oder um es Schulanfängern und Ausländern leichter zu machen. Sondern weil ihnen das ein Amt, eine bezahlte Aufgabe war, und weil sie sich damit glaubten als »Wissenschaftler« einen »Namen« machen zu können.
10. 1. 2001
Die KMK trifft, wenn auch weit gehend im Wege der Abstimmung zwischen den Bürokratien, notwendige zum Teil auch überflüssige Regelungen für das Schulwesen in Deutschland. […] Das hat Kopfschütteln hervorgerufen, und dieses Kopfschütteln würde sich noch erheblich vermehren, wenn man erführe, um welche Details sich die KMK kümmert und wo sie wie etwa bei der so genannten Rechtschreibreform auf Artikulation notwendiger Vorgaben für die Kommission der Fachleute verzichtete.
Anders als die Print-Zeitung, die im August als erste wieder zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt war, wenden die Online-Redakteure die neuen Regeln an. Grund dafür sei, dass man eine einheitliche Schreibweise mit den Kooperationspartnern erreichen wolle.
Auch wenn seine Zeitung Anfang August vorigen Jahres zur alten Rechtschreibung zurückkehrte, wird die FAZ-Online-Redaktion mit den neuen Regeln arbeiten. Nonnenmacher ist darüber nicht glücklich. Die Gründe lägen vor allem in den Partnerschaften: Einheitlichkeit habe gewahrt bleiben müssen.
Nun muß man genau wissen, bei welchen Wörtern die Reformer zufälligerweise auf die Idee gekommen sind, das doch angeblich so klare Stammprinzip als Grundlage einer Schreibweisenänderung zu nehmen - oder nähmen (wg. "Übernahme" z.B.)...?
Profitgelüste, Eitelkeiten und ins absurde gesteigerte Ideologien, die wurden durch die Reform befriedigt. Sonst nichts.
FAZ.net hat klammheimlich die gar nicht mehr so neue Rechtschreibung eingeführt, während die Druckausgabe im vergangenen Jahr unter großem PR-Getöse zur alten Schreibweise zurückgekehrt ist. Ein Skandal ohne gleichen, der uns mal wieder lehrt, dass auf nichts mehr Verlass ist, noch nicht einmal auf die Sprachrebellen der FAZ.
8. 1. 2001
Die aktuellen Artikel der Online-Ausgabe sind im Unterschied zur Druckausgabe in neuer Rechtschreibung gehalten. Chefredakteur Gaube begründet dies mit der Zusammenarbeit mit anderen Online-Partnern bei einem hochintegrierten Produkt wie der Online-Ausgabe müssten die allgemein verwendeten Standards eingesetzt werden. Die online veröffentlichten Artikel der Druckausgabe aber folgen weiterhin der alten Rechtschreibung. Die FAZ war Anfang August vergangenen Jahres zur traditionellen Schreibweise zurückgekehrt und hatte damit die Diskussion über Sinn oder Unsinn der Rechtschreibreform neu ausgelöst.
Es ist noch nicht so lange her, da tönte es apodiktisch aus Frankfurt, die Zeitung könne auf das Internet gut und gerne verzichten. […] Den FAZ-Lesern wird sich der Stimmungsumschwung wahrscheinlich ähnlich gut vermitteln lassen wie die plötzliche Kehrtwende bei der Rechtschreibreform.
7. 1. 2001
Beiträge der gedruckten Frankfurter Allgemeine lesen Sie im Netz selbstverständlich nach den Schreibregeln, wie sie bis zum 1. August 1999 in Deutschland gültig waren. […] In der komplexen, vernetzten und sekundenschnellen Welt des Internets lässt sich diese Haltung nicht durchsetzen, hat das FAZ.NET-Team festgestellt. Die FAZ.NET-Redaktion stützt sich in ihren Angeboten z.B. auf eine Vielzahl von umfassenden externen Datenbanken, in denen die neue Rechtschreibung angewendet wird. Texte im schnellen Nachrichtenbereich Uptoday sowie in den Servicekanälen Investor, Book, Travel, Active und My FAZ.NET sind deshalb nach der neuen Rechtschreibung geschrieben, wie die Nachrichtenagenturen sie definiert haben.
6. 1. 2001
Ich hatte einen Traum ich schlug am 1.1.2001 die Krontschi auf und las wieder die gute alte Rechtschreibung, ohne dass, ohne Tipp, ohne blödsinnige Abteilungen; ich träumte, dass Geistesgrößen wie R. Nimmerrichter […] usw. sich den selbst ernannten Sprachregeln verweigerten […].
«Selbst ernannten Sprachregeln» würde ich mich auch verweigern.
4. 1. 2001
Das große Ereignis ist gerade, daß das Genomprojekt die menschliche Erbinformation entschlüsselt hat, ohne Rest. Wenn im Erbtext auch nur ein Wort falsch buchstabiert wird – so wissen wir jetzt –, kann nicht das korrekte Protein produziert werden, was zu Erbkrankheiten führt. […] Ist nicht die Rede vom falsch buchstabierten genetischen Wort der beste Beweis dafür, daß es wirklich im tiefsten Urgrund unserer Existenz eine richtige Schreibweise gibt und Orthographien keineswegs mehr oder weniger willkürliche und am Ende recht unwichtige Konventionen sind? Nur Häretiker können so etwas behaupten.
Ein Seminar bei ihr, und der Kunde muss sie dann eigentlich gefressen haben die neue Rechtschreibreform mit ihren Klippen, mit ihren sinnvollen und manchmal auch zweifelhaften Änderungen in der Schreibweise. Die Neu-Leverkusenerin Ania Dornheim, 33 Jahre alt, gehört mit ihrem "Büro für schriftliche Kommunikation" mit Sitz in der Waldsiedlung an der Richard-Wagner-Straße eigentlich zu den klassischen Existenzgründerinnen […]. Sie hat sich der Vermittlung der neuen Rechtschreibung angenommen und hat bei hiesigen Firmen gute Adressaten gefunden.
Deutsche und israelische Intellektuelle haben einiges gemeinsam. Sie werden nicht gehört, versuchen trotzdem immer wieder, sich Gehör zu verschaffen. Dabei sind die Israelis besser dran: Ihnen geht es um Krieg und Frieden, Leben und Überleben, den deutschen Kollegen nur um die Rechtschreibreform und die Kultursubventionen.
Abgesehen davon, dass krieg nicht unbedingt erfreulicher ist als rechtschreibreform, hier unser buchtipp: Landmann, Michael: Neugestaltung der hebräischen Schrift. 1977. Bonn.
3. 1. 2001
Während dem im Dezember verstorbenen H. C. Artmann das Verdienst zukommt, für die österreichische Nachkriegsliteratur auf das Barock hingewiesen zu haben, ist es für die bundesrepublikanische Literatur der Adenauerzeit Arno Schmidt mit seiner dem Mündlichen abgelauschten wie dem Barock abgesehenen, als privatistisch-chaotisch rezipierten Orthographie, die tatsächlich erst ab den frühen sechziger Jahren ins Spleenige abrauscht und für die Prosa folgenlos bleiben mußte.
Dass auch ältere Herren auf dem Arbeitsmarkt Vorzügliches leisten, bewies Moderator und Bariton Götz Schneegaß. Er wartete mit lockeren Plaudereien auf, sang bemerkenswert gut. Zu Beginn kam er auf die umstrittene Rechtschreibreform zu sprechen. Als Lösung bot er das Couplet des Schweinefürsten Zsupan aus der Operette "Der Zigeunerbaron" an: "Ja, das Schreiben und das Lesen ist noch nie mein Fach gewesen ... Mein idealer Lebenszweck sind Borstenvieh und Schweinespeck."
2001
Kunze räumt des weiteren mit der Propaganda der Kultusminister auf, die Rechtschreibreform diene dem Schreibwohl der Schulkinder. Er weist nach, daß es den Urhebern der Reform nicht darum ging, die Rechtschreibung zum Zwecke der besseren Verständigung zu ändern, sondern darum, die „Gesellschaft“ umzukrempeln; „die Orthographie war ihnen nur Mittel zum Zweck“.