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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

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Arthur Schopen­hauer, Ueber Schrift­stellerei und Stil,

Ganz ernstlich muß ich nun aber hier zu bedenken geben, daß gewiß mehr, als 9/10 der überhaupt lesenden Menschen nichts, als die Zeitun­gen, lesen, folglich fast unaus­bleiblich ihre Recht­schreibung, Grammatik und Stil nach diesen bilden, und sogar, in ihrer Einfalt, dergleichen Sprach­verhunzungen für Kürze des Aus­drucks, elegante Leichtig­keit und scharf­sinnige Sprach­verbesserung hal­ten, ja, über­haupt den jungen Leuten un­gelehrter Stände die Zeitung, weil sie doch gedruckt ist, für eine Auktorität gilt. Daher sollte, in allem Ernst, von Staats wegen dafür gesorgt werden, daß die Zeitungen, in sprach­licher Hinsicht, durchaus fehler­frei wären.


, Sprach­report,

Die Einführung der neuen deutschen Recht­schreibung in den 1990er Jahren hatte wegen vieler um­strittener Neuerungen für eine beispiel­lose Präsenz des Themas Ortho­grafie in den Medien gesorgt.

Christian Schlüter, fr-online.de,

Erstaunlicher­wei­se blieb die trilaterale Ab­sichts­erklärung von den Medien weitest­gehend un­berücksich­tigt. Als es mit der Reform 1998 dann tat­sächlich los gehen sollte, war oder tat man jedenfalls sehr überrascht. Denn jetzt fing der Rummel an. Etliche Schrift­steller pro­testierten.

, Die Ortho­graphie in den Schulen Deutsch­lands, , s. 25f.

[…] ein Büchlein für die preußi­ſchen Schulen […]. Die Ein­führung rief außer­ordentli­ches Auf­ſehen hervor. Was ſich ſeit dreißig Jahren vor­bereitet hatte […], dadurch wurde man über­raſcht, das erſchien als etwas Plötzliches, durch perſönliche Willkür Ge­ſchaffenes und wurde darnach beurteilt. Die Preſſe be­ſchäftigte ſich eifrig mit der An­gelegenheit […]. Manche Artikel waren augen­ſcheinlich dazu beſtimmt, das Publikum zu verwirren, andere es durch ungeheure Vor­ſtellungen zu ſchrecken, wieder andere es mit Spott und keckem Hohn zu be­luſtigen. Als ich mich ent­ſchloſſen hatte, dieſe Bogen zu ſchreiben, habe ich […] weit über hundert Zeitungs-Artikel geleſen […]; ſehr wenige fand ich darunter, die von Sach­kenntnis zeugten und den Wunſch be­kundeten, ihren Leſern zu einem auf Sach­kenntnis be­gründeten Urteil zu ver­helfen.

, Jahrbuch des Insti­tuts für deutsche Sprache 1987, s. 374,

Die Zeitungen tun auch nichts, um die Un­aufgeklärt­heit in sprach­lichen Dingen zu be­kämpfen, im Gegen­teil: Es gibt wenige Wissens­gebiete, auf denen die Presse so wenig für die Aufklärung und so viel zur Be­festigung der Vor­urteile unter­nimmt wie die Sprach­kunde. Man teilt nicht Be­obachtungen mit, man versucht nicht zu erklären – man ver­urteilt, man schlägt wütend drauf.

Ein besonderes Problem ist die Rolle der Medi­en, die zwar zumeist den Eindruck von Neutralität zu erwecken bemüht sind, ihre von Fall zu Fall wechselnde fakti­sche Partei­nahme für die eine oder an­dere Seite jedoch nur schwer ver­bergen können.

neu , chef­redaktor, (Neue Zürcher Zeitung),

Viele Journalisten wollen ihre Leser erziehen.

Bild: NZZ, Simon Tanner

Kurt Tucholsky, Die Welt­bühne, , Nr. 41

Der geschickte Jour­nalist hat ei­ne Waffe: das Tot­schweigen – und von dieser Waffe macht er oft genug Ge­brauch.

Eberhard Rathgeb, Spiegel Online,

Kann man den Zu­sammen­schluß von Sprin­ger, Spie­gel und "SZ" als Macht­kampf sehen zwi­schen Medien und Staat? [Aust:] Nein. Ein Macht­kampf wäre es gewesen, wenn diese Rechtschreib­reform sich durch­gesetzt hätte und die Mehrheit sie beherrscht und akzeptiert hätte. Aber das Ge­genteil ist der Fall.

, Kleine Zeitung,

Die unsägliche Debatte um die Rück­nahme der Recht­schreib­reform ist ein Olympia der Ver­lierer. Die sichersten Me­daillen­anwärter sind die Medien. […] Medien leben teil­weise von My­then. Vom Mythos, sie seien stets etwas klüger, stets etwas schneller, etwas weiter blickend als der Rest der Welt. […] Der mut­willige Akt einiger deutscher Chef­redakteure, die seit Jahren praktizierte neue Recht­schreibung jetzt zu boykottieren, ist ein starker Beleg gegen die Existenz der erwähnten Qualitäten […]. Wir haben es mit einem Seuchenausbruch der medialen Selbst­referenz zu tun.

AFP, Basler Zeitung,

Der «Standard» kritisier­te ges­tern gar, Deutsch­lands Medien verwandelten sich «von Bericht­erstattern und Kommen­tatoren zu fanatischen Mit­streitern in einem modernen Glaubens­krieg».

Michael Hanfeld, faz.net,

Nicht nur in der Politik, auch im Jour­nalis­mus hat ein Prediger­ton Ein­zug gehalten, der nicht Öffentlich­keit schafft, sondern sie zunichte macht.

Gabor Steingart, journalist und buch­autor, nzz.ch,

Viele Jour­nalis­ten haben Neu­gier durch Hal­tung ersetzt. […] dass jetzt Haltung zu un­serem Haupt­anliegen werden soll […] und Jour­nalisten sich als Akti­visten ver­stehen, das halte ich für falsch.

, Neue Zürcher Zeitung,

Das Problem mancher Journa­listen in Deutsch­land ist, dass sie nicht über die Wirklich­keit schreiben, sondern über die ge­wünschte Wirklich­keit. Die Folge ist ein ver­zerrtes Bild.

Richard David Precht, deut­scher filosof, derstandard.at, 16. 2. 2013

Die überhitzte At­mosphäre er­zeugen doch erst die Medien, indem sie ständig und zu allem Kommenta­re einfordern. Da­durch meinen die Politiker, sie müssten sich zu jedem Thema äußern, egal wie kompetent sie sind. Stellen Sie sich vor, Angela Merkel würde einmal ehrlich sagen, dass sie von einem Thema keine Ahnung hat - dann würde die "Bild"-Zeitung am nächsten Tag titeln: "Skandal - Kanzlerin ratlos!" Deshalb ist der ganze Politik­betrieb eine einzige "Kompetenz­simulierungs­maschine". Politik besteht heute zu fünf Prozent aus Ent­scheidungs­findung und zu 95 Prozent aus der Entscheidungs­vermarktung. Das ist der Ausfluss einer Medien­demokratie, die mit realer Demokratie so viel zu tun hat wie Donald Duck mit einer Stockente.

Jules van der Ley, readers-edition.de,

„Die Buchdru­cke­rei ist das College des ar­men Mannes“, sagt Abraham Lincoln. Diese Rolle hat das Internet über­nom­men, da mag die professionell schrei­bende Zunft höhnen wie sie will. Es ist gut und richtig, wenn jeder sich die Er­laubnis gibt, die wunderbare Uni­versität des einfachen Menschen zu besuchen, um sich der geistigen Be­vormundung durch die gelenkten Massen­medien zu entziehen. Es ist richtig und ratsam, nicht nur den zu Zeilen geordneten Gedanken von be­zahlten Schreibern zu folgen […]. Es tut gut, sich die Oberhoheit über den eigenen Kopf von den bezahlten Schreibern zurück­zuerobern, denn die geistige Be­vormundung der Köpfe ist ein Faktor kultureller und politischer Macht. Und wenn auch die bezahlten Schreiber nicht die wirklich Mächtigen sind, so sind sie doch deren Vögte und Statthalter. Man wende sich also getrost gele­gentlich von ihnen ab und schreibe selber auf und lese bei denen, die ebenso handeln. Denn die wirkliche Kraft liegt in der sozialen Vernetzung. Das wird gesellschaft­liche Folgen und Einfluss auf das Denken haben, ja, das Internet und die soziale Vernetzung werden das Denken verändern.

, ,

Wer sich in einem Fach­gebiet aus­kennt, empfindet die mediale Bericht­erstattung darüber meist fehler­haft, ver­zerrt, ein­seitig. Bei anderen Themen ist das aber nicht so. Dieser Effekt hat einen Namen: Gell-Mann-Amnesia-Effekt.


verweise

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