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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 6.–7. 2004
nachgeführt , 2023-02-04
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Aus presse und internet

31. 7. 2004

: Beschlüsse nur einstimmig. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 176, s. 4, Politik (207 wörter)
In einem Jahr, am 1. August 2005, soll die reformierte Rechtschreibung an deutschen Schulen verbindlich werden. Das hat die Kultus­minister­konferenz am 3./4. Juni dieses Jahres einstimmig beschlossen. Dennoch werden zuvor noch einmal die Minister­präsidenten (am 6. bis 8. Oktober in Berlin) und die Kultus­minister (am 14./15. Oktober in Mett­bach/Saarland) auf ihren turnus­gemäßen Konferenzen über das Thema debattieren.
: Rückkehr möglich. Die Argumente der Befürworter der Rechtschreibreform sind wenig stichhaltig. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 176, s. 4, Politik (881 wörter)
Immer mehr Eltern, die mit ihren Kindern versucht haben, sich an die neuen Schreib­weisen zu gewöhnen, wären bereit, auf ihre Kosten neue Schulbücher zu kaufen. Sie haben inzwischen ein­gesehen, wie verfehlt, wie sinn­entstellend und nuancen­raubend die Rechtschreib­reform sich auf die geschriebene Sprache auswirkt.
: In Kürze. Frankfurter Rundschau, , 60. jg., nr. 176, s. 4, Politik
Gegen die umstrittene Rechtschreib­reform will in Nieder­sachsen eine partei­übergreifende Volks­initiative mobil machen. Sie soll an diesem Sonntag gegründet werden. Auch acht Jahre nach ihrer Einführung würden die reformierten Regeln nur von einer Minderheit der Deutschen frei­willig angewandt, begründete die Gruppe "Wir gegen die Rechtschreib­reform Nieder­sachsen" am Freitag ihre Aktion. Der Start der Volks­initiative sei für Anfang September geplant.
: Je Sommer, desto konflikter. Neues Deutschland , Berlin/Brandenburg
In Sommerlöchern wird alles wichtig, sonst werden Zeitungen nicht voll. […] Ein Kuddelmuddel an Konflikten, wie beim Thema Rechtschreib­reform nicht anders zu erwarten, entstand parteien­querbeet. Als Bildungs­senator zuständig, zeigte sich Klaus Böger »verblüfft«. Er habe zwar selbst Mühe mit den neuen Regeln, aber »Sprache ist ein lebendiger Prozess«. Das sieht der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ganz anders, er will, dass an der Reform nicht mehr gerüttelt wird. Dessen Landes­parteichef Müller hat sich praktischerweise für eine Mischung aus Alt und Neu entschieden. Und Kultur­senator Thomas Flierl fände eine »vorsichtige Reform der Reform« nicht schlecht. Gut, dass privat jeder schreiben kann, wie er will.
: Übergeordnetes Heulen. Die Rechtschreibreform und der Dissens der Kultusminister. Süddeutsche Zeitung, , 175, s. 13 (733 wörter)
Wie es weiter geht? Zunächst einmal hat KMK-Präsidentin Ahnen, leicht genervt von dem Durcheinander, gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt, sie werde den Rat für Rechtschreibung schon im September berufen, also noch vor der nächsten KMK-Sitzung Anfang Oktober. Der Rat ist inzwischen die letzte Hoffnung, die Sache wieder ins Lot zu bringen, eine Geheimwaffe, die den Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen soll. Ob der noch schwache Wind um die Rechtschreibreform durch das Sommerloch an Stärke gewinnt oder abflaut, lässt sich nicht sagen - dafür ist die Großwetterlage zu unsicher. Der Leitwolf allerdings, der mit seinem Heulen das Rudel verunsichert hat, befindet sich derzeit für ein paar Wochen im Urlaub.
: Gehversuche im Labyrinth der Vorschriften und Ausnahmen. Glücklich ist mit der Orthographie nach Ablauf der Probephase keiner, aber eine Rücknahme erscheint vielen kaum praktikabel – ein Stimmungsbild. Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Wolfratshausen, , s. R2, Wolfratshausen (1816 wörter)
Die SZ im Landkreis sondiert mit einer Umfrage die Stimmungs­lage. Soll die Reform ganz oder in Teilen zurück­genommen werden, oder ist eine abermalige Kehrtwende un­zumutbar?
: „Deutsche Hanswurstiade.“ Süddeutsche Zeitung, ausgabe Wolfratshausen, , s. R2 (283 wörter)
Gerhard Augst verweist auf eine Erhebung des Börsen­vereins des Deutschen Buchhandels. Derzufolge kamen im Jahr 2002 rund 75 Prozent der neu erscheinenden Bücher mit der neuen Rechtschreibung auf den Markt. Daran sei deutlich erkennbar, findet er, dass sich die neue Recht­schreibung flächen­deckend durchgesetzt habe. Die derzeitige Aufregung sei daher völlig unangemessen, die Reaktionen einiger Ministerpräsidenten „merk­würdig“. Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger wirft Lehrern vor, „sklavisch“ an unsinnigen Vor­schriften festzuhalten. Verleger und Redakteure wiederum hätten sich in voraus­eilendem Gehorsam dieser „deutschen Hanswurstiade“ gebeugt.
: Alles, was Recht ist. Wem die deutsche Sprache wirklich am Herzen liegt, der hat Wichtigeres zu tun, als Schreibreformen zu reformieren, meint Franzobel. Die Welt, , nr. 177, Literarische Welt, s. 1 (1299 wörter)
Nun ist die einheitlich normierte Rechtschreibung im Deutschen gerade einmal 100 Jahre alt, sind diese Dinge eher Lappalien oder, sofern sie nicht schon längst unmerklich in Fleisch und Sprachblut über­gegangen sind, wenigstens an einem Vormittag erlernbar. Von der ursprünglichen Forderung nach einer konsequenten Kleinschreibung, einer phonetischen Transkription und der Abschaffung des Beistrichs war dieser Reförmling ja sowieso noch weit entfernt, trotzdem wurden ein paar Freiräume geschaffen, die jetzt zu revidieren völlig blödsinnig wäre. Ohne gleich Zé de Rocks "Neusprach" zu verfallen, wäre statt der Rücknahme eher eine zweite, kon­sequentere Reform zu überdenken. […] Diskussions­würdiger ist eher, ob eine normierende Rechtschreibung, die rechtsprecherisch unentwegt in falsch und richtig einteilt, überhaupt Sinn ergibt - ob es nicht vernünftig wäre, die an die korrekte Rechtschreibung geknüpften Vorurteile und Bewertungen zu hinter­fragen. Denn von dieser oder auch der nächsten Rechtschreib­reform wird die deutsche Sprache kaum und die Dichtung schon überhaupt nicht bedroht, da machen mir die Budget­kürzungen der Goethe-Institute, der Abbau der Auslands­lektorate, der Kulturteil- und Feuilleton-Schwund sowie die Total-Anglisierung schon größere Sorgen.

30. 7. 2004

: Unvermutet Oberwasser. Gegner der Rechtschreibreform gestärkt. Neue Zürcher Zeitung, , 225. jg., nr. 175, s. 40, Feuilleton (356 wörter)
Es ist schon erstaunlich, was für Tiraden die Rechtschreibreform auf sich zieht. Als skrupellose «Mafia, die sich vor Jahren in irgendwelchen Hinterzimmern zusammen­gerottet hat, um mit der deutschen Sprache gründlich aufzuräumen», sahen sich die Betreiber der Reform vergangenen Montag in der «FAZ» beschimpft. Die politisch verantwortlichen Kultusminister seien Legastheniker und Ignoranten, die ihnen gehorchenden Schullehrer servile Feiglinge, schäumte Hans Magnus Enzens­berger. Vielleicht muss man Schrift­steller sein, um über Misshandlungen des Sprachkörpers, wie sie die Reform verübt, derart die Contenance zu verlieren.

Vielleicht könnte man bei dieser gelegenheit erkennen, wer hier was verübt.

: Vorschlag zur Güte. Oltner Tagblatt, , Front, Kommentar (321 wörter)
Unlogische Schreibweisen sind durch plausiblere, eingänglichere zu ersetzen. Aber die verheissene Befreiung von wirklichen oder vermeintlichen Fallstricken will, milde ausgedrückt, nur partiell gelingen. […] Und ein derart un­ausgegorenes, in­effizientes und unpopuläres Reformwerk soll am 1. August 2005 für Schulen und Universitäten verbindlich werden. Positiv ausgedrückt bleibt also noch ein Jahr Zeit, das Beste daraus zu machen. Vernünftige, auch gefühlsmässig überzeugende Anpassungen sind beizubehalten; absurde, erzwungen wirkende Neuerungen hingegen zu widerrufen. […] Wer das Sprachempfinden fördern und respektieren will, darf es nicht einer abgehobenen Prinzipien­reiterei unterwerfen.
neu : Polit-Dinos wollen Rechtschreib-Reform stoppen. Bild, , nr. 176, s. 2 (119 wörter)
Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP): „Man kann nur hoffen, dass die Minister­präsidenten, die den Mund gegen die Recht­schreib­reform gespitzt haben, nun auch pfeifen und die so genannte Reform definitiv ab­blasen.“
: Aus Fehlern nichts gelernt. Die KMK schreibt Recht: Eine Bilanz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 175, s. 31, Feuilleton (1450 wörter)
Woran die Reform eigentlich krankt, das drückt die Beschlußvorlage der KMK sehr deutlich aus. Sie nennt es "das tragende Prinzip der Neuregelung, die korrekte Schreibung möglichst von einer Regel ableiten zu können". In Wirklichkeit leitet kein Schreibkundiger die korrekte Schreibung von Regeln ab; die Regeln, wie sie etwa im Duden stehen, sind den meisten Duden­benutzern unbekannt. Regeln werden aus dem Usus abstrahiert, sie sind sozusagen die Theorie zu den Tatsachen der Ortho­graphie. Theorien können falsch sein, Tatsachen nicht. Die Reformer sind aber erklärter­maßen ausgezogen, die Wirklichkeit im Namen ihrer Theorien zu "korrigieren" und dafür die "Regelungsgewalt" des Staates in Anspruch zu nehmen. Das ist fehl­geschlagen, mußte fehlschlagen. Aber selbst das Bundes­verfassungsgericht, das dieses bedenkliche Vorgehen aufgrund eines falschen Bildes von der Sprache genehmigte, verbietet nicht, aus Fehlern zu lernen.
: Koch gegen erneute Änderung. Rechtschreibreform zwar unbeliebt, aber nicht mehr umkehrbar. Frankfurter Rundschau, , 60. jg., nr. 175, s. 37, Frankfurt (212 wörter)
Er sei zwar auch gegen die Reform gewesen, erklärte Roland Koch in einem Gespräch, halte eine Rück­nahme aber nicht mehr für machbar.
Blick in die Presse. Süddeutsche Zeitung, , 174, s. 4
Die neuerliche Diskussion um die Rechtschreib­reform beleuchtet der Züricher Tages-Anzeiger: „[…] Die neue Aufregung um die längst aufs Gleis gesetzte und mit hohem Tempo ab­gefahrene Rechtschreib­reform ist ein Phantom­gefecht, deutsches Sommer­theater.“
neu : Der Schlussstrich ist ein Muss. die tageszeitung, , nr. 7422, s. 11, Meinung und Diskussion, Kommentar (298 wörter)
Lauthals forderte Nieder­sachsens Minister­präsident Christian Wulff einen "Schluss­strich" unter die Reform […]. Dabei gibt es, wie der hessische Kollege Roland Koch überraschend hell­sichtig fest­stellte, ein Zurück zur alten Recht­schreibung ohnehin nicht mehr. Immerhin ist die neue seit Jahren in der Welt.
neu : Eine Sommer-FArZe. die tageszeitung, , nr. 7422, s. 14, tazzwei, der kommentar (213 wörter)
Die neu ent­flammte Debatte um die Recht­schreib­reform ist unnötig wie ein Schweiß­fuß. Aber die "FAZ" hat Spaß.
: Bitte um ein bisschen Anarchie. Die Welt, , s. 8, Forum, Kolumne (616 wörter)
[…] wenn von den Verteidigern der alten Orthographie an ausgesuchten Beispielen die Dummheit der Reform mit einem Scharfsinn vorgeführt wird, der schon fast fürchten lässt, weil man eine in Kompetenz und Präzision verwandelte Wut und Aggressivität spürt, die mir zwar deplatziert vorkommt, aber sehr real ist. […] Besser als früher kann ich mir inzwischen vorstellen — um doch auch einmal zu großen Worten zu greifen —, wie Religions­kriege einmal geführt oder mit welchem persönlichen Einsatz und mit welcher Erbitterung Weltanschauungen im 20. Jahrhundert vertreten wurden.

29. 7. 2004

: Die Deutschen mehrheitlich gegen die Rechtschreibreform. Neue Zürcher Zeitung, , s. 2, Ausland (132 wörter)
Vor allem Bürgerinnen und Bürger mittleren und höheren Alters wollten zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Bei der Umfrage waren nur die unter 30-Jährigen mehr­heitlich für die Beibehaltung der neuen Schreibweise.
: Die Reform erneut ein Thema der deutschen Kultusminister. Neue Zürcher Zeitung, , s. 2, Ausland (72 wörter)
Nach einem entsprechenden Antrag des saarländischen Kultusministers Schreier von der CDU wird die Reform Tagesordnungs­punkt der nächsten KMK-Sitzung am 14. und 15. Oktober sein.
: Deutsches Sommertheater. Soll die Rechtschreibreform wieder zurückgenommen werden? Tages-Anzeiger, , s. 7, Analyse (854 wörter)
Die Reform allerdings, die 1998 […] eingeführt wurde, hat viele Schwächen — was auch daran liegt, dass in einem schmerzhaften Abstimmungs­prozess ein Kompromiss nach dem anderen gemacht wurde. Dieser Prozess setzte sich nach 1998 fort; in der Praxis zeigten sich Ungereimtheiten und Widersprüche […]. Im vergangenen Jahr beschloss die deutsche Kultusminister­konferenz eine Reihe von Modifizierungen und erlaubte Schreibweisen, die sie zuvor abgeschafft hatte. Diese Modifizierungen bewegten sich (wie überhaupt die ganze Reform) im minimalen — für Mathematiker: im infinitesimalen — Bereich. […] Weil so wenig verändert wurde, konnte sie die Reform­willigen nicht überzeugen, die Kon­servativen aber empören. […] Drittens haben die Reformer nie die Meinungs­führerschaft erlangen können — was übrigens für alle in Deutschland gegenwärtig diskutierten Veränderungen gilt.
: Nachträgliches Sträuben. Berliner Zeitung, , Feuilleton (535 wörter)
Nach dieser Vorlage entschloss sich der saarländische Kultus­minister Jürgen Schreier am Dienstag zu einer Kehrt­wende der eigenen Position. Erst Anfang Juni hatte er auf der Kultusminister­konferenz die Rechtschreib­reform mit marginalen Änderungen ver­abschiedet – es war ein ein­stimmiger Beschluss. Zum 1. August 2005 sollten die Übergangs­frist enden und die neuen Regeln verbindlich werden. Diesen Prozess will Schreier jetzt aufhalten und die Reform im Oktober erneut auf die Tages­ordnung setzen. Der Grund: Warum sollten die Regeln nicht durch einen Kraftakt so verändert werden, "dass sich einem bei den neuen Schreib­weisen die Feder nicht mehr sträubt?" Es fragt sich, was Kultus­minister für Federn haben, dass die sich immer erst nachträglich sträuben. Warum werden sie nicht vor den Beschlüssen in Stellung gebracht? Schreiben Minister nicht? Lesen sie nicht?
: Reform auf Tagesordnung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 174, s. 2, Politik (137 wörter)
55 Prozent der Deutschen möchte nach einer Forsa-Umfrage für die Zeit­schrift "Stern" zur bewährten Recht­schreibung zurück­kehren, 38 Prozent wollen bei der Reform bleiben.
: Seitenblick: Verhuscht. Frankfurter Rundschau, , 60. jg., nr. 174, s. 8, Rundschau (2648 wörter)
Gesucht wird hier aber nach wie vor ein ganzes schönes Wort […]. Simpel, Dussel und eigentlich ebenso Tolpatsch – aber doch bitte nicht Tollpatsch, wie die unselige Rechtschreib­reform(-) es will.
: In den Duden. Frankfurter Rundschau, , 60. jg., nr. 174, s. 15, Feuilleton (447 wörter)
Wer aber wird die 23. Auflage erwerben? […] Wer klug ist, hält sich zurück. Denn die MPs werden ihre Richt­linien­kompetenz aus dem Taber­nakel kramen und mehr­heitlich die Reform­reform verordnen. Und schon ist die 23. Auflage Makulatur.
: Stochern im Buchstabensalat. Über die Entstehung der Legasthenie streiten Forscher genauso wie über Formen der Behandlung. Süddeutsche Zeitung, , 173, s. 11
Immerhin sorgt in Deutschland die ein­heimische Ausprägung der menschlichen Kultur dafür, dass die Zahl der LRS-Fälle überschaubar bleibt – im englischen Sprachraum ist die Legasthenie doppelt so weit verbreitet. Das liegt unter anderem daran, dass das Englische für viele Grapheme – etwa „ough“ – gleich mehrere Laut­formen kennt: Das Wortende von enough zum Beispiel wird völlig anders aus­gesprochen als das Wortende von although.

Das nennt man nicht «menschliche kultur», sondern mehr oder weniger reform­bedürftige rechtschreibung.

: Die neue Freiheit. Die Rechtschreibreform erlöst von der Regelwut und bewahrt doch die Tradition der deutschen Sprache; sie muss bleiben. Die Zeit, , 59. jg., nr. 32, s. 1, Dossier (816 wörter)
Sprache ist etwas Gewachsenes; eine verbindliche Schreibung dagegen immer ein Hoheitsakt. Wer zu einer alten Ortho­grafie zurückkehren will, müsste erklären, warum er aus­gerechnet die Duden-Schreibung nach 1901 will und nicht etwa zu Johann Christoph Adelungs Wörter­buch von 1786 zurück­möchte. Die Reform­gegner haben nur die Bequemlich­keit ihrer Generation auf ihrer Seite. Sie könnten sich aber auch an der neuen Libera­lisierung erfreuen.
: Die letzte Schangs. Die Rechtschreibreform ist überflüssig, teuer, widersprüchlich und unvermittelbar; bloß weg damit! Die Zeit, , 59. jg., nr. 32, s. 1, Dossier (798 wörter)
Heute gibt es mehr Rechtschreib­unsicherheit als je zuvor. Selbst die Prä­sidentin der Kultusminister­konferenz konnte, von Jour­nalisten gefragt, das Wort Husten nicht trennen.

Soll das ein argument gegen die reform sein? Die alte dame darf weiterhin Hu-sten trennen oder auch Hust-en oder H-usten. Die frage ist, ob man die sieben­jährigen weiterhin mit einer veralteten und unnötigen st-regel belästigen soll.

28. 7. 2004

: Saarland beantragt KMK-Sitzung zur Rechtschreibung. Kultusminister Schreier fordert Revision der Reform; Verband: Rücknahme billiger als Änderungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 173, s. 1, Politik (377 wörter)
Der saarländische Kultus­minister Schreier (CDU) hat eine Revision des Beschlusses der Kultus­minister­konferenz (KMK) zur Rechtschreib­reform vom Juni dieses Jahres gefordert.
: Ausgestorben. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 173, s. 15, Briefe an die Herausgeber (164 wörter)
Die F.A.Z. mutet bei diesem Thema an wie ein Dino­saurier, der nicht mehr in der Lage ist, sich an veränderte Gegeben­heiten an­zupassen. Man sollte endlich einsehen, daß es keinen Sinn macht, gegen Wind­mühlen zu kämpfen[,] und auf die neue Schreib­weise umstellen.
: Günstige Rücknahme. VRS hält Verlegersorgen für unbegründet. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 173, s. 29, Feuilleton (167 wörter)
Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (VRS) hat sich abermals für eine Rücknahme der Rechtschreib­reform aus­gesprochen und zugleich eine Darstellung des Verbands der Schulbuch­verlage über die dabei ent­stehenden Kosten als "Schreck­gespenst" zurück­gewiesen.
: Junge Union: Koch muß Schreibreform stoppen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 173, s. 37, titelseite Rhein-Main-Zeitung (153 wörter)
Die Junge Union in Hessen hat sich dafür aus­gesprochen, "das gescheiterte Projekt der Rechtschreib­reform zu beenden", und Minister­präsident Roland Koch (CDU) aufgefordert, […] das "chaotische Reformwerk" zu Fall zu bringen.
: Letzte Chance. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 173, s. 37, titelseite Rhein-Main-Zeitung (308 wörter)
In der gegenwärtigen Gemenge­lage aus Populismus und Resignation, die im föderalen System zum Thema Rechtschreib­reform zu herrschen scheint, müßte sich ein Rationalist wie Koch gefordert fühlen, mehr als nur müde abzuwinken. Schließlich geht es auch darum zu demonstrieren, daß Politik wenigstens insofern noch gestalten kann, als sie das Schlimmste ver­hindert.

27. 7. 2004

: Regierung hält an Rechtschreibreform fest. Regierungssprecher widerspricht Kulturstaatsministerin Weiss; Lehrerverband für Rücknahme. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 172, s. 1, Politik (377 wörter)
Die Bundesregierung ist nach Auskunft eines Regierungs­sprechers gegen Ver­änderungen der Rechtschreib­reform. Der stell­vertretende Regierungs­sprecher Steg sagte am Montag in Berlin, die Beschlüsse sollten "konsequent, so wie sie getroffen sind", umgesetzt werden.
: Der Bund war beteiligt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 172, s. 6, Briefe an die Herausgeber ( wörter)
Richtig ist, daß die Bundes­regierung, wenn es darauf ankommt, zur bisherigen Recht­schreibung zurück­kehrt. Wenn also Gerhard Schröder an den amerikanischen Präsidenten schreibt oder dem ehemaligen Minister Egon Bahr zum Geburtstag gratuliert, verzichtet er sinnvoller­weise auf die unhöfliche Klein­schreibung der Anrede: "Lieber Egon, zu Deinem 80. Geburtstag gratuliere ich Dir sehr herzlich." (19. März 2002) Lehrer an deutschen Schulen müssen künftig einen Fehler anrechnen, wenn Schüler so schreiben wie der Bundes­präsident oder der Bundes­kanzler.
: Ungeheuere Blüten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 172, s. 6, Briefe an die Herausgeber (184 wörter)
Im Vorwort zur zweiten Auflage seines Best­seller-Ratgebers "Time Management für Anwälte" (2004) schreibt Benno Heussen mit der Autorität seines Fachs von einer Insel der "Seeligen" […]. Ver­unsichert greife ich zum Duden, um nach­zuschlagen, ob nicht die Schreib­weise durch die neuen Regeln gedeckt ist.
: Übergriff. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 172, s. 8, Zeitgeschehen (150 wörter)
Auch wenn das Bundes­innen­ministerium durch die Neu­regelung der Behörden­sprache in die Rechtschreib­reform involviert ist, bleibt die Rechtschreib­reform Ländersache. Das gilt auch dann, wenn die Entscheidungs­befugnis über die Recht­schreibung in Schulen und Universitäten von der Kultus­ministerkonferenz in die Minister­präsidenten­konferenz über­gehen sollte – was angesichts der ver­fahrenen Lage nur zu wünschen wäre.

Wenn die minister­präsidenten zuständig wären, wäre das ganze immer noch ländersache. Die bundesregierung befasst sich materiell nur insofern damit, als sie ihren beamten und angestellten vorschreibt, wie sie zu schreiben haben. Das hat mit der schule nichts zu tun und ist letztlich wie in einer firma eine privatrechtliche angelegenheit.

: Koch erweist sich als reformfähig. Hessens Ministerpräsident hält an der neuen Rechtschreibung fest. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 172, s. 39, titelseite Rhein-Main-Zeitung (327 wörter)
"Reform" ist eines der Lieblings­worte Roland Kochs. Vielleicht hat es damit zu tun, daß der hessische Minister­präsident sich so schwertut, sich für eine Rücknahme der umstrittenen Rechtschreib­reform stark zu machen.
: Nicht kippen! Bund für Rechtschreibreform. Süddeutsche Zeitung, , 171, s. 11, Feuilleton (111 wörter)
Die Bundes­regierung hat sich gegen Be­strebungen mehrerer Minister­präsidenten gewandt, die Rechtschreib­reform zu kippen.
: Pädagogen gegen erneute Rechtschreibreform. Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Erding, , s. R1, Politik (433 wörter)
[…] doch nun gibt es Bestrebungen, die Reform ihrerseits zu reformieren. Unter anderem haben sich bereits fünf Minister­präsidenten […] dafür aus­gesprochen, noch einmal deutliche Ver­änderungen im Regel­werk vorzunehmen – eine Idee, die Günther Meier, Leiter der Herzog-Tassilo-Realschule in Erding, voll unter­stützt: „Die ganze Reform war sowieso überflüssig wie ein Kropf.“ Man habe die Gelegen­heit verpasst, wirklich durch­greifende Änderungen wie beispiels­weise die Einführung der generellen Klein­schreibung durch­zusetzen.
: Die Augen mögen Majonäse nicht. Einer Emnid-Umfrage zufolge lehnen 77 Prozent der Bundesbürger die neuen Rechtschreibregeln ab. Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Erding, , s. R1, Politik (326 wörter)
Einer Emnid-Umfrage zufolge lehnen 77 Prozent der Bundes­bürger die neuen Rechtschreib­regeln ab.

Wahrscheinlich hat man suggeriert, Majonäse gebe es seit der rechtschreib­reform.

: Die Freiheit des Schreibens. Die Welt, , Forum, Leitartikel
Im gesamten E-Mail-Verkehr, der für viele zur wichtigsten Form der Schriftlich­keit geworden ist, sind die Regeln der Groß- und Klein­schreibung weit gehend außer Kraft gesetzt, statt "ä" schreibt man mit Rücksicht auf englisch­sprachige Computer­systeme "ae", genauso wird das "ß" durchs "ss" ersetzt. Die Praxis schafft sich informell Regeln, und niemand interessiert sich für den Glaubens­krieg, den Sprach­pfleger und -reformer zu gleicher Zeit darüber führen, ob man "nichts sagend" oder "nichtssagend" oder "Nichts sagend" schreiben solle und wie man es denn wohl beim (sinnlosen) Superlativ "am nichts­sagendsten" zu halten habe.

26. 7. 2004

: Toleranz ist wünschenswert. Leipziger Germanistin Poethe warnt vor Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Berliner Zeitung, , s. 27, Feuilleton (208 wörter)
Vor einer Rücknahme der Rechtschreib­reform hat die namhafte Leipziger Germanistin Hannelore Poethe gewarnt. […] Den Reform­kritikern hält sie entgegen, dass gerade Getrennt- und Zusammen­schreibung auch vor der Reform sehr kompliziert war.
: „Es gibt keine Herrschaft über Sprache.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 171, s. 1, Politik (74 wörter)
Unterdessen hat sich der baden-württem­bergische Minister­präsident Erwin Teufel als bereits fünfter Minister­präsident für eine Rücknahme der Reform aus­gesprochen.
: Ziel erkannt. Politiker wollen bewährt rechtschreiben. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 171, s. 29, Feuilleton (170 wörter)
Alt­bundes­präsident Walter Scheel (FDP) warnte derweil vor einer drohenden "Sprach­anarchie". Er selbst habe immer wieder Versuche unter­nommen, die neue Recht­schreibung aus­zuprobieren, aber vieles habe über­haupt keinen Sinn ergeben und "einfach nur lächerlich" gewirkt.
: An unsere Vormünder. In memoriam Johann Balhorn. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 171, s. 29, Feuilleton (547 wörter)
[…] Mafia, die sich vor Jahren in irgend­welchen Hinter­zimmern zusammen­gerottet hat, um mit der deutschen Sprache gründlich auf­zuräumen. […] Wer sich als Herrscher über die Sprache aufspielt, hat nicht begriffen, daß es sich um das einzige Medium handelt, in dem die Demokratie schon immer ge­herrscht hat. Selbst­ernannte Autori­täten kann es da nicht geben.

Abgesehen davon, dass es um die recht­schreibung und nicht um die sprache geht, ist es doch in einer demokratie kaum verboten, dass sich selbst­ernannte autori­täten zusammen­rotten.

: Unkalkulierbar. Beibehalten, Rücknahme oder Reform der Rechtschreibreform? Süddeutsche Zeitung, , 170, s. 13
Formell ist für die Reform die Kultusminister­konferenz zuständig. Aber die Minister­präsidenten wollen das Thema bei ihrem nächsten Treffen im September debattieren. So könnte dem gesell­schaftlichen Dissens über die Reform […] ein politischer Konflikt sowohl unter den Minister­präsidenten als auch zwischen Minister­präsidenten- und Kultus­minister­konferenz an die Seite treten.

24. 7. 2004

: Kritik an Rechtschreibung. Der Bund, , s. 10, Kultur (125 wörter)
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) räumte ein, es sei wohl ein Fehler gewesen, dieses wichtige Thema allein der Kultusminister­konferenz zu überlassen[,] und setzt sich ein für eine Rückgängig­machung der Reform.

Zurück zu was? Zu dem hier?

: Die Wut wächst. Autoren kritisieren die Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 170, s. 31, Feuilleton (198 wörter)
Die Schüler, die sie anwenden, mögen Sommer­ferien haben, die öffentliche Kritik an der Rechtschreib­reform jedoch wird immer heftiger. Schrift­steller und Politiker haben die Reform erneut scharf an­gegriffen und gefordert, zur alten Schreib­weise zurück­zukehren.
: Vielversprechend. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 170, s. 38, Briefe an die Herausgeber (32 wörter)
Früher gab es vielver­sprechende Politiker. Kann es den heutigen Politikern denn wirklich recht sein, ab Sommer nächsten Jahres nur noch viel ver­sprechende zu sein?
: Das nichts Sagendste. Eine Bilanz der Rechtschreibreform. Süddeutsche Zeitung, , nr. 169, s. 13, Feuilleton (1385 wörter)
Die all­gegenwärtige Verwendung von Reform­schreibungen beruht also größten­teils nicht auf Über­zeugung der Schreibenden, sondern auf Zwängen und Vorgaben – dienstlichen Anweisungen ebenso wie Vor­einstellungen der gängigen Text­verarbeitungs­programme.

Ja, natürlich! Die all­gegenwärtige verwendung der recht­schreibung, ob alt oder neu, beruht grössten­teils nicht auf über­zeugung der schreibenden, sondern auf zwängen und vorgaben – dienstlichen anweisungen ebenso wie vor­einstellungen der gängigen text­verarbeitungs­programme.

: Unnötig wie ein Kropf. Autoren gegen Rechtschreibreform. Süddeutsche Zeitung, , s. 16, Literatur (114 wörter)
In der Bild-Zeitung kritisierten Martin Walser, Adolf Muschg und Georg Klein das 1996 be­schlossene Regel­werk. „Sie ist unnötig wie ein Kropf und hat keine Ver­besserung gebracht, sondern nur mehr Un­sicherheit geschaffen“, sagte Muschg.
neu : Schreiben tut weh. die tageszeitung, , nr. 7417, s. 20, Kultur (463 wörter)
Selbst ernannte Sprach-Sachwalter sorgen dafür, dass der Streit um die Recht­schreibung in eine neue Runde geht. Der Dauer­zank um die Recht­schreib­reform hat den Charme einer Opera buffa. Das auf­tretende Personal ist ebenso bekannt wie der Ausgang der Stücks. Auch die Rollen im Recht­schreib­theater sind fest vergeben.

23. 7. 2004

: Was Ihr wollt. Die Lehrer sind sich nicht einig, was aus der Rechtschreibreform werden soll. Berliner Zeitung, , Politik (504 wörter)
Immer mehr Politiker und Experten fordern eine Rücknahme der Rechtschreib­reform und auch die Bevölkerung hat ein ein­deutiges Urteil gefällt: Drei Viertel der Deutschen halten die neuen Regeln nicht für sinnvoll und lehnen die Reform ab, wie eine Umfrage gezeigt hat. Nur die Lehrer, die als Ver­mittler der neuen Regeln tagtäglich mit den Aus­wirkungen zu tun haben, vertreten keine eindeutige Position.
: Keine bedingungslose Unterstützung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 169, s. 9, Briefe an die Herausgeber (433 wörter)
Die Wahrheit ist, daß die Reform nicht nur von der über­wältigenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird, sondern auch von fast allen deutschen Schrift­stellern, dem deutschen PEN-Zentrum, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, den Goethe-Instituten, den deutschen Kunst- und Wissenschafts­akademien und so weiter. Und wahr ist auch, daß sie acht Jahre nach ihrer Einführung nur 13 Prozent der Bevölkerung für sich gewinnen konnte. Die Rechtschreib­reform besitzt einfach nicht die er­forderliche Akzeptanz und ist deswegen nicht mehr verfassungs­gemäß.
: Man glaubt es kaum. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 169, s. 9, Briefe an die Herausgeber (40 wörter)
"Maggie Thatcher's Groß­britannien" in der F.A.Z. Das ist aber ganz alte Recht­schreibung (vor 1907), oder?
: Das ist die deutsche Gründlichkeit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 169, s. 9, Briefe an die Herausgeber (241 wörter)
Die allgemeine Pisa-Panik hat bewirkt, daß jetzt zwar auch Englisch in der ersten Klasse unterrichtet wird, aber leider auch die neue Recht­schreibung. Das sieht dann so aus, daß im Lesebuch das Wort Spagetti steht. Gedruckt. Es wäre sicherlich auch möglich gewesen, das Wort richtig zu schreiben (das heißt, auf das g folgt ein h , damit es nicht Spatschetti heißt) […].
: Auch im Rechtsausschuß des Bundestages. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 169, s. 9, Briefe an die Herausgeber (263 wörter)
Die sogenannten Wesentlichkeits­theorie der Bundes­verfassungs­gerichts legt die Not­wendigkeit einer gesetzli­chen Regelung zumindest nahe. Die KMK antwortete sinngemäß – und inhaltlich eher unflätig –, was denn dies den Bundestag und insbesondere den Recht­ausschuß angehe.

22. 7. 2004

: In der Endlosschleife. Frankfurter Rundschau, , 3, Die Seite Drei, Kommentar (506 wörter)
Inzwischen kommt die politische Trachten­gruppe, die gegen den Föderalismus antritt, unmittelbar aus den Ämtern der Landes­hauptstädte, ja aus den höchstens Ratszimmern selbst. In einer konzertierten Aktion haben die Minister­präsidenten Stoiber (Bayern), Wulff (Nieder­sachsen) und Müller (Saarland) das formal durch die Kultusminister besiegelte Verfahren zur Verabschiedung der Rechtschreib­reform wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Was jahrelang die Gemüter der Schrift­benutzer erhitzt und die zum Umlernen gezwungenen Schüler gequält hat, soll nun durch ein ministerielles Machtwort in die Revisions­schlaufe geschickt werden.
: Der Zustand unserer Politiker. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 168, s. 8, Briefe an die Herausgeber (234 wörter)
Es verlohnt, Wulffs Argumentation einer näheren Betrachtung zu unter­ziehen. Seine Kernthese lautet: Nachdem "auf breiter Ebene" in der Kultusminister­konferenz eine "General­kapitulation" statt­gefunden habe, sei die Rechtschreib­reform "abwegig und gescheitert", seien "Wiederbelebungs­versuche" aussichts­los. Wie recht­fertigt nun der Minister­präsident, daß unter anderem auch sein Kultus­minister Busemann nach wie vor die Reform mitträgt?
: Erschlagene Feinheiten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 168, s. 8, Briefe an die Herausgeber (261 wörter)
Auch Frankreich wurde vor einigen Jahren von geld­gierigen Rechtschreib­reformern heimgesucht. Sie hatten aber keinen Erfolg, weil die Franzosen auf Kultur und Tradition großen Wert legen und sich zumindest in dieser Hinsicht von niemandem etwas vor­schreiben lassen.
: Jungs, es gibt Arbeit! Abschied von der Dauerjugend: Die Schriftsteller der mittleren Generation brauchen ein politisches Standbein. Der Tagesspiegel, , s. 25, Kultur (1205 wörter)
Während man an den Demarkations­linien der Kulturen die alte europäische Welt sturmreif bombt, vom Nieder­gang der USA mal ganz zu schweigen, bewältigt unsre deutsche Literatur weiterhin mit Vorliebe Vergangen­heit, man könnte meinen, um sich vor dem Blick in die Zukunft zu drücken: Gerhard Mayer-Vorfelder übernimmt die SPD, Ex-Mannesmann-Chef Esser wird als Bundes­kanzler vereidigt, Christoph Schlingen­sief inszeniert das Drama der Rechtschreib­reform, Deutsche Elf unter Waldemar Hartmann im 8-2-0-System von Österreich vermöbelt...

21. 7. 2004

: Weiss: Lieber greulich als gräulich. Kritik an der Rechtschreibreform; Entscheidung über Netzwerk gegen Vertreibungen im Oktober. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 167, s. 1, Politik (900 wörter)
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Christina Weiss, sieht die Kultusminister­konferenz der Länder (KMK) weiter in der Verantwortung, die Rechtschreib­reform zu korrigieren. "Die KMK ist dafür ver­antwortlich. Dort sollte die Debatte geführt werden", sagte Frau Weiss im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie halte nichts davon, die Minister­präsidenten mit der Überarbeitung der Reform zu befassen […]. Eine Volks­abstimmung über die Rechtschreib­reform, wie sie die FDP-General­sekretärin Pieper verlangt hatte, lehnte die parteilose Ministerin als "populisti­sche Forderung" ab.
: Ein Desaster. dtv-Verleger Balk zur Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 167, s. 31, Feuilleton (116 wörter)
Wolfgang Balk, Verleger des in München ansässigen Deutschen Taschenbuch­verlags, hat sich in der jüngsten Ausgabe des Branchen­magazins "Buchmarkt" entschieden gegen die Rechtschreib­reform aus­gesprochen. Balk nennt die Reform ein "kultur­politisches Desaster ersten Ranges" […].
: Mein Lieblingsbuch: »LEGENDE.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 167, s. 33, Feuilleton (187 wörter)
Der 1999, fast ein Jahrzehnt nach dem Tod seines Autors Ronald M. Schernikau erschienene Roman "legende" vermählt auf achthundert Seiten den magischen Realismus der Süd­amerikaner und den sozialisti­schen der ehemaligen halben Welt […]. Die neue Rechtschreibung gibt es in "legende" nicht, dafür waltet hier konsequente Klein­schreibung, vermutlich, weil der Verfasser damit, alles klein zu schreiben, einen Ausgleich dafür bereit­stellen wollte, daß es so groß gedacht ist.

20. 7. 2004

: Das ss-Diktat der Kultusminister. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 166, s. 8, Briefe an die Herausgeber (433 wörter)
Nur wenn nichts von dieser unseligen "Reform" bleibt, können wir sie nach jahrelangen Ver­wirrungen und Streitereien und völlig sinnlosen Unkosten endlich vergessen wie eine über­standene Krankheit.
: Erinnernswert. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 166, s. 8, Briefe an die Herausgeber (129 wörter)
Nicht nur für die voll­ständig verfehlte Rechtschreib­reform sollte die Amts­haftung eingeführt werden, das heißt den Ideatoren und Propagatoren dieser sinnlosen Aktion, unter der zahllose Schulkinder, Lehrer und Sprach­ästheten zu leiden haben, sollten 40 Prozent ihres Ruhe­gehalts ge­strichen werden.
: Unlogisch. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 166, s. 8, Briefe an die Herausgeber (205 wörter)
Nur ein Beispiel für das Verschleiern grammatischer Zusammen­hänge, das allen weh tut, die die deutsche Sprache lieben und beherrschen: Adverbien schreibt man  klein. Das Adverb der Zeit "abend" wird heute jedoch in Zusammen­setzungen wie "heute abend" groß geschrieben, weil es ein gleich­lautendes Substantiv gibt. Eigentlich müßte nun auch das Adjektiv "fett" groß ge­schrieben werden, zu dem es ebenfalls ein gleichlautendes Substantiv gibt.
: Lehrer und Rektoren warnen vor Veränderung. Pädagogen befürchten negative Folgen für die Kinder; neue Regeln sind im Schulalltag längst anerkannt. Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Freising, , s. R1, Politik (349 wörter)
Lehrer und Rektoren im Landkreis Freising heißen die neue Recht­schreibung hingegen für gut und befürchten durch ihre Rücknahme negative Folgen oder halten die ganze Problematisie­rung gar für „über­bewertet“.
: Das Ende der Regulierer. Der Tagesspiegel, , s. 8, Meinung, Kommentar
Die Rechtschreib­reform wird modifiziert werden – und die deutsche Seele hat Ruh. […] Es ist mal wieder von der schon halb gekenterten Rechtschreib­reform die Rede. Und nach einigen Länder­minister­präsidenten plädiert nun auch Kultur­staats­ministerin Christina Weiss dafür, die neue Rechtschreibung nach fünf Jahren Probelauf zu überdenken und sie keines­falls wie geplant am 1. August 2005 in allen Schulen für endgültig zu erklären.

19. 7. 2004

: Offener Brief von Prof. Helmut Jochems an den Vorsitzenden der Rechtschreibreform-Kommission Prof. Gerhard Augst. , , Archiv
Nach den Erfahrungen mit Ihrem Jahrhundert­werk werden zumindest in Deutschland staatliche Stellen es nie wieder wagen, gebildeten Bürgerinnen und Bürgern eine verhunzte Recht­schreibung auf­zuzwingen.
: Weiss für Rücknahme der Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 165, s. 1, Politik (161 wörter)
Die meisten hätten die Regeln weder ver­innerlicht, noch wendeten sie sie an, schrieb Frau Weiss in einem Zeitungs­beitrag. […] Allerdings spricht sich Frau Weiss auch für die völlige Abschaffung des scharfen S (ß) aus. Hier gehe die Reform ihr nicht weit genug.
: Ablenkung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 165, s. 6, Briefe an die Herausgeber (88 wörter)
Kurt Beck will offen­sichtlich nicht einsehen, daß wir Gefahr laufen, nach der ver­bindlichen Einführung der neuen Rechtschreibung zum 31. Juli 2005 (gilt übrigens nur für Schulen und Amtsstuben) eine babylonische Schrift­sprachen­verwirrung zu bekommen, wie sie vor der ersten Einführung ver­bindlicher Rechtschreib­regeln 1902 nicht schlimmer war.
: Iphigenie soll ruhig sterben. Der ganze Streit um die Rechtschreibreform zeigt: In Deutschland geht es nach wie vor um Ideologie und nicht um die Zukunft. Die Welt, , Kultur
Deutschland braucht Reformen. Der Bundeskanzler hat dieses Credo in seinem geradezu ehern klingenden Manifest Agenda 2010 in Worte gefasst. […] Umso er­staunlicher ist es, dass jetzt ausgerechnet aus dem Bundeskanzler­amt die Rücknahme einer Reform gefordert wird. Christina Weiss, Bundes­beauftragte für Kultur und Medien, fordert die Minister­präsidenten der Länder auf, die Reform der Rechtschreibung zurück­zunehmen: "Es wäre ein Fehler, neue Schreib­regeln gegen den Willen der Bevölkerung durch­zusetzen", schreibt sie in der "Bild am Sonntag". Mit dieser Begründung könnte ihr Chef gleich seine ganze Agenda 2010 auf dem Schutt­haufen der Geschichte entsorgen.

2004-07-18

neu : Neue Rechtschreibung korrigieren! Gast-Kommentar. Bild am Sonntag, , 51. jg., nr. 29, s. 5, Politik (207 wörter)
An manchen Punkten geht mir die Reform allerdings nicht weit genug. Warum ist das "scharfe S", das es nur in der deutschen Kleinschreibung gibt, nicht ganz abgeschafft worden?

17. 7. 2004

: „Vieles ist freier geworden.“ Warum die Reform sinnvoll ist. Süddeutsche Zeitung, , s. 2, Themen des Tages (279 wörter)
Elisabeth Klar ist Rektorin der Münchener Grund­schule an der Rotbuchen­straße. […] Sind die neuen Regeln nicht sehr kompli­ziert für die Kinder? Klar: Ganz im Gegen­teil. Lehrer, Eltern und Kinder hatten doch lange Zeit, sich darauf ein­zustellen.

Lustige frage. Wenn die antwort ja wäre, gäbe es wohl gar keine regeln.

: Chaos. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 164, s. 8, Briefe an die Herausgeber (188 wörter)
Eine unserer Enkelinnen schrieb […] in einem Brief an meine Frau und an mich: "Eigent­lich müßte ich ,Ihr', ,Euch', ,Euer' ja nun klein schreiben; aber ich kann mich gerade noch be­herrschen." Wie soll das Pisa-Tief in Deutschland über­wunden werden, wenn unsere Lehrer gezwungen werden, mit großer Mühe und viel Zeit­aufwand Unsinniges zu vermitteln?
: Marktmacht der Leser. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 164, s. 8, Briefe an die Herausgeber (51 wörter)
Warum zeigt die betroffene Leser­schaft nicht ihre Markt­macht? Wie? Einfach den Zeitungen, Zeit­schriften und so weiter, die diesen groben Unfug mitmachen, mit ent­sprechender Begründung das Abonnement kündigen.
: Pragmatiker mit einem Hang zur Tradition. Schriftsteller und Verlage sind vielfach bei alten Schreibweisen geblieben, weil sie Sinnentstellungen in der Literatur fürchten. Süddeutsche Zeitung, , s. 2, Themen des Tages (579 wörter)
Kein Verlag darf Theodor Fontane, Thomas Mann oder Franz Kafka einer reformierten Ortho­graphie unter­werfen – was zur Folge hat, dass die Reform keineswegs […] im Jahr 2005 Gemeingut sein wird: Tatsächlich wird sich die alte Ortho­graphie in literarischen Werken über Generationen erhalten, und die Schüler werden, sollte es die Reform noch geben, noch lange mit mindestens zwei Recht­schreibungen leben müssen.
: Das niedersächsische Beben. Ministerpräsident Wulff hat mit seiner Kritik eine neue Protestwelle gegen die Reform ausgelöst. Süddeutsche Zeitung, , s. 2, Themen des Tages (732 wörter)
Die von Wulff angeregte Fronde gegen die neue Rechtschreibung ist vorderhand noch ein gutes Stück davon entfernt, vollzählig und schlag­kräftig zu sein. Dass er nicht allein bleiben würde, war bei der allgemein reform­skeptischen Stimmung abzusehen, und so hat er auch ein paar potente Kampf­gefährten an sich ziehen können. […] Der frühere bayerische Kultus­minister Hans Zehetmair, seinerzeit ein Befürworter der Reform, würde „aus heutiger Sicht und noch deutlicherer Kenntnis der deutschen Wesensart die Sache ganz zum Scheitern bringen“.

16. 7. 2004

: Falsch bleibt falsch. Die Rechtschreibfehler der Minister. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 163, s. 35, Feuilleton (1237 wörter)
Die Rechtschreibreform ist mißlungen – aber wie wird man sie wieder los? Darüber wollen die Minister­präsidenten der deutschen Bundes­länder demnächst beraten. Einige überlegen, den Kultus­ministern die Zuständigkeit aus der Hand zu nehmen und selbst zu entscheiden. Das ist ein richtiger, ja der einzig mögliche Weg, um aus der Sackgasse heraus­zukommen.

Es wäre ein weg, aus der durchgangsstrasse in eine sackgasse zu kommen. Das wünschen ja die reformgegner.

: Lehrer halten an Reform fest. Direktoren gegen Rückkehr zu alten Rechtschreibregeln. . Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Starnberg, , s. R1, Politik (313 wörter)
Bei Lehrern und Schul­leitern aus dem Landkreis Starnberg stößt die neu entbrannte Diskussion um die Reform auf Un­verständnis. […] Die Behörde habe auch immer wieder Schul­aufsätze auf die neue Recht­schreibung prüfen lassen und fest­gestellt, dass die Schüler gut damit zurecht kämen.
: Deutschlehrer hofft auf Politik. Rechtschreibreform ist für Friedrich Denk gescheitert. Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Weilheim, , s. R1, Politik (354 wörter)
„Es besteht die große Hoffnung, dass die Politik einsehen wird, dass die Reform gescheitert ist“, sagte Denk gestern der SZ. […] Am Welfen-Gymnasium in Schongau sieht man das Thema „mit großer Gelassen­heit“. Direktor Wolfgang Gebler sagt, er kenne die Diskussion in Weilheim, sehe die neue Recht­schreibung aber nicht als das große Problem […]. „Die neue Schreib­weise ist eingeführt, die Schüler kommen damit zurecht und ich sehe keinen Sinn darin, jetzt wieder alles zu ändern“, meint er.

15. 7. 2004

: Neuer Streit in Deutschland um die Rechtschreibung. Vorstoss von Politikern der CDU. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 162, s. 17, Vermischte Meldungen ( wörter)
Der rheinland-pfälzische Minister­präsident Kurt Beck (SPD) bezeichnete den Vorstoss der Reform­gegner als «ein­fältigen Populismus». Die Rechtschreib­reform sei ein ab­geschlossener Prozess.
: Dass oder daß, wen schert’s. Lächerliche Debatten wie die um die Rechtschreibreform lenken von den echten Bildungskatastrophen ab. Financial Times Deutschland, , Deutschland, Kolumne (817 wörter)
Die erste Aufführung im diesjährigen politischen Sommer­theater war dem Lied "Wir wollen unsere alte Recht­schreibung zurück­haben" vorbehalten. Einige Medien, unterstützt von einer Reihe Unions-Minister­präsidenten, machen Stimmung für eine Aufhebung der Reform. Nach sechs Jahren, in denen sich die meisten Bürger an die neuen Schreib­weisen gewöhnt und viele Schüler danach schreiben gelernt haben, soll der Uhrzeiger zurück­gedreht werden, fordert ein Chor selbst ernannter Bildungs­bürger. Die Initiative […] wäre keine Zeile wert, gäbe sie nicht ein weiteres schlechtes Beispiel für deutsche Bildungs­debatten ab. […] Ernsthafte Bildungs­politik sollte sich um andere Probleme kümmern. Was ist mit den Millionen Kindern in Deutschland, die eine andere Mutter­sprache haben oder deren Eltern Deutsch nur unvollkommen beherrschen? Für einen Handwerks­meister ist nicht wichtig, ob sein Azubi "aufwändig" oder "aufwendig" schreibt. Der Lehrling muss eine komplizierte Betriebs­anleitung verstehen und E-Mails verfassen können.
: „Stopp der Reform ist für Schüler unzumutbar.“ Interview. Frankfurter Rundschau, , 60. jg., nr. 162, s. 4, Politik (399 wörter)
Die Präsidentin der Kultus­minister­konferenz, Doris Ahnen (SPD), hält es nicht für sinnvoll, die Recht­schreib­reform zu stoppen. Dies würde die Bevölkerung ver­unsichern, meint die Mainzer Kultus­ministerin.

14. 7. 2004

: Deutsches Sprachchaos. Basler Zeitung, , s. 4, Ausland (111 wörter)
In Deutschland ist eine neue Diskussion um die Rechtschreib­reform entbrannt. Der bayerische Regierungs­chef Edmund Stoiber warnte in der «Bild»-Zeitung vor Anarchie in der Schrift­sprache […].
: Kemptthal und Tagelswangen — der Reiz des Gewöhnlichen. Die Gemeinde Lindau als Fünfeinhalb-Minuten-Episode auf der Landstrasse. Neue Zürcher Zeitung, , s. 15, Inland (1503 wörter)
Später kündigt die Ortstafel «Kemptthal» das erste Dorf an. Zwar hat die Recht­schreibung längst alle «Thäler» zu Tälern gemacht, aber Orts­namen gehen nicht mit der Mode und sind seit je aus­gesprochen resistent gegen Rechtschreibe­reformen.
neu : Widerstand gegen Rücknahme der Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 161, s. 1, Politik (655 wörter)
Neben Stoiber spricht sich als einziger der Vor­sitzenden der Bundes­tags­parteien der FDP-Vor­sitzende Wester­welle eindeutig für eine Rücknahme der Reform aus. […] Zwar gibt es unter führenden Politikern persönliche Sympathie für die alte Schreib­weise. Viele von ihnen bekennen, in ihren Texten die alte Form zu verwenden, die dann von ihren Büros aber auf den neuen Stand gebracht würden. Doch bedeutet das nicht, daß sie die Initiative gut­heißen.
neu : Verunsicherte Schreiber. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 161, s. 6, Briefe an die Herausgeber (145 wörter)
Wer vorher richtig schreiben konnte, kann es heute nicht mehr. […] Durch die Recht­schreib­reform wurde also die "Analpha­beten­rate" von 50 Prozent auf 95 Prozent ge­steigert.
: Babylonische Verwirrung beim Diktat und an der Tafel. Stoibers Vorschlag, zur alten Schreibweise zurückzukehren, schürt bei Lehrern wieder den alten Ärger über die Reform. Süddeutsche Zeitung, landkreisausgabe Ebersberg, , s. R1, Politik (391 wörter)
Dass die Rechtschreib­reform nicht weit genug geht und oft nicht logisch aufgebaut ist, darin sind sich alle Lehrer einig. So wäre es zum Beispiel laut Nitschke besser gewesen, das „ß“ ganz ab­zuschaffen, anstatt die Vokallänge als Kriterium zu wählen. Die Konrektorin der Grund­schule Grafing, Renate Schwarz-Reis, hält vor allem die Behandlung der Fremd­wörter für problematisch: „Korrekt ist ’Spagetti‘, aber auf jeder italienischen Speise­karte steht es mit ’h‘.“ Auch das deutsche Festhalten an der Groß­schreibung wird von vielen Pädagogen als unnötige Erschwer­nis betrachtet.
: Rechtschreib-Rat. Weiter Streit um die Reform. Süddeutsche Zeitung, , s. 13, Feuilleton (202 wörter)
Im neu entfachten Streit um die Rechtschreib­reform hat die Präsidentin der Kultus­minister­konferenz (KMK), Doris Ahnen (SPD), vor einer Ver­unsicherung von Lehrern und Schülern gewarnt.

13. 7. 2004

: Teure Reform der Reform. Basler Zeitung, , s. 29, Feuilleton (48 wörter)
Die Schulbuchverlage protestierten gegen den Vorstoss einiger deutscher Ministerpräsidenten, wieder zur alten Orthografie zurückzukehren.
: Bereichernd. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 160, s. 36, Briefe an die Herausgeber (137 wörter)
Ich halte die Rechtschreibreform und vor allem die vielen neuen Optionen für ganz ausgezeichnet. […] Gut finde ich auch die vielen Optionen mit "8-fache", "8-Fache", "achtfache", die je nach der Verwendung in Roman, Brief, Notiz, Tabelle und so weiter ihre Be­rechtigung haben sollten. Mich würde interessieren ob die F.A.Z. für abweichende Meinungen zur klaren, reinen und originalen Sprache Maulkörbe verteilt.
: Oberhalb der Schulwelt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 160, s. 36, Briefe an die Herausgeber (336 wörter)
Das eigentliche Politikum hat Ministerpräsident Wulff bereits einmal früher genannt: Eine schulische Entscheidung trifft eine ganze Kulturnation, und diese Reichweite haben die Kultusminister nicht ins Kalkül gezogen. Sie und ihre Beamten sind gewöhnt, Beschlüsse zu fassen und Lehrpläne zu beschließen, die nur für die Schulen gelten.

Auch eine schulische nichtentscheidung trifft eine ganze kulturnation, und diese reichweite haben die kultusminister zum glück einmal ins kalkül gezogen.

: Auf dem Abstellgleis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 160, s. 36, Briefe an die Herausgeber (179 wörter)
Zu "Hessen gegen Rücknahme der Rechtschreibreform" (F.A.Z. vom 30. Juni) ist anzumerken, daß der Zug wohl abgefahren sein mag, doch wegen einer falschen Weichenstellung auf dem falschen, nämlich einem Abstellgleis.
: Ungeliebte Rechtschreib-Reform soll doch noch fallen. Unionspolitiker machen gegen neue Regeln mobil. Rheinische Post, RP Online, , Bildung (563 wörter)
Angeführt durch Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff sehen die Reformkritiker mit der neuen Rechtschreibung Sprachchaos und Beliebigkeit einziehen. Doch ihr Vorstoß hat nur geringe Aussicht auf Erfolg. […] "Mit der Rechtschreibreform ist erhebliche Unsicherheit eingetreten", sagte Bayerns Minister­präsident Edmund Stoiber (CSU) der "Bild"-Zeitung: "Es kann nicht sein, dass im Ergebnis jeder schreibt, wie er will". Und sein nieder­sächsischer Kollege Wulff erklärte im gleichen Blatt: "Wir dürfen nicht zulassen, dass ein so hohes Kulturgut wie die deutsche Sprache verhunzt wird." Auch der Minister­präsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), und sein saarländischer Kollege Peter Müller gelten als Reformgegner. Nun soll die Ministerpräsidenten­konferenz im Herbst entscheiden, wie es weiter geht.

Wir schreiben schon lange so, wie wir wollen, nicht erst im ergebnis.

12. 7. 2004

: Antje Vollmer gegen Rechtschreibreform. Basler Zeitung, , s. 23, Feuilleton (36 wörter)
Die Reform habe von Anfang an «Züge von Willkür» getragen, sagte die Grünen-Politikerin der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».

11. 7. 2004

: Umstrittene Reform I. Neue Zürcher Zeitung, , s. 20, Leserbriefe (116 wörter)
Mein grösstes Problem ist die Trennung. Oft muss man einen Satz mehrmals lesen, um die verstümmelten Wortgebilde sinngerecht zusammenfügen zu können.
: Umstrittene Reform II. Neue Zürcher Zeitung, , s. 20, Leserbriefe (65 wörter)
Bei «Private», dem Magazin für Vermögensberatung und Private Banking, haben wir uns von Anfang an entschieden, diesen Blödsinn einer sogenannten Rechtschreib­reform nicht mitzumachen. Wir werden auch nach dem offiziell dekretierten letzten Termin für die Umstellung am 1. 8. 2005 an der alten, richtigen Rechtschreibung festhalten.

Ganz schön rebellisch, böser Norbertli, sich so über die schulbehörden hinwegzusetzen! Aber dein lehrer wirds nicht merken: In deinen letzten 4 aufsätzen, äh editorials, musste er nur 4 mal zum rotstift greifen. Davon aber 2 mal auch nach der «alten, richtigen Rechtschreibung».

8. 7. 2004

: Wasser im Wein. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 156, s. 6, Briefe an die Herausgeber (344 wörter)
Angesichts des offenbaren Unwillens der Kultusminister-Konferenz, eine Revision ihrer eigenen Beschlüsse herbeizuführen, setzen Sie wesentlich auf die Minister­präsidenten als die "Vorgesetzten" der zuständigen Fachminister. Dabei sollte nicht vergessen werden, daß die KMK ihre Beschlüsse 1996 der Minister­präsidenten-Konferenz zur Beschlußfassung vorgelegt hat und daß diese […] zustande kam. Auch das Bundes­kabinett hat in derselben Angelegenheit keine Einwände erhoben (und sei es mangels Rechtsgrundlage) […]. Etwas mehr Gedanken zu einem "Ausstiegs­szenario" müßte man (auch die F.A.Z.) sich schon machen.
: Beratungsresistent. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 156, s. 6, Briefe an die Herausgeber (180 wörter)
Die F.A.Z. berichtete über den lobens- wie unterstützungs­würdigen Vorstoß des niedersächsischen Minister­präsidenten, die Rücknahme der "Reform", das heißt die Rückkehr zur wirklichen Rechtschreibung, zur Chefsache der Minister­präsidenten zu machen. […] Um so mehr verwundert und verärgert es mich in höchstem Maße, daß der Minister­präsident von Hessen, Roland Koch, "den Zug für abgefahren hält" und er daher nichts zu unternehmen gedenkt.

7. 7. 2004

: Norddeutsch ist nicht Hochdeutsch. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 155, s. 6, Briefe an die Herausgeber (277 wörter)
Ihre Glosse "Mehr übersetzen" […] nehme ich zum Anlaß, Ihnen einmal ganz herzlich für Ihren konsequenten Einsatz für die deutsche Sprache — in den letzten Wochen wieder insbesondere für eine vernünftige Recht­schreibung — zu danken. Ich hoffe, daß Sie Ihre Bemühungen trotz der Borniertheit der Verantwortlichen in den Kultus­ministerien fortsetzen werden.

6. 7. 2004

: Rechtschreibanarchie. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 154, s. 6, Briefe an die Herausgeber (245 wörter)
In der F.A.Z. vom 30. Juni ist ein nur allzu wahres Wort gefallen: Rechtschreib­anarchie. […] Andererseits kann man aber auch von einer Sprach­anarchie sprechen. Wie die deutsche Sprache verhunzt und zunichte gemacht wird, das ist eine Schande.

5. 7. 2004

: Andere müssen folgen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 153, s. 6, Briefe an die Herausgeber (146 wörter)
Es ist ja nicht nur so, daß Schulkinder umlernen müssen, sondern Millionen von Erwachsenen werden dazu verdonnert, eigentlich neu lesen und schreiben zu lernen. Da ich aber keinen Satz zügig lesen kann — besonders die Silben­trennung irritiert sehr —, findet alles ohne mich statt. Ich kaufe weder ein Buch noch eine Zeitung mit der neuen Rechtschreibung.

4. 7. 2004

: Stoppt diese behemmerte neue Rechtschreibung. Die Reform der deutschen Rechtschreibung ist gründlich misslungen; nun sind eine rigorose Denkpause und ein demokratischer Neustart nötig. Neue Zürcher Zeitung, , s. 19, Meinungen (759 wörter)
Die Initiative zu einer Veränderung des Regelwerks zu ergreifen, ist dagegen nicht Sache der gelehrten und politischen Obrigkeit. Die muss von der Basis kommen, und Veränderungen müssen vor einer Sanktionierung Punkt für Punkt sorgfältig evaluiert werden. So hat das früher der Duden gehalten.

Wie ist das mit der «gelehrten und politischen obrigkeit» und der «basis»? Der duden gehört nicht zu ersterem? Und der Bund für vereinfachte rechtschreibung? Da lebt der herr professor wohl zu sehr in dem von ihm selbst zitierten «elfenbeinturm».

2. 7. 2004

: Politische Aufgeregtheit. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (307 wörter)
Jede Orthographie bildet die grammatischen Verhältnisse (Bedeutungen) mehr oder weniger genau und angemessen ab. Gleiches gilt für die Wiedergabe der lautlichen/phonematischen Verhältnisse in einer Sprache (und ihren Varietäten/Dialekten) mit Hilfe der Schrift. Da die Sprache sich ständig weiterentwickelt und wandelt, muss auch die Orthographie fortlaufend angepasst werden. Das hat nichts mit Unverbindlichkeit zu tun.
: Der Gaul ist längst tot. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (377 wörter)
Lasst endlich die Redakteure wieder das Werk­zeug benutzen, welches das einzige ist, mit dem sie ver­nünftig umgehen können: die moderne und bewährte Recht­schreibung. Die „reformierte“ – in welcher „re-re-re-reformierten“ Form auch immer – wird deren Standard niemals erreichen.
: Sinnwidrige Getrenntschreibung I. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (390 wörter)
Wo sind die Pro­fessoren, Journa­listen, Eltern, Schüler und Lehrer, die zivilen Wider­stand üben, auf den Tisch schlagen und sagen: „Jetzt reicht’s“?
: Sinnwidrige Getrenntschreibung II. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (103 wörter)
Woher nehmen Polit­bürokraten wie Kultus­minister die Unverfroren­heit, über Sprache zu entscheiden, von der sie – ihre sprach­tötenden Reden beweisen es tagtäglich – absolut nichts ver­stehen?
: Anhaltende Unverbindlichkeit I. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (202 wörter)
Es scheint nun alles egal zu sein, wie eine Sturm­flut hat die Reform differen­zierte Ausdrucks­möglichkeiten der Schrift ver­nichtet.
: Anhaltende Unverbindlichkeit II. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (181 wörter)
Das Bundes­verfassungs­gericht hat jedoch die Zu­lässigkeit der Reform an die all­gemeine Akzeptanz gebunden […]. Da diese Akzeptanz ungeachtet gewaltiger Reform­propaganda und mehr oder weniger sanften Zwanges (auch durch die Vor­einstellung der gängigen Text­verarbeitungen) nicht gegeben ist, entfällt die rechtliche Grundlage. Die weitere Durch­setzung einer […] Neu­schreibung an den Schulen ist verfassungs­widrig.
: Zivilcourage der Zeitungsherausgeber I. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (84 wörter)
Vor diesem Hinter­grund bleibt die Frage, ob und wann die SZ zur be­währten Recht­schreibung zurück­kehren wird?
: Zivilcourage der Zeitungsherausgeber II. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (197 wörter)
Warum stehen nicht alle auf wie ein Mann und ver­weigern sich dieser Be­vormundung und In­doktrination? Das Volk stünde (fast) geschlossen hinter ihnen! Es wäre ein Leichtes, einige wenige Telefonate und Ab­stimmungen zwischen den Ver­antwortlichen der Zeitungen, Zeitschriften und Verlags­häuser, und binnen 14 Tagen wären die unsinnigen Schreib-Anweisungen über den Haufen geworfen – und der deutsche Teil des Abend­landes gerettet.
: Zivilcourage der Zeitungsherausgeber III. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (90 wörter)
Warum lässt man nicht einfach zwei Recht­schreibungen gelten, die frühere und die im Juli 1996 be­schlossene, und über­lässt es jedem, sich hier dieser, dort jener zu bedienen? Die zwei Ortho­graphien sind nun einmal eine Tatsache der Gegen­wart. Sie sollten in den Schulen beide ver­mittelt werden […].

Warum nur 2? Auch die fraktur und die eigennamen­grossschreibung sind tatsachen.

: Eine Flut von Klagen. Süddeutsche Zeitung, , s. 40, Leserbriefe (246 wörter)
Es dauert zwar noch eine Weile, aber die Zeit wird alles ans Licht bringen. Darauf können wir uns verlassen. Wahr­scheinlich wachen unsere Entscheidungs­träger erst dann auf, wenn Deutsch­land endgültig den Anschluss an den inter­nationalen Bildungs­standard verpasst hat, vor lauter Nachschlagen in verschiedenen Wörter­büchern.
: „Wir können in Deutschland vieles möglich machen.“ Die Antrittsrede des neuen Bundespräsidenten Horst Köhler in Auszügen. Die Welt, , Deutschland
Wenn wir wissen, wo wir hinwollen, ist auch ein mühsamer Weg erträglich. Überall wird gesagt, dass wir Reformen brauchen. Ich selbst habe das auch gesagt. Aber viele Menschen können das Wort „Reform“ schon nicht mehr hören. Es ist uns offensichtlich nicht gelungen, das Ziel der Reformen zu erklären.

1. 7. 2004

: Erdrutsche besonderer Art. Höngger, , 77. jg., nr. 25, s. 8, Die Letzte, Kommentar (581 wörter)
Vor Jahren, man erinnert sich, gab es eine Rechtschreibe­reform […]. Die meisten Print­medien machten die neue Mode getreulich mit […]. Die anspruchs­vollen, unter ihnen namhafte Autoren, verwahrten sich gegen die Verarmung. Um eine solche handelt(e) es sich. Den Sprach­benützern ganz allgemein wollte man den Sprach­gebrauch erleichtern. Nicht, dass die durch­gehende Klein­schreibung durch­gekommen wäre (um die es anfangs der «Reform» ging), sondern halt «sonst». Im Sonstigen erblühten viele Möglich­keiten. Zum Beispiel: Wenn ein Geschlechts­wort (der; die, das) vor einem Wort steht, schreibt man dieses gross, basta. Das ist eine auf Unbedarfte zu­geschnittene Regel, berücksichtigt indessen kaum, dass man Ver­schiedenes auch ver­schieden ausdrücken kann […].

Das ist eine von einem unbedarften kommentator erfundene regel.

: Furchtbar traurig. Berliner Zeitung, , Feuilleton (368 wörter)
Verunsicherung, Resignation, Verlust des Vertrauens in die soziale Kommunikation und schließlich Gleich­gültigkeit – diese Grund­übel der deutschen Misere finden in der über­flüssigen Rechtschreib­reform ihren symbolischen Ausdruck. "Das alles ist er­schreckend und traurig", sagt dazu Herr Wulff. Das Er­staunliche ist: Herr Wulff ist Minister­präsident.

29. 6. 2004

: Wulff: Die Rechtschreibreform ist gescheitert. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 148, s. 1 (366 wörter)
Der niedersächsische Minister­präsident Christian Wulff (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die Minister­präsidenten­konferenz mit der Rechtschreib­reform zu befassen. Die Zuständigkeit der Kultusminister­konferenz für die neue Rechtschreibung müsse beendet werden, forderte Wulff im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die kultusministerkonferenz ist nicht für die rechtschreibung zuständig, sondern für den lehrplan der volksschule. Dafür soll die ministerpräsidenten­konferenz das geeignetere gremium sein?

25. 6. 2004

: Das Streiflicht. Süddeutsche Zeitung, , nr. 144, s. 1
Damit soll nicht gesagt sein, dass das Ketchup, unbeschadet seiner halbherzigen Eindeutschung zu Ketschup bei der Rechtschreib­reform, eine deutsche Errungen­schaft sei.
: Monument aus Papier. Das Grimmsche Wörterbuch wird 150. Der Tagesspiegel, , s. 28, Wissen & Forschen
Von ihrem Werk, in dem sie die Kleinschreibung konsequent anwandten, hatten die Brüder Grimm die romantische Vorstellung, es könne "mit andacht und verlangen" als eine Art Hausbuch gelesen werden.

2004-06-23

: Wann folgen die anderen? Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 143, s. 6, Briefe an die Herausgeber (335 wörter)
Warum tun sich denn nicht endlich alle großen deutsch­sprachigen Zeitungen zusammen, folgen dem Beispiel der F.A.Z. und weigern sich einfach, diesen Schwach­sinn zu über­nehmen?
: Aufgezwungene Mißgeburt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 143, s. 6, Briefe an die Herausgeber (136 wörter)
Mag die Kultus­minister­konferenz ihre Miß­geburt ab 2005 legalisieren. Es bleibt objektiv eine Miß­geburt.

21. 6. 2004

: Schreib-Freiheit. Neues Deutschland, , Meinung (189 wörter)
Dass eine Mehrheit der Deutschen gegen die Rechtschreibreform ist, war schon klar, ehe sie beschlossen wurde. Der Ehrgeiz von Experten traf sich mit dem Hochmut von Politikern, die träge Masse Mensch eben zu ihrem Glück zu zwingen. Solches geht meistens schief, wie man weiß. Den Abc-Schützen konnte man sagen: So schreibt man das jetzt! Aber allein schon die Schriftsteller wollten sich nichts befehlen lassen.

Was will uns die autorin damit sagen? Dass jemand den schriftstellern etwas befehlen wollte? Dass man den früheren abc-schützen (z. b. den heutigen schriftstellern) nichts sagte? Dass die heutigen abc-schützen nie erwachsen und schon gar nicht schriftsteller werden?

: Mehrheit will alte Rechtschreibung. Wahnsinn. Die Welt, , Kultur (61 wörter)
Einer Umfrage zufolge ist die Mehrheit der Deutschen (66 Prozent) dafür, die Rechtschreib­reform rückgängig zu machen.

20. 6. 2004

: Mehrheit der Deutschen will alte Rechtschreibung. Kleine Zeitung, , Kultur (79 wörter)
Nur 29 Prozent wollen demnach an den neuen Schreib­weisen festhalten, so wie es die Kultus­minister­konferenz beschlossen hat. Allerdings wollen der Umfrage zufolge 60 Prozent der unter 20-Jährigen lieber nach den neuen Regeln schreiben.

19. 6. 2004

: Apropos. ß. Die Südostschweiz, ausgabe Glarus, , nr. 141, s. 2, Glarnerland, kommentar (293 wörter)
Es gibt eine Handvoll zumeist intellektuell wirkende Einsender, die uns ihre Beiträge unter Verwendung des Zeichens «ß» schicken. Wir filtern dann dieses Gebilde möglichst aus den Texten raus, da wir es nicht im regulären Gebrauch haben. […] Auch der jüngste «Sprach­spiegel» […] bezeichnet es als «Überbleibsel aus der deutschen Schrift (Kurrent­schrift und Fraktur)». Nichtsdesto­trotz plädiert der dortige Autor dafür, dass wir uns «der bereinigten deutschen ss/ß-Regelung an­schliessen». Nun ist besagtem Autor wohl bei­zupflichten, wenn er ausführt, in der Schweiz wolle man mit dem Buch­staben «ß» aus «unsachlichen Gründen» nichts mehr zu tun haben. Vielleicht erstreckt sich diese Un­sachlichkeit sogar darauf, dass man sich von de Deutschen nicht ein erneutes SS-Problem aufhalsen lassen will. […] Und so schicken wir im schöne Grüße (!), wenn’s sein muss auch Küsse (!), und lassen es dann am liebsten so, wie wirs gewohnt sind.

2004-06-17

: Vorauseilender Gehorsam der Schulbuchverlage. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 138, s. 8, Briefe an die Herausgeber (257 wörter)
Selbst wenn die Schul­buch­verleger […] geglaubt haben sollten, die neue Rechtschreibung lasse sich leichter erlernen als die alte, so hätten doch gerade sie darauf hin­weisen müssen, daß Rechtschreibung primär der unmiß­verständlichen Wieder­gabe von Gedanken zu dienen hat und nicht einer etwaigen Ver­einfachung des Deutsch­unterrichts.

15. 6. 2004

: Kaum konstruktive Kritiken. Vortrag: Peter Gallmann zur neuen Rechtschreibung. Schaffhauser Nachrichten, , Region (483 wörter)
In seinem temporeichen, aber klar strukturierten Referat erläuterte Peter Gallmann zunächst die Not­wendigkeit von Normen in der Rechtschreibung und die ver­schiedenen Typen von Regeln. Danach stellte er die von der Reform erreichten Ziele den auf­getretenen Problemen gegenüber, um schliesslich noch kurz auf Anpassungen und Diskussionen mit Kritikern der Neu­regelung einzugehen. Die Neuregelung der deutschen Recht­schreibung von 1996 hat aus Sicht der beteiligten Experten einige der gesteckten Ziele erreicht.
: Zeitgeistig. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 136, s. 12, Briefe an die Herausgeber (366 wörter)
In Analogie zu dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ leben die Kultus­minister anscheinend immer noch in der Illusion, die re­formierte Schreibung sei moderner als die bewährte, un­reformierte.
: Die neue Unrechtschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 136, s. 12, Briefe an die Herausgeber (208 wörter)
Ist es vorstellbar, daß in einem anderen Kultur­kreis als dem deutschen so mit Sprache umgegangen wird? Den Schülern sei die deutsche Rechtschreibung zu kompliziert, heißt es, aber keiner scheut sich, sie möglichst früh mit dem Schwachsinn der englischen Ortho­graphie zu kon­frontieren. Es ist nicht bekannt, daß die Franzosen das H am Anfang eines Wortes wegzulassen gedenken, nur weil es nicht aus­gesprochen wird.

14. 6. 2004

: Zur Rechtschreibreform. Neue Zürcher Zeitung, , 225. jg., nr. 135, s. 26, Briefe an die NZZ (384 wörter)
Das Chaos ist entstanden, weil eine Kommission von Dilettanten ohne Sensibilität für Sprache eine Reform beschlossen hat, die schlicht unsäglich ist. […] Was uns nun aber als Reform präsentiert wird, verdient diesen Namen nicht; man mag sie als Etiketten­schwindel, Alibiübung oder gar als Schwachsinn bezeichnen, ein schlechter Kompromiss ist sie auf jeden Fall. […] Warum fällt bei Fremd­wörtern das ph mal weg, mal nicht: Ortografie, aber Philosophie, Stopp im Text, auf der Verkehrstafel Stop?

Bevor man andere leute als dilettanten bezeichnet, sollte man etwas genauer hinschauen: «Ortografie» schreibt man (leider) nicht so, und «Stopp» galt schon vorher. (Strassenverkehrszeichen sind nicht lokalsprachlich.)

13. 6. 2004

: Erster Ministerpräsident will Rechtschreibreform kippen. CDU-Vize Wulff fordert: Schluss mit dem Chaos! Bild am Sonntag, , 51. jg., nr. 24, s. 2f., Politik (379 wörter)
Doch jetzt stellt sich überraschend der erste Spitzenpolitiker hinter die Kritiker. Der niedersächsische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Chef Christian Wulff fordert, im letzten Moment die Notbremse zu ziehen und die Rechtschreibreform zu kippen! "Deutschland sollte bis auf wenige Ausnahmen zur alten Rechtschreibung zurückkehren und einen Schlussstrich unter diese unselige Diskussion ziehen", so Wulff zu Bild am Sonntag. […] "Nie wurde beachtet, dass Sprache gewachsenes Kulturgut und dem Zugriff der Politik in hohem Maße entzogen ist."

Nie wurde beachtet, dass die in der schule gelehrte amtliche rechtschreibung einfach so gewachsen ist und einfach so weiter wächst. Als vor jahren die realschule Muttenz BL die kleinschreibung einführte, beachtete der staat leider nicht, dass das ihm in hohem masse entzogen ist.

11. 6. 2003

: Wo Busfahrer zu "Bussis" werden. Kabarettist Zé do Rock und die deutsche Sprache. Allgemeine Zeitung, Main-Rheiner,
Besonders die Rechtschreib­reform bekam eines auf den Deckel: "Gültig, bis der Letzte, der so schreibt, ausgestorben ist", kommentierte der Brasilianer.

10. 6. 2004

: Rechtschreibreform: «Ratlosigkeit». St. Galler Tagblatt, , Kultur (241 wörter)
In Deutschland ist die Rechtschreibreform abgesegnet, bei uns im Prinzip auch — aber damit geben sich die Gegner der Reform nicht zufrieden. Die deutschen Kultusminister haben entschieden, die Reform — mit einigen zusätzlichen Freiheiten — nach der Übergangs­frist definitiv einzuführen auf August 2005. Dieser Entscheid mache die Lage für die Schweiz jedoch nicht klar, erklärt der St. Galler Reform­gegner Stefan Stirnemann vom «Arbeits­kreis Orthographie» auf Anfrage. «Der springende Punkt ist, dass im nächsten Jahr nicht die Regeln von 1996 verbindlich werden sollen, sondern veränderte.» […] Von einem solchen Moratorium will die EDK allerdings nichts wissen.

2004-06-09

Pour le mérite nutzt alte Rechtschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 132, s. 49, Feuilleton (156 wörter)
Die Ordensträger aus dem In- und Ausland ver­ständigten sich nach Informatio­nen dieser Zeitung darauf, das kommende, im Spät­herbst erscheinende Jahrbuch nach den be­währten Regeln der Ortho­graphie vor der jüngsten Rechtschreib­reform zu ver­fassen.

7. 6. 2004

: Löffel für Löffel. Präsident Rau besucht den Schriftsteller Walter Kempowski. Süddeutsche Zeitung, , s. 13, Feuilleton
Nach der Abreise des Präsidenten fällt die Spannung wie bei einem über­hitzten Soufflé zusammen. Die ver­bliebenen Gäste plaudern; der Hausherr ist heiter. Man bespricht die Rechtschreib­reform und die Benzin­preise.

6. 6. 2004

: Zum Diktat. Die Bagatelle. Darmstädter Echo, , Kultur (206 wörter)
Gerade haben die Kultusminister beschlossen, die Orthographie müsse liberaler werden. Im Namen von Kommissionen, Konferenzen und Konsens: Weg von der Rechtschreibung, hin zur Freischreibung. Getrennt oder zusammen, groß und klein, mit oder ohne Bindestrich – das kann man künftig so oder so halten. Ob mehr Beliebigkeit den Geist des jungen Menschen für die selbst­bestimmte Freiheit jenseits der Haus­aufgaben stärkt? Man mag’s nicht glauben. Ein Rat für Recht­schreibung soll nun klären, wie viel Orthographie in diesem Lande überhaupt noch sein muss.

5. 6. 2004

: Abgesegnet. Die Rechtschreibreform wird verbindlich. Neue Zürcher Zeitung, , 225. jg., nr. 128, s. 45, Feuilleton (204 wörter)
Für feste Begriffe wie Gelbe Karte oder Kleine Anfrage ist wieder die Gross­schreibung erlaubt.

Wieder? Vor 1996 galt nur gelbe Karte.

: Liebigschüler holen „Andorra“ ins heute. Darmstädter Echo,
Abseits der Rahmenhandlung witzelt ein Schüler über Alcopops und Rechtschreibreform und macht Anspielungen auf das Lio-Schulleben.
: Die Kultusminister beharren auf der Rechtschreibreform. Varianten zu den Neuregelungen zugelassen; pluraler Rat soll Entwicklung beobachten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 129, s. 1, Politik (788/219 wörter)
Keine der neuen Schreib­weisen werde falsch, alle Schül­bücher in neuer Ortho­graphie könnten weiter ge­nutzt werden. Den Kultus­ministern gehe es vor allem um eine Ver­sachlichung der Debatte, erläuterte die Präsidentin der KMK, die rheinland-pfälzische Kultus­ministerin Ahnen (SPD).
: Ohne die Minister. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 129, s. 10, Politik, Kommentar (209 wörter)
Sollte der Rat nicht befugt sein, einzelne Regeln zu ändern, zu streichen oder gar die ganze Reform für miß­lungen zu erklären, bleibt er eine politi­sche Alibi­veranstaltung.
: Schrift an der Wand. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 129, s. 33, Feuilleton (494 wörter)
Wer an Zahl und Gewicht der Probleme dieses Landes denkt und dann den jammer­vollen Verlauf dieser Rechtschreib­reform an sich vorüber­ziehen läßt, muß alle Hoffnung fahren­lassen. Bevor das Gesundheits­wesen und die anderen Sozial­systeme notdürftig reformiert sein werden, dürfte die Hälfte der Be­völkerung das Wörtchen Rente frohgemut mit ä schreiben. Auch egal? Mag sein, aber selbst wer sich für Fragen der Rechtschreibung nicht die Bohne interessiert, ist von diesem Desaster weit stärker betroffen, als er glauben mag. Nicht nur, weil die Sprache, die keinem von uns gehört, uns alle angeht, sondern auch, weil das Scheitern der Rechtschreib­reform die voll­ständige Un­fähigkeit unserer Politiker zur Korrektur offen­sichtlicher Fehler beweist.
: Schreiben nur mit neuen Regeln. Am 1. August 2005 wird die Rechtschreib­reform an allen deutschen Schulen und Hoch­schulen endgültig verbindlich sein. Hamburger Abendblatt, , Kultur/Medien (285 wörter)
Die Kultusminister hatten am Donnerstag­abend einstimmig die seit 1998 an den Schulen und am 1. August 1999 in fast allen Medien eingeführte Rechtschreib­reform bestätigt und auf Empfehlung von Experten abschließend marginale Änderungen an den neuen Schreib­weisen vor­genommen. […] Der neue "Rat für die deutsche Rechtschreibung" wird die bisherige Zwischen­staatliche Kommission ersetzen. Über die Zusammen­setzung des neues Rates sollen bis Dezember Gespräche geführt werden. Dabei müssen die an der Reform beteiligten Länder Österreich, Schweiz und Liechten­stein noch zustimmen. Das neue Gremium soll die Schreib-Entwicklung in der Bevölkerung beobachten und künftig alle fünf Jahre Bericht erstatten.
: Flucht ins Unverbindliche. Neue Rechtschreibung gilt von 2005 an und zeugt von Ratlosigkeit. Süddeutsche Zeitung, , s. 1, Politik (438 wörter)
Wer in eine deutsche Schule geht, wird auch künftig anders schreiben müssen, als es alle namhaften deutschen Schrift­steller tun. Es werden ihm auch künftig Schreib­weisen abverlangt, die grammatisch falsch sind.

4. 6. 2004

: Die Alpen-Gämse. Basler Zeitung, , s. 45, Natur, Bücher (162 wörter)
Und sie ist auch zum Problem geworden - nicht für die Landschaft, aber für die Schüler, die sich mit der Rechtschreibereform von der Gemse verabschieden und die Gämse kennen lernen mussten.
: Hauptsache, wir verstehen uns. Berliner Zeitung, , s. 23, Feuilleton (356 wörter)
Die Deutschen erleben acht Jahre nach der Einführung der neuen Rechtschreib­regeln ein Fiasko. Über die Hälfte von ihnen hat das Emp­finden, nicht mehr recht schreiben zu können.

Über die hälfte wusste schon immer nicht, wie man «Le­bensstan­dard» oder «Rhythmus» schreibt. Die entscheidende frage ist nun, auf welche hälfte sich Jähner bezieht.

: Reformmüde. Frankfurter Rundschau, , 60. jg., nr. 127, s. 17, Feuilleton (335 wörter)
Ohne Not hat man mit allerhand sozial­technologischem Brimborium an etwas herum­gedoktert, was auch ohne Reform ganz gut funktio­nierte.
: "Die Sprache wird zerstört." Der Linguist Peter Eisenberg meint: Man kann die Orthografie der Bevölkerung nicht überstülpen. Der Tagesspiegel, , s. 29, Wissen & Forschen (767 wörter)
Man muss sich ansehen, wie Sprache und Schrift sich entwickeln und welche Ver­einheitlichungen sich dabei herausbilden. Nichts anderes hat Konrad Duden jahrzehntelang gemacht. Er wäre nie auf die Idee gekommen, seine Regeln am Schreibtisch zu konstruieren und sie dann der Sprache überzustülpen. Die Kommission dagegen hat sich nie die Mühe gemacht zu beobachten, wie die Menschen wirklich schreiben.

Konrad Duden kam auf sehr interessante ideen, die er später zu gunsten der einheit aufgab. Die kommission dagegen hat nichts konstruiert, sondern in erster linie beobachtet, wie die menschen wirklich schreiben. Aus unserer sicht hätte sie etwas mehr am schreibtisch (= teoretisch fundiert) konstruieren (= konsequenter regeln) können.

hintergrund. die tageszeitung, , s. 14, Sonstiges (88 wörter)
Auch sechs Jahre nach ihrer Einführung scheiden sich an der neuen Rechtschreibung die Geister. […] Heute werden die Kulturminister der Länder in Mainz einen Beschluss zum Bericht der KMK fassen.

3. 6. 2004

: Aufruf für ein Moratorium. Der Bund, , s. 16, Kultur (191 wörter)
Lanciert wurde der Aufruf vom «Arbeitskreis Orthographie» St. Gallen und vom Verein «Sprachkreis Deutsch» in Bern. Zu den Erst­unterzeichnern gehören neben acht Mittelschul­lehrern der Schriftsteller Adolf Muschg und der Basler Sprach­wissenschaftler Rudolf Wachter […].
: Eigentlich ein Verfassungsbruch der Kultusminister. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 10, Briefe an die Herausgeber (837 wörter)
Die Sprachnation kann und wird es auf gar keinen Fall hinnehmen, daß die Politik auch noch die Regelungs­gewalt über die Sprache an sich reißt und sich dabei sogar über grund­legende Spiel­regeln der Demokratie hinwegsetzt. Die ortho­graphische De-facto-Gesetz­gebung der KMK (und des eben­falls be­teiligten Bundes­innen­ministeriums) verstößt nämlich auch noch gegen das Prinzip der Gewalten­teilung, weil die exekutive Gewalt keine legis­lativen Befugnisse besitzt und niemand sie gemäß Artikel 80 des Grund­gesetzes zum Erlaß von Rechts­verordnungen über die Ortho­graphie der deutschen Sprache ermächtigt hat.
: Mit der Brechstange. Varianten der Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 37, Feuilleton (1386 wörter)
Es ist an der Zeit, Hoffnungen auf eine akzeptable Korrektur der Rechtschreib­reform zu be­graben. Es ist Zeit, daß weitere Zeitungen und Verlage zur bisherigen, bewährten und noch immer gültigen Recht­schreibung zurück­kehren. Sie allein bietet Sicher­heit für dauer­haft richtig ge­schriebene Texte.
: Nicht unabhängig. Rechtschreibreform: Protest in der Schweiz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 37, Feuilleton (185 wörter)
Zu den ersten Unter­zeichnern der Pe­tition gehören der Sprach­wissenschaftler Rudolf Wachter und Adolf Muschg.
: Recht haben und recht schreiben. Die Welt, , Forum, Leitartikel (600 wörter)
"Mir war die konsequente Recht­schreibung immer ziemlich gleichgültig. Wie dieses oder jenes Wort geschrieben wird, darauf kommt es doch eigentlich nicht an; sondern darauf, dass die Leser verstehen, was man damit sagen will", meinte Goethe. Doch was ist Goethe gegen ein deutsches Kommissions­mitglied! Sie haben die menschenfreundliche Idee Konrad Dudens, mit einem Regel­büchlein den Druckern und Setzern ihre Arbeit zu erleichtern, zu einem unförmigen, von Wider­sprüchen und Willkür keineswegs freien Wälzer auf­geschwemmt, ständig vermehrt von einer Rechtschreib­industrie, die den Leuten weismacht, die deutsche Kultur ginge unter, wenn einer wagte, "Keiser" statt "Kaiser" zu schreiben. Dass diese Schreib­weise von den ebenso sprach­kundigen wie sprach­bewussten Beiträgern zum Grimmschen Wörter­buch aus­drücklich verzeichnet wird, stört die Puristen wenig. Sie wollen die Vorschrift und die Regel, und zwar auch dort, wo sie zur Sache und zur Klarheit nichts beiträgt.

2. 6. 2004

: Aufruf für ein Moratorium. Rechtschreibreform «Echte Anhörung» gefordert. Aargauer Zeitung, , Kultur (161 wörter)
Bei 150 Mittelschulen werden zurzeit Unterschriften gesammelt, wie Peter Zbinden vom Sprachkreis Deutsch auf Anfrage sagte.
: Eine Totalrevision ist nicht geplant. Die Rechtschreibreform vor dem Ende der Übergangszeit. Neue Zürcher Zeitung, , 225. jg., nr. 125, s. 41, Feuilleton (969 wörter)
Die Politik, die deutsche zumal, steckt in einer peinlichen Lage. An Fragen der Recht­schreibung im Grunde desin­teressiert, versteht sie nicht, warum die Diskussion darüber nicht zur Ruhe kommt. […] In Österreich herrschen weitgehend Indifferenz und Ruhe, in der Schweiz ist hie und da ein obstinates Grummeln vernehmlich. Kein Vergleich mit Deutschland. Dort besitzt der Protest kampagnen­artige Züge; Akademien, Professoren und namhafte Verbände wie der PEN erwachen gerade in jüngster Zeit zu frischer Opposition. […] Die deutsche Politik hat zwar begriffen, dass die Orthographie kein Thema für sie ist. Je länger der Streit währt, desto mehr fühlt sie sich von der Materie überfordert. Anstatt jedoch ganz die Finger davon zu lassen, wünscht sie sich mehr Autorität für die Reform.
: Lehrer wollen Reform bremsen. Die Südostschweiz, , s. 17, Kultur (189 wörter)
Eine Gruppe von Schweizer Gymnasiallehrkräften ruft die Erziehungsdirektoren­konferenz (EDK) zu einem Moratorium bei der 1996 eingeleiteten Rechtschreib­reform auf.
neu : 13 Frauen im Schreib-Kampf. taz Hamburg, , nr. 7372, s. 22, Hamburg Aktuell (325 wörter)
Claudia Ludwig will mehr Zeit. Zeit, um Stimmung gegen die neue Recht­schreibung zu machen. "Sie wird nie er­lernbar sein", sagt die Vor­sitzende der neuen Hamburger "Initiati­ve zur Rettung der klassi­schen deutschen Recht­schreibung nach Konrad Duden".

1. 6. 2004

: Sprachpflege. Sprachecke. Darmstädter Echo, , Kultur (434 wörter)
Schon vorher gab es Reformen, etwa die von 1901, die das th in Wörtern wie Tier abschaffte. Auch hier war eine staatliche Kommission tätig. […] Die Rechtschreibreform von 1998 wurde nicht widerspruchslos hingenommen. Wir leben ja schließlich in einer Demokratie, wo jeder seine Meinung sagen darf. Vor hundert Jahren, sollte man meinen, war das anders. Der Kaiser befahl und alle gehorchten. Weit gefehlt – die Diskussionen gingen weiter. […] Wäre es gut, wenn es eine Behörde gäbe, die Sprachsündern endlich einmal die Meinung sagte, dem Überhand­nehmen von Fremdwörtern wehrte und dem Missbrauch von Apostrophen ein Ende setzte? Das wäre ein tiefer Eingriff in die Meinungs- und Presse­freiheit und würde zu noch mehr Unruhe führen als die letzte Rechtschreib­reform.

6. 2004

: Editorial. Schweizer Monatshefte,
Die Wirkungen der neuen Regeln mögen im Alltag nicht so augenfällig sein; dort aber, wo Genauigkeit des Ausdrucks verlangt wird, in den Wörter- und Schul­büchern, in der Fach- und schönen Literatur, sind die Folgen über­wiegend negativ.